Liste Von Erdbeben In Deutschland: Wikimedia-Liste

Diese Liste von Erdbeben in Deutschland führt Erdbeben auf ab einer Magnitude von 3,7 auf der Richterskala bzw.

Intensität V oder bei besonderem überregionalem Interesse, die sich im Gebiet des heutigen Deutschland ereignet haben oder deren Auswirkungen Deutschland betrafen.

Liste Von Erdbeben In Deutschland: Überblick, Erdbebenaufzeichnung, Liste
Die Erdbebenzonen in Deutschland

Überblick

Deutschland liegt mitten auf der Eurasischen Kontinentalplatte. Die nächste Plattengrenze, in deren Nähe die meisten der Erdbeben entstehen, ist relativ weit entfernt. Somit haben die Erdbeben in Deutschland eine relativ geringe Stärke und stellen im internationalen Vergleich nur kleine Ereignisse dar. Dennoch betreffen sie die Einwohner der Erdbebenzonen Deutschlands (siehe Karte) und können schwere Schäden sowie Tote und Verletzte nach sich ziehen.

Zentren der Erdbebenhäufigkeit in Deutschland liegen im Erdbebengebiet Kölner Bucht, südlich von Tübingen auf der Schwäbischen Alb bei Albstadt, im südlichen Rheingraben sowie in der Umgebung von Gera.

Erdbebenaufzeichnung

Bis etwa 1930 wurde die Stärke von Erdbeben ausschließlich mit Hilfe makroseismischer Skalen beschrieben, die Erdbeben anhand ihrer sichtbaren Auswirkungen einteilen, also ihre Intensität bewerten. Bekanntestes Beispiel einer solchen Intensitätsskala ist die Mercalliskala. Bei historischen Erdbeben sind oft Aufzeichnungen von Opferzahlen und Beschreibungen von Erdbebenschäden bekannt, aus denen sich die Intensität ungefähr bestimmen lässt. Die Schäden hängen sehr von den örtlichen Gegebenheiten ab; je nach Untergrund, Bauweise von Gebäuden und anderen Einflüssen können die Auswirkungen sich auf engstem Raum stark unterscheiden. Die objektive Stärke eines Erdbebens, also die von ihm freigesetzte Energie, konnte erst nach der Entwicklung von Seismometern und weiterer Forschung aus den aufgezeichneten Seismogrammen berechnet werden.

Seit etwa 1896 liegen für alle Erdbeben der Magnitude ≥ 7,0 Seismogramme vor. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Erdbeben in nationalen und internationalen Katalogen erfasst und veröffentlicht. Die systematische Erfassung aller Beben durch instrumentelle Messung wurde in Europa je nach Land erst zwischen 1950 und 1970 begonnen.

Eine Umrechnung von Intensitäten in Magnituden ist mit erfahrungsbasierten Formeln möglich, jedoch nur unter meist größeren Unsicherheiten. Damit ist der direkte Vergleich von instrumentell aufgezeichneten und historischen Erdbeben nur beschränkt möglich.

