Die Schweinfurter Rhön ist eine ca.
255 km² große und bis auf 423 m ü. NN ansteigende Hochebene im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt und im Landkreis Haßberge. Sie ist zum Main hin durch zahlreiche Täler eingeschnitten und hat hier den Charakter eines Berglandes. Sie liegt nordöstlich der kreisfreien Stadt Schweinfurt.
Hesselbacher Waldland | |||
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Jeusinggrund hinter Zell bei Schweinfurt | |||
Alternative Namen | Schweinfurter Rhön Schlettach | ||
Fläche | 255,3 km² | ||
Systematik nach | Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands | ||
Haupteinheitengruppe | 13 → Mainfränkische Platten | ||
Region 4. Ordnung (Haupteinheit) | 139 → Hesselbacher Waldland | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | , 10° 18′ 32″ O50° 7′ 14″ N, 10° 18′ 32″ O | ||
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Kreis | Landkreis Schweinfurt, Landkreis Haßberge, Landkreis Bad Kissingen, Schweinfurt | ||
Bundesland | Bayern |
Der Name Schweinfurter Rhön entstammt dem Volksmund und ist die geläufigste Bezeichnung für den Naturraum Hesselbacher Waldland, der mit ihr identisch ist. Die Landschaft wurde in früherer Zeit auch Schlettach genannt. In neuerer Zeit wurde die Gemeindeallianz Schweinfurter OberLand gegründet, die den Naturraum umfasst und im Norden etwas darüber hinaus greift.
In der Schweinfurter Rhön liegt Bayerns größtes Nationales Naturerbe.
Die Schweinfurter