Christian Sigrist (* 25.
März">25. März 1935 in St. Blasien; † 14. Februar 2015 in Münster) war ein deutscher Ethnologe und Soziologe.
1935 wurde sein Vater, der nach der Schließung von Salem wegen „jüdischer Versippung“ mit einem Berufsverbot belegt war, am Kolleg St. Blasien als Philologe angestellt. Von September 1946 bis Dezember 1947 war Christian Sigrist dort Internatsschüler. In einem Interview schilderte er ein Klima der Repression, Prüderie und Gewalt. Auch habe es eine antisemitische Grundstimmung gegeben. Mit „Wir sind hier doch nicht in einer Judenschule!“ wurde zur Ordnung gerufen.
Christian Sigrist wurde 1965 mit seiner Dissertation über Segmentäre Gesellschaften promoviert. Von 1971 bis zur Emeritierung am Ende des Wintersemesters 1999/2000 lehrte Sigrist als Professor für Soziologie an der Universität Münster.
Während seiner wissenschaftlichen Karriere unternahm er Feldforschungen in Afghanistan und Guinea-Bissau und veröffentlichte zahlreiche Artikel und Reportagen zu Problemen der Dritten Welt. Schwerpunkt seiner Arbeiten zur Gesellschaftstheorie waren nach eigener Aussage die „Kritik von Herrschaftsverhältnissen und ihrer Rechtfertigung durch liberale Ideologen (Dahrendorf) und Systemtheoretiker (Luhmann)“. Außerdem forschte er zu Übergangsgesellschaften, Befreiungsbewegungen, Agrar-, Rechts- und Entwicklungssoziologie.
Seit 1978 war Christian Sigrist als agrarsoziologischer Berater des kap-verdischen Ministers für ländliche Entwicklung tätig. Ferner war er 1986 Sachverständiger beim Afghanistan-Hearing des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages. Zudem wirkte er als Organisator eines israelisch-palästinensisch-deutschen Symposiums über „Perspektiven der Koexistenz“.
Sigrist verteidigte Ulrike Meinhof nach deren Zustimmung zum Anschlag des Schwarzen September 1972 in München gegen Vorwürfe des Antisemitismus. Er engagierte sich in Solidaritätskomitees und veröffentlichte einen Aufsatz über die Sympathie der Dritten Welt mit den Militanten in der Ersten Welt in der Zeitschrift Kursbuch unter dem Titel Folter in der BRD.
Sigrist äußerte nach dem 11. September 2001 in der anarchistischen Monatszeitung Contraste Kritik an der amerikanischen Politik:
„Das ist keine Rechtfertigung, das ist auch keine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Menschen, aber die Brutalität, welche der amerikanische Imperialismus weltweit verübt, schlägt auf ihn zurück.“
Zudem forderte er in demselben Interview die US-amerikanische Regierung auf, weniger jüdische und mehr arabische Politiker in der Nahost-Politik einzusetzen, um Vertrauen aufzubauen. Contraste distanzierte sich eine Ausgabe später von den Aussagen Sigrists, da diese „offene antisemitische Aussagen“ beinhalteten.
Autor
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Personendaten | |
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NAME | Sigrist, Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Soziologe und Ethnologe |
GEBURTSDATUM | 25. März 1935 |
GEBURTSORT | St. Blasien |
STERBEDATUM | 14. Februar 2015 |
STERBEORT | Münster |
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