Der Adinath-Tempel von Ranakpur im indischen Bundesstaat Rajasthan ist einer der bedeutendsten Jain-Tempel des Subkontinents.
Der Adinath-Tempel liegt in einem waldreichen Tal inmitten eher trockener Hügel im Dorf Ranakpur knapp 95 km (Fahrtstrecke) nordwestlich der Großstadt Udaipur in einer Höhe von ca. 485 m. In der Nähe fließt der ca. 1,5 km nördlich des Ortes aufgestaute Bach Sukri, der allerdings nur nach starken oder länger anhaltenden Regenfällen Wasser führt.
Gemäß einer Inschrift auf einer Kupferplatte geht der Bau des Tempels geht auf einen Traum des Geschäftsmanns Dharna Shah zurück, der ihn um das Jahr 1430 in Auftrag gab; er fällt somit in die Zeit des Maharana Kumbha (reg. 1433–1468), den in Udaipur residierenden Fürsten von Mewar. Die Fertigstellung des Tempels fällt in das Jahr 1458. Im 17. Jahrhundert war er beinahe vergessen; in der Umgebung trieben Räuberbanden (dacoits) ihr Unwesen. Erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Restaurierungen vorgenommen.
Der im Wesentlichen quadratische Grundriss (ca. 60 × 60 m) des auf einer von Menschenhand aufgeschütteten Plattform stehenden Marmor-Tempels ist für die indische Architektur äußerst ungewöhnlich – er entspricht eher einem buddhistischen Mandala (vgl. Borobodur oder Somapura Mahavihara) und ermöglicht den über Treppenaufgänge erfolgenden Zutritt aus allen vier Himmelsrichtungen; überdies entspricht er dem viergesichtigen (chaumukh) Kultbild im Zentrum. Während die Eckpartien des Tempels geschlossen sind, sind die dreigeschossigen Eingangsbereiche aufgrund zahlreicher Pfeiler weit geöffnet. Dies findet seine Entsprechung im zentralen Baukörper, dessen Kragkuppel mit herabhängendem Schlussstein über acht Pfeilern beinahe zu schweben scheint. Die dreigeschossigen Eingangs- bzw. Vorhallen (mandapas) nehmen in architektonischer Hinsicht Bezug auf entsprechende Vorbilder in Gujarat (z. B. den alten Dwarkadhish-Tempel in der Stadt Dwarka oder den Navlakha-Tempel beim Dorf Ghumli).
Der Adinath-Tempel verfügt über ein außergewöhnlich reiches Baudekor. Dies betrifft sowohl die Deckengestaltung der einzelnen Bauteile als auch einige wenige Zierstücke wie die kleine Figur des von Dienerinnen begleiteten und von einer Schlangenhaube beschützten Tirthankaras Parshvanata an der Cella, die von einem äußerst kunstvollen Flechtwerk gerahmt wird, in welches Schlangenmädchen (naginis) eingearbeitet sind. Interessant ist auch die abstrahierte Reliefdarstellung einer Tempelstadt (z. B. in den Shatrunjaya Hills bei Palitana).
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