Žatec (deutsch Saaz) ist eine Stadt im Okres Louny (Bezirk Laun) im Ústecký kraj (Aussiger Region) im Nordwesten Tschechiens.
Unter dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl wurde sie im Jahr 1265 zur königlichen Stadt erklärt, mit besonderen Privilegien ausgestattet und war bis 1848 das Verwaltungszentrum des Saatzer Kreises. Im Jahre 1868 wurde Saaz Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Bezirkes Saaz.
Žatec | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Historischer Landesteil: | Böhmen | |||
Region: | Ústecký kraj | |||
Bezirk: | Louny | |||
Fläche: | 4268,7337 ha | |||
Geographische Lage: | , 13° 33′ O50° 19′ 38″ N, 13° 32′ 45″ O | |||
Höhe: | 233 m n.m. | |||
Einwohner: | 19.044 (1. Jan. 2023) | |||
Postleitzahl: | 438 01 | |||
Kfz-Kennzeichen: | U | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Praha–Chomutov | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 7 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Radim Laibl (Stand: 2023) | |||
Adresse: | náměstí Svobody 1 438 01 Žatec 1 | |||
Gemeindenummer: | 566985 | |||
Website: | www.mesto-zatec.cz | |||
Lage von Žatec im Bezirk Louny | ||||
Das historische Stadtzentrum wurde 1961 zum städtischen Denkmalreservat erklärt. Žatec ist das Zentrum eines traditionellen Hopfenanbaugebietes und durch den Hopfenhandel für das tschechische und ausländische Brauereiwesen von Bedeutung. 2023 erklärte die UNESCO Žatec und die umliegende Landschaft des Saazer Hopfens zum Weltkulturerbe.
Die Stadt liegt am rechten Ufer der Eger oberhalb der Einmündung der Hutná, etwa 48 Kilometer ostnordöstlich von Karlsbad.
Die Stadt Žatec besteht aus den Ortsteilen Bezděkov (Bezdiek), Milčeves (Miltschowes), Radíčeves (Reitschowes), Trnovany (Trnowan), Velichov (Welchau), Záhoří (Dreihöf) und Žatec (Saaz). Das Stadtgebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Bezděkov u Žatce, Milíčeves, Radíčeves, Trnovany u Žatce, Velichov u Žatce und Žatec. Grundsiedlungseinheiten sind Bezděkov, Hlavní nádraží, Husova, Kasárna, Kolava, Macerka, Milčeves, Mostecká, Na homoli, Nad Černávkou, Nad libočanskou silnicí, Nemocnice, Pereč, Pod hlavním nádražím, Pod Starým vrchem, Pod západním nádražím, Podměstí-jih, Podměstí-sever, Radíčeves, Trnovany, U nemocnice-jih, U nemocnice-sever, U Ohře, U stadiónu, V pekle, Velichov, Za hřbitovem, Záhoří, Západní nádraží, Žatec-jih und Žatec-střed.
Die fruchtbare Landschaft der Saazer Ebene war seit frühester Zeit besiedelt. Prähistorische Funde aus dieser Gegend, die im Saazer Regionalmuseum gezeigt werden, belegen dies, sie sind heidnisch, ohne Datierung und ordnen sich in die Geschichte Böhmens ein.
In historischen Quellen liegt für 1004 die erste Erwähnung als (lateinisch) Urbs Satzi in der Chronik des Thietmar von Merseburg vor, als der deutsche Kaiser die slawische Burg von der polnischen Besetzung befreite. Die Stadt wurde 1265 zur Königsstadt in Böhmen erhoben und war im Mittelalter eines der wichtigsten Verwaltungszentren des Königreich Böhmen. Vom 15. Jahrhundert bis zum Revolutionsjahr 1848 war Žatec Sitz eines der 16, später 12 böhmischen Kreise. Diesem Saatzer Kreis (Žatecký kraj) wurde von 1714 bis 1751 der westlich benachbarte Elbogener Kreis (Loketský kraj) angegliedert. Ab 1868 hatte sie den Status einer Bezirksstadt des Bezirks Saaz im Königreich Böhmen, von 1938 bis 1945 des Landkreises Saaz des Deutschen Reiches und ab 1945 bis 1960 des Okres Žatec in der Tschechoslowakei.
