Schauspieler Thomas Fritsch: Deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Schlagersänger (1944–2021)

Thomas Fritsch (* 16.

Januar 1944 in Dresden; † 21. April 2021 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher und Schlagersänger. Der Sohn des Schauspielers Willy Fritsch wurde in den 1960er Jahren zunächst durch Hauptrollen in mehreren Kinofilmen bekannt und galt eine Zeit lang als Teenager-Idol, später war er vor allem in Serienrollen, u. a. in Drei sind einer zuviel und Rivalen der Rennbahn, präsent. Als Sprecher war er die deutsche Stimme von Tim Curry, William Hurt und Jeremy Irons, zudem war er bei Zeichentrickfilmen (Der König der Löwen, Ice Age) und in der Hörspielreihe Die drei ??? als Erzähler tätig.

Leben und Karriere

Herkunft und Anfänge

Thomas Fritsch war der Sohn des UFA-Filmstars Willy Fritsch und der Tänzerin und Schauspielerin Dinah Grace (eigentlich Ilse Schmidt). Bei Kriegsende flüchtete die Familie nach Hamburg, wo Fritsch nach der Mittleren Reife bei Eduard Marks, dem Leiter der Schauspielklasse der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, studierte und später Gesangs- und Ballettunterricht nahm. Gustaf Gründgens riet dem damals 16-Jährigen zu einer Schauspielkarriere.

Theater

Sein Bühnendebüt gab Fritsch 1964 am Stadttheater Heidelberg als junger Dichter Eugene Marchbanks in George Bernhard Shaws Komödie Candida. Es folgten Engagements unter anderem am Frankfurter Fritz Rémond Theater, der Kleinen Komödie am Max II in München, der Stuttgarter Komödie im Marquardt, den Hamburger Kammerspielen und der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin. In der Spielzeit 1974/75 war er am Wiener Theater in der Josefstadt in Ferenc Molnárs Drama Der Schwan als Fechtlehrer Dr. Agi zu sehen. Zur Spielzeit 1982/83 übernahm er, ebenfalls dort, in dem Lustspiel Christinas Heimreise von Hugo von Hofmannsthal die Rolle des jungen Venezianers Florindo. Überwiegend wirkte Fritsch in Boulevardstücken wie etwa in Colettes Komödie Chéri oder dem Musical Irma la Douce mit. 1985 spielte er unter der Regie von Wolfgang Spier an der Komödie am Kurfürstendamm in Alan Ayckbourns Verwechslungskomödie Halbe Wahrheiten den jungen Sonnyboy Greg Pointer. In der Spielzeit 2003/04 war er in Düsseldorf am Theater an der Kö erneut in einer Bühneninszenierung von Ayckbourns Komödie zu sehen. Er übernahm die Rolle des heimlich seitenspringenden Macho-Ehemanns Philip Carter. Seine letzte Bühnenrolle spielte Fritsch von 2006 bis 2009 an der Seite von Karsten Speck in Michael Pertwees Beziehungskomödie Sextett.

Film und Fernsehen

Noch während der Schauspielschule wurde Fritsch für den Film entdeckt. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen Julia, Du bist zauberhaft, Das schwarz-weiß-rote Himmelbett und Das große Liebesspiel. Er spielte an der Seite bekannter Filmschauspielerinnen, darunter Lilli Palmer, Hildegard Knef, Daliah Lavi und Marie Versini. Mit seinem Vater, Willy Fritsch, stand er dreimal vor der Kamera: 1964 in dem Spielfilm Das hab ich von Papa gelernt sowie für die ZDF-Fernsehshows Das gibt's doch zweimal (1965) und Andere Zeiten – andere Sitten. Die Thomas-Fritsch-Show (1967).

Nach einem vorübergehenden Karriereknick gelang Fritsch 1977 ein Comeback mit der Hauptrolle der Fernsehserie Drei sind einer zuviel an der Seite von Jutta Speidel und Herbert Herrmann. 1989 war er erneut an der Seite von Speidel in der elfteiligen ZDF-Serie Rivalen der Rennbahn als Jockey Christian Adler in einer Hauptrolle zu sehen.

