Seefuchsfell ist ein gängiger Handelsname für das Fell des Marderhundes.
Im Pelzhandel wird das Fell des Marderhundes schon immer unter vielen Namen gehandelt, nur meist nicht unter der Bezeichnung Marderhundfell. Die gebräuchlichen Bezeichnungen sind Seefuchs oder Tanuki. Nicht nur auf den Rauchwarenauktionen, sondern auch im Groß- und Einzelhandel wird Marderhundfell wegen seines in Teilen waschbärähnlichen Aussehens inzwischen oft mit den irreführenden Namen Finnraccoon (aus Finnland), Russisch Raccoon oder Chinesisch Raccoon angeboten (englisch raccoon = Waschbär). Diese Bezeichnungen beruhen mit darauf, dass der Marderhund auch Waschbärhund genannt wird. In der Züchtersprache heißt er allgemein Ussurij Jenot = Ussurischer Waschbär oder Jenotowidnaja Sobaka = waschbärähnlicher Hund.
Der ursprünglich nur im östlichen Sibirien, nordöstlichen China und Japan beheimatete Marderhund ist durch Ausbürgerung im Jahr 1934 in die Ukraine heute bis nach Finnland und auch nach Deutschland (1962 erster erlegter Marderhund in der Bundesrepublik) vorgedrungen. Durch die Ausbürgerungen hatte sich bis 1986 das Fellaufkommen um das vier- bis sechsfache erhöht. Die IUCN schätzt entsprechend den Marderhund als nicht gefährdet ein ( „Least Concern“).
Das etwa fuchsgroße, lang- und dichtbehaarte Fell hat als einfaches Kennzeichen gegenüber dem Waschbären einen Stummelschwanz; die eigenartige weißlichgraue Binde über den Augenpartien macht es ansonsten dem Waschbären ähnlich. Der Grundton des Felles ist ein schmutzig erdfarbenes Gelbbraun oder Gelbgrau, mit einem starken Anteil von Schwarztönen, oft mit einer mehr oder weniger breiten dunklen kreuzförmigen Rückenzeichnung. Immer ist die Wamme, also die Bauchseite, viel dunkler als der Rücken, so dass der Marderhund zu den wenigen Tieren mit einer so genannten „Verkehrtfärbung“ gehört. Die kurzhaarigen Fellteile – Kehle, Brust, Wamme und Klauen – sind immer dunkel- bis schwarzbraun. Der Schwanz ist dunkler als die Körperbehaarung. Die Rückseite der Ohren ist dunkel. Junge Tiere sind fast vollständig schwarz behaart. Im Sommer erscheint das Fell dunkler, weil die Grannenhaare nach dem Haarwechsel erst allmählich ausbleichen. Wie bei den meisten Pelztieren ist das Fell in den Monaten November bis Januar voll und dicht im Haar und hat dann die beste Qualität.
Das ziemlich grobe Grannenhaar erreicht im Nacken eine Länge von 6,5 bis 12 cm und ist damit noch länger als beim Fuchs. Dadurch wirkt der Marderhund in seinem Winterfell etwas unproportioniert zu seiner Größe. Charakteristisch sind die nicht gleichmäßig verteilten, sondern ähnlich dem Silberfuchs büschelartig aus der Unterwolle herausragenden Grannen. Das Unterhaar ist sehr dicht. Pro cm² wurden beim Augustfell 2072 neue Wollhaare gezählt, im Oktober 6264 und im Dezember 9624.
Verhältnismäßig oft fallen Farbabweichungen an: Albinos, gelbe und weißgraue Felle. Marderhunde unterliegen einem jahreszeitlichen Fellwechsel; das Winterfell und das Sommerfell gleichen in der Farbe einander, im Sommer ist es geringfügig heller, doch ist das Winterfell deutlich dichter und schwerer. Die Kopfrumpflänge der Tiere beträgt etwa 65 bis 80 cm, hinzu kommen 15 bis 25 cm Schwanz; die Läufe sind sehr kurz.
Der allgemeine Fellcharakter erinnert an die als „Heavies“ gehandelte, dichterbehaarte schwere Qualität des Waschbärfells. „Das Fell wäre bei seinem weichen Unterhaar, das an Dichte das jedes anderen Hundes übertrifft, ungemein wertvoll, wenn es nicht mit härteren, gelblichbraunen und dunkel geringelten Grannenhaaren durchsetzt wäre, die das Fell zottig und rauh machen.“ heißt es 1968 in einem Pelzfachjournal.
Der Haltbarkeitskoeffizient für das Seefuchsfell wird mit 50 bis 60 Prozent angegeben. Bei einer Einteilung der Pelztiere in die Haar-Feinheitsklassen seidig, fein, mittelfein, gröber und hart wird das Seefuchshaar als mittelfein eingestuft.