Unter dem böhmischen König Ottokar I. Přemysl wurden ab 1200 deutsche Siedler durch Lokatoren ins Land gerufen, die sich auch in Saaz niederließen. Nach den Angriffen der tschechischen Reformbewegung der Hussiten um 1420 verließen viele Deutsche wieder die Stadt. Unter der Herrschaft des Georg von Podiebrad bekannte sich die Stadt zum Utraquismus und war danach bis zur Schlacht am Weißen Berg (1620) im Wesentlichen evangelisch-lutherischen Glaubens. Als Teilnehmer des protestantischen Ständeaufstands in Böhmen wurde auch der Saazer Bürgermeister Maxmilián Hošťálek z Javořice (* 1564) zum Tode verurteilt und 1621 in Prag hingerichtet. Die Stadt Saaz verlor zahlreiche Privilegien.
Durch die Rekatholisierung in Böhmen im Rahmen der Gegenreformation und die Neubesiedlung nach den Verwüstungen im Dreißigjährigen Krieg nahm der Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung wieder zu, so dass Saaz bis 1945 eine Stadt mit überwiegend deutscher Bevölkerung war. Volkszählung 1930: 18100 Einwohner (davon 3156 Tschechen).
Durch das Münchner Abkommen kam Saaz 1938 zum Deutschen Reich. Im Januar 1945 gehörte Saaz zum Landkreis Saaz im Regierungsbezirk Eger im Reichsgau Sudetenland.
Am 10. Mai 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee vom Nationalsozialismus befreit, der Landrat Johann Czapka erschoss sich. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutschböhmische Bevölkerung 1945 und 1946 größtenteils vertrieben. Gemäß dem Beneš-Dekret 108 vom 25. Oktober 1945 wurde ihr Vermögen und Besitz konfisziert und unter staatliche Verwaltung zu Gunsten der Tschechoslowakei gestellt. Am 3. Juni 1945 befahlen Soldaten der 1. Tschechoslowakischen Division unter General Oldřich Španiel rund 5000 deutschen Männern, sich auf dem Marktplatz zu versammeln. Es wurden alle Männer zwischen 15 und 65 Jahren von den Svoboda-Truppen ins 15 Kilometer entfernte Postoloprty getrieben. Es gab ungefähr 800 Tote, die anderen Männer wurden abgeführt.
Nach 1945 zogen Tschechen aus Zentralböhmen und Mähren sowie Wolhynientschechen orthodoxen Glaubens aus der Ukraine, sogenannte tschechische Repatrianten, Slowaken und Roma nach Saaz. Durch eine Verwaltungsreform wurden im Jahre 1960 die bisherigen Bezirke Saaz, Podersam und Laun zum Okres Louny vereinigt. Damit verlor Žatec die wichtigsten Bezirksbehörden, wie Bezirksverwaltung und Bezirksgericht und wurde eine einfache Stadt. In den Jahrzehnten des Kalten Krieges war Žatec ein bedeutender Standort der Tschechoslowakischen Volksarmee.
Bis 1945 war Saaz überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Bevölkerungsentwicklung im Stadtgebiet von Saaz bis 1945
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1785 | k. A. | 530 Häuser einschließlich der Vorstädte |
1830 | 4.922 | in 216 Häusern |
1844 | 5.577 | in 628 Häusern, einschließlich der Vorstädte |
1869 | 8.869 | in 695 Häusern |
1880 | 10.425 | in 795 Häusern |
1890 | 13.234 | in 885 Häusern |
1900 | 16.188 | meist deutsche Einwohner in 1034 Häusern |
1910 | 17.130 | in 1.197 Häusern |
1921 | 16.211 | in 1.237 Häusern, davon 13.979 Deutsche |
1930 | 18.100 | in 1.671 Häusern, davon 3.156 Tschechen |
1939 | 16.247 | davon 1.120 Evangelische, 14.863 Katholiken, 24 sonstige Christen und 25 Juden |
Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Saaz bis 1945
Jahr | 1869 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1921 | 1930 |
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Einwohner | 10.050 | 11.660 | 14.520 | 17.754 | 18.666 | 17.761 | 19.757 |
Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Žatec nach Ende des Zweiten Weltkriegs
(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)
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Das historische Stadtzentrum wurde 1961 in die Liste der städtischen Denkmalreservate in Tschechien aufgenommen.
siehe Karte.
In der Gründerzeit nach dem Eisenbahnanschluss 1872–73 entstanden in Saaz zahlreiche Fabriken, die nicht mehr existieren:
Neben dem Hopfenhandel gelangte die Stadt auch durch den Handel mit Gurken zu Wohlstand. Der Gurkenmarkt befand sich in der unteren Vorstadt vor der Egerbrücke.
Gegenwärtige Unternehmen
sowie im neuen Gewerbegebiet „Triangle“ an der Schnellstraße R7 Praha – Chomutov:
Eisenbahn
Ab 1872–73 war Saaz an das Eisenbahnverkehrsnetz durch die Buschtěhrader Eisenbahn von Prag nach Komotau und die Eisenbahn Pilsen–Priesen(–Komotau) von Pilsen nach Dux angeschlossen. Heute existieren noch die Bahnstrecke Plzeň–Duchcov von Pilsen bis Bilin und die Bahnstrecke Praha–Chomutov von Prag nach Komotau.