Liste

Legende:
K = Koordinaten
T = Tiefe des Erdbebenherdes in km
M = Magnitude
I = Intensität
Q = Quelle der Informationen
Datum Epizentrum K Beschreibung T M I Q
1073 Dänemark Erdbeben im südlichen Dänemark (Das Territorium Herzogtum Schleswig umfasste im Wesentlichen das heutige Nordschleswig (Dänemark) und Südschleswig (Deutschland)).
24. Nov. 1346 Gera Erdbeben bei Gera VIII
18. Okt. 1356 Basel Bei dem Basler Erdbeben 1356 kamen nach historischen Angaben zwischen 100 und 2000 Menschen ums Leben. 6,2 – 6,9 XI – X
24. Mai 1366 Gera Erdbeben bei Gera VII–VIII
15. Sep. 1590 südlich von Neulengbach (Österreich) Das Erdbeben von Neulengbach in Niederösterreich war auch in Sachsen spürbar. Im schlesischen Frankenstein (heute Ząbkowice Śląskie), knapp 300 km vom Epizentrum des Bebens entfernt, neigte sich ein Kirchturm, heute bekannt als Schiefer Turm von Frankenstein. 6,0 IX
14. Feb. 1648 Holsteinische Elbmarschen/Uetersen Die Naturkatastrophe von Holstein war eine für diese Breiten ungewöhnliche Katastrophe: Es gab ein Erdbeben mit Feuersbrünsten und gleichzeitig einen Orkan mit der Fastelabendsflut. Zwischen Hamburg und Glückstadt wurden viele Gebäude verwüstet, elf Kirchtürme wurden umgeweht bzw. stürzten ein. Dabei kamen viele Menschen ums Leben. Lakonische Notiz aus der Haseldorfer Marsch: „Ein trefflicher Sturmwind“ Chronist Camerer: „Der Sturm, welcher in dieser Gegend um diese Zeit gewüthet, soll viel von einem Erdbeben gehabt haben.“
8. März 1728 Lahr/Kenzingen /
18. Feb. 1756 Düren Bei dem Erdbeben bei Düren 1756 kamen zwei Menschen ums Leben. Der Turm der Aachener Augustinerkirche geriet in Schräglage und musste später abgerissen werden. In Aachen brachen mehrere Häuser zusammen, 300 Schornsteine stürzten herab. Eine Kaserne in Jülich wurde zerstört, Spalten taten sich in der Stadtmauer von Düren und in den Wänden von Burg Nideggen und des Klosters Wenau auf. Ein Turm der Stadtmauer von Bad Münstereifel stürzte ein. 14 – 16 6,4 VIII
19. Jan. 1767 Im Süden der Grafschaft Lippe, im Bereich der Osning-Überschiebung des Teutoburger Waldes In Heiligenkirchen wurde der Kirchturm beschädigt, in Schlangen erlebte man um „präcis halb zehn Uhr vor Mittag ein recht fürchterliches Erdbeben, dergestalt, daß alle Häuser unter Aufsprengung der Fenster, Zerschmetterung der Ofens und Hausthüren, auch Eröffnung der Kirchenthür ein dergestaltiges Getöse von sich gegeben“. Aus Oerlinghausen wurden vom Küster „Risse im Kirchengewölbe“ gemeldet. Im Detmolder Schlossgraben „zersprang das sehr dick gefrorene Eis mit großem Krachen“. VI–VII
3. Sep. 1770 Alfhausen Am 3. September ereignete sich in Alfhausen ein Erdbeben mit der Stärke VII. Es gilt als das stärkste bekannte Erdbeben in Norddeutschland. VII
29. Juli 1846 Ein Kilometer westlich von St. Goar Erdbeben um 21:24 Uhr Ortszeit. Beschädigte Gebäude 11 VII
6. März 1872 Schmölln Das Mitteldeutsche Erdbeben führte zu Schäden an Gebäuden, etwa am Mauerwerk der Burg Posterstein. 5,5
26. Aug. 1878 Tollhausen Das Erdbeben von Tollhausen forderte ein Todesopfer und verursachte Giebeleinstürze, Mauerrisse und Kaminschäden. 8 5,9 VIII
22. Jan. 1896 Lenzkirch Das Beben ereignete sich um 00:46. Das Epizentrum lag im Lenzkircher Graben einem Seitenast des Bonndorfer Grabens und wurde in Baden und der Schweiz wahrgenommen. VI – VII
