Königskerzen: Gattung der Familie Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae)
Die Pflanzengattung Königskerzen (Verbascum) gehört zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae).
Dieser Artikel ist eine Weiterleitung von Tapsia. Zur früher auch Tapsia genannten Pflanze Thapsia siehe Gargano-Purgierdolde.
Die etwa 300 Arten umfassende Gattung kommt mit einem großen Verbreitungsgebiet in Eurasien vor. Viele der Arten werden als Heilpflanzen verwendet und auch Wollkraut genannt.
Verbascum-Arten wachsen als ein-, zwei- oder mehrjährige krautige Pflanzen. Die einfachen Laubblätter stehen in grundständigen Rosetten zusammen und sind wechselständig am Stängel verteilt. Die Blattspreiten sind meist einfach.
Die zwittrigen Blüten sind leicht zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Es sind fünf Kelchblätter vorhanden. Die Farben der Kronblätter sind meist gelb, selten weiß oder purpurfarben. Die fünf Kronblätter sind nur an ihrer Basis verwachsen und die ausgebreiteten Kronlappen sind ungleich. Es ist nur ein Kreis mit vier oder fünf Staubblättern vorhanden. Die Staubfäden sind meist wollig behaart und die Staubbeutel sind unterschiedlich geformt. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen, zweikammerigen Fruchtknoten verwachsen.
Die septizidale Kapselfrucht enthält viele Samen. Die konisch-zylindrischen Samen sind sechs- bis achtrippig.
Verwendung
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Hippokrates empfiehlt Verbascum für Wundbehandlungen. Die in der Pflanze enthaltenen Saponine sollen für Fische giftig sein, laut Aristoteles betäubt der in ein Gewässer gestreute Samen die Fische und erleichtert so den Fischfang.
Hildegard von Bingen erwähnt die Königskerze (wohl Verbascum thapsus) als wullena (in Bezug auf die weiche, wollige Beschaffenheit der Blätter, wie gleichbedeutend mittelhochdeutsch wülline von althochdeutsch wullina) als Heilmittel für ein „traurig Herz“.
Im Bundesanzeiger Nr. 22a vom 1. Februar 1990 veröffentlichte die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes eine (Positiv-)Monographie über Wollblumen-Blüten. Darin wird eine therapeutische Anwendung der getrockneten Blumenkronen von Verbascum densiflorum Bert. und/oder von Verbascum phlomoides L. sowie deren Zubereitungen als reizmildernd und expektorierend bei Katarrhen der Luftwege empfohlen.
Deutschsprachige Trivialnamen
Wie für viele andere Heilpflanzen sind für die Königskerzen-Arten, in der Antike und bis in die frühe Neuzeit lateinisch candela (später auch candelaria) genannt, zahlreiche Trivialnamen gebräuchlich: beispielsweise Donner- und Blitzkerze, Himmelsbrand, Kunkel, Unholdskerze, Wetterkerze, Winterblom, Wollblume oder Wollkraut und lateinisch unter anderem Tapsus barbatus.
Systematik
Die Gattung Verbascum wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum 1, S. 177–179 aufgestellt. Typusart ist Verbascum thapsus L. Synonyme für VerbascumL. sind: CelsiaL., RhabdotospermaHartl, StaurophragmaFisch. & C.A.Mey. Die Gattung Verbascum gehört zur Tribus Scrophularieae innerhalb der Familie Scrophulariaceae.
Es gibt mehr als 300 Verbascum-Arten (Auswahl):
Verbascum agrimoniifolium(C.Koch) Huber-Morath: Sie kommt in der Türkei, in Armenien und in Palästina vor.
Woll-Königskerze (Verbascum alpinumTurra), kommt nur in Europa vor
Bärenschwanz-Königskerze (Verbascum arcturusL.; Syn.: Celsia arcturus(L.) Jacq.), kommt nur auf Kreta vor
Verbascum barnadesiiVahl (Syn.: Celsia barnadesii(Vahl) G.Don f.): Sie kommt auf der Iberischen Halbinsel vor.
Schaben-Königskerze, Schabenkraut (Verbascum blattariaL.): Sie ist in Eurasien sowie in Nordwestafrika verbreitet und ist in Nordamerika, Australien, Neuseeland, Japan, Afghanistan und Indien ein Neophyt.
Seidenhaar-Königskerze (Verbascum bombyciferumBoiss.): Sie besitzt eine dichte weiße Behaarung und kommt in der westlichen Türkei natürlich vor. Sie ist in Großbritannien eingebürgert.
Verbascum brevipedicellatum(Engl.) Huber-Mor.: Die Heimat ist Ostafrika.
Verbascum calycosumHausskn. ex Murb.: Die Heimat ist die Türkei.
Chaix-Königskerze i. w. S., Österreich-Königskerze i. w. S. (Verbascum chaixiiVill. s. lat.): Sie kommt in Europa vor in Süd-, Mittel-, Südost- und Osteuropa. Mit den Unterarten:
Verbascum chinense(L.) Santapau: Sie kommt in Afghanistan, Kambodscha, Indien, Kaschmir, Laos, Pakistan, Sri Lanka, Thailand und in China vor.
Verbascum creticum(L.) Cav. (Syn.: Celsia creticaL.), kommt in Europa und Nordafrika vor und ist in Australien und Neuseeland eingebürgert.
Verbascum daenzeri(Fauché & Chaub.) O.Kuntze (Syn.: Celsia daenzeriFauché & Chaub.): Dieser Endemit kommt nur im südlichen Griechenland vor.
Großblütige Königskerze, Großblüten-Königskerze (Verbascum densiflorumBertol.; Syn.: Verbascum thapsiformeSchrad.): Sie kommt in Europa und Nordafrika vor und ist in den USA ein Neophyt.