Es gibt zwei Bahnhöfe: Žatec (früher Saaz Stadt) und Žatec západ (früher Saaz West).
Straße
Der Ort ist über die folgenden Straßen zu erreichen:
Spätestens im 14. Jahrhundert sind Juden in die königliche Stadt Saaz eingewandert, ihre Existenz lässt sich seit 1350 nachweisen. Ein jüdisches Ghetto mit Friedhof („Judengarten“) gab es am rechten Ufer der Eger. Im Jahr 1541 ereignete sich ein Pogrom gegen die Juden, sie wurden vertrieben, ihr Besitz wurde geraubt. In einem Gnadenbrief bestätigte König Ferdinand von Böhmen 1543, dass die Stadt fortan keine Juden mehr zu dulden brauche. Die vertriebenen Juden siedelten sich in verschiedenen umliegenden Dörfern an, z. B. in Horschenz (Hořence bei Nezabylice), Libotschan (Libočany), Liebeschitz (Liběšice u Žatce), Michelob (Měcholupy), Postelberg (Postoloprty) und Tscheraditz (Čeradice).
Aber auch in der näheren Umgebung, z. B. in Bielenz (Bílence), Deutsch Rust (Podbořanský Rohozec), Drahenz bei Lubenz (Drahonice bei Lubenec), Eidlitz (Údlice), Ledau bei Podersam (Letov bei Podbořany), Maschau (Mašťov), Pflanzendorf bei Perutz (Hřivčice bei Peruc), Podersam (Podbořany) und Weitentrebitsch (Široké Třebčice bei Veliká Ves) gab es jüdische Gemeinden und jüdische Friedhöfe.
Die Rückwanderung von Juden aus diesen umliegenden Dörfern nach Saaz begann erst wieder um 1850 bedingt durch die jüdische Emanzipation nach der Revolution von 1848/49. Im Jahr 1868 erfolgte die Verlegung der Synagoge von Libotschan nach Saaz und es wurde eine jüdische Kultusgemeinde in Saaz gegründet. Der jüdische Friedhof an der Trnowaner Straße wurde 1869 eröffnet (seit 1902 mit Zeremonienhalle). Die Saazer Synagoge wurde 1871–72 nach Plänen von Johann Staniek in der Langgasse erbaut und im Jahr 1911 renoviert, sie ist die zweitgrößte in Böhmen.
Um das Jahr 1900 gab es die größte Anzahl jüdischer Bewohner in der Stadt, es lebten etwa 1300 Juden in Saaz. Eine starke Abwanderung setzte in den 1930er Jahren ein. Bei der Eingliederung des Sudetenlandes ins Deutsche Reich im Jahr 1938 hatten die meisten Juden die Stadt bereits verlassen, mit der Deportation der letzten Juden kam 1942 das Ende der jüdischen Gemeinde. Die Synagoge wurde 1938 teilzerstört, danach aber wieder als Lazarett und nach dem Zweiten Weltkrieg als Lagerraum genutzt. Nach der Sanierung im Jahr 2008 wird sie jetzt als Kulturzentrum genutzt, da es keine jüdische Gemeinde in Saaz mehr gibt.
Liste der Rabbiner in Saaz Folgende Rabbiner sind dokumentiert:
Gottesdienste fanden bis 1954 im Gebäude neben der Synagoge statt.
Bedeutende Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Saaz
Johann Wolfgang von Goethe war insgesamt dreimal in Saaz, und zwar auf der
Der österreichische Komponist Panos Kirkor hat u. a. zwei Klavierstücke über die Stadt Saaz komponiert:
Legende: Im Jahr 2001 wurde auf dem Ringplatz in Saaz ein Grab entdeckt, in dem sich ein Skelett, die Reste eines hölzernen Fasses und eine kleine Tontafel mit sieben Kerben, die als „älteste Bierrechnung der Welt“ bezeichnet wurde, gefunden. Diese Tafel, als Gedenktafel an den „ältesten Biertrinker der Welt“ interpretiert, wurde zum Logo des Vereins Tempel des Hopfens und des Bieres.
Jeweils im September zum Ende der Hopfensaison findet das Saazer Hopfenfest (genannt Dočesná oder Chmelfest – Zusammensetzung aus tschechisch chmel für „Hopfen“ und dem deutschen Fest) statt.
In der Stadt wurden u. a. Aufnahmen für folgende Filme gedreht:
in der Reihenfolge des Erscheinens
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