Das Theater an der Wien ist ein traditionsreiches Theater an der Linken Wienzeile, im 6.
Wiener Gemeindebezirk Mariahilf, welches im Verbund der Vereinigten Bühnen Wien betrieben wird. Unter der Intendanz von Roland Geyer von 2006 bis 2022 trug es den Beinamen „Das neue Opernhaus“ bzw. „Das Opernhaus“. Seit 2022 ist der international renommierte Opernregisseur Stefan Herheim Intendant und zeichnet unter dem Namen MusikTheater an der Wien für die Programmierung verantwortlich. Das Theater verfügt derzeit über 1.129 Sitzplätze und 50 Stehplätze. Seit März 2022 wird das Theater an der Wien umfassend saniert. Für die Dauer der Sanierung wird das MuseumsQuartier | Halle E als vorübergehende Spielstätte genutzt. Die Wiedereröffnung ist für Herbst 2024 geplant.
Konnte sich die vermögende (Wiener) Gesellschaft im 18. Jahrhundert ihr Bedürfnis nach Theater an den beiden Hofbühnen (Nationaltheater sowie Kärntnerthor-Theater) erfüllen, nutzten die minder bemittelten Schichten bis in das späte 18. Jahrhundert Aufführungen von (oft auf Sensationen abstellenden) Wanderbühnen der Vorstädte. Vor 1800 existierten zwar vereinzelt vorstädtische feste Theaterbühnen, doch hatten diese meist nur kurzen Bestand. Bleibender Bestand widerfuhr nur drei Vorstadttheatern: dem k. k. priv. Theater in der Leopoldstadt (1781), dem Theater in der Josephstadt (1788) sowie dem Theater an der Wien (1801).
Das unweit gelegene, 1787 eröffnete und ein Provisorium darstellende Freihaustheater war 1799 finanziell am Ende, als Emanuel Schikaneder, Textdichter der Zauberflöte und Leiter des Hauses seit 1792, dem theaterleidenschaftlichen Kaufmann Bartholomäus Zitterbarth (1751–1806) zum 1. März 1799 das Freihaustheater um 63.266 Gulden abtrat. Zitterbarth hatte bereits 130.000 Gulden in das Objekt gesteckt und hoffte, durch den Kauf das seit 1786 zugunsten von Schikaneder bestehende Privileg für den Neubau eines Theaters übertragen zu erhalten. Dies wurde jedoch versagt. Zitterbarth und Schikaneder – beide Freimaurer – wurden Kompagnons, und noch 1799 erwarb Zitterbarth die Liegenschaft, während Schikaneder um die Baubewilligung für das geplante Theater ansuchte und diese mit 3. April 1800 von Kaiser Franz II. bestätigt erhielt.
Der nach nur dreizehn Monaten Bauzeit am 13. Juni 1801 eröffnete, im Empirestil gehaltene Bau ist außen heute nur noch an der Lehár- und (stark verändert) an der Millöckergasse erhalten, wo das Papagenotor (des Pester Bildhauers Jacob Schroth) den Erbauer als Papageno mit seinen jüngeren Geschwistern in der heroisch-komischen Oper Das Labyrinth (1798, Fortsetzung der Zauberflöte) zeigt. 1803 und 1804 wohnte Ludwig van Beethoven während der Komposition seiner Oper Leonore einige Zeit in einem hinteren Trakt des Theatergebäudes.
Am 9. Jänner 1808 widerfuhr dem k.k. privilegierten Schauspielhaus an der Wien als einzigem Wiener Theater die besondere Ehre, im Rahmen der Feierlichkeiten zu der am 6. des Monats vorangegangenen Vermählung von Kaiser Franz II. mit Maria Ludovika Beatrix von Modena eine von den frisch Getrauten und deren Familie zu besuchende Vorstellung auszurichten. In dem dafür aufwendig adaptieren Haus wurde die Oper Armide mit der Musik von Christoph Willibald Gluck gegeben.
Der als äußerst wohltätig anerkannte Eigentümer und Direktor des Theaters in der Josefstadt, Franz Pokorny (1797–1850), erwarb im Mai 1845 zusätzlich das (Ende August 1845 als baulich wie bühnentechnisch adaptiert wieder zu eröffnende) Theater an Wien und übernahm dessen Leitung. Im Revolutionsjahr 1848 entsprach Pokorny dem herrschenden Denken der Straße mit der (behördlich genehmigten) Umbenennung des Hauses auf National-Theater an der Wien. Die Namensänderung wurde am 13. April 1848 mit der 13. Aufführung von Roderich Benedix’ Das bemooste Haupt oder Der lange Israël vollzogen und hatte im Weiteren zur Folge, dass der kaiserliche Hof dem Theater fernblieb und 1849 durch Kündigung der Loge sich vollständig vom Haus distanzierte. Pokorny hatte sich in jenen Jahren mit dem Engagement großer Namen wie Jenny Lind und Giacomo Meyerbeer finanziell übernommen. 1848 war ein geregelter Spielbetrieb nicht mehr möglich, und Pokorny kündigte zum 1. September des Jahres dem gesamten Opernpersonal.
