Chariten: Griechische Gottheiten

Die Chariten (altgriechisch Χάριτες Chárites, Singular Charis) sind in der griechischen Mythologie „Untergöttinnen“ und Dienende der Hauptgötter, die mit Aphrodite, aber auch Hermes und Apollon in Verbindung stehen.

In der römischen Mythologie entsprechen sie den drei Grazien (lateinisch gratiae).

Chariten: Bedeutung, Die Abkunft, Anzahl und besondere Namen
Die drei Grazien auf einem antiken Fresko aus Pompeji

Sie sind Töchter des Zeus und der Eurynome und heißen Euphrosyne („die Frohsinnige“), Thalia („die Blühende“) und Aglaia („die Strahlende“). Sie brachten den Menschen und den Göttern Anmut, Schönheit und Festesfreude. Die drei Chariten bzw. Grazien waren ein beliebter Gegenstand der bildenden Kunst und wurden meist unbekleidet, sich gegenseitig berührend oder umarmend dargestellt. Eines der bekanntesten Gemälde – Die drei Grazien (Musée Condé) – ist von Raffael.

Bedeutung

Der Name leitet sich laut Cornutus, de natura deorum, aus altgriechisch χαρά chará, deutsch ‚Freude‘ ab, das Verb dazu ist χαίρειν chaírein, deutsch ‚sich freuen‘.

Der römische Philosoph Seneca fasst die Bewegungen der drei Grazien als vollständige Darstellung der Großmut auf.

Die Abkunft

Die meisten der antiken Quellen sind sich über Zeus als Vater einig, nennen als Mutter aber:

Anderen Genealogien zufolge werden die Chariten auch als Töchter von Nyx und Erebos, Hekate und Hermes oder jene der Nymphe Aigle und des Sonnengottes Helios (lt. Antimachos) bezeichnet. Als Mondgottheiten (s. u.) sollen sie wiederum Uranos zum Vater haben.

Bei Nonnos von Panopolis Dionysiaka treten Dionysos und Hera als Eltern auf.

In der römischen Mythologie sind die Grazien Töchter des Bacchus oder des Liber und der Venus (Vergil).

Anzahl und besondere Namen

„Ursprünglich gab es wahrscheinlich nur eine Charis. Sie erscheint als Gemahlin des Hephaistos [Vulcanus, Verf.], was wohl dahin zu verstehen ist, dass man dem Verfertiger reizvoller Kunstwerke den personifizierten Liebreiz (= Charis) zugesellte.“

Einige antike Quellen nennen laut Pausanias (griechischer Schriftsteller des 2. Jahrhunderts n. Chr.) nur zwei Chariten:

a) Wie sie die Athener seit ältesten Zeiten verehrten:

  • Auxo („die Wachsende, Zunehmende“)
  • Hegemone („die Voranschreitende, Führende“)

b) Wie sie die Lakedaimonier in Lakonien verehrten:

  • Phaenna („die Glänzende, Leuchtende“)
  • Kleta („die Gerufene“)

In beiden Fällen beziehen sich die Namen auf Phasen des Mondes (der bei Neumondfesten mit Lärm „gerufen“ wurde).

Die meisten antiken Quellen nennen wie Hesiod drei Chariten bzw. Grazien (von der jüngsten zur ältesten):

  • Aglaia („die Glänzende“), in der Ilias (unter dem generischen Namen Charis) und bei Hesiod Gemahlin des Hephaistos
  • Euphrosyne („Frohsinn“), laut Cornutus auch Euphrone genannt,
  • Thalia („Festfreude“), nicht zu verwechseln mit Thalia, der Muse für das Lustspiel, Tochter des Zeus und der Mnemosyne.

Eine Grazie namens Peitho oder Suadela kommt laut Pausanias in einigen Quellen als vierte hinzu oder wird laut Aristophanes statt Euphrosyne genannt.

Bei Homers Ilias treten zwei Chariten auf:

  • Pasithea, welche dem Schlafgott Hypnos durch Hera zur Gemahlin versprochen wird
  • Aglaia, unter dem generischen Namen Charis als Frau des Hephaistos

Siehe auch

Literatur

  • Benjamin Hederich: Gründliches mythologisches Lexikon. Gleditsch, Leipzig 1770; Reprint Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-13053-7.
  • Herbert Hunger: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Mit Hinweisen auf das Fortwirken antiker Stoffe und Motive in der bildenden Kunst, Literatur und Musik des Abendlandes bis zur Gegenwart. 6. erweiterte und ergänzte Auflage. Rowohlt, Hamburg 1974, ISBN 3-499-16178-8.
  • Nicola Kaminski: Chariten. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 184–190.
  • Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen. Band I. dtv, München 1984, ISBN 3-423-01345-1.
  • Veronika Mertens: Die drei Grazien. Studien zu einem Bildmotiv in der Kunst der Neuzeit. Harrassowitz, Wiesbaden 1994, ISBN 3-447-03435-1.
Commons: Grazien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Tags:

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