Trade Republic: Deutscher Online-Broker mit Sitz in Berlin

Die Trade Republic Bank GmbH ist eine deutsche Bank mit Sitz in Berlin-Pankow, die als Online- bzw.

Neobroker bekannt geworden ist. Das Unternehmen bietet seinen Kunden als Kreditinstitut die Möglichkeit, über eine Mobile App und seit Oktober 2021 auch über eine browserfähige Webanwendung börsennotierte Wertpapiere und Kryptowährungen zu handeln. Abgewickelt werden die Transaktionen über den Finanzdienstleister LS Exchange oder direkt mit den Zertifikateanbietern HSBC Trinkaus, Citibank, Société Générale und UBS. Trade Republic erhält eine Rückvergütung dieser Partner für abgewickelte Transaktionen.

  Trade Republic Bank GmbH
Logo
Staat DeutschlandTrade Republic: Geschichte, Unternehmen, Dienstleistungen Deutschland
Sitz Berlin
Rechtsform GmbH
Gründung 2015
Website traderepublic.com
Geschäftsdaten 2022
Mitarbeiter 700
Leitung
Unternehmensleitung
  • Christian Hecker (Gründer)
  • Thomas Pischke (Gründer)
  • Marco Cancellieri (Gründer)
  • Andreas Torner (Geschäftsführer)
  • Gernot Mittendorfer (Geschäftsführer)
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Geschichte

Trade Republic wurde 2015 in München unter dem Namen Neon Trading im Startup-Inkubator der Comdirect Bank gegründet. Die Gründer des Unternehmens sind der Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Christian Hecker, der Physiker Thomas Pischke und der Informatiker Marco Cancellieri.

Im Jahr 2017 investierte die Düsseldorfer Sino AG in das Start-up-Unternehmen und übernahm die Mehrheit der Firmenanteile. Der Vorstandsvorsitzende von Sino, Ingo Hillen, wurde Geschäftsführer von Trade Republic. Im Dezember 2018 erhielt das Kreditinstitut die Lizenz als Wertpapierhandelsbank. In den Jahren 2019 und 2020 investierten die Risikokapitalgeber Creandum, Project A Ventures, Accel Partners und Founders Fund über 60 Millionen Euro in Trade Republic; Sino veräußerte Anteile und war fortan nicht mehr Mehrheitseigentümer. Im April 2020 löste Andreas Willius, ehemaliger Vorstand der Börse Stuttgart, Hillen als Geschäftsführer ab.

Der Wertpapierhandel per App wurde in Deutschland ab 2019 zunächst für einen geschlossenen Nutzerkreis und schließlich ohne Nutzerbeschränkung angeboten. Seit Ende 2020 bietet Trade Republic seine Dienstleistungen auch in Österreich und seit 2021 in Frankreich an.

Im Mai 2021 wurde eine weitere Finanzierungsrunde in Höhe von 900 Millionen US-Dollar mit einer Bewertung von 5 Milliarden US-Dollar bekannt. Im Januar 2022 lösten die Bankmanager Gernot Mittendorfer und Andreas Torner die bisherigen Geschäftsführer Andreas Willius und Karsten Müller ab.

Im Juni 2022 erhielt Trade Republic 250 Millionen Euro vom kanadischen Lehrerpensionsfonds OTPP und Bestandsinvestoren. Dadurch stieg die Bewertung nochmals leicht auf ca. 5,3 Milliarden Dollar (ca. 5 Mrd. Euro). Kurz darauf teilte das Unternehmen mit, dass es einige Arbeitsplätze umstrukturieren müsse und aufgrund der Entwicklungen am Kapitalmarkt einige Mitarbeiter entlassen werde. Seit 2023 gilt Trade Republic als profitabel.

2024 brachte das Unternehmen eine eigene Bezahlkarte mit einem Vergütungssystem auf den Markt.

Unternehmen

Trade Republic: Geschichte, Unternehmen, Dienstleistungen 
Ehemaliger operativer Sitz von Trade Republic in Berlin-Prenzlauer Berg, 2022

Trade Republic hat den operativen Sitz in Berlin und den juristischen Sitz in Düsseldorf. Das Unternehmen wird den Neobrokern zugeordnet. Diese zeichneten sich durch niedrige Gebühren, einfache Bedienung per Smartphone und schnelle Handelsmöglichkeiten aus. Der Redaktion von boerse.ARD.de zufolge bietet „[d]er Neueinsteiger in Sachen Brokerage“ seit Anfang 2019 etwas, „was es auf dem Markt zuvor nicht gab: Provisionsfreien Aktien- und ETF-Handel“.

Mitarbeiter

Im Juni 2022 beschäftigte Trade Republic in Berlin und Düsseldorf insgesamt rund 700 Mitarbeiter.

Kunden

Im April 2020 hatte Trade Republic rund 150.000 Nutzer, Ende des Jahres waren es nach offiziellen Angaben 600.000 Kunden mit einem verwalteten Vermögen von vier Milliarden Euro. 2021 wurde eine Million Kunden berichtet.

Im Februar 2022 veröffentlichte das Wirtschaftsforschungsinstitut DIW Econ eine Studie über die Nutzer. Trade Republic hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben und Geschäftsdaten zur Verfügung gestellt. Die Auswertung ergab, dass rund 70 Prozent der Kunden jünger als 35 Jahre waren. 47 Prozent der Befragten zählten zu den Börsenneulingen. Laut der DIW Econ-Studie investierten mehr als 70 Prozent der Anleger, um einen langfristigen Beitrag zur Altersvorsorge zu leisten. Die wichtigsten Produkte waren Aktien (fast 60 Prozent) und ETF (26 Prozent). Nur zwei Prozent bevorzugten risikoreichere Derivate. Die jährliche Rendite betrug bis zu 11,1 Prozent.

