Weimarer Republik Verfassungstag: Nationalfeiertag der Weimarer Republik

Der Verfassungstag am 11.

August war von 1921 bis 1932 Nationalfeiertag der Weimarer Republik.

Weimarer Republik Verfassungstag: Feiertagsstatus und Charakter, Der Verfassungstag und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Literatur
Verfassungsfeier im Berliner Stadion am 11. August 1929, mit dem Reichsbanner der Republik

Die ursprüngliche Absicht der Nationalversammlung von 1919, den 1. Mai zum Nationalfeiertag zu erklären, war nicht weiter verfolgt worden. Erst zwei Jahre später wurde der 11. August als Tag der Unterzeichnung der Verfassung des Deutschen Reiches auf Initiative von SPD, DDP und Zentrum zum Nationalfeiertag, an dem die Verfassung der Republik gewürdigt werden sollte.

Feiertagsstatus und Charakter

Weimarer Republik Verfassungstag: Feiertagsstatus und Charakter, Der Verfassungstag und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Literatur 
Menschenmenge vor dem Reichstag bei der letzten Verfassungsfeier, 11. August 1932
Weimarer Republik Verfassungstag: Feiertagsstatus und Charakter, Der Verfassungstag und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Literatur 
3-RM-Münze zum 11. August 1922
Weimarer Republik Verfassungstag: Feiertagsstatus und Charakter, Der Verfassungstag und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Literatur 
3-RM-Münze zum 11. August 1922

Ein Kuriosum stellt die Tatsache dar, dass der Verfassungstag zwar Nationalfeiertag, jedoch kein reichsweiter gesetzlicher Feiertag war, obgleich in den Folgejahren wiederholt vergebliche Anstrengungen unternommen wurden, ihm durch ein Reichsgesetz diesen Status zu geben. Es blieb den einzelnen Ländern des Reiches überlassen, ob sie den Verfassungstag zu einem gesetzlichen Feiertag erhoben, so dass die Regelungen uneinheitlich blieben. In der Republik Baden und im Volksstaat Hessen kam der Feiertagsstatus zustande, im Freistaat Bayern nicht.

Die offiziellen Feiern zum Verfassungstag waren anfangs betont nüchtern, unauffällig und zurückhaltend, was gemeinsam mit den uneinheitlichen Feiertagsregelungen dazu beitrug, dass der Nationalfeiertag niemals populär wurde und auch nicht zum Symbol demokratischen Selbstverständnisses werden konnte. Die späteren aufwendigeren Feiern konnten diesen Anfangsmangel nicht mehr wettmachen; Bemühungen, dem eher kühl und akademisch mit distanziert-offiziellen Veranstaltungen begangenen Verfassungstag Volkstümlichkeit zu geben, blieben erfolglos.

Die künstlerische Gestaltung der Verfassungstage lag von 1921 bis 1933 in den Händen des Reichskunstwartes Edwin Redslob, der in dieser Funktion zugleich für alle Fragen staatlicher Symbolik zuständig war. Er strebte eine Inszenierung an, bei der durch eine gemeinsame Feier „eine Verbindung der Regierung und ihrer Gäste mit der Gesamtheit des Volkes geschaffen“ wurde, eine „Feier von werbender Kraft“, eine „Form gemeinsamen Bekenntnisses zum Aufbau des neuen Staates“. Dazu wurden z. B. während der offiziellen Feier im Reichstag die Türen geöffnet und es fand gleichzeitig ein Volksfest mit Militärmusik auf dem Platz vor dem Reichstag statt, der durch zwei riesige Masten mit schwarz-rot-goldenen Fahnen geschmückt war, bei der der Reichspräsident eine Ehrenkompanie abschritt. Redslob empfand diese Feiern als erfolgreich.

Der Verfassungstag und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

Eine bedeutende Rolle bei der Ausgestaltung der Feiern zum 11. August nahm das 1924 in Magdeburg gegründete Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an, welches den Festtag fest in seinen eigenen Feiertagskalender integriert hatte.

Diese Republikschutzorganisation, welche von den drei Parteien der Weimarer Koalition SPD, Zentrum und DDP getragen wurde, gestaltete den 11. August überall, wo sie über Ortsgruppen verfügte, aktiv mit und gab dem Tag mit Paraden, Aufmärschen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen und einem kulturellen Rahmenprogramm teils in Kooperation mit den örtlichen Behörden, teils gegen diese, ein würdiges Gepräge.

Literatur

  • Jörg Koch: Verfassungstag, in: Ders. Dass Du nicht vergessest der Geschichte – Staatliche Gedenk- und Feiertage von 1871 bis heute. Wbg Academic, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-534-40186-4, S. 73–88.
  • Nadine Rossol: Performing the Nation in Interwar Germany. Sport, Spectacle and Political Symbolism, 1926–1936. Palgrave Macmillan 2010, ISBN 978-0-230-21793-5
  • Christoph Gusy: Die Weimarer Reichsverfassung. Mohr Siebeck, 1997, ISBN 3-16-146818-X.
  • Ralf Poscher: Der Verfassungstag. Nomos-Verlags-Gesellschaft, 1999, ISBN 3-7890-6334-7.
  • Edwin Redslob: Die Staatsfeiern der Reichsregierung. In: Edwin Redslob: Bekenntnis zu Berlin. Reden und Aufsätze. Stapp Verlag, Berlin 1964, S. 12–17.
Commons: Verfassungsfeiern in Berlin (Weimarer Republik) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Tags:

Weimarer Republik Verfassungstag Feiertagsstatus und CharakterWeimarer Republik Verfassungstag Der Verfassungstag und das Reichsbanner Schwarz-Rot-GoldWeimarer Republik Verfassungstag LiteraturWeimarer Republik Verfassungstag WeblinksWeimarer Republik Verfassungstag EinzelnachweiseWeimarer Republik VerfassungstagNationalfeiertagWeimarer Republik

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

Kampfstern GalacticaCharles III.Sebastian JacobyLeipzigKlaus-Michael KühneUlrike GuérotTierkreiszeichenAnna PlankenATACMSListe der IPA-ZeichenTaliso EngelToni KroosTürkeiListe der Staaten der ErdeShogun (Roman)Sammy AmaraVereinigtes KönigreichGreta ThunbergKirsten DunstFrederick LauJohn Moulder-BrownIrlandMönch (Teichwirtschaft)Anna StolzSchwedenTino ChrupallaWilliam Adams (Weltreisender)BremervördeLebensbornPoor ThingsPfingstenRheinland-PfalzAchim BergCrooks (Fernsehserie)TiktokKölnTom Holland (Schauspieler)ChatGPTKfz-Kennzeichen (Deutschland)Sebastian LegeNikolai KinskiOSI-ModellDeutsches KaiserreichZeugen JehovasWeimarer RepublikTürkische Republik NordzypernWeltkarteSahra WagenknechtErster MaiRumänienAmselNullAdriane RickelMartin Luther KingNuklearkatastrophe von TschernobylKlaus Bräunig (Doppelmörder)3 Body ProblemAssignment – Der AuftragIKEAStrosek DesignMoisés AriasHans HolleinBorussia DortmundAnnalena BaerbockMark AmborBewegungsparallaxeNiedersachsenArmenienAlexander der GroßeMerseyside DerbyFranz Joseph I.EisheiligeZiegenmelkerRicarda LangElyas M’BarekGünter GuillaumeThe Killing of a Sacred Deer🡆 More