Häsichenbraut: Märchen in der Form der Brüder Grimm (1819)

Häsichenbraut ist ein Märchen (ATU 311).

Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 2. Auflage von 1819 an Stelle 66 (KHM 66) in stark mit hochdeutschen Elementen durchmischtem Plattdeutsch. Bis zur 3. Auflage schrieb sich der Titel Häsichen-Braut.

Häsichenbraut: Inhalt, Sprache, Herkunft
Illustration von Walter Crane, 1890
Häsichenbraut: Inhalt, Sprache, Herkunft
Illustration von Walter Crane, 1890

Inhalt

Eine Frau schickt ihre Tochter das Häschen verjagen, das im Garten Kohl frisst. Das Häschen lädt sie jedes Mal ein, auf sein Schwänzchen zu sitzen und mitzukommen. Das dritte Mal geht sie mit. Das Häschen lässt sie Grünkohl und Hirse kochen, holt die Hochzeitsgäste und sagt dreimal, sie soll aufdecken. Aber das Mädchen weint nur. Als die Tochter das dritte Mal aufdecken soll, stellt sie eine Puppe aus Stroh an den Platz, zieht dieser ihre eigenen Kleider an und geht heim. Das Häschen haut der Puppe an den Kopf, worauf ihr die Haube herunterfällt und sichtbar wird, dass es sich nur um eine Puppe handelt. Da geht das Häschen fort und ist traurig.

Sprache

Häsichenbraut: Inhalt, Sprache, Herkunft 
Illustration von Otto Ubbelohde, 1909

Der kurze Text benutzt einfache, kindliche Motive. Das Plattdeutsch ist mangelhaft nachgeahmt, wie auch in Grimms anderen Dialektmärchen. Ein hochdeutscher Einschub in Klammern ergänzt, die Gäste seien Hasen, Krähe und Fuchs seien Pfarrer und Küster, der Altar unterm Regenbogen gewesen, „wie mirs ein anderer erzählt hat“.

Herkunft

Die Brüder Grimm hatten das Märchen durch einen ausnahmsweise erhaltenen Brief von Georg Friedrich Fallenstein 1815 aus Berlin. Er hörte es von einer alten Bäuerin bei Buckow „im Wendenlande“. Wilhelm Grimm rundete den Text etwas durch Wiederholungen („Mäken will nech“, „Häsichen gäht fort“ u. a.). Den Einschub in Klammer hörte Fallenstein von einem zweiten Erzähler desselben Märchens. Grimms Anmerkung vergleicht dazu „das wendische Spottlied von der lustigen Hochzeit (Herders Stimmen der Völker S. 139)“ und missdeutet Fallensteins Ortsangabe als „Buckow im Mekelnburgischen“. Der Satz „‚schu! schu! du Häsichen, frißt noch allen Koal.‘“ heißt im Original „‚Schu! Schu! du Häsichen, friß nech (friß nicht) allen Koal!‘“, die Hochzeitsgäste sind „freisch“ (gefährlich), nicht frisch. Die verschiedenen Ausgaben bei Grimm unterscheiden sich nicht, nur war der Titel bis zur 3. Auflage Häsichen-Braut. Fallenstein verglich KHM 66a Hurleburlebutz, Grimms Anmerkung KHM 46 Fitchers Vogel. Man kann das Märchen als entschärfte Kinderform des letzteren ansehen (daher Märchentyp 311).

Literatur

  • Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. 19. Auflage. Artemis & Winkler, Düsseldorf / Zürich 2002, ISBN 3-538-06943-3, S. 376–377.
  • Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen. Hrsg.: Henz Rölleke. 1. Auflage. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. Reclam, Stuttgart 1980, ISBN 3-15-003193-1, S. 129, 472.
  • Heinz Rölleke: „Aus Buckow im Mekelnburgischen“. Die Quelle zum KHM 66 Häsichenbraut und ihr Vermittler. In: Heinz Rölleke (Hrsg.): Die Märchen der Brüder Grimm. Quellen und Studien. gesammelte Aufsätze (= Schriftenreihe Literaturwissenschaft. Band 50). 2. Auflage. Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2004, ISBN 3-88476-667-8, S. 99–104.
  • Hans-Jörg Uther: Handbuch zu den „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Entstehung, Wirkung, Interpretation. De Gruyter, Berlin / New York 2008, ISBN 978-3-11-019441-8, S. 161.
Wikisource: Häsichenbraut – Quellen und Volltexte

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