Neben regelmäßigen Gastauftritten in Einzelproduktionen von Krimiserien wie Der Kommissar, Derrick und Der Alte war er regelmäßig Gastdarsteller in Fernsehserien wie Glückliche Reise (1992–1993), Unser Charly (2000–2003) und Hallo Robbie! (2004–2008) und übernahm Haupt- oder Gastrollen in Romanverfilmungen von Rosamunde Pilcher (1997–2011).

In der Rolle des Earl of Cockwood gefiel Fritsch im Jahr 2004 in der Kinoproduktion Der Wixxer, einer Parodie auf die Edgar-Wallace-Filme der 1960er Jahre. Von 2006 bis 2007 war er in vier Staffeln der ProSieben/ORF-Serie Die Märchenstunde der Erzähler und 2008 neben Hans-Werner Meyer und Lisa Martinek in dem deutsch-österreichischen Fantasyfilm Das Wunder von Loch Ness als Zauberer Merlin zu sehen. In der siebenteiligen ZDF-Filmreihe Meine wunderbare Familie übernahm er an der Seite von Tanja Wedhorn von 2008 bis 2010 die Rolle des Peter Engelmann. In den 1980er Jahren bewarb er die Praline Mon Chéri.

Synchronisation

Daneben arbeitete Fritsch als Synchronsprecher. So synchronisierte er unter anderem Russell Crowe (Gladiator, Master & Commander – Bis ans Ende der Welt, Proof of Life), Jeremy Irons (Stirb langsam: Jetzt erst recht, Königreich der Himmel, Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter), Aslan (Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia, Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia und Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte), Charles Shaughnessy (Die Nanny) und Edward James Olmos (Battlestar Galactica).

Des Weiteren wirkte er in den deutschen Fassungen einer Reihe bekannter Disney-Zeichentrickfilme mit, darunter als Scar in Der König der Löwen und Niels (Nigel) in Findet Nemo. Er sprach in der South Park-Folge Die Russell-Crowe-Show die Zeichentrickfigur von Russell Crowe. Darüber hinaus war er in der Rolle des Diego in Ice Age, Ice Age 2 – Jetzt taut’s, Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los, Ice Age 4 – Voll verschoben und Ice Age – Kollision voraus! zu hören. In der HBO-Serie Game of Thrones synchronisierte er James Faulkner in der Rolle des Randyll Tarly. In der Zeichentrickadaption von Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer sprach er die Rolle des Lukas. In den Realverfilmungen von Jim Knopf, den Kinofilmen Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von 2018 und Jim Knopf und die Wilde 13 von 2020, lieh er dem Erzähler seine Stimme – seine letzten Arbeiten als Synchronsprecher.

Sprechertätigkeiten

Außerdem war Fritsch regelmäßig als Hörspielsprecher tätig. Von 2002 bis März 2017 übernahm er den Part des Erzählers in der Hörspielreihe Die drei ??? (zwischenzeitlich: DiE DR3i), den er auch vor 12.000 Zuschauern bei dem Live-Auftritt Superpapagei 2004 zum Besten gab. 2008 übernahm er in der mehrteiligen Hörspielserie zum Computerspiel Sacred 2 die Hauptrolle des Schattenkriegers Garlan.

In der deutschen Fassung des Computerspiels Civilization IV wirkte er ebenfalls mit; er vertonte die im Original von Leonard Nimoy gesprochenen Textstücke.

Des Weiteren sprach er die Märchenzitate zu Beginn jeder Folge der Fernsehserie Grimm.

Schlagersänger

In den 1960er Jahren war Fritsch als Schlagersänger bekannt und zierte mehrmals die Titelseite der Jugendzeitschrift Bravo. Im Dezember 1963 gelang ihm mit der Single Wenn der Mondschein nicht so romantisch wär’ seine erste und zugleich höchste Platzierung in den deutschen Singlecharts (Platz 13). Zusammen mit seinem Vater nahm er 1964 und 1965 die Langspielplatten Das hab ich von Papa gelernt und Das gibt's doch zweimal auf.

Mehrmals arbeitete er mit der Liedermacherin Suzanne Doucet zusammen.

