Selbstzensur (seltener auch Autozensur) ist Zensur, die sich Menschen oder Institutionen selbst auferlegen, z. B. hinsichtlich Meinungs- und Pressefreiheit. Sie tritt unter anderem bei Verlegern, Journalisten, Filmproduzenten, Wissenschaftlern, Künstlern sowie Medien aus vielfältigen Motiven auf.
Die Grenzen zwischen Freiwilligkeit und Zwang können bei der Selbstzensur verschwimmen: So kann ein investigativ arbeitender Journalist eine Enthüllung zurückhalten, da er sich des Wahrheitsgrades unsicher ist, oder aber, weil die von der Enthüllung betroffenen Personen die Macht haben, ihm im Falle der Veröffentlichung zu schaden. Man spricht in der Kritik an der Selbstzensur auch von „vorauseilendem Gehorsam“ und bildlich von der „Schere im Kopf“.
Es gibt unterschiedliche Motive für Selbstzensur in den Medien.
Um zu verhindern, dass eine öffentlich geführte Debatte in unangemessenem Tonfall geführt und die Menschenwürde gesellschaftlicher Gruppen infrage gestellt wird, lobt Daniel Bax die mäßigende Wirkung einer bewussten Selbstzensur. Eine zivilisierte Gesellschaft brauche Benimmregeln. Sein Plädoyer geht dahin, die Meinungsfreiheit im Diskurs durch eine Kultur der Verantwortung zu zähmen und auf das Narrativ „Das-wird-man-doch-mal-sagen-dürfen“ zu verzichten: „Ob man das Political Correctness oder Leitkultur nennt, ist zweitrangig. Wichtig ist nur: Nicht jedes Tabu ist falsch, manches Sprechverbot durchaus angebracht.“
Vorzensur bzw. Präventivzensur darf in Deutschland gemäß Art. 5 Abs. 1 Satz 3 Grundgesetz von staatlicher Seite aus zwar nicht stattfinden. Nach erfolgter Veröffentlichung sind hingegen Einschnitte, wie die Aufnahme in die Liste der jugendgefährdenden Medien (Indizierung) oder Verbote möglich. Dies kann z. B. bei Verletzungen gegen das Persönlichkeitsrecht, Volksverhetzungen, aber auch bei Behördenvorwürfen der Unzüglichkeit und Gewaltverherrlichung geschehen.
Deshalb versuchen Autoren, einer solchen Nachzensur bzw. Prohibitivzensur durch selbst auferlegte Beschränkungen zuvorzukommen. So haben sich Mechanismen der Selbstzensur entwickelt, meist freiwillige Selbstkontrolle oder freiwillige Selbstverpflichtung genannt, wie z. B. Richtlinien für zu veröffentlichende Inhalte durch den Pressekodex, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft und die Selbstkontrolle der Unterhaltungssoftware.
Mit der Begründung, im Interesse der „nationalen Sicherheit“ zu handeln, kommt es bei geheimdienstlichen Aktionen zur Selbstzensur, wenn zwar das Vorhaben bereits bekannt und durch Journalisten recherchiert ist, aber durch Institutionen des Staates, wie etwa Nachrichtendienste, auf Herausgeber Einfluss genommen wird, die Erkenntnisse nicht an die Öffentlichkeit zu bringen. So etwa eine Zeit lang im Fall des Azorian-Projekts durch Einflussnahme des Geheimdienstes Central Intelligence Agency auf Zeitungen wie die New York Times geschehen. Kritiker sahen darin eine Verhöhnung des 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten. Das System der staatlich kontrollierten Medien in Russland beruht zum einen erheblichen Teil aus Selbstzensur ganzer Medienhäuser. Die ständige Drohung einer Schließung führt auch bei nicht im Staatsbesitz befindlichen Medien zu einem „Inneren Redaktor“, einer Selbstzensur. Schon 2011 hatte Aram Gabreljanow, der Boulevardpresse-Zar der 2000er Jahre, welcher 2011 die Leitung der Zeitung Iswestija übertragen bekam, wohl als erster offen und laut die grundsätzlichen Beschränkungen umrissen, die für ein dem Kreml gegenüber loyales (oder sogar unter dessen Kontrolle stehendes) großes Medium bestehen. Seine Publikationen sind seiner Ansicht die Einzigen, welche rasch berichten; die staatlichen Medien dächten „zu lange darüber nach, ob sie berichten sollen oder nicht“.
