Anne-Sophie Mutter (* 29.
Juni 1963 in Rheinfelden (Baden)) ist eine deutsche Geigerin.
Anne-Sophie Mutter wuchs im baden-württembergischen Wehr auf. Ihr Vater war der Zeitungsverleger (Alb-Bote) Karl-Wilhelm Mutter. Bereits mit fünf Jahren hatte sie den Wunsch, Geigenunterricht zu erhalten, und schon nach einem halben Jahr gewann sie einen Wettbewerb. Aufgrund ihrer hohen Begabung wurde sie von der Schulpflicht entbunden und erhielt neben Klavier- und Geigenunterricht bei Erna Honigberger privaten Schulunterricht. Besonders geprägt wurde sie durch die Geigenvirtuosin Aida Stucki, von der sie in der Meisterklasse des damaligen Konservatoriums Winterthur (heute Zürcher Hochschule der Künste) unterrichtet wurde und die als ihre eigentliche Entdeckerin gilt. Mutter war mehrmals erste Preisträgerin im Wettbewerb Jugend musiziert, das erste Mal 1970 „mit besonderer Auszeichnung“.
1976 debütierte Anne-Sophie Mutter bei den Internationalen Musikfestwochen Luzern (heute Lucerne Festival) und ein Jahr später bei den Salzburger Pfingstkonzerten mit Mozarts G-Dur-Konzert unter der Leitung von Herbert von Karajan. Anschließende Konzerte und Einspielungen mit den Berliner Philharmonikern unter Karajan in den 1980er-Jahren verhalfen ihr zu internationaler Bekanntheit. Seitdem konzertiert sie weltweit in Zusammenarbeit mit namhaften Dirigenten, Orchestern und Kammermusikpartnern in allen bedeutenden Musikzentren. 2019 gab sie mit dem Royal Philharmonic Orchestra auf dem Münchner Königsplatz den ersten Open-Air-Auftritt in ihrer Laufbahn.
1986 erhielt sie einen Lehrstuhl für Violine an der Royal Academy of Music in London. Zur Förderung junger Streicher gründete sie 1987 die Rudolf-Eberle-Stiftung sowie 1997 den Freundeskreis der Anne-Sophie Mutter-Stiftung. Sie ist zudem Mitglied des Kuratoriums des forum thomanum Leipzig e. V.
Auf der Bühne trägt Mutter stets schulterfreie Kleider. In einem Interview sagte sie dazu, die Abendkleider seien für sie „Arbeitskleider, die vor allem bequem“ sein sollten.
Mit einem gemeinsamen Konzert im Dezember 1988 begann die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Pianisten Lambert Orkis. Mutter bezeichnete diese Zusammenarbeit 2014 zum 25-jährigen Jubiläum als „Glücksfall in meinem Leben“. Sie hatte Orkis bereits 1980 als 16-Jährige bei ihrem Debüt beim National Symphony Orchestra in Washington unter Mstislaw Rostropowitsch als Begleitpianisten für ein Vorspiel erlebt. Orkis hatte Rostropowitsch bereits 11 Jahre lang als Pianist auf fast allen seinen Cello-Konzerten begleitet. Rostropowitsch war es auch, der Orkis und Mutter 1988 erneut zusammenbrachte. Bis heute ist Orkis Mutters Begleiter bei allen Konzerten mit kammermusikalischem Repertoire. Zum 25-jährigen Jubiläum hatte das Duo bereits 10 CDs bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht, und es feierte seine Zusammenarbeit in einer „Silber-Tournee“ mit Konzerten in zwölf Städten in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz zwischen Mai und September 2014. Die zum Jubiläum erschienene Doppel-CD „The Silver Album“ enthält unter anderem die Welt-Ersteinspielungen von Pendereckis „La Follia“ und Previns zweiter Violinsonate. Mutter und Orkis hatten die beiden Stücke im Dezember 2013 auf ihrem Jubiläumskonzert in der Carnegie Hall (New York) erstmals präsentiert, und sie gehörten auch zum Konzertprogramm der europäischen Jubiläumstournee. Mit dem für den 2. Juni 2023 in Essen geplanten Triokonzert mit Anne-Sophie Mutter, Lambert Orkis und Maximilian Hornung (Violoncello), u. a. mit dem Klaviertrio D-Dur op. 70/1 „Geistertrio“ von Ludwig van Beethoven und Ghost Trio von Sebastian Currier geht diese Zusammenarbeit ins 35. Jahr.
2021 wurde Mutter in der Nachfolge von Fritz Pleitgen zur Präsidentin der Stiftung Deutsche Krebshilfe gewählt. Ihr erster Mann Detlef Wunderlich war 1995 an Lungenkrebs gestorben.
