Thermoplasmata ist die Bezeichnung einer Klasse (Biologie) von Archaeen in der Supergruppe Euryarchaeota.
Sie sind fakultativ anaerob, d. h. sie können sowohl in Gegenwart als auch in Abwesenheit von freiem Sauerstoff leben. Sie benötigen meist hohe Temperaturen und einen niedrigen pH-Wert (d. h. sie sind typischerweise thermoacidophil).
Die genaue Taxonomie dieser Klasse ist noch in der Diskussion (Stand Februar 2022). Sicher zugehörig ist die Ordnung Thermoplasmatales, deren Mitglieder alle acidophil (säureliebend) sind und bei pH-Werten unter 2 optimal wachsen. Die dieser Ordnung zugehörige Gattung Picrophilus war zur Zeit ihrer Erstbeschreibung 1996 der acidophilste aller bekannten Organismen, sie wächst bei einem Mindest-pH-Wert von 0,06. Eine weitere Ordnung der Thermoplasmata ist u. a. Methanomassiliicoccales, diese sind an der Methanogenese beteiligt.
Die Thermoplasmata haben meist keine Zellwand (Picrophilus ist hierbei eine Ausnahme). Ihre Zellmembran besteht jedoch aus großen Mengen von Lipopolysacchariden und Glykoproteinen, die sie vor Hitze und Säuren schützen.
Thermoplasma-Archaeen leben beispielsweise in Halden von Kohleschlacken, wo chemoautotropheBakterienEisenpyrit zu Schwefliger Säure und Schwefelsäure oxidieren. Dies führt zu hohen Temperaturen und einem niedrigen pH-Wert, was die Bildung kleiner Kohlenstoffmoleküle begünstigt, die von den Thermoplasmata verstoffwechselt werden können.
Zwar sind die meisten der identifizierten Mitglieder der Thermoplasmata thermophil, es gibt jedoch auch einige nicht kultivierte Vertreter an der Meeresoberfläche und am Meeresboden.
Zusammen mit einigen nahe verwandten Gruppen, insbesondere der Klasse Poseidoniia, bilden die Thermoplasmata eine Klade, die teilweise als Phylum Candidatus Thermoplasmatota innerhalb eines Superphylums Euryarchaeota (sensu lato) angesehen wird.
Spezies Ca. Thalassoarchaea sp. SCGC AG-487_P23 [Ca. Thalassarchaeum sp. SCGC AG-487_P23(N)] – Fundort: Südost-Pazifik vor Chile
Gattung MGIIb-O1(G)
Spezies MGIIb-O1 sp002457595(G) [Marine Group II euryarchaeote MED-G36(N)] – Fundort: Vor der Küste von Alicante, Spanien
Spezies MGIIb-O1 sp002457555(G) [Marine Group II euryarchaeote MED-G37(N)] – Fundort: ebenda
Spezies MGIIb-O1 sp002502175(G) [Marine group II euryarchaeote REDSEA-S03_B6(N)] – Fundort: Rotes Meer, östlich der Mittelachse vor der altem Küstenstadt Dahaban, Saudi-Arabien
Gattung MGIIb-O2(G)
Gattung MGIIb-O3(G) – Fundort: Rotes Meer (alle Spezies)
Spezies „Ca. Lunaplasma lacustris“" Zinkeet al. 2021(L) [SG8-5 sp001595885(G), Ca. Proteinoplasmatales archaeon SG8-5(N)], mit Stämmen SG8-5,(G,N) RBG-16 und SAL16 – Fundort: Ästuar des White Oak River, North Carolina
Die folgenden Herleitungen stammen, wo nicht anders angegeben, aus der LPSN zum jeweiligen Taxon (ausgehend von Thermoplasmata):
Die Bezeichnung der Typusgattung Thermoplasma leitet sich ab von altgriechischθέρμηthermē, deutsch ‚Hitze‘ und πλάσμαplásma, deutsch ‚formbare Masse‘, ‚etwas Geformtes‘, es wird damit also eine heiße oder Hitze liebende formbare Masse bezeichnet, was – wie bei den meisten anderen Vertretern der Thermoplasmatota – auf das Fehlen einer Zellwand hinweist.
Die Bezeichnung der Klasse Thermoplasmata leitet sich ab von der Typusgattung Thermoplasma, zusammen mit der Klassen kennzeichnenden Endung ‚-ata‘ (NominativPlural).
Die Bezeichnung des Phylums Thermoplasmatota leitet sich ab von der Typusklasse Thermoplasmata, zusammen mit der Phyla kennzeichnenden Endung ‚-ota‘.
Analog leitet sich die Bezeichnung der Ordnung Thermoplasmatales ebenfalls ab von der Typusklasse, aber mit der Ordnungen kennzeichnenden Endung ‚-ales‘.
