Mondgottheit: Gott als Verkörperung des Erdmondes in verschiedenen Mythologien

Als Mondgottheiten gelten in den Mythologien der unterschiedlichsten Kulturen Götter, die eine Verkörperung des Erdmondes darstellen.

Europa

Mondgottheit: Europa, Asien, Afrika 
Hati und Skalli jagen Mani und Sol
    Germanien
    Die Nordgermanische Mythologie kennt den Mondgott Mani, der ein Sohn des Riesen Mundilfær ist. Er ist ein Bruder der Sonnengöttin Sol und lenkt das Mondgefährt über den Himmel. In der Prophezeiung heißt es, dass Mani während Ragnarök von dem Wolf Hati verschlungen wird, nachdem dieser ihn über den Himmel jagte. Heimdall gilt ebenfalls als Mondgottheit, da sein Name vermutlich weißlich, hell bedeutet und er als „hvitastr Asa“ der weiße Ase bezeichnet wird. Auch Thrud, die Tochter von Thor und Sif, die als eine Jungfrau, deren Weiße den Schnee beschämt, bezeichnet wird, sehen manche als Mondgöttin der Germanen an.
    Griechenland
    Die Griechische Mythologie kennt mehrere Gottheiten, die den Mond verkörperten. Dieses waren zumeist weibliche Wesen, die sich durch besondere Schönheit, allgemein als die schönste Frau überhaupt, die zudem wundervolles Haar hatte, auszeichneten. Zu diesen zählen die Mondgöttinnen Artemis, Danaë, Kallisto oder Selene. Seltener kommt die Identifikation mit einem männlichen Wesen, wie beispielsweise Cycnus, vor. Zwischen der Mondgottheit und der Sonnengottheit besteht eine enge Beziehung, so werden sie oftmals als Zwillinge dargestellt oder die Mondgöttin als die Geliebte oder Gemahlin des Sonnengottes, manchmal auch als dessen schönste Tochter. So sind beispielsweise die Mondgöttinnen Artemis und Helena die Töchter des Zeus und gleichzeitig ist sie in der Gestalt von Io seine Geliebte. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist es, dass das Meer als der Vater des Mondes angesehen wird, wie es bei Cycnus der Fall ist. Es ist kein wirklicher Widerspruch, dass die Mondgöttinnen sowohl als Geliebte als auch als Gattin oder Tochter des Zeus dargestellt werden, da der Mond mit jedem Neumond aufs neue geboren wird, so dass er zur Tochter der Gemahlin wird, die er wiederum liebt.
    Weitere Göttinnen, die mit dem Mond in Verbindung gebracht wurden, waren Brizo und die thrakische Bendis. Der wichtigste rituelle Vogel der Mondgottheiten war der Wendehals, siehe auch Iynx.
    Rom
    In der römischen Mythologie waren Luna und Diana die Mondgöttinnen. Diana wurde bei den Römern zu einer Göttin des Mondes, nachdem zuvor lediglich von ihr bekannt war, dass sie die Wälder und die Quellen liebte, weshalb sie auch als Göttin der Jagd verehrt wurde. Ihr italischer Name kann möglicherweise aus Dea Iana oder Diva Iana entstanden sein. Ianus verkörperte ursprünglich die Sonne, daher liegt es nahe, dass Iana der Mond ist.

