Schweizer Alpen: Teil der Gebirgskette Alpen, welcher in der Schweiz liegt

Die Schweizer Alpen (französisch Alpes suisses, italienisch Alpi svizzere, rätoromanisch ⓘ/?) sind ein Teil der Alpen und das Hochgebirge der Schweiz.

Die Schweizer Alpen reichen vom Kleinen St. Bernhard, einschliesslich Montblanc-, Dents du Midi- und Chablais-Gruppe im Westen bis zum Reschenpass im Osten. Diese Fixierung geht auf einen Vorschlag von Christoph Bernoulli 1811 zurück. Die Rhätischen Alpen werden seither aus schweizerischer Sicht auf das alte freie Rätien beschränkt und zählen nun zu den Schweizer Alpen.

Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch
Alpen (dunkelbraun hervorgehoben)
Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch
Die naturräumliche Gliederung der Schweiz

Einteilung

In der Schweiz allgemein üblich ist die Dreiteilung der Alpen entlang des Alpenbogens, sodass die Schweiz vollständig in den Zentralalpen (veraltet auch Mittelalpen) liegt – der Zweiteilung in Ost- und Westalpen kommt in der Schweiz keine grosse Bedeutung zu. Geografisch spiegelt diese Einteilung nicht die schweizerische Rezeption der Alpen. Hinzu kommt, dass der Splügenpass, höher als der San-Bernardino-Pass, nicht gebirgstrennend wahrgenommen wird und auch geologisch – eine Schieferzone zwischen Tambo- und Suretta-Decke innerhalb des Penninikums – nur eine untergeordnete Rolle zukommt. Die geologische Ost-West-Grenze verläuft entlang der Kontaktzone von Penninikum und Ostalpin. Sie folgt der Flexur Chur-Lenzerheide-Tiefencastel-Septimer-Maloja-Val Fex.

Das Benutzen von Kantonsnamen in den Gliederungen wurde immer wieder kritisiert (weil die politischen Grenzen naturgemäss primär auf den Kämmen verlaufen, was der heutigen Usance der Gliederung in den Tallinien wenig entgegenkommt). Alternative Namen konnten sich aber nicht durchsetzen.

Traditionelle Einteilung

Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch 
Karte von 1811 «Fig. 1. … Statt des angedeuteten Rhomboids ist eine kleine geognostisch eingetheilte Karte gezeichnet worden, in welcher folgende Berge mit Buchstaben benennt sind: d. Die Dôle im Jura. m. Der Môle. b. der Buet. o. Das Oldenhorn. j. Die Jungfrau. M. Der Montblanc. B. Der grosse Bernhardt. r. Der Rosa. s. Der Simplon. g. Der Gries. k. Der Grimsel. G. Der Gotthardt. x. Der Tödi. t. Der Sentis. p. Der Splügen. i. Der Bernina.»

Im Geist der Aufklärung erfolgte die erste Einteilung nach wissenschaftlichen Kriterien dem Alter der geologischen Formationen entsprechend (damalige vorherrschende Lehrmeinung) in

Diese Einteilung wurde nach und nach jeweils dem Kenntnisstand der Geologie folgend in die Geologische Einteilung überführt.

Orographische Einteilung

Seit Claudius Ptolemäus spielen die Schweizer Zentralalpen, das Quellgebiet von Rhein, Reuss, Aare, Rhone, (Toce) und Tessin eine grosse Rolle in der geografischen Auffassung der Alpen. Hier treffen auf einem kurzen Stück die beiden in Ostwestrichtung verlaufenden Alpenhauptkämme aufeinander. Von Ptolemäus wurde dieses damals noch als höchstes Alpgebirge aufgefasste Gebiet, von dem alles Wasser abläuft, mit Adula-Alpen (lat.: ad aqua «Wasser», bzw. rätoroman.: ad aual «Bach») bezeichnet. Rund um dieses autochthon aufgefasste Zentralmassiv gruppieren sich durch die abfliessenden Flüsse getrennt die vier orographischen Hauptgruppen:

  1. Nordalpen
    1. Nordwestlicher Teil: Berner Alpen im weiteren Sinne (SOIUSA)
      1. Dents-du-Midi-Gruppe
      2. Wildhorngruppe
      3. Finsteraarhorn­gruppe
      4. Dammagruppe (B. Studer), Urner und Unterwaldner Alpen (A. Wäber und v. Bülow 1874), Urner und Engelberger Alpen (v. Sonklar), Vierwaldstätter Alpen (C. Ritter)
      5. Chablaisgruppe
      6. Saane- und Simmegruppe (B. Studer und v. Bülow) → Freiburger Alpen (v. Sonklar)
      7. Emmengruppe → Emmentaler Alpen (v. Sonklar), Luzerner Voralpen (O. Allgäuer)
      8. Aagruppe, Unterwaldner und Engelberger Alpen (B. Studer),
    2. Nordöstlicher Teil: Glarner Alpen im weiteren Sinn
      1. Tödigruppe (B. Studer) → Glarner Alpen
      2. Sardonna-Gruppe
      3. Sihlgruppe
      4. Thurgruppe → Appenzeller Alpen, Thuralpen (v. Klöden und A. Wäber 1874), Säntis-Gruppe (G. und B. Studer)
        1. Alpstein, Säntisgebirge (B. Studer)
        2. Churfirsten-Gruppe
  1. Südalpen
    1. Südwestlicher Teil: Walliser Alpen im weiteren Sinn, Westalpen (B. Studer)
      1. Mont-Blanc-Gruppe
      2. Sesiagruppe
      3. Maggiagruppe → Tessiner Alpen
    2. Südöstlicher Teil: Bündner Alpen im weiteren Sinn
      1. Adulagruppe → Adula-Alpen
        1. Medelsgruppe
        2. Rheinwaldgruppe
      2. Luganer Alpen, Seegruppe (B.Studer), Südalpen (Albert Heim)
      3. Nordengadiner Alpen, Nordrätische Alpen (v. Sonklar), nördliche Engadiner Alpen (H. A. Berlepsch)
        1. Albula-Gruppe → Albula-Alpen
        2. Silvretta-Gruppe
        3. Fervall-Gruppe → Verwall
      4. Südengadiner Alpen, Südrätische Alpen (v. Sonklar und A. Wäber 1874), Bernina-Alpen (A. Wäber), südliche Engadiner Alpen (H. A. Berlepsch)
      5. Plessurgruppe (B. Studer v. Sonklar) → Plessur-Alpen, Schiefer-Alpen (Böhm)
      6. Rhätikongruppe (B. Studer und v. Sonklar) → Rätikon, Kalk-Alpen (Böhm)
  • Um diese Hauptgruppen von den eigentlichen Gruppen unterscheiden zu können, wird jeweils mit «im weiteren Sinne» ergänzt.
  • Dammagruppe und Aagruppe bilden die Urner Alpen.
  • Im romanischen Sprachraum werden Monte Leonegruppe und Maggiagruppe zu Lepontinische Alpen zusammengefasst.
  • Savoyer Alpen (A. Wäber): Mont Blanc-, Dents du Midi- und Chablais-Gruppe

Biogeographische Gliederung

Biogeographisch werden die im Landesgebiet liegenden Alpen auch in Alpennordflanke, westliche und östliche Zentralalpen sowie in die Alpensüdflanke unterteilt.

Geologische Untergliederung

Einteilung der Alpenclubs

Die Tabelle in Vergleich der Einteilungen der Schweizer Alpen gibt einen Vergleich der Kategorisierungen nach Schweizer Alpen-Club, SOIUSA und AVE.

Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch 
Blick auf die Schweizer Alpenkette vom Jura aus
Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch 
Das Finsteraarhorn in den Berner Alpen

Die Einteilung der Schweizer Alpen nach SAC

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) sieht eine Einteilung vor, in der für jede Gruppe ein Alpinführer/Clubführer herausgegeben wird: Die Gliederung des SAC ist sehr stark auf politisch-regionale Kriterien, das heisst Kantonsgrenzen, ausgerichtet. Das impliziert, dass die Gliederung nicht wie bei anderen orographischen Systemen primär entlang der Täler, sondern vielmehr entlang der Grate, die meist typische politische und auch kulturelle Grenzen darstellen, läuft. In diesem Sinn folgt die SAC-Gliederung ganz der traditionellen Usance, Gebirgsgruppen nach dem wichtigsten in sie hinein führenden Tal zu benennen, da die Schweizer Alpenkantone meist mehr oder minder zusammenhängende Talschaften darstellen. In der SAC-Gliederung bleiben also durchwegs die Berggebiete der grossen Täler jeweils links und rechts zusammenhängend, was dem Bergtouristen entgegenkommt, und zahlreiche bedeutende Gipfel gehören als Grenze zweier Talungsräume zu zwei Gruppen. Die Untergruppen selbst bekommen nur teilweise explizit Namen, für die anderen ist eine knappe Aufzählung markanter Örtlichkeiten gegeben.

Zentralalpen nach der Partizione delle Alpi 1926

Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch 
Partizione delle Alpi

Die Einteilung der italienisch-französischen Partizione delle Alpi von 1926 gliedert die Zentralalpen vom Grand Col Ferret bis zum Brennerpass – davon fallen in die Schweizer Alpen:

Westalpen nach SOIUSA

Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch 
Die Westalpen nach SOIUSA

Die SOIUSA-Kategorisierung versucht die Einteilung nach Kantonen zu überwinden, indem orografisch zusammenhängende Gebirge zusammengefasst werden. Die kantonsspezifischen Bezeichnungen werden als Untergruppen grösstenteils beibehalten.