Die Bezeichnung der Klasse Poseidoniia leitet sich ab von der Typusgattung Poseidonia, diese ist benannt nach Poseidon, dem griechischen Gott des Meeres; Poseidoniia („die Poseidonier“) bezeichnet also die Poseidonia-Klasse.
Die Bezeichnung der Ordnung Aciduliprofundales leitet sich her von ihrer Typusgattung Aciduliprofundum, diese setzt sich zusammen aus lateinischacidulus‚säuerlich‘ und profundus‚tief‘, angehängt ist der Suffix ‚-ales‘ für Ordnungen. Dies bezeichnet daher einen säureliebenden Organismus aus der Tiefe.
Die Bezeichnung der Ordnung Gimiplasmatales leitet sich ab von ihrer Typusgattung Gimiplasma, was sich zusammensetzt aus der Abkürzung GIM für das GuangdongInstitute of Microbiology und der Endung ‚-plasma‘ für eine formbare Masse; angehängt ist der Suffix ‚-ales‘ für Ordnungen.
Die Bezeichnung der Ordnung Halarchaeoplasmatales leitet sich ab von der Typusgattung Halarchaeoplasma, zusammengesetzt aus altgriechisch ᾰ̔́λςháls, deutsch ‚Salz‘, Genitiv ᾰ̔λόςhalos, dem Mittelteil ‚-archaeo-‘ zur Unterscheidung von Bakterien in ähnlichen Umgebungen, und der Endung ‚-plasma‘ für eine formbare Masse; angehängt ist der Suffix ‚-ales‘ für Ordnungen.
Die Bezeichnung der Ordnung Lunaplasmatales leitet sich ab von ihrer Typusgattung Lunaplasma, diese ist zusammengesetzt aus lateinisch luna‚Mond‘ und der Endung ‚-plasma‘ für eine formbare Masse; angehängt ist der Suffix ‚-ales‘ für Ordnungen.
Die Bezeichnung der Ordnung Methanomassiliicoccales leitet sich ab von der Typusgattung Methanomassiliicoccus, zusammengesetzt aus den Namensteilen lateinisch ‚Methano-‘, Methan betreffend, ebenfalls lateinisch Massilia‚Marseille‘ und neulateinisch coccus von altgriechisch κόκκοςkókkos, deutsch ‚Kern, Korn‘; die Ordnung ist noch mit dem Ordnungs-Suffix ‚-ales‘ versehen. Die Bezeichnung steht also für methanbildende Kügelchen aus (gefunden oder erforscht in) Marseille.
Die Bezeichnung der vorgeschlagenen Ordnung Sysuiplasmatales leitet sich ab von ihrer Typusgattung Sysuiplasma, deren Name kommt vom Akronym SYSU der Sun-Yat-sen-Universität (Guangzhou), wo diese Organismen erforscht wurden, und der Endung ‚-plasma‘ für eine formbare Masse; die Ordnung ist noch versehen mit dem entsprechenden Suffix ‚-ales‘.
Die Bezeichnung der vorgeschlagenen Ordnung Yaplasmales leitet sich ab von chinesisch涯Ya, deutsch ‚Grenze‘, ‚-plasma-‘ für eine formbare Masse und dem Ordnungs-Suffix ‚-ales‘. Dies weist darauf hin, dass sie (unter anderem) in den nährstoffarmen Sedimenten der Tiefsee leben.
Die Bezeichnung der Ordnung Thermoprofundales leitet sich ab von altgriechisch θέρμηthermē, deutsch ‚Hitze‘ und lateinisch profundus‚tief‘. Die kennzeichnet die hitzeliebenden Archaeen aus der Tiefe des Meeres, entsprechend dem alten Namen Marinebenthic Group-D (MBG-D).
Eine provisorische Bezeichnung für eine Reihe von Euryarchaeota-Kladen aus Tiefsee-Hydrothermalquell ist DHVE oder DHVEG, ausgeschrieben Deep-sea Hydrothermal Vent Euryarchaeota (group), gefolgt von einer Nummer.
A. L. Reysenbach: Bergey's Manual of Systematic Bacteriology Volume 1: The Archaea and the deeply branching and phototrophic Bacteria. Hrsg.: D. R. Boone, R. W. Castenholz. 2. Auflage. Springer Verlag, New York 2001, ISBN 978-0-387-98771-2, Class IV. Thermoplasmata class. nov., S.169 (englisch).S. 169.
G. M. Garrity, J. G. Holt: Bergey's Manual of Systematic Bacteriology Volume 1: The Archaea and the deeply branching and phototrophic Bacteria. Hrsg.: D. R. Boone, R. W. Castenholz. 2. Auflage. Springer Verlag, New York 2001, ISBN 978-0-387-98771-2, Phylum AII. Euryarchaeota phy. nov., S.169 (englisch).S. 169.
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