Dantrolen: Chemische Verbindung, Muskelrelaxans zur Behandlung spastischer Syndrome

Dantrolen ist ein Hydantoin-Derivat aus der Gruppe der Muskelrelaxantien und wird als Arzneistoff, oral in Kapselform zur Behandlung spastischer Syndrome mit krankhaft gesteigerter Muskelspannung und intravenös bei der Malignen Hyperthermie und beim Malignen Neuroleptischen Syndrom eingesetzt.

Hergestellt wird der Arzneistoff (als Dantrolen-Natrium) etwa von den Firmen Röhm-Pharma in Wien, Boehringer Mannheim in Rotkreuz und Norgine in Wettenberg.

Strukturformel
Dantrolen: Klinische Angaben, Unerwünschte Wirkungen, Handelsnamen
Allgemeines
Freiname Dantrolen
Andere Namen
  • 1-[5-(4-Nitrophenyl)-furfurylidenamino]-hydantoin
  • 1-[{5-(4-Nitrophenyl)furan-2-yl}methyliden­amino]imidazolidin-2,4-dion (IUPAC)
  • Dantrolenum (Latein)
Summenformel C14H10N4O5
Kurzbeschreibung

orangefarbenes Pulver

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 230-684-8
ECHA-InfoCard 100.027.895
PubChem 6914273
ChemSpider 5290202
DrugBank DB01219
Wikidata Q421274
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M03CA01

Wirkstoffklasse

Muskelrelaxans

Eigenschaften
Molare Masse 314,25 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

279–280 °C

pKS-Wert

7,5

Löslichkeit

wenig in Wasser (146 mg·l−1 bei 25 °C)

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

Natriumsalz

keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten

> 7000 mg·kg−1 (LD50Mausi.v.)

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Die klinische Einführung des von Snyder und seinen Mitarbeitern 1967 synthetisierten und von Gaisford Harrison zur Therapie der Malignen Hyperthermie vorgeschlagenen Dantrolens erfolgte 1979.

Klinische Angaben

Dantrolen hemmt die Freisetzung von Calcium-Ionen (Ca2+) aus dem sarkoplasmatischen Retikulum (ohne die Ca2+-Wiederaufnahme zu beeinflussen) wahrscheinlich über eine Hemmung des Ryanodin-Rezeptors und kann so die unkontrolliert ablaufenden Kontraktionen der gesamten Skelettmuskulatur durchbrechen. Die Maligne Hyperthermie ist eine seltene, aber lebensbedrohende Narkosekomplikation. Triggersubstanzen sind volatile Inhalationsanästhetika und depolarisierende Muskelrelaxantien wie Suxamethonium. Eine für die Erkrankung disponierende Ursache ist häufig eine Mutation des für einen Ryanodin-Rezeptor kodierenden RYR1-Gens. Ein ausreichender Vorrat an Dantrolen zur Notfalltherapie ist in operativen Kliniken und auch in anästhesiologischen Praxen, die Patienten ambulant in Allgemeinanästhesie versorgen, unerlässlich.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die Behandlung des malignen neuroleptischen Syndroms. Es gibt Hinweise, dass Dantrolen auch bei der Therapie der bei Intoxikationen mit MDMA (Ecstasy) nicht selten auftretenden Hyperthermie hilfreich sein könnte.

Eine Injektionsflasche enthält 20 mg Dantrolen-Natrium sowie 3 g Mannitol als Trockensubstanz (Pulver). Zur Herstellung einer Infusionslösung wird der Inhalt einer Flasche mit 60 ml Wasser für Injektionszwecke aufgelöst (zur Vermeidung eines Mitaufziehens nicht gelöster Dantrolen-Kristalle – mit dem Risiko für Reaktionen an der Injektionsstelle von einer Rötung bis zur Gewebsnekrose – muss unter Umständen eine Filtrationsvorrichtung (Filternadel bzw. Filterkanüle) benutzt werden). Der pH-Wert beträgt dann 9,5. Zur Behandlung einer Malignen Hyperthermie werden beim erwachsenen Menschen 2,5 bis 10 mg/kg und mehr, etwa 200 mg (10 Injektionsflaschen) bis 800 mg, benötigt.

Unerwünschte Wirkungen

Da Dantrolen auch in Ruhe die intrazelluläre Calciumionenkonzentration senkt und somit gering muskelrelaxierend wirkt, kann nach der Anwendung eine überwachungsbedürftige Atemschwäche während der klinischen Wirkdauer von 5 bis 8 Stunden auftreten. Bei längerer Behandlungsdauer sollte das alkalische Dantrolen über einen zentralvenösen Katheter verabreicht werden, da bei versehentlicher Injektion ins Gewebe Nekrosen drohen. Weitere Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfall und allergische Reaktionen sein. Dantrolen wurde auch kausal mit Pleuraerguss in Verbindung gebracht.

Handelsnamen

Monopräparate: Dantamacrin (D, CH), Dantrolen i. v. (D, CH)

Commons: Dantrolen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Beverley A. Britt: Dantrolene. In: Canadian Anaesthetists’ Society Journal. Band 31, Nr. 1, 1984, S. 61, doi:10.1007/BF03011484.

Einzelnachweise

Tags:

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