Flemming Splidsboel schreibt, russische Journalisten seien geradezu unfähig, echten Journalismus auszuüben angesichts zweier „Informationsräume“ und ihrer Trennung durch eine metaphorische „doppelte Sicherheitslinie“. Den Grund erklärt er anhand Igor Trosnikows Antwort auf die Frage von RBC-Journalisten beim Antritt seines Chefredaktorpostens bei RBK: „Unglücklicherweise weiss niemand, wo diese doppelte Sicherheitsline liegt.“ Auch die NZZ beschrieb 2016: „Nicht klare, scharfe Eingrenzung, sondern permanente Unsicherheit ist der Schlüssel zur Zensur.“ Journalisten riskieren also „zu jeder Zeit staatliche Sanktionen, da die Aufsichtsbehörden bereits die Kritik am herrschenden Regime als Extremismus, respektive als Rechtfertigung von Extremismus bewerten könnten“ (Schmidt, 2006).
Auch Angst vor nachteiligen zivilrechtlichen, wirtschaftlichen, sozialen oder beruflichen Folgen kann zur Selbstzensur führen. Allgemein ist ein Journalist gezwungen, bei einer Veröffentlichung als Abhängiger (in einem Medium, das einem nicht selbst gehört oder das auf externe finanzielle Mittel angewiesen ist) auf die Vorlieben und Interessen des Veröffentlichers resp. Financiers Rücksicht zu nehmen. Dies kann bei einem großen Medienunternehmen z. B. Rücksicht auf dessen Geschäftsinteressen auch in anderen Bereichen sein (etwa keine Kritik an Unternehmen, die zum selben Konzern gehören).
Bedeutend kann auch der Einfluss der Werbenden in dem Medium sein. Werbung bildet bei den meisten Medien die Haupteinnahmequelle und kann bei Wegfallen zur Insolvenz führen (siehe auch: Werbung und Medien). In der Folge ist die Versuchung nicht zu vernachlässigen, problematische Aspekte der Produkte oder Dienstleistungen von guten Werbekunden nicht in redaktionellen Beiträgen zu thematisieren. Um die Unabhängigkeit zu gewährleisten, empfehlen daher Institutionen wie der Pressekodex oder der Medienkodex von Netzwerk Recherche eine klare Trennung zwischen Werbung und den Artikeln. Die Grenze zwischen Journalismus und PR verschwindet jedoch zunehmend.
Ein bedeutender werdendes Beispiel von Einschränkungen durch Veröffentlichungszusammenarbeiten ist der „eingebettete Journalismus“, bei dem der Journalist z. B. bei einer Militäreinheit selbst mitfährt und berichtet. Um einer Militärzensur zuvorzukommen, werden dabei sicherheitsrelevante Informationen (z. B. genaue Position) vermieden. Zugleich liegt eine günstige Berichterstattung im Sinne des Journalisten, damit er weiterhin in der genehmigungspflichtigen Position des eingebetteten Journalisten arbeiten darf. Auch andere Sicherheitsbedenken, z. B. beim Aufzeigen von Lücken in der Nahrungsmittelsicherheit wegen der Gefahr von Nachahmern, führen zur Forderung nach Selbstzensur in diesen Bereichen.
Eine Selbstzensur kann auch stattfinden, wenn ein Medium seinen Lesern, Hörern oder Zuschauern keine Akzeptanz von ungewohnten Ansichten bzw. zur bisherigen Berichterstattung entgegengesetzte Positionen zutraut. Gesellschaftlich umstrittene Themen finden auf diese Weise oft nur wenig Resonanz in der öffentlichen Diskussion, Tabuthemen werden oft gar nicht erst aufgegriffen. Deswegen kritisieren unabhängige Medien und Bürgerrechtsorganisationen (z. B. American Civil Liberties Union, Democracy Now) große Nachrichtenmedien oft, für kontroverse Beschreibungen nicht mutig genug zu sein, eher eine einheitliche Position zum Thema einzunehmen und für diese Position durchgehend zu werben.