16. Nov. 1911 Albstadt-Ebingen Das Beben geschah um 22:26 Uhr und richtete erhebliche Sachschäden in Süddeutschland an. 6.250 Gebäude waren betroffen, die Schadenssumme betrug etwa 750.000 Mark. Das Beben von sieben Sekunden Dauer war von Braunschweig bis in die Toskana spürbar. In Konstanz stürzte die Spitze des Münsterturms ebenso herab wie Statuen auf dem Reichspostgebäude. 10 6,1 VIII
25. Juni 1935 Zwischen Herbertingen, Moosheim und Marbach Das Beben geschah um 18:19 Uhr und richtete Sachschäden in mehreren Orten in Oberschwaben an: Insgesamt wurden 6.250 Gebäude beschädigt, der Gesamtschaden wurde auf 750.000 Reichsmark geschätzt. Sowohl in Herbertingen als auch in Kappel wurden die Kirchen zerstört. Das Beben war noch in Wien, Dresden, Koblenz und Genf zu spüren und wurde in Moskau und Beirut registriert. 8 5,6 VII–VIII
28. Mai 1943 Albstadt/Tailfingen-Onstmettingen-Pfeffingen 9 5,6 VIII
14. März 1951 Euskirchen 9 5,2 VII–VIII
19. Sep. 1965 Neustadt im Schwarzwald 18 4,6
3. Sep. 1978 Tailfingen Das Erdbeben auf der Schwäbischen Alb an einem Sonntagmorgen um 6:08 Uhr verursachte Schäden vor allem in Albstadt und Umgebung in Höhe von rund 275 Mio. DM. Unter anderem gab es schwere Beschädigungen an der Burg Hohenzollern. 6 5,7 VII–VIII
13. März 1989 Vacha-Völkershausen Der Gebirgsschlag Völkershausen forderte sechs Verletzte; fast 80 % der Ortsbebauung wurden beschädigt, was einen großflächigen Abriss (unter anderem sämtlicher historischer Gebäude) zur Folge hatte. Bergbaubedingtes Beben. 1 5,6 VIII–IX
13. Apr. 1992 nahe Roermond (Niederlande) Beim Erdbeben von Roermond 1992 wackelten die Häuser, Schornsteine und Dachziegel fielen herab, Bäume stürzten um. Mehr als 30 Personen wurden verletzt, die Sachschäden wurden auf deutscher Seite auf etwa 150 Millionen D-Mark beziffert. 18 5,9 VII
11. Sep. 1996 Teutschenthal nahe Halle-Neustadt keine Verletzten, bergbaubedingtes Beben 1 5,6 VI–VII
21. Okt. 1997 Lorch Die Erschütterungen wurden von Stuttgart bis Ulm wahrgenommen 9 3,7 V
21. Juni 2001 Lauterbach Bergbaubedingtes Erdbeben, keine Schäden im Saarland, im französischen Freimingen-Merlenbach stürzt ein Stollen ein, sieben Bergleute zum Teil schwer verletzt, eine Person stirbt 3,8
23. Juni 2001 Kerkrade bei Aachen 6 Menschen verletzt, mehrere Schornsteine eingestürzt 4,0
22. Juli 2002 Zwischen Alsdorf und Übach-Palenberg keine Verletzten, Schäden am Mosaik der Herz-Jesu-Kirche in Aachen 10 4,8
22. Feb. 2003 Vogesen 12 5,4 VII–VIII
22. März 2003 Zollernalbkreis Es sind Scheiben zu Bruch gegangen und Ziegel von Dächern gefallen 4,2–4,5
20. Okt. 2004 Neuenkirchen (Lüneburger Heide) Keine Verletzten, keine sonstigen Schäden. Mit etwa 30 Sekunden ein recht langes Beben. 5 4,5
5. Dez. 2004 Waldkirch im Breisgau Geringe oberflächliche Schäden 12 5,2
23. Feb. 2008 Saarwellingen Stromausfälle und Gebäudeschäden, bergbaubedingtes Beben, führte zum unbefristeten Abbaustopp im Saarrevier und zum Ende des Kohlebergbaus im Saarland 4,0–4,5
5. Mai 2009 Südlicher Schwarzwald nordöstlich von Lörrach Schwingungen waren in Baden-Württemberg, dem Elsass und der angrenzenden Schweiz zu spüren 4,5
14. Feb. 2011 etwas nördlich von Nassau Vereinzelt Risse in Hauswänden, teilweise Flucht aus Häusern. 12 4,4
