Wolfgang Ullrich (* 1967 in München) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler.
Ullrich studierte Philosophie und Kunstgeschichte und wurde 1994 bei Thomas Buchheim promoviert. Zwischen 1997 und 2003 war er Dozent an der Akademie der Bildenden Künste München, es folgten Gastprofessuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Er nahm Lehraufträge in Deutschland, Österreich und der Schweiz wahr. Seit 2006 war er Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, seit 2014 Prorektor für Forschung. 2015 legte er seine Professur nieder; er arbeitet und lebt als freier Autor in Leipzig und München.
In seinen Schriften befasst er sich mit Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, mit bildsoziologischen Fragen sowie Konsumtheorie. Vor allem beschäftigt ihn die Aufrüstung des Begriffs von Kunst, wodurch deren Rolle in der Moderne überschätzt worden sei. Er diagnostiziert die daraus erwachsenden Überforderungen von Künstlern sowie Kunstrezipienten und plädiert dafür, die Werke der Kunst nüchterner zu betrachten. In seinen Publikationen behandelt Ullrich Kunst methodisch gleichrangig mit anderen visuellen Phänomenen, beispielsweise mit Bildern aus der Werbung, dem Fotojournalismus oder der Propaganda.
In einem Beitrag der ZEIT unter dem Titel Auf dunkler Scholle zählt Ullrich im Mai 2019 den Leipziger Maler Neo Rauch zu einer Gruppe „rechtsgesinnte[r] Künstler, die sich als letzte Verteidiger der Kunstfreiheit aufspielten“ und das Narrativ bedienten, Deutschland sei zu einer „DDR 2.0“ geworden. Rauch malte daraufhin als Antwort das Bild Der Anbräuner. Darauf ist ein Mann zu sehen, der auf einen Pinsel defäziert, und eine Leinwand, auf der die Initialen W.U. in dunkelbrauner Farbe zu lesen sind. Den Begriff „Anbräuner“ hatte der konservative Schriftsteller Ernst Jünger 1982 in der Dankesrede zum Goethepreis verwendet, um damit die Suche nach rechten Gesinnungen bei öffentlichen Figuren zu bezeichnen.
Das Gemälde wurde für 750.000 € auf einer Auktion von Christoph Gröner ersteigert, der es nach eigener Aussage im Foyer eines von ihm geplanten „Vereins für den gesunden Menschenverstand“ präsentieren will. Ullrich betonte im Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur, er „habe Rauch rechte Motive unterstellt, aber ihn keineswegs zum Nazi gemacht – das macht er schon selber.“ Im Interview mit der Welt erklärte Rauch, er wolle das Bild als „wohlverdiente Ohrfeige“ verstanden wissen. Rauch gab an, die Initialen W.U. stünden für Walter Ulbricht. Jens Hinrichsen verteidigte Ullrich in monopol und urteilte, die „These, dass gegenwärtig vor allem rechte Künstler die Kunstfreiheit ins Feld führen, ist allerdings nicht so einfach vom Tisch zu wischen“ sowie, dass Rauch nicht „pauschal als rechter Künstler [in Ullrichs Essay] tituliert“ würde. Auf seinem Blog kommentierte Ullrich die Versteigerung und bilanzierte: „Wenn ein Bild, das einen unliebsamen Kritiker fäkal schmähen soll, zum Symbolbild für den gesunden Menschenverstand erklärt wird, dann wird daraus eine pauschale Diffamierung von Kritikern und Intellektuellen.“ In seinem Buch Feindbild werden (2020) beschreibt Ullrich die Debatte und reiht das Gemälde in eine Tradition von Schmähbildern von Goya und Grosz ein. Der Germanist Dirk Oschmann wertet Ullrichs Buch als vom Bemühen geprägt, sich die Deutungshoheit des Westens über den Osten wieder zurückzuholen.
Personendaten | |
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NAME | Ullrich, Wolfgang |
ALTERNATIVNAMEN | Ulrich, Wolfgang (Falschschreibung) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 1967 |
GEBURTSORT | München |
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