Mit Xenolekt (griechisch ξένος (xénos) für „fremd“ und -λεκτος (-lektos), welches von λέγω (légō) „sprechen“ stammt) oder Foreigner Talk bezeichnet man die Art und Weise, wie Sprecher einer bestimmten Zielsprache mit Personen kommunizieren, von denen sie annehmen oder wissen, dass sie die Zielsprache nicht oder nur schlecht beherrschen (pejorativ als Radebrechen oder „gebrochenes Deutsch“ bezeichnet).
Sie versuchen oft ihr Sprachverhalten so zu verändern, dass sie für die Adressaten verständlich werden. Dabei wechseln die Sprecher zwischen zielsprachigen Äußerungen und verschiedenen Reduktionsniveaus („Ausländerregister“).
Grundsätzlich werden vier verschiedene Äußerungsstufen differenziert:
Die Variation ist einerseits von vielen intra- und interpersonal einheitlichen Veränderungsstrategien bestimmt und andererseits ist sie pragmatisch determiniert. Der Xenolekt-Sprecher richtet sich in erster Linie nach seiner subjektiven Bewertung sprachlicher Fertigkeiten und der außersprachlichen Erscheinung des Adressaten, was sehr oft von stereotypen Vorannahmen beeinflusst wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bewertung des Mitteilungsgehalts und der inhaltlichen und thematischen Relevanz der Mitteilung für den Adressaten. Je höher die inhaltliche Relevanz einer Mitteilung für das Verstehen des Adressaten bewertet wird, desto stärker sind die Veränderungen. Das heißt, die Informanten verfolgen eine themenbezogene und adressatengerichtete Veränderungsstrategie. Äußerungen, die andere Ziele zum Ausdruck bringen sollen, wie Verständnissicherungen, Kommentare, Evaluationen, Bestätigungen usw. werden dagegen wenig verändert.
Die Adäquatheit der gewählten sprachlichen Veränderungen wird dann während einer Interaktion an den kommunikativen Bedürfnissen des Adressaten überprüft, so dass gegebenenfalls Verstärkungen oder Entspannungen vorgenommen werden können.
Die Form xenolektaler Äußerungen ist sehr von der Bezugssprache abhängig. Trotzdem lassen sich einige sprachübergreifende Charakteristika zusammenfassen:
Der Einfluss der Xenolekte auf die Fossilisierungsprozesse beim ungesteuerten Spracherwerb ist eine der zentralen Fragen der Zweitspracherwerbsforschung. Zu diesem Thema bringt die Zweitspracherwerbsforschung reichliche Hypothesen für und gegen die Xenolekte hervor, jedoch ungenügend empirische Daten. Einige Theorien geben den Xenolekten Schuld an der Fossilisierung, andere preisen die Xenolekte als Input, der sich immer genau an das Niveau des Lerners anpasst. Das Wechselspiel zwischen veränderter Eingabe und jeweiliger Zweitspracherwerbsstufe muss zuerst über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, um festzustellen, wie sich die xenolektalen Eingaben mit zunehmendem Spracherwerb verändern und wie die Erwerbsprogression von den Xenolekten geleitet wird.
Aufgrund bisheriger Ergebnisse lässt sich schließen, dass die Xenolekte ein Versuch sind, in einer sprachlich ungleichen Kommunikationssituation das Gelingen der Kommunikation sicherzustellen. In vielen Aspekten sind sie mit dem „code switching“ in der bilingualen Kommunikation vergleichbar und sie sind auch als Bestandteil der interkulturellen Kommunikation zu untersuchen. Durch die Bewertung der Erfordernisse des Adressaten durch die Informanten gelingen gewisse Anpassungen an die Varietät des Adressaten und so bildet sich natürlich ein verständlicher Input, den der Adressat tatsächlich verarbeiten kann. Erheblich wichtiger scheint aber die direkte Konfrontation des Adressaten mit den zielsprachigen Äußerungsstrukturen. Das heißt, die Lerner sind also nicht nur über Fernsehen und Radio oder über die Beteiligung an Gesprächen Dritter mit zielgerechten Varietäten konfrontiert, sie beteiligen sich selbst aktiv an der direkten Aushandlung mit den Muttersprachlern, vgl. Handlungsorientierung (Fremdsprachenunterricht). Die Ansicht, die simplifizierten Xenolekte seien die eigentliche Ursache für das Fossilieren des Erwerbsprozesses, muss also in dieser starken Form zurückgewiesen werden.
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