Anne-Sophie Mutter war von 1989 bis zu seinem Tod 1995 mit dem fast 30 Jahre älteren Rechtsanwalt Detlef Wunderlich verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder.
Von 2002 bis 2006 war sie in zweiter Ehe mit dem US-amerikanischen Komponisten, Pianisten und Dirigenten André Previn verheiratet, der 34 Jahre älter war als sie. Rückblickend sagte Mutter über ihre beiden Ehen, sie habe offenbar Männer „mit sehr viel mehr Lebenserfahrung gesucht“. Laut Presseberichten erfolgte die Scheidung von Previn im Sommer 2006 aufgrund des großen Altersunterschiedes und des durch den vollen Terminkalender Mutters geprägten Lebens des Paares. Previns 2002 von ihr uraufgeführtes Violinkonzert trägt ihren Namen. Es war sein Verlobungsgeschenk an Anne-Sophie Mutter. Sie bezeichnet es als Previns „Reminiszenz an seine Zeit in Berlin“ (wo er bis zur Flucht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung seine Jugendjahre verbrachte) nicht zuletzt, weil es im letzten Satz das Thema seines Lieblingskinderliedes „Wenn ich ein Vöglein wär“ aufnimmt.
Mutter lebt in München. Einer ihrer beiden älteren Brüder, Christoph Mutter (* 1961), ist Rechtsanwalt.
Anne-Sophie Mutter besitzt zwei Stradivari-Violinen, die Emiliani (gebaut 1703) und die Lord Dunn-Raven (gebaut 1710). Beide stammen somit aus der sogenannten „goldenen Periode“ Stradivaris. Die Emiliani spielte sie vor allem bei den Aufnahmen mit Karajan, die Lord Dunn-Raven ist ihre derzeit bevorzugte Konzertvioline.
Deutsche Grammophon:
EMI Classics:
Sony Classical:
Erato:
Jahr | Titel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen (Jahr, Titel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) | Anmerkungen | ||
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DE | AT | CH | |||
1989 | Mozart Violin-Konz. KV 216, 219 | DE— | — | — | |
1993 | Carmen-Fantasie | DE37 (10 Wo.)DE | — | — | |
1995 | Romance | DE31 (13 Wo.)DE | — | — | |
1996 | Jean Sibelius - Violin Concerto | DE66 (9 Wo.)DE | — | — | |
1997 | Brahms - Violinkonzert / Schumann – Fantasie op. 131 | DE88 (4 Wo.)DE | — | — | |
1999 | Die vier Jahreszeiten | DE38 (12 Wo.)DE | AT33 (5 Wo.)AT | — | |
2002 | Beethoven: Violin Concerto / Romances | DE50 (13 Wo.)DE | — | — | mit Kurt Masur & New York Philharmonic Orchestra |
2003 | Tango Song And Dance | DE71 (6 Wo.)DE | — | — | mit Lambert Orkis & André Previn |
2005 | Mozart - The Violin Conciertos / Sinfonia concertante | DE25 (20 Wo.)DE | — | — | |
2006 | Mozart: Piano Trios KV 548, 542, 502 | DE24 (6 Wo.)DE | — | — | |
2008 | Bach / Gubaidulina - In tempus praesens | DE45 (4 Wo.)DE | — | CH100 (1 Wo.)CH | |
2009 | Mendelssohn | DE71 (3 Wo.)DE | — | — | mit André Previn, Lynn Harrell, Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur |
2011 | The Best Of Anne-Sophie Mutter | DE60 (1 Wo.)DE | — | — | |
2013 | Dvořák | DE84 (2 Wo.)DE | — | — | |
2015 | The Club Album - Live From Yellow Lounge | DE41 (2 Wo.)DE | — | — | |
2019 | John Williams: Across The Stars | DE33 (6 Wo.)DE | — | CH73 (1 Wo.)CH | |
2020 | Beethoven: Triple Concerto & Symphony No. 7 | DE23 (2 Wo.)DE | — | CH80 (1 Wo.)CH | mit Yo-Yo Ma, Daniel Barenboim & Western Eastern Divan Orchestra |
John Williams in Vienna | DE6 (18 Wo.)DE | AT6 (13 Wo.)AT | CH13 (2 Wo.)CH | ||
2022 | Williams: Violin Concerto No. 2 | DE58 (1 Wo.)DE | — | CH57 (1 Wo.)CH | mit John Williams & Boston Symphony Orchestra |
Personendaten | |
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NAME | Mutter, Anne-Sophie |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Violinistin |
GEBURTSDATUM | 29. Juni 1963 |
GEBURTSORT | Rheinfelden (Baden) |
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