Im Januar 2024 hatte Trade Republic nach eigenen Angaben vier Millionen Kunden in 17 Märkten, darunter 2,5 Millionen in Deutschland. Laut Mitgründer Christian Hecker ist Trade Republic der „größte Broker Europas“ und verwaltet ein Vermögen von rund 35 Milliarden Euro.

Dienstleistungen

Trade Republic: Geschichte, Unternehmen, Dienstleistungen 
Ehemaliger juristischer Sitz von Trade Republic in Düsseldorf, 2022

Trade Republic bietet den Handel von Aktien, börsengehandelten Fonds (ETFs), Derivaten und Kryptowährungen an. Pro Transaktion wird eine Fremdkostenpauschale von einem Euro berechnet. Ein Teil der angebotenen Aktien und ETFs können ohne Kostenaufschlag ab zehn Euro pro Ausführung über Sparpläne gekauft werden. Depotkosten und eine Mindesteinlage fallen nicht an.

Der Handel von Aktien und börsengehandelten Fonds erfolgt über LS Exchange, dem von Lang & Schwarz betriebenen elektronischen Handelssystem der Börse Hamburg. Diese Kurse sind an die Computerbörse Xetra gebunden. Transaktionen von Derivaten werden außerbörslich von HSBC Trinkaus & Burkhardt, Citibank, Société Générale und UBS durchgeführt. Es ließen sich im April 2023 54 verschiedene Kryptowährungen handeln. Anders als bei anderen Handelsplattformen für Kryptowährungen kann man sich diese nicht auf ein eigenes Wallet übertragen lassen; stattdessen werden diese bei der Verwahrstelle Bitgo Deutschland gelagert. Die Ein- und Auszahlungen, sowie das Verwahren der Kundengelder, werden von der Solarisbank, der Deutschen Bank, JPMorgan Chase und der Citibank übernommen. Die Wertpapiere werden bei der HSBC gelagert. Trade Republic verdient Geld durch die Rückvergütung dieser Partner für jede abgewickelte Transaktion (Payment for Order Flow).

Seit Oktober 2022 bietet Trade Republic den Handel mit Bruchteilen von Wertpapieren an. Kunden können ab einem Euro einzelne Anteile an Aktien und ETF käuflich erwerben.

Seit Januar 2023 zahlt Trade Republic einen jährlichen Zinssatz von vier Prozent auf Geldguthaben. Das Tagesgeld-Angebot gibt es für Bestands- und Neukunden mit einem Guthaben von maximal 50.000 Euro. Laut der Kundenvereinbarung behält sich Trade Republic vor, Guthaben wieder vom Verrechnungskonto zum ursprünglichen Konto zurückzuschicken, wenn dieses „mehr als 30 Tage nicht für Geschäfte in Finanzinstrumenten“ verwendet worden ist.

Seit Mitte September 2023 werden auch Anleihen von Staaten und Unternehmen angeboten, in die Kunden bereits ab einem Euro investieren können.

Kontroversen

Im Rahmen des Anstiegs der GameStop-Aktie 2021 verhängte Trade Republic am Nachmittag des 28. Januar 2021 einen Kaufstopp für ausgewählte Aktien, darunter die Aktie von GameStop. Der Broker begründete die Entscheidung mit der „extremen Situation am Markt“ und mit dem Anlegerschutz. Die App war zuvor bereits nicht erreichbar gewesen. Der Handelsplatz LS Exchange sei „in wesentlichen Teilen ausgefallen“, so Trade Republic. LS Exchange entgegnete, dass sich die technischen Störungen nur auf den Limithandel beschränkt hätten. Die Handelsbeschränkungen stießen in sozialen Netzwerken auf scharfe Kritik. Dem Unternehmen wurde unter anderem vorgeworfen, Marktmanipulation zu betreiben, um damit Geschäftspartner zu schonen. Der Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi (damals Die Linke) sah „gewichtige Anhaltspunkte für eine solche Marktmanipulation auf Kosten der Kunden“ und forderte eine Untersuchung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Für Florian Toncar (FDP) war der Kaufstopp bei Trade Republic eine Ungleichbehandlung der Marktteilnehmer, gegen die die Aufsicht einschreiten müsse. Bei der BaFin seien „rund 4000 Beschwerden und Hinweise zu Trade Republic eingegangen“. Sie werde „die technischen Ursachen, Verantwortlichkeiten und darauffolgenden Maßnahmen von Trade Republic und ihrer Kooperationspartner Lang & Schwarz sowie Tradegate weiter aufklären“. Das Unternehmen entschuldigte sich eine Woche nach den Vorfällen bei den Anlegern. Im März 2021 teilte die BaFin nach Untersuchung der Nutzerbeschwerden mit, dass sich für Trade Republic „keine Verdachtsmomente auf Marktmanipulation“ ergeben haben.

Literatur

  • Philipp Frohn, Lukas Zdrzalek: Die Vier-Prozent-Republik. Trade Republic begeisterte Millionen für Aktien. Der Boom ist vorbei. Gründer Christian Hecker will dennoch weiter wachsen – bloß wie? In: Wirtschaftswoche. Nr. 46, 10. November 2023, S. 56–58.

Einzelnachweise

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