Neturei Karta (aramäisch נטורי קרתא, deutsch Wächter der Stadt, d. h.
Jerusalems) ist eine 1938 entstandene ultraorthodoxe jüdische Gruppierung, die aus religiösen Gründen den Zionismus und den Staat Israel vehement ablehnt und deshalb sogar an der weltweit umstrittenen Holocaustleugnungskonferenz im Iran 2006 teilnahm.
Die Organisation entstand 1938 als Abspaltung der Organisation Agudat Jisra’el, als diese immer weniger antizionistisch wurde. Nach Ansicht der Gruppe wird nach der Wiederkunft des jüdischen Messias ein neues Israel als „ein Königreich“ ohne menschliches Zutun und ohne Waffengewalt entstehen, „dessen Grundlage der göttliche Dienst sein wird“.
Neturei Karta befürwortete die sogenannte Internationalisierung Jerusalems, worunter, im Sinne eines Corpus separatum, der UN-Teilungsplan für Palästina 1947 eine UN-Sonderverwaltungszone für Jerusalem verstand. Ihr damaliger Leiter Amram Bloy richtete sich im Juli 1949 in einem Appell die UNO und forderte, dass Juden, die dies wünschten, UN-Pässe für Jerusalem erhalten sollten. Er argumentierte, die Tora verbiete, das Exil in der jüdischen Diaspora – Galut (hebräisch גלות) – zu beenden und einen Staat zu gründen, daher lehnte die Organisation im Mai 1948 auch die Gründung Israels ab.
Weltweit hat die Gruppe mehrere Synagogen (u. a. Tora Ve'Yira – Jerusalem, Tora U'Tefila – London, Tora U'Tefila – New York, Beis Yehudi – Monsey, NY). Die Gemeinden der Neturei Karta folgen den Bräuchen (hebräisch Minhagim) des Gaon von Wilna, weil die Ursprünge dieser Gemeinden im litauischen und nicht im chassidischen Teil des ultraorthodoxen Judentums liegen.
Seit 2006, als Moishe Aryeh Friedman Redner auf der Al-Quds-Tags-Demonstration in Berlin war, treten jedes Jahr mehrere Neturei-Karta-Rabbis auf der Al-Quds-Tags-Demonstration auf und laufen in der ersten Reihe.
2007 brannte die Neturei-Karta-Synagoge in Monsey, New York, nieder und wurde völlig zerstört.
Die betont antizionistische Position von Neturei Karta führt innerhalb der jüdischen Gemeinde zu starker Polarisierung.
In der arabischen und islamischen Welt hingegen findet Neturei Karta viele Fürsprecher. Durch die gemeinsame antizionistische Position ergab sich eine Zusammenarbeit zwischen Neturei Karta und der PLO. Nach Angaben israelischer Geheimdienste soll die Auswertung palästinensischer Unterlagen ergeben haben, dass Neturei Karta regelmäßig finanzielle Unterstützung aus den Kassen der von Jassir Arafat kontrollierten PLO bezogen habe und dass Rabbiner Moshe Hirsch, führender Aktivist der Neturei Karta, selbst Mitglied der PLO gewesen sei. Neturei Karta sah im Kampf gegen den jüdischen Staat auch in der Hamas sowie der Hisbollah-Miliz Mitstreiter.
Im Dezember 2006 nahmen Moishe Aryeh Friedman sowie weitere führende Mitglieder der Neturei Karta an einer von der iranischen Regierung organisierten, weltweit umstrittenen Holocaustleugnungskonferenz im Iran 2006 in Teheran teil.
Infolge der Kritik an ihrer Teilnahme erklärte die Organisation:
“We affirmed the reality of the mass murder of Jews during the Second World War.”
„Wir bekräftigten die Realität des Massenmordes an Juden während des Zweiten Weltkrieges.“
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