Das Fell des Marderhundes ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts im internationalen Handel. Trotzdem war das Tier auch dann noch außerhalb seiner Heimat lange Zeit recht unbekannt. Erst als 1929 begonnene Zuchtversuche in der staatlichen russischen Lehr- und Versuchsfarm für Pelztierzucht, der Zoofarm Puschkino, zeigten, dass es sich beim Marderhund um ein ganz besonders leicht zu haltendes Pelztier handelt, tauchte er vermehrt in den zoologischen Gärten auf. Obwohl er so sehr viel einfacher in der Haltung war als zum Beispiel die Nerze, spielte er in der Pelztierzucht wegen des niedrigen Fellpreises lange Zeit nur eine bescheidene Rolle, 1986 hieß es sogar: Die „Farmhaltung wurde wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt“. Erst die Wiederbelebung der Pelzbesatzmode zum Ende des 20. Jahrhunderts ließ die Zucht, diesmal sehr beträchtlich, wieder aufleben.
Entsprechend der früher im Pelzhandel üblichen Bezeichnung „Schuppen“ für den Waschbär, wurde der Marder- oder Waschbärhund als „Schuppenhund“ bezeichnet.
Im Handel befanden oder befinden sich die (Wild-)Herkommen:
Die Felle werden rund abgezogen angeliefert, mit dem Haar nach innen oder nach außen.
Derzeit werden hauptsächlich gehandelt (aus Zuchten):
Größe | bis cm | Größe | bis cm | Größe | bis cm | Größe | bis cm | Größe | bis cm | Größe | bis cm | |||||
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1 | 88 | 0 | 97 | 20 | 106 | 30 | 115 | 40 | 124 | 50 | 133 |
Die Pelzfachliteratur nennt eine Vielzahl, größtenteils unzutreffende beziehungsweise irreführende Namen, die für den Marderhund im Zusammenhang mit dem Fell gebraucht wurden (alphabetisch):
Amur-Waschbär, Amur-Wolf, Asiatischer Kreuzfuchs, Asiatischer Waschbär, Badger, Chinesischer Kreuzfuchs, Chinese Cross Wolf, Chinesischer Japanwolf, Chinesischer Waschbär (Chinese Raccoon), Chinesischer Wolf, Enot (Enok), Finnraccoon, Japanese Cross Wolf, Japanfuchs, Japanischer Fuchs, Japanischer Marderhund, Japanischer Kreuzfuchs, Japanischer Waschbär (Japanese Raccoon), Japanischer Wolf, Mukden-Waschbär, Mu(r)mansky (2013), Obstfuchs, Russischer Waschbär (Russian Raccoon), Seefuchs, Tanuki (japanisch= Dachs), Ussurischer Waschbär, Viverrenhund, Waschbärfuchs.
Frühe Bestrebungen von deutschen Rauchwarenfachleuten zielten daraufhin, die Bezeichnung Tanuki nur für die Hokkaidō (Nyctereutes p. viverriensis), die fellmäßig beste Sorte des japanischen Waschbärhundes, zu verwenden. Alle anderen Sorten sollten zoologisch korrekt als Marderhundfell gehandelt werden. Da im internationalen Pelzfellhandel das Fell inzwischen jedoch als Finnraccoon, Russian Raccoon u. s. w. auf den Auktionen angeboten wird, hat sich dies nicht durchsetzen können.
In Japan wurde das Seefuchsfell früher zur Herstellung von Blasebälgen, für Wintermützen und zum Schmuck von Trommeln verwendet, das wohlschmeckende Fleisch wurde sehr geschätzt. Die Verwendung erfolgt heute fast ausschließlich zu Mützen und anderen kleinen Pelzbekleidungsstücken, zu Besätzen, insbesondere auch zu Verbrämungen von Damenkapuzen und wegen seiner rustikal wirkenden, dem Coyotenfell ähnlichen Haarstruktur auch viel für Herrenkapuzen. Seltener wird das Seefuchsfell zu Jacken, ganz selten zu Mänteln verarbeitet. Meist wird es in seiner natürlichen Farbe belassen, gelegentlich wird es auch gebleicht. Zum Färben eignen sich besonders gut naturweiße Mutationsfelle, die vor allem für Verbrämungen von Stoffjacken und Mäntel verwendet werden. Um 1900 diente Seefuchsfell, blau oder schwarz eingefärbt als Ersatz für Waschbär und Skunks, hellgraugefärbt als Silberfuchsimitation oder aber entsprechend umgefärbt als Kreuzfuchsersatz. Noch 1930 wurde es als Besatzmaterial hauptsächlich gefärbt verwendet. Eine relativ neue Arbeitstechnik ist das ganzfellige Luftgalonieren. Hierfür werden die Felle engmaschig eingeschnitten und zu einem Gitter auseinandergezogen und bei einem erheblichen Flächenzuwachs so fixiert.
Die Felle werden heute kaum noch gerupft, also ohne das harte Grannenhaar, verarbeitet, früher verwendete man in Japan die ausgerupften Grannen zu Pinseln, aus den dabei anfallenden samtigen Fellen wurden Pelzinnenfutter hergestellt.
Für die Techniken der Fellverarbeitung siehe bei → Rotfuchsfell und → Silberfuchsfell.
Weltanfall von Seefuchsfellen | ||
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Jahr | Felle | Quelle |
1864 | - | Lomer |
1900 | 200.000 | Larisch/Schmidt |
1923/24 | 400.000 | Emil Brass |
1930 | 155.000 | IPA – Internationale Pelzfach-Ausstellung, Leipzig |
1950 | 500.000 | Alexander Tuma; Fritz Schmidt |
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