Industriedistrikt: Form regionaler Produktion

Als Industriedistrikt (engl.: industrial district) bezeichnet man eine spezielle Form regionaler Produktionsnetzwerke, die auf einen gemeinsamen Absatzmarkt ausgerichtet sind.

Der Begriff beschreibt Formen der intraregionalen Kooperation von meist kleinen und mittleren Unternehmen einer Branche, die sich unter anderem durch gleichartige Bedarfe (Rohstoffe usw.), eine ähnliche Technologie und Arbeitskraftstruktur, soziokulturelle Verbundenheit und unternehmensübergreifende Arbeitsteilung auszeichnen. Dies beinhaltet heute oft die Organisation gemeinsamer Aus- und Fortbildungseinrichtungen.

Theorie und Forschungsgeschichte

Das Konzept findet sich erstmals in der Arbeit The Pure Theory of Domestic Value (entstanden zwischen 1873 und 1877) des britischen Ökonomen Alfred Marshall, der es in seinem Hauptwerk Principles of Economics (1920) weiter präzisiert. Der Begriff wurde von den Autoren der Cambridge School der Volkswirtschaftslehre aus grenznutzentheoretischer Perspektive weiterentwickelt, die die Wirkung natürlicher Standortvorteile analysierte und Branchen nach dem Grad ihrer Zentralisation (Ansiedlung an wenigen Standorten) bzw. Dispersion (räumliche Streuung) untersuchte. Michael Porter gibt dem Konzept noch einmal eine andere Wendung, wenn er sagt, dass globale Wettbewerbsvorteile meist lokal begründet sind.

Die erste systematische Studie zu den Standortfaktoren und der Bildung eines Industriedistrikts war die Arbeit von Sydney Chapman über die Baumwollindustrie in Lancashire, bei der die Verfügbarkeit von Wasserkraft eine große Rolle spielte. Hingegen war die Baumvollindustrie um Glasgow von Anfang an auf Dampfkraft angewiesen.

Der Begriff des Industriedistrikts ist eng verbunden mit dem des Clusters, der heute weitaus häufiger verwendet wird, aber nicht nur eine Ansammlung von Unternehmen mit ähnlicher Faktorstruktur, sondern eine Vielzahl von horizontalen und vertikalen Kooperationsformen bezeichnet. Sofern die Bildung eines Industriedistrikts vor allem auf der Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften beruht wie z. B. in Silicon Valley, spricht man auch von einem kreativen Milieu.

Literatur

  • Jörg Maier, Rainer Beck: Allgemeine Industriegeographie. Stuttgart 2000.
  • Elmar Kulke: Wirtschaftsgeographie. Paderborn 2009.

Einzelnachweise

Tags:

ArbeitsteilungKleine und mittlere UnternehmenMarkt (Wirtschaftswissenschaft)SoziokulturWirtschaftszweig

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

Esther SedlaczekIsraelNürnbergHans ZimmerChronologie des Kriegs in Israel und Gaza seit 2023James BondRobert LichalDaniel HartwichJörg PilawaSean ConneryDreißigjähriger KriegBodo WartkeCosmopolitan (Cocktail)PostbankDésirée NosbuschDeutscher Meister (Eishockey)UkraineSansibarChristoph WaltzLudwig van BeethovenABBADiane KrugerWincent WeissChinesische RaumstationEminemVorstadtweiberSandra BullockWladimir Wladimirowitsch PutinMontanaChatGPTEisheiligeJohann Wolfgang von GoetheBoris PistoriusNico HülkenbergTim BendzkoMetallicaWilly BrandtGeneration YO. J. SimpsonInstagramNullNorovirusLeopold von Buch (Geologe)47 RōninIn aller Freundschaft – Die jungen ÄrzteSeitenkrankheitNibelungenliedMirja BoesSimon VerhoevenLudwig XIV.Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, totKen MilesIsi GlückDrake MayeFrankfurt am MainAlexander Prinz zu Sayn-Wittgenstein-SaynEuropawahl in Deutschland 2024Terroranschläge am 11. September 2001Ralf RangnickFrance GallBernhard PieskHeidi BrühlWalpurgisnachtStephanie StumphEiffelturmKatharina DrögeAbigail (Film, 2024)Chantal im MärchenlandFiguren der Dune-ZyklenListe der Staaten EuropasHolocaustleugnungMichael BrennickeBernd BeetzHessenAsperger-SyndromSunnyi MellesFritz LangClaudia JungAutismus🡆 More