Die Affenpfote (englischer Originaltitel: The Monkey’s Paw) ist eine Kurzerzählung des englischen Autors William Wymark Jacobs (1863–1943).
Sie wurde 1902 in seinem Kurzgeschichtenband The Lady of the Barge erstveröffentlicht und gilt als eine der berühmtesten Horror-Kurzgeschichten der englischen Literatur. Sie basiert auf traditionellen Geschichten, in denen einer Person drei Wünsche erfüllt werden, in diesem Fall dem Besitzer eines Talismans in Gestalt einer mumifizierten Affenpfote. Die Erfüllung der Wünsche fordert jedoch einen schrecklichen Preis.
Die Geschichte beginnt mit dem Besuch eines von Krankheit und Alkohol gezeichneten britischen Kolonialoffiziers, Sergeant Major Morris, bei der Familie eines alten Freundes, Mr. White, in der Laburnum Villa in England. Zufällig kommt das Gespräch auf eine getrocknete Affenpfote, die Morris aus Indien mitgebracht hat. Er behauptet, sie sei von einem berühmten Fakir hergestellt worden, der damit beweisen wollte, dass die Durchbrechung des vorherbestimmten Karmas durch die Erfüllung von persönlichen Wünschen nur Unglück bringen kann. Morris selbst sei nach dem Tod des vorherigen Eigentümers in den Besitz der Pfote gelangt, und nachdem ihm seine drei Wünsche erfüllt worden seien, könne er die Pfote nun weitergeben. Ungeachtet der Warnungen über die verfluchte Natur des Talismans nimmt Mr. White die Pfote an und spricht, ermutigt durch seine Gattin, einen Wunsch aus. Achtlos wünscht er sich, in den Besitz von 200 Pfund Sterling zu kommen. Der Wunsch wird ihm bald auf schreckliche Weise erfüllt. Sein einziger noch lebender Sohn Herbert gerät bei einem Arbeitsunfall in eine laufende Maschine und wird getötet. Als Anerkennungsbetrag erhält Mr. White vom Arbeitgeber 200 Pfund Sterling.
Nach der Beerdigung verfällt das alte Ehepaar in eine teilnahmslose und depressive Lebensweise. Eines Nachts wird Mrs. White jedoch von einem plötzlichen Einfall ergriffen. Sie bittet ihren Ehemann flehentlich, einen zweiten Wunsch auszusprechen: die Rückkehr ihres Sohnes ins Leben. Mr. White zögert zunächst, aber erneut gibt er dem Drängen seiner Frau nach und spricht den Wunsch aus. Zunächst geschieht nicht das Geringste, und das niedergeschlagene Ehepaar begibt sich enttäuscht wieder zu Bett. Erst später hören sie, wie plötzlich jemand an die Haustür klopft. Mrs. White ist überzeugt, dass es sich hierbei nur um ihren Sohn handeln kann (der eine gewisse Weile gebraucht haben muss, um die Strecke vom Friedhof zum Haus zurückzulegen), und läuft zur Haustür, außer sich vor Freude. Mr. White hingegen (der, anders als seine Frau, den Leichnam vor der Beerdigung noch gesehen hat), wird von Grauen erfasst. Im letzten Moment greift er nach der Affenpfote und spricht seinen dritten Wunsch aus. Als seine Frau die Tür aufreißt, ist auf der leeren Straße niemand zu sehen.
Die unheimliche und Grauen erregende Wirkung von Jacobs Kurzgeschichte basiert auf dem meisterhaften Umgang mit Andeutungen und Hinweisen, die durch ihre Vagheit und Unbestimmtheit die Vorstellungskraft des Lesers anregen. So werden die Wünsche der Vorbesitzer der Affenpfote nicht genannt, sondern nur ihre möglichen Auswirkungen angedeutet, nämlich in Form eines Todesfalls (Selbstmord?) und Morris’ eigentümlicher Gleichgültigkeit (Lebensüberdruss?). Auch wird Herberts Tod nicht beschrieben. Nur durch den (tatsächlich sehr zurückhaltenden) Bericht eines Firmenvertreters drängt sich dem Leser das Bild eines entsetzlichen Unfalls und einer verstümmelten und entstellten Leiche auf. Ebenso wird der Wortlaut des letzten Wunsches nicht enthüllt. Dennoch wird man zu der Vermutung gedrängt, dass Mr White seinen eigenen, geliebten Sohn wieder in das Reich der Toten zurückbannt und damit wissentlich die letzte Hoffnung seiner Frau zerstört. Letztendlich bleibt unklar, wer (oder was) tatsächlich an die Tür geklopft hat. Alle Ereignisse können somit auch als eine bloße Verkettung von unglücklichen und tragischen Zufällen erklärt werden. Die Interpretation der Ereignisse durch die Protagonisten stellt vielleicht nur eine verhängnisvolle Selbsttäuschung dar (hervorgerufen durch die Angebereien eines Trinkers), genau so wie die Interpretation der Geschichte durch den Leser.
Das Thema der Geschichte hat strukturelle Ähnlichkeit mit den Geschichten um Doktor Faust, in denen es ebenfalls keine Möglichkeit gibt, einen Wunsch in so geschickter Form zu formulieren, dass der Teufel den Wünschenden nicht verderben kann, und vielleicht zu den Geschichten um den Zauberlehrling, der nicht in der Lage ist, die von ihm befreiten Kräfte unter Kontrolle zu halten.
Auch besteht eine Ähnlichkeit zu dem 1831 erschienenen Roman „La Peau de Chagrin“ (dt. Das Chagrinleder) von Honoré de Balzac, in dessen Rahmenhandlung eine gegerbte Eselshaut ebenfalls drei Wünsche gewährt, deren Erfüllung ihrem Besitzer jeweils einen gravierenden Nebeneffekt beschert. Bereits hier findet sich bei dem ersten ausgesprochenen Wunsch die Zahl 200, der Besitzer wünscht sich nämlich den Betrag von 200.000 französischen Franken.
Eine harmlosere Parallele bilden die zahlreichen Varianten der „Drei-Wünsche-Witze“.
Im Rahmen der 1985 von der ARD ausgestrahlten Serie „Gespenstergeschichten“ ist die Affenpfote verfilmt worden.
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