In dem Buch Manufacturing consent kommen die Autoren Edward S. Herman und Noam Chomsky zu der Schlussfolgerung, dass allgemein die Eigentümerschaft von Medien durch Unternehmen zu mehr Selbstzensur und weniger Vielfalt führt.
In nicht-autoritären Systemen sind physische Bedrohungen unüblich. Es kann jedoch durch Außeneinflüsse zu einer zukünftigen Karriereeinschränkung kommen sowie durch juristische Auseinandersetzungen – zum Beispiel Rechtsprozesse – zu schweren finanziellen Schäden.
Da z. B. der Axel Springer Verlag umfangreich gegen die kritischen Reportagen von Günter Wallraff über die Boulevardzeitung Bild vorging, war z. B. eine Dokumentation bereits vor rechtlichen Schritten aus Angst vor dem Verlag über 33 Jahre mit einem Sperrvermerk versehen. Erst als der Axel Springer Verlag 2010 ankündigte, keine rechtlichen Schritte zu unternehmen, gab der WDR den Film frei. Der Journalist Thomas Schuler bezweifelte 2000 die Seriosität von Guido Knopps Professorentitel, da er ihn von der Siewerth-Akademie hat, deren Führungspersonal laut Schuler unter anderem mit der rechtsgerichteten Organisation „Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“ verbunden ist. Gegen den Artikel wurden zahlreiche Rechtsmaßnahmen seitens der Siewerth-Akademie ergriffen und obwohl Schuler vor Gericht gewann, veröffentlichte die Berliner Zeitung den Artikel daraufhin vorsichtshalber nicht im öffentlich verfügbaren Archiv.
Physische Bedrohungen führen oft zu einer besonders drastischen Selbstzensur, so ist in Diktaturen eine Nachzensur wegen der Bedrohungsatmosphäre oft gar nicht erst nötig; auch durch mächtige außerstaatliche Unternehmungen, z. B. die Drogenkartelle in Mexiko, kann eine Bedrohungsatmosphäre entstehen. Eine Selbstzensur kann auch aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen resultieren. So wurde Salman Rushdies 1988 in englischer Sprache erschienener Roman Die Satanischen Verse nach Drohungen aus islamistischen Kreisen zunächst von keinem deutschsprachigen Verlag angenommen. Es bedurfte einer Verlagsneugründung, „Artikel 19 Verlag“, allein zu dem Zweck, die Herausgabe dieses Romans in Deutschland zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang von Selbstzensur aus Angst vor Gewalttaten, beklagt der ehemalige Ausländerbeauftragte der Thüringer Landesregierung Eckehard Peters in einem Artikel der Monatszeitschrift Die Politische Meinung:
In ähnlicher Weise, am Beispiel der Mohammed-Karikaturen, kritisierte der engagierte jüdische Journalist Henryk M. Broder in seinem 2006 erschienenen Buch Hurra, wir kapitulieren! von der Lust am Einknicken die zu nachgiebige Haltung der Regierungen Europas gegenüber Einschüchterungsversuchen von Islamisten sowie die angebliche Zurückhaltung und Selbstzensur der intellektuellen Linken Deutschlands gegenüber dem Islam.
Gelegentlich wird gefordert, auf mögliche Verletzungen z. B. religiöser Gefühle freiwillig zu verzichten. Doch je mehr Gewicht die Vermeidung von potentieller gruppenbezogener Diskriminierung hat, desto beschränkter ist tendenziell die Kunst- und Meinungsfreiheit zum jeweiligen Thema. Aus Sorge vor negativen Konsequenzen können etwa Intergruppenkonflikte unzureichend thematisiert werden, obwohl großer Klärungsbedarf besteht.