Nach dem Tod von Franz Pokorny am 5. August 1850 übernahm sein Sohn Alois Pokorny (1825–1883) die Führung des National-Theaters an der Wien. Bereits 1852 waren die pecuniären Verhältnisse des Theaters so zerrüttet, dass fällige Gagen nur selten ausbezahlt wurden. Dieser Zustand änderte sich auch in den folgenden Jahren nicht. Im April 1860 vermietete Pokorny die Bühne gegen eine bestimmte Summe an Matteo Salvi (1816–1887), einen italienischen Gesangslehrer, der, obwohl ihm wegen seiner Leistung das „gesammte Publikum“ seine Missbilligung aussprach, wenig später zum Direktor des Hofoperntheaters ernannt wurde. In der Ballsaison 1861/62 beabsichtigte Pokornys Bruder, der als Sequester eingesetzte Hauptmann Anton Pokorny, durch das Abhalten von Bällen die Theaterkasse aufzubessern, jedoch hielt schlechte, mit einem Unfall bei der ersten Veranstaltung verbundene Organisation das Publikum fern. Mit Ende März 1862 wurde das Haus bis auf Weiteres geschlossen. Im Mai 1862 wurde der von Alois Pokorny angestrebte Konkurs gerichtlich angenommen und damit dessen Leitung des Hauses beendet.
Nach Aufführungen von Werken aus allen Theatergattungen, darunter auch von Possen Nestroys und anderer Vertreter des Alt-Wiener Volkstheaters, folgte die „Goldene Operettenzeit“ mit Werken von Johann Strauss und Carl Millöcker, später die „Silberne“ mit Franz Lehár als namhafteste Vertreter. In dieser Zeit wurde das fünf Monate geschlossen gewesene Haus von 1. September 1862 bis 26. Juli 1869 von dem bis dahin am Theater in Temeschwar tätig gewesenen Friedrich Strampfer geleitet, anschließend bis 1875 von Marie Geistinger und Maximilian Steiner, dann bis zu Steiners Tod 1880 von diesem allein und anschließend von seinem Sohn Franz Steiner. Im Jahr 1884 übernahm Alexandrine von Schönerer die Leitung des Hauses, zeitweise gemeinsam mit Camillo Walzel und Franz Jauner. Von 1902 bis 1911 war die Direktion in den Händen von Wilhelm Karczag und Karl Mathias Wallner; die Theaterprogramme wurden damals von Remigius Geyling gestaltet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Haus zunächst als Ausweichquartier für das Ensemble der zerbombten Wiener Staatsoper. Unter Karl Böhm und Josef Krips fanden hier legendäre Aufführungen von Mozart-Opern statt, die zum Teil auch auf Tonträgern dokumentiert sind.
1960 erwarb die Stadt Wien das Theater von den bisherigen Eigentümern, der Familie Marischka, um es als Festspielhaus für die Wiener Festwochen und Gastspiele zu verwenden.
Bereits seit 1962 diente das Theater an der Wien in den Sommermonaten alljährlich auch den Wiener Festwochen sowie einige Jahre auch dem Klangbogen als Spielstätte. 2000 und 2007 war das Theater Gastgeber der Nestroy-Verleihung.
Das Theater an der Wien bildet gemeinsam mit dem Raimund Theater und dem Ronacher die Vereinigten Bühnen Wien.
In den 1990er-Jahren erlangte das Theater neue Berühmtheit durch Uraufführungen und deutschsprachige Erstaufführungen von Musicals. Ab 1983 war Peter Weck Intendant des Hauses, der das deutschsprachige Musical hier zur Blüte führte. Zunächst gelangte u. a. Cats von Andrew Lloyd Webber am 24. September 1983 zur deutschsprachigen Erstaufführung. Während danach das die Psychoanalyse Sigmund Freuds aufgreifende Musical Freudiana von Eric Woolfson nur begrenzten Erfolg zeigte, wurde Anfang der 1990er Jahre das Musical Elisabeth von Michael Kunze und Sylvester Levay zu einem jahrelangen Dauerbrenner und bald zum erfolgreichsten deutschsprachigen Musical aller Zeiten, mit weltweit bereits mehr als 8 Millionen Besuchern.