Privates und Tod

Fritsch, der über viele Jahre abwechselnd in München und auf der griechischen Insel Mykonos lebte, engagierte sich für den Tierschutz. 1990 wurde bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert. 2006 sprach er erstmals öffentlich über seine Bisexualität. Fritsch war unverheiratet und kinderlos. 2019 wurde bekannt, dass er an Demenz erkrankt war. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einer Berliner Senioren-Wohngemeinschaft.

Thomas Fritsch starb am 21. April 2021 im Alter von 77 Jahren. Er wurde vor der Insel Sylt auf See bestattet.

Filmografie

Kino

Fernsehen (Auswahl)

Fernsehfilme

Fernsehserien

Synchronrollen (Auswahl)

William Hurt

Jeremy Irons

Russell Crowe

John Hurt

Tim Curry

Leonard Nimoy

Kino

Fernsehen

Fernsehserien

Live-Shows

  • 2004: Die drei ??? – Der Super-Papagei live aus der Color Line Arena, Hamburg … als Erzähler

Videospiele

Diskografie (Auswahl)

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Singles
Wenn der Mondschein nicht so romantisch wär’
  DE 13 01.12.1963 (12 Wo.)
Geschichten eines Twen
  DE 43 01.03.1964 (8 Wo.)
Rosie
  DE 50 01.09.1964 (4 Wo.)

Alben

  • 1964: Das hab ich von Papa gelernt (mit Willy Fritsch, Polydor)
  • 1965: Das gibt’s doch zweimal (mit Willy Fritsch, Polydor)
  • 1965: Allein und doch nicht allein (Polydor)
  • 1967: Mit Thomas Fritsch im Mondschein (Karussell 635146)
  • 1968: Mädchen wie Samt und Seide (EMI) / Tommy und die Girls (Volksplatte 1C048-28117, identisch mit Mädchen wie Samt und Seide)
  • 1969: Rendezvous mit Thomas (Columbia C 062-28373)

EP

  • 1964: Heimliche Romanzen (Polydor)

Singles

Polydor

  • 1963: Wenn der Mondschein nicht so romantisch wär / Yokohama-Baby
  • 1964: Geschichten eines Twen / Warum bleibst du nicht
  • 1964: Rosie / Traurige Augen
  • 1965: Ich geb’ dein Herz wieder frei / Heimliche Romanzen
  • 1965: Das hab ich so gerne an dir / Das kann uns keiner nehmen
  • 1965: Schau mich bitte nicht so traurig an / Mr. Dreammaker (Polydor 52570)
  • 1966: Wenn aus Freundschaft Liebe wird / Meine Melodie
  • 1966: Ich hab' mich so darauf gefreut / Allein und doch nicht allein
  • 1967: Verliebt muss man sein / Es ist gar nicht so leicht, erwachsen zu sein
  • 1967: Einmal im Leben / Wenn Wunder geschehen

EMI / Columbia

  • 1968: 21 wird Susann / Verzeih den Fehler (EMI)
  • 1968: Sei mal treu / Ruf mich an (Columbia)
  • 1969: Ich träum’ heut Nacht von dir / Du bist zu jung (EMI)
  • 1970: Fieberhaft / Sag der Babette, daß ich sie liebe (EMI)
  • 1971: Der Draht in der Sonne (Coverversion des von Glen Campbell interpretierten Liedes Wichita Lineman aus dem Jahr 1968)

Hörbücher und -spiele (Auswahl)

  • 1980er Jahre: Erzähl mir was (Märchen) (MC Dolby System)
  • 2006: T. C. Boyle: Wassermusik Der Hörverlag, ISBN 978-3-89940-516-3.
  • 2012: Volker Präkelt: Zicke Zacke Dinokacke!: Was die Forscher in Riesenhaufen finden und was sie über die schrecklichen Echsen wissen, audio media verlag, ISBN 978-3-86804-273-3
  • 2013: Judith Ruyters: Die Räuberschule – Regie: Thomas Werner (Kinderhörspiel (3 Teile) – WDR)
  • 2002–2017: Folge 104-186 Die drei ??? (als Erzähler)
  • 2006: Das Weihnachtspony CD / MC (Coppenrath)
  • 2008: Hexe Lilli in Lilliput (Folge 16) als Kaiser Aururon [1]
  • 2009: Synchronsprecher für Inquisitor Mendoza in Risen 1 (Videospiel von Piranha Bytes)

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

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