Verbascum drymophiloidesGritsenko: Die Heimat ist Armenien.
Verbascum epixanthinumBoiss. & Heldr.: Die Heimat ist Griechenland
Verbascum freynii(Sint.) Murb.: Sie kommt in der Türkei vor.
Verbascum gadarensePost: Sie kommt in Jordanien vor.
Verbascum giganteumWillk.: Die Heimat ist Spanien.
Verbascum graecumBoiss.: Sie kommt in Albanien, im früheren Jugoslawien, in Griechenland und im europäischen Teil der Türkei vor.
Verbascum humileJanka: Sie kommt in Bulgarien, Griechenland und im europäischen Teil der Türkei vor.
Verbascum ikaricumMurb.: Sie kommt in der Ägäis vor.
Verbascum insulareBoiss. & Heldr.: Sie kommt in der Türkei vor.
Verbascum krauseanumMurb.: Sie kommt in der Türkei vor.
Verbascum laxumFilar. & Jáv.: Die Heimat ist der Kaukasusraum.
Verbascum linearilobum(Boiss.) Hub.-Mor.: Sie kommt in der Türkei vor.
Mehlige Königskerze, Heidefackel-Königskerze (Verbascum lychnitisL.), kommt in Europa und Marokko vor
Verbascum macrurum ist auf Kreta beheimatet
Verbascum megricum(Tzvelev) Huber-Morath: Die Heimat ist Armenien.
Verbascum nevadenseBoiss.: Die Heimat ist Spanien.
Schwarze Königskerze, Dunkel-Königskerze (Verbascum nigrumL.): Sie ist in Eurasien verbreitet.
Verbascum nudicaule(Wydler) Takht.: Die Heimat sind Armenien und die Türkei.
Verbascum olympicum Boiss.: Sie besitzt verzweigte Blütenstände und kommt Griechenland sowie in der Türkei vor.
Verbascum oreophilum C.Koch: Die Heimat sind Türkei, Armenien, der Irak, der Libanon und der Iran.
Verbascum orientale(L.) All. (Syn.: Celsia orientalisL.): Sie ist in Süd- sowie Osteuropa und in Vorderasien verbreitet.
Verbascum ×patrisBordz.
Windblumen-Königskerze (Verbascum phlomoidesL.): Sie ist in Europa sowie Vorderasien verbreitet und ist in Nordamerika sowie Ecuador ein Neophyt.
Violette Königskerze, Purpur-Königskerze (Verbascum phoeniceumL.): Sie in Eurasien verbreitet.
Flockige Königskerze, Flocken-Königskerze (Verbascum pulverulentumThuill.), kommt nur in Europa vor
Verbascum samniticumTen.: Die Heimat ist Italien, Kroatien, Albanien und Griechenland.
Verbascum schachdagenseGritsenko: Die Heimat ist das Kaukasusraum.
Buchten-Königskerze (Verbascum sinuatumL.): Sie ist in Ost- sowie Südeuropa, Nordafrika und von Vorder- bis Mittelasien verbreitet.
Verbascum songaricumSchrenk ex Fisch. & C.A.Mey.: Sie ist von West- sowie Mittelasien bis China verbreitet.
Pracht-Königskerze (Verbascum speciosumSchrad.): Sie kommt in Europa und im Kaukasusraum vor.
Verbascum spinosumL.: Dieser Endemit kommt nur auf Kreta vor.
Verbascum suworowianum(C.Koch) Kuntze: Die Heimat ist Armenien und die Türkei.
Kleinblütige Königskerze, Kleinblüten-Königskerze (Verbascum thapsusL., Syn.: Verbascum crassifoliumLam. & DC.): Sie ist in Eurasien verbreitet und ist in Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland, sowie auf Hawaii ein Neophyt.
Gewelltblättrige Königskerze (Verbascum undulatumLam.): Die Heimat ist Albanien, Griechenland und das frühere Jugoslawien.
Verbascum variansFreyn & Sint.: Die Heimat ist Armenien und die Türkei.
Verbascum virgatumStokes: Die Heimat sind die Kanaren, Madeira, Portugal, Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien. Auf den Azoren, in Nord- und Südamerika, Japan, Südafrika, in Australien, Neuseeland, Neukaledonien und auf Hawaii ist sie eine Neophyt.
Verbascum wiedemannianumFisch. & C. A. Mey.: Sie kommt in der Türkei vor.
Geschichte
Von antiken und spätantiken Autoren mit dem lateinischen Namen „verbascum“ und dem griechischen Namen „phlomons“ bezeichnete Pflanzen wurden von den Autoren des arabischen und des lateinischen Mittelalters als Verbascum-Arten gedeutet.
Aufgrund des haarigen Besatzes der Pflanzen wurden sie auch „Taxus barbatus“ – „Wullena“ – „Wollkraut“ genannt. Die Namen „Candela“ – „Himmelprant“ – „Königskerze“ erhielten sie, weil ihre Stängel mit Wachs überzogen als Fackeln verwendet wurden.
Über die Gelehrtenstuben und über die praktische Medizin des arabischen und des lateinischen Mittelalters wurden die den Königskerzengewächsen von Ärzten der Antike zugeordneten Heilanzeigen über verwickelte Wege an die Neuzeit übermittelt, ergänzt und ausgeschieden. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Anzahl dieser Heilanzeigen im Wesentlichen auf die schleim- und hustenlösende Wirkung der Verbascumblüten eingeschränkt.
Deyuan Hong, Hanbi Yang, Cun-li Jin, Manfred A. Fischer, Noel H. Holmgren, Robert R. Mill: Scrophulariaceae. S. 4: Verbascum - Online. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 18: Scrophulariaceae through Gesneriaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1998, ISBN 0-915279-55-X (englisch).
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