Mit dem Mozartjahr 2006 wurde die Tradition der zeitgenössischen leichten Muse aufgegeben und das Theater zu einer Spielstätte für Opern, insbesondere der Wiener Klassik. Zu dessen Intendanten bestellt wurde der Musikmanager Roland Geyer, der bis dahin als Leiter der Festivals KlangBogen und OsterKlang hervorgetreten war. Das organisatorisch zur Wien Holding gehörende, also in städtischer Trägerschaft befindliche Haus trat damit als drittes Opernhaus der Stadt in Konkurrenz zu den beiden als Bundestheater geführten Traditionshäusern Wiener Staatsoper und Volksoper Wien. Anders als die genannten Institute wird das Theater an der Wien nicht als Repertoiretheater mit eigenem Ensemble geführt, sondern nach dem Stagionesystem blockweise bespielt. Konzeptionell will sich das Haus neben dem Schwerpunkt Mozart und Wiener Klassik einerseits mit Aufführungen von Barockopern und andererseits mit einer Hinwendung zum 20. und 21. Jahrhundert (Uraufführungen, Wiederentdeckungen) positionieren. Die Opernproduktionen werden von verschiedenen Orchestern bestritten, u. a. von den Wiener Symphonikern, dem Radio-Symphonieorchester Wien und dem Concentus Musicus Wien.
Das Inaugurationskonzert am 8. Jänner 2006 dirigierte Plácido Domingo. Mit dem Semperdepot wurde im Rahmen des KlangBogen-Festivals, das 2006 zum letzten Mal stattfand und in den Spielbetrieb des Theaters an der Wien integriert wurde, auch eine zweite Spielstätte bespielt (Uraufführung der Oper Don Juan kommt aus dem Krieg).
2007 entsteht mit Jugend an der Wien das Vermittlungsprogramm des Theaters an der Wien. Individuelle Workshops mit Diskussionen über Inhalte, Inszenierung und gesellschaftliche Relevanz bereiten Schulklassen auf die Opernproduktionen vor. Der Teilbereich Jugend macht Oper ermöglicht es Jugendlichen, selbst auf der Bühne zu stehen oder im Orchestergraben zu musizieren. Mit Beginn der Spielzeit 22/23 wird die Musiktheatervermittlung in TaWumm! umbenannt. Neuer Bestandteil ist zudem die jährlich zur Weihnachtszeit stattfindende Familienoper.
2010 wird im großen Pausenraum, genannt Hölle, an die legendäre Zeit des literarisch-musikalischen Kabaretts zwischen 1906 und 1930 angeknüpft. Unter der Leitung von Georg Wacks findet bis 2022 in den historischen Räumlichkeiten jährlich eine kabarettistische Revue statt.
Seit September 2012 bespielt das Theater an der Wien zusätzlich zum Haus an der Wienzeile die Wiener Kammeroper. Dem hierfür gegründeten Jungen Ensemble bietet die kleine Bühne am Fleischmarkt jeweils für zwei Jahre die Möglichkeit, sich in großen Rollen zu erproben. Zudem sind die JET-Mitglieder aber auch in kleinen Rollen auf der großen Bühne des Theaters an der Wien zu erleben. Seit der Spielzeit 22/23 und mit Beginn der Intendanz von Stefan Herheim beherbergt die Kammeroper den Campus, ein Projekt zur Förderung angehender junger Künstler.
Im März 2022 fiel der Startschuss für eine umfangreiche Sanierung des historischen Hauses an der Wienzeile. Als vorübergehende Ausweichspielstätte dient die Halle E im MuseumsQuartier. Die Wiedereröffnung für das sanierte Haus ist für Herbst 2024 geplant.
Mit der Saison 2022/23 wurde der international renommierte Opernregisseur Stefan Herheim Intendant des MusikTheaters an der Wien.
Theater gesperrt vom 1. Juni 1825 bis 17. August 1825.
Theater gesperrt vom 1. Mai 1826 bis 14. Mai 1826.
Theater gesperrt vom 16. Juli 1826 bis 2. Oktober 1826.
Theater gesperrt vom 15. Dezember 1826 bis 27. Mai 1827.
Ab 15. April 1938 keine Direktion mehr, sondern nur vorübergehende Gastspiele des Löwinger Bauerntheaters und der Exlbühne (Abschiedsvorstellung: 31. Mai 1939)
Theater gesperrt vom 1. Juni 1939 bis 5. Oktober 1945.
Wiedereröffnung als Ersatzquartier für die am 12. März 1945 ausgebombte Wiener Staatsoper (6. Oktober 1945).
Wiedereröffnung als Theater an der Wien (28. Mai 1962)
2015 wurde die Oper Peter Grimes von Benjamin Britten am Theater an der Wien unter der Regie von Christof Loy und dem Dirigat von Cornelius Meister neu inszeniert. Diese Inszenierung erhielt 2016 den International Opera Award.
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