4. Sep. 2011 Bad Brambach – Epizentrum bei Nový Kostel (deutsch Neukirchen) (CZ) Das Beben war im Umkreis von 100 km deutlich zu spüren, so unter anderem in Chemnitz, Zwickau und Altenburg. Über Schäden ist nichts bekannt. 4,0
8. Sep. 2011 bei Goch 4,6
11. Feb. 2012 bei Zug, Schweiz Erschütterungen in grenznahen Städten Lörrach, Konstanz und Waldshut-Tiengen 19 4,0
17. Mai 2014 bei Darmstadt Erschütterungswellen mit einer Dauer von zehn Sekunden im Umkreis von 30–40 km zu spüren, Zeugen berichten von einem Knall und wankenden Hochhäusern, Feuerwehren melden Schäden an mehr als 70 Häusern, Flucht aus den Häusern. 6 4,2 VII
31. Mai 2014 Bad Brambach – Epizentrum bei Nový Kostel (CZ) Das Beben war im Umkreis von 150 km zu spüren, unter anderem in den Landeshauptstädten von Thüringen (Erfurt) und Sachsen (Dresden). Auch in Nürnberg und Sebnitz wurden die Erschütterungen noch wahrgenommen. Es wurden auf tschechischer Seite kleinere Schäden, wie Risse in Mauern und ein eingestürzter Schornstein, gemeldet. 5 4,5 -
30. Juli 2019 Konstanz, Dettingen-Wallhausen Das Epizentrum lag nördlich von Dettingen-Wallhausen in Konstanz. Das Erdbeben wurde im Umkreis von rund zwanzig Kilometern wahrgenommen. Es wurde niemand verletzt. 3–4 3,7
4. Nov. 2019 Schwäbische Alb, Albstadt Das Epizentrum lag etwas nördlich von Albstadt. Das Erdbeben wurde bis nach Schaffhausen wahrgenommen. 4 3,8–3,9
1. Dez. 2020 Zollernalbkreis, Burladingen Das Epizentrum lag etwas westlich von Burladingen. Das Erdbeben wurde bis nach Tübingen wahrgenommen. 7 3,9
21. März 2021 Zollernalbkreis, Jungingen Das Epizentrum lag südwestlich von Jungingen. Das Erdbeben wurde auf der Zollernalb und am mittleren Neckar wahrgenommen. Es gab vereinzelte Wahrnehmungsmeldungen aus ganz Baden-Württemberg. 8 3,7
9. Juli 2022 Zollernalbkreis, Hechingen Das Epizentrum lag westlich von Hechingen. 4,1
10. Sep. 2022 Flaxlanden in Frankreich Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von zehn Kilometern, südöstlich von Mülhausen in Frankreich. 4,8
16. Okt. 2022 Zollernalbkreis, Jungingen Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von sieben Kilometern. 3,9
25. März 2024 Niedersachsen, Syke Hypozentrum in 9 Kilometern Tiefe verortet, lokalisierte man das Epizentrum 5 Kilometer südwestlich von Syke 9 3,7

Siehe auch

Literatur

  • Emil Pauls: Zur Geschichte der Erdbeben des 17. und 18. Jahrhunderts in der Aachener Gegend. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. Heft 56, Köln 1893, S. 91–115 (archive.org).
  • Götz Schneider: Erdbeben – Eine Einführung für Geowissenschaftler und Bauingenieure. Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1525-X.
  • G. Grünthal: Erdbeben und Erdbebengefährdung in Deutschland sowie im europäischen Kontext. In: Geographie und Schule 151, 2004, S. 14–23 (gfzpublic.gfz-potsdam.de PDF; 1,2 MB).
  • G. Leydecker: Erdbebenkatalog für Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 bis 2008. (Earthquake catalogue for Germany and adjacent areas for the years 800 to 2008). In: Geologisches Jahrbuch E 59. S. 1–198; 12 Abb., 5 Tab., 9 Anh., 1 CD; BGR Hannover 2011 (Aktualisierung 2014).

Einzelnachweise

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