In dem Bestreben, niemanden durch Worte zu verletzen oder auszugrenzen, also um Diskriminierung durch Sprechen und Schreiben zu vermeiden, haben sich bestimmte Sprachregelungen herausgebildet. Neben z. B. der Vermeidung von rassistischen/verhetzenden Bezeichnungen für gesellschaftliche Gruppen werden auch Signaltöne benutzt, welche als vulgär oder diskriminierend empfundene Ausdrücke oder verbale Beleidigungen (z. B. die Seven Dirty Words oder das N-Wort) in Sendungen übertönen. Für den englischen Begriff bleeping sind im Deutschen die Verben überpiepsen, überpiepen, wegpiepen, ausbeepen, oder auspiepsen gebräuchlich. Eine weitere Maßnahme ist die leicht zeitversetzte Ausstrahlung von sogenannten Live-Sendungen, um noch rechtzeitig Verstöße gegen den Kodex vor der Übertragung ausblenden zu können.
Dieses insbesondere in US-Medien auftretende „bleeping“ war teils auch rechtlich vorgeschrieben. Ein New Yorker Revisionsgericht kippte jedoch 2010 die unter der Präsidentschaft von George W. Bush ausgeweitete strenge Zensur für das Fluchen und andere Unanständigkeiten in US-Radio- und Fernsehsendern.
Im Englischen gibt es den Begriff Bowdlerization, auch übergreifender mit dem Wort Expurgation (Ausmerzung, Bereinigung, Säuberung) umschrieben. Dies meint eine Form der Selbstzensur, bei der alles, was als gesellschaftsschädigend oder anstößig eingestuft wird, aus einem künstlerischen Werk oder einer anderen Art des Schreibens von Medien entfernt wird. Der (pejorative) Begriff wurde aus dem Namen des Arztes Thomas Bowdler (1754–1825) gebildet, der 1818 das Buch The Family Shakespeare (etwa: Der familientaugliche Shakespeare, verfasst 1815–1818) herausgegeben hat. In dieser Ausgabe entfernte Bowdler alles, was er für „nicht geeignet hielt, von einem Gentleman in Anwesenheit von Damen gelesen zu werden“. In ähnlicher Weise überarbeitete er Edward Gibbons The History of the Decline and Fall of the Roman Empire.
Solche Werke werden auch als Feigenblatt-Editionen bezeichnet, weil hier anstößige Textstellen ähnlich wie Genitalien an antiken Statuen und auf Gemälden der Renaissance mit Feigenblättern „verdeckt“ wurden.
Ab Januar 1967 wurde der Roman Fahrenheit 451 von dessen Verlag Ballantine Books in einer von ihm selbst überarbeiteten Version der „Bal-Hi Edition“ herausgegeben, welche sich nur an Studenten richtet. Zu den vom Verlag vorgenommenen Änderungen gehörte die Zensur der Wörter „Hell“ (Hölle), „dammed“ (Verdammt) und „Abortion“ (Abtreibung); die Abänderung von 75 Passagen; und die Komplettbearbeitung von zwei Folgen.
In dem einen Fall wurde aus einem betrunkenen Mann ein „sick man“ (kranker Mann); in einem anderen Fall wurde das Entfernen von Flusen aus einem menschlichen Nabel zu einem „cleaning ears“ (Ohren reinigen). Für eine Weile waren sowohl die zensierte als auch die unzensierte Version gleichzeitig verfügbar, ab 1973 jedoch veröffentlichte Ballantine nur noch die zensierte Version. Erst als 1979 Bradbury darauf aufmerksam gemacht wurde, schritt er ein und beendet diese Praxis:
„In 1979, one of Bradbury's friends showed him an expurgated copy. Bradbury demanded that Ballantine Books withdraw that version and replace it with the original, and in 1980 the original version once again became available. In this reinstated work, in the Author's Afterword, Bradbury relates to the reader that it is not uncommon for a publisher to expurgate an author's work, but he asserts that he himself will not tolerate the practice of manuscript "mutilation".“
„1979 zeigte einer von Bradburys Freunden diesem eine solcherart bereinigte Kopie. Bradbury forderte Ballantine Books auf, diese Version zurückzuziehen und wieder durch das Original zu ersetzen. Und so wurde 1980 die Originalversion wieder verfügbar. In dieser wieder ursprünglichen Version spricht der Autor im Nachwort den Leser an, dass es nicht ungewöhnlich ist, wenn ein Verlag die Arbeit eines Autors bereinigt, aber er versichert, dass er selbst die Praxis der „Verstümmelung“ des Manuskripts nicht tolerieren wird.“
Die „Bal-Hi“ -Editionen werden vom Verlag jetzt als „Revised Bal-Hi“-Editionen herausgegeben.