Ostalpen nach AVE

Schweizer Alpen: Einteilung, Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels, Siehe auch 
Die vollständig oder teilweise in der Schweiz liegenden Gebirgsgruppen nach AVE

Der Ostteil der Schweizer Alpen wird nach der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE) verschiedenen Gruppen der Ostalpen zugeschlagen:

Schweizer Alpen in Zeiten des Klimawandels

Die Schweizer Alpen sind mittlerweile massiv von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Im Jahr 2019 wurden nur mehr 1463 Schweizer Gletscher gezählt, was einem Verlust um 700 Gletschern seit den 1970er-Jahren durch Abschmelzung entspricht. Klimawissenschaftler gehen derzeit davon aus, dass die Mehrheit der Alpengletscher im 21. Jahrhundert verschwunden sein wird. Stattdessen werden zahlreiche neue Seen entstehen. Auch lässt sich durch die Geomorphologie nachweisen, dass das Gefahrenpotenzial für Menschen und Tiere in den Alpentälern stark angestiegen ist, da Berghänge durch die massive Eisschmelze der Permafrostböden zunehmend an Stabilität verlieren, was zu Hangrutschen und Felsstürzen führt. Der Schweizer Fotograf Daniel Schwartz, der 2017 mit einer Serie über das Ausmass der Zerstörung der Gletscher durch den Klimawandel für Aufsehen sorgte, beschrieb es wie folgt: „Das ist doch kein Berg mehr. Das ist doch ein Tier. Eines, dem man Fell und Haut abgezogen hat. Sein Skelett klemmt jetzt im Felsen.“

Auch Pflanzen und Tiere sind vom Klimawandel betroffen; die Vielfalt z. B. bei den Vögeln nimmt immer weiter ab. Neben dem Klimawandel gibt es jedoch noch weitere Faktoren, welche die Vielfalt bedrohen, wie z. B. der Tourismus oder der Einsatz von Herbiziden.

Siehe auch

Literatur

Commons: Schweizer Alpen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

45° 56′ N, 7° 52′ O; CH1903: 633220 / 87352

Tags:

Schweizer Alpen EinteilungSchweizer Alpen in Zeiten des KlimawandelsSchweizer Alpen Siehe auchSchweizer Alpen LiteraturSchweizer Alpen WeblinksSchweizer Alpen EinzelnachweiseSchweizer Alpen1811AlpenBündnerromanischChablaisChristoph BernoulliChurrätienDatei:Roh-sursilvan-Alps svizras.oggDents du MidiFranzösische SpracheHilfe:AudioHochgebirgeItalienische SpracheKleiner Sankt BernhardMont-Blanc-GruppeReschenpassRätische AlpenSchweiz

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

Ein Gauner GottesGermanwings-Flug 9525Guy RitchieHerbstzeitloseEye in the Sky (2015)IrlandBob MarleyGisa FlakeBeverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden FallThe Gentlemen (Fernsehserie, 2024)Datenschutz-GrundverordnungFelix KroosEmily BluntKafkaeskBMW 3erJohann Wolfgang von GoetheDienstgrade der BundeswehrKylian MbappéDeutsche Demokratische RepublikAnne HathawayLe Mans 66 – Gegen jede ChanceGrey’s AnatomyMatto BarfussTheo JamesThimo MeitnerMiller’s GirlHamburgChelsea ManningTed BundyBelgienOrder of the British EmpireEva MendesAndreas BrehmeGossip GirlMobutu Sese SekoContainerschiffWikiFack ju Göhte24-Stunden-Rennen von Le MansAlexander HindersmannSchweizWokeFlorian WirtzWalesWaPo BodenseeOsterdatumVirgil van DijkDie Bibel (Film)Henry MaskeOrlando AravenaBundesagentur für ArbeitMarie-Christine OstermannFußball-WeltmeisterschaftMark ForsterIkitsuki-BrückeKasachstanMarkus LanzDie Passion (Fernsehsendung)Liste der Bundesstaaten der Vereinigten StaatenTokugawa IeyasuChorasanOttla KafkaThe Zone of Interest (Film)HoliFacebookToni KroosNicolas CageSchiffsmaßeAvatar – Der Herr der ElementeErnst-Happel-StadionOscarverleihung 2024FinnlandOtto SchenkRebel WilsonOne Life (Film)Lia von BlarerPeter SattmannPaula Weinstein🡆 More