Asien

    Arabien
    Al-Lāt: Auch „Illat“ oder „Alilat“, ursprünglich „Han-’Ilat“, war eine verehrte Mondgöttin der Araber im vorislamischen Arabien. Siehe auch: Altarabische Religion
    Hubal (arabisch: هبل) war ein Mondgott in der arabischen Mythologie im vorislamischen Arabien. Hauptsächlich verehrt wurde dieser Mondgott an der Kaaba in Mekka. Auch Ta'lab war ein Mondgott, der im vorislamischen Südarabien verehrt wurde und möglicherweise eine Erscheinungsform von Hubal war.
    Wadd, (arabisch: ود: „Liebe, Freundschaft“), war ein bedeutender Mondgott im vorislamischen Arabien. Auch bekannt als Illumguq, Amm, Sin und Il Mukah. Er wird auch im Koran (71:23) als eine falsche Gottheit erwähnt zu Lebzeiten des Propheten Noah.
    Syrien/Palästina: Šaggar, Šangar oder Šangugaru.
Mondgottheit: Europa, Asien, Afrika 
Chang’e steigt zum Himmel auf
    Indien
    In Indien wird der hinduistische Mondgott Chandra verehrt, der alte vedische Mondgott hieß Soma. In einem mittelalterlichen Gedicht wird die Geschichte von Hemavati erzählt, die nachts in einem Lotusteich badete als der Mondgott Chandra zu ihr herabstieg und sie verführte. Aus dieser Beziehung entstand ihr Sohn Chandravarman, der Urahn der Chandella-Könige.
    Mesopotamien
    Der sumerische Mondgott war der Schutzpatron der antiken Stadt Ur, in der sein wichtigstes Heiligtum „é-Kis-nu-Gal“ ein Teil des Zikkurat war. Nanna (auch Nanna-Suen oder nur Sin) wird oftmals als Rinderhirte dargestellt, da die Form der Hörner des Stieres an die Sichel des Mondes erinnern. Zudem steht er als Symbol der Fruchtbarkeit. Der Mondgott ist der erstgeborene Sohn von Enlil und Ninlil, er hatte drei Brüder, die zwei Götter der Unterwelt Nergal-Meslamtaea und Ninazu sowie Enbililu, einen Gott des Wassers. Seit der Zeit des Akkadischen Reiches bis zur Mitte der altbabylonischen Zeit wurden die Töchter der Könige dazu auserwählt, als Hohepriesterin des Mondes zu dienen. In Assyrien und im späteren Babylonien wurde er als Sin bezeichnet. Daneben gab es in der babylonischen Mythologie eine Mondgöttin mit dem Namen Annit sowie die Bezeichnungen Ningal (auch Nikkal).

Afrika

    Ewe und Fon
    In der Kosmogonie der Ewe und Fon ist Mawu eine Mondgöttin. Sie stellt den Mond dar und bringt die Nacht mit kühleren Temperaturen in die Gebiete der afrikanische Welt. Sie wird als die alte Mutter angesehen, die im Westen wohnt. Mawus Partner ist Liza, der mit der Sonne verbunden ist. Diese beiden werden manchmal als Zwillinge angesehen. Diese Einheit repräsentiert die Ordnung des Universums. Mawu und Liza sind die Eltern von sieben Zwillingspaaren, die die Götter und Domänen im Kosmos der Ewe und Fon darstellen, ihr Erzeuger ist Nana Buluku, der die Welt erschaffen hat.

Mittel- und Südamerika

Mondgottheit: Europa, Asien, Afrika 
Mayaglyphe der Göttin Ix Chel
    Maya
    Die Mondgöttin der Maya war entweder Ix Chel (auch Ixchel) oder Ix Chup (auch Ix Ch’up). Ix Chel ist eine Greisin, die als Weberin und Bringerin von Weisheit angesehen wurde, Ix Chup verkörpert hingegen die junge stillende Mutter.
    Azteken
    Coyolxauhqui war in der aztekischen Mythologie die Göttin des Mondes. Sie wurde von ihrem Halbbruder Huitzilopochtli erschlagen und zerstückelt. Ihre Mutter war die Erdgöttin Coatlicue. 1978 wurde ein Bildnis von ihr im Templo Mayor, der früheren Aztekenstadt Tenochtitlan, in Mexiko gefunden.
    Daneben gibt es auch einen männlichen aztekischen Mondgott mit dem Namen Tecciztecatl, der in Verbindung mit einem Schneckenhorn dargestellt wird, das Wasser und Fruchtbarkeit und das Konzept der Unterwelt als Ursprung des Lebens symbolisieren soll.

Nordamerika

    Hopi
    Bei den Tusayan gab es die beiden als oberste angesehenen Götter Oshats (Sonne) und Tawac (Mond).
    Sioux
    Bei den Stämmen der Lakota ist Hanwi (Nachtsonne) die Mondgöttin und Gemahlin des Gottes Wi (Sonne).

Literatur

  • Ernst Siecke: Beiträge zur genaueren Erkenntnis der Mondgottheit bei den Griechen. Gaertner, Berlin 1885. (online)
  • Ernst Siecke: Hermes der Mondgott. Studien zur Aufhellung d. Gestalt dieses Gottes. (= Mythologische Bibliothek. 2,1). Hinrichs, Leipzig 1908, OCLC 162962276.
  • Aake W Sjöberg: Der Mondgott Nanna-Suen in der sumerischen Überlieferung. Almqvist & Wiksell, Uppsala 1960, OCLC 67432616.
  • Gabriele Theuer: Der Mondgott in den Religionen Syrien-Palästinas. Unter besonderer Berücksichtigung von KTU 1.24. (= Orbis biblicus et orientalis. 173; Dissertation an der Eberhard-Karls-Universität, Tübingen, 1997–1998) Vandenhoeck & Ruprecht, Freiburg (Schweiz) 2000, ISBN 3-525-53745-X.
Commons: Mondgottheiten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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