„Die Alternative hat George Orwell in seinem Roman ,1984' beschrieben, in dem die Angestellten des Wahrheitsministeriums permanent die Vergangenheit umschreiben“
Eine Tabak-Bowdlerisierung tritt auf, wenn ein Verlag oder eine Regierungsbehörde ein Foto, einen Text oder ein Videodokument löscht oder bearbeitet, um Bilder und Verweise auf den Konsum von Tabakprodukten zu entfernen. Es tritt häufig in Verbindung mit traditionellen Beschränkungen der Tabakwerbung auf und tritt am häufigsten bei Werken auf, die sich an Kinder richten.
Deutsche Neuübersetzungen fremdsprachiger Bücher stoßen auf die Schwierigkeit diese mit der etwa seit der Jahrtausendwende immer stärker in das Kulturleben einfließende Politische Korrektheit in Einklang zu bringen. So übersetzt der Schriftsteller Andreas Nohl das Wort Nigger mit „Schwarzer“ oder „Sklave“, vermeidet aber weitergehende Bearbeitungen der Originaltexte.
„Wir sind nicht George Orwells Sprachpolizei - wir erfinden die Welt nicht neu. Wäre das der Fall wäre selbst die Bibel nach einer politisch korrekten Neuübersetzung kaum wiederzuerkennen.“
Die American Library Association tritt entschieden gegen die Zensur von Bibliotheken ein. Sie veröffentlicht jährlich eine Liste der erfolgreichen und versuchten Entfernungen von Büchern aus Bibliotheken und ist Hauptsponsor der jährlich stattfindenden Banned Books Week.
In einer im Mai 2019 durchgeführten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die FAZ waren 75 % der Befragten für die Beibehaltung der Originalversion von Astrid Lingrens Buch von Pippi Langstrumpf.
Eine Selbstzensur in der Forschung kann erfolgen, wenn sie stark durch wirtschaftliche Zielsetzungen geprägt ist und sich nicht an Elementen „verantwortlicher Wissenschaft“ orientiert.
Einen starken Einfluss hat auch hier, wer bzw. welche Organisation das Projekt finanziert und was für Erwartungen an das Projekt gestellt werden. Wenn bestimmte Erwartungen für das Ergebnis der Studie existieren, kann der Wissenschaftler dieses Ergebnis (unabhängig vom Wahrheitsgehalt) gezielt herbeiführen, um auch in Zukunft finanziell gefördert zu werden. In Deutschland fallen z. B. Studien in der Pharmaforschung teils weniger kritisch aus als im Ausland. Eine Ursache dafür ist, dass diese Forschung in Deutschland nahezu ausschließlich von Pharmaunternehmen betrieben wird, während z. B. in Italien die Pharmaunternehmen einen Teil ihrer Marketingausgaben in einen Fonds einzahlen. Aus diesem Fonds werden dann unabhängige Studien zur Arzneimittelanwendung finanziert.
Eine Studie vom Bayerischen Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung zeigt, dass die zunehmende Bedeutung von Drittmitteln (und damit Abhängigkeit von dem Finanzier der Drittmittel) zu geringerer Vielfalt in der Forschung führt und die Wissenschaftler versuchen, ihre Ergebnisse dem Mainstream anzugleichen.
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