Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist eine hochschulmedizinische Einrichtung in Deutschland.
Unter ihrem Dach besteht im Rahmen des Integrationsmodells eine Einheit von medizinischer Fakultät der Georg-August-Universität und Universitätsklinikum und damit eine Einheit der drei Bereiche „Forschung – Lehre – Krankenversorgung“.
Wolfgang Brück (Dekan, Vorstand Forschung und Lehre, Sprecher des Vorstands), Lorenz Trümper (Vorstand Krankenversorgung), Jens Finke (Vorstand Wirtschaftsführung und Administration)
Die UMG ist Teil der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts und wird von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet. Sie ist mit ihren ca. 7.900 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Region.
Die UMG stellt mit ca. 1.500 Planbetten einen zentralen Schwerpunkt in der Krankenversorgung der Region Südniedersachsen dar. Als einziger Maximalversorger in Südniedersachsen übernimmt sie mit über 60 Kliniken, Instituten und Abteilungen jährlich die Behandlung von ca. 65.000 stationären sowie ca. 230.000 ambulanten Patienten (Stand 2019).
Zu den zentralen Einrichtungen des Maximalversorgers gehören die Zentrale Notaufnahme (ZNA), der Pflege- und Pflegefunktionsdienst sowie das Institut für Krankenhaushygiene und Infektiologie. Darüber hinaus gibt es weitere zentrale Einrichtungen, die die Krankenversorgung der UMG sicherstellen, zum Beispiel die Blutbank und Transfusionsmedizin, die Interdisziplinäre Kurzzeitonkologie (IKO), das interdisziplinäre UMG-Labor und das klinische Krebsregister. Die UMG ist Standort des RettungshubschraubersChristoph 44.
Forschung
Die Forschungsschwerpunkte der UMG sind Neurowissenschaften, Herz-Kreislauf-Medizin und Onkologie. Die UMG gehört zur lokalen Forschungslandschaft des Göttingen-Campus, in dem sie sich mit der Universität Göttingen und weiteren außeruniversitären Göttinger Forschungseinrichtungen, darunter fünf Max-Planck-Instituten, zusammengeschlossen hat.
Der Schwerpunkt Neurowissenschaften prägt das Forschungsprofil des Göttingen-Campus seit dem Jahr 2006:
Die UMG verfügt über das seit 2019 von Bund und Ländern geförderte Exzellenzcluster Multiscale Bioimaging (MBExC) sowie zwei mit Sprecherfunktion in Göttingen eingerichtete Sonderforschungsbereiche (SFB) 889 und SFB 1286 sowie einen Transregio-SFB (TR 274) in Kooperation mit München. Mit dem European Neuroscience Institute (ENI) und dem Center of Biostructural Imaging in Neurodegeneration (BIN) sind zwei interdisziplinäre Forschungsinstitute mit eigenständigen Gebäuden und Infrastrukturen entstanden. Ein weiteres interdisziplinäres Forschungsgebäude für das Heart & Brain Center Göttingen (HBCG) befindet sich im Bau. 2002–2018 wurden das Forschungszentrum und Vorgänger-Exzellenzcluster Nanoscale Microscopy and Molecular Physiology of the Brain (CNMPB) und 2007–2019 die Göttinger Graduiertenschule für Neurowissenschaften, Biophysik und Molekulare Biowissenschaften (GGNB) gefördert.
Die UMG ist Göttinger Standort des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), durch das über den Göttingen-Campus hinaus eine nationale Vernetzung zum Thema Neurodegeneration besteht.
Der Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Medizin etablierte sich durch ein Internationales Graduiertenkolleg (IRTG 1816) und den SFB 1002, die sich maßgeblich aus dem Herzzentrum Göttingen und der hiesigen Klinik für Kardiologie und Pneumologie entwickelt haben. Darüber hinaus ist die UMG Göttinger Standort des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
Der Schwerpunkt Onkologie basiert auf Verbundprojekten der Grundlagenforschung (FOR 2008, KFO 5002), drei von der Deutschen Krebshilfe geförderte Max-Eder-Gruppen und der korrespondierenden klinischen Versorgung mit möglichst schnellem Transfer neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Praxis. Die klinisch-wissenschaftlichen Aktivitäten der Onkologie in der UMG und ihrer Schwesterhochschule, der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), werden seit 2021 von der Deutschen Krebshilfe als anerkanntes Spitzenzentrum CCC-Niedersachsen gefördert.
Studium und Lehre
Insgesamt sind über 3.600 Studierende immatrikuliert. Etwa zehn Prozent davon stammen aus dem Ausland. Neben den Studiengängen der Humanmedizin und der Zahnmedizin bietet die UMG drei weitere grundständige Studiengänge an: den B.Sc. und M.Sc. Molecular Medicine, den M.Sc. Cardiovascular Science, sowie einen Postgraduierten-Studiengang (PhD).
In Kooperation mit der Georg-August-Universität Göttingen werden vier weitere Studiengänge angeboten: die M.Sc./PhD-Programme Neurosciences und Molecular Biology sowie die Masterstudiengänge Medizinische Informatik und Angewandte Statistik.
Zudem ist die UMG am Aufbau des B.Sc./M.Sc. Psychotherapie beteiligt.
Die UMG kooperiert mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) im Rahmen des Gesundheitscampus Göttingen (GCG): Dabei haben Studierende des GCG die Möglichkeit, sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten an gemeinsamen Forschungsprojekten der UMG und den Fakultäten der HAWK zu beteiligen. Diese gemeinsame akademische Ausbildungseinrichtung bietet fünf Bachelor-Studiengänge an: Pflege dual, Studium und Lehre Humanmedizin und Zahnmedizin, Therapiewissenschaften dual, Mediziningenieurwesen, Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und Hebammenwissenschaften an. Außerdem kooperiert die Private Hochschule Göttingen (PFH) im Rahmen ihrer Orthobionik Studiengänge mit der UMG.
In der UMG-eigenen Bildungsakademie werden acht verschiedene Ausbildungen in Gesundheitsfachberufen angeboten. Zum Teil sind die Ausbildungen in einen Studiengang integriert (Pflege und Physiotherapie/Logopädie, Hebammenwissenschaften). Die Praxisanteile dieser Ausbildungen finden zu einem überwiegenden Anteil in den verschiedenen Bereichen des Universitätsklinikums statt; außerdem bestehen Kooperationen mit weiteren Gesundheitseinrichtungen in Göttingen und Umgebung.
Geschichte
1390: Gründung des Hospitals St. Crucis am Geismartor
1732: Gründung der Universität mit einer philosophischen, einer theologischen, einer juristischen und einer medizinischen Fakultät.
1751: Einrichtung einer universitären Entbindungsanstalt in einem Fachwerk-Nebengebäude des Hospitals St. Crucis als, als Accouchieranstalt und eine der ersten akademischen Entbindungsanstalten in Deutschland; die Anstalt war – im Rückblick gesehen – Keimzelle der Göttinger Universitätsmedizin. Das heutige Accouchierhaus (Kurze-Geismar-Straße 1, Ecke Hospitalstraße) ist ein 1791 fertiggestellter barocker Ersatzneubau an der Stelle des St. Crucis-Hospitals. Die Klinik zog 1896 aus.
1781: Gründung des „Wundärztlichen Hospitals“ durch August Gottlieb Richter als erstes universitätseigenes Hospital.
1793: Umwandlung zum „Akademischen Hospital“. Damit nahm das Hospital seine Rolle als erstes Lehrkrankenhaus für die medizinische Ausbildung wahr.
1809: Errichtung eines neuen Gebäudekomplexes unter Karl Himly in der Geiststraße für das „Institut für Chirurgie und Augenheilkunde“.
1851: Einweihung des „Ernst-August-Hospitals“. In diesem gelang es erstmals in der Geschichte Göttingens, alle damaligen medizinischen Fächer (Klinik für Innere Krankheiten, Chirurgische Klinik, Klinik für Sinneskranke, Klinik für Augen- und Ohrenkranke sowie das Pathologische Institut) in einem Gebäudekomplex zu integrieren.
1873: Auslagerung der Augenklinik in einen separaten Neubau in der Geistraße 12 (das Gebäude ist heute noch erhalten).
1891: Einzug der Chirurgischen Klinik in den Neubau in der Humboldtallee.
1896: Ausbau zu einem Gebäudekomplex, welcher sich über große Bereiche der Goßlerstraße und der Humboldtallee erstreckte. Es folgte daraus die Gründung der Vereinigten Kliniken Göttingens. In den folgenden Jahren zogen die teils neuen medizinischen Disziplinen in die neuen Gebäude ein.
1906: Eröffnung der neuen Augenklinik.
1907: Einweihung des neuen Instituts für gerichtliche Medizin und die neue Nervenklinik.
1911: Eröffnung der Kinderklinik in der Humboldtallee (heute das Gebäude des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin).
1926: Gründung der „Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten“.
1930: Eröffnung der Hautklinik am Steinsgraben.
1956: Umzug der psychiatrischen Klinik in die Von-Siebold-Straße.
1959: Umzug der Hautklinik in die Von-Siebold-Straße.
1962: Erste universitäre Abteilung für Kinderkardiologie Deutschlands
1969: Start des ersten Bauabschnitts des Zentralklinikums an der Robert-Koch-Straße. Der Rohbau war bereits nach zwei Jahren abgeschlossen.
1976: Beginn des Einzugs.
1980: Die wichtigsten Teilkliniken waren bereits eingezogen, das Göttinger Universitätsklinikum wurde Hubschrauberstandort und die Bauarbeiten am zweiten Bauabschnitt begannen.
1986: Einzug von Kinder-, Frauen- und HNO-Klinik als eine der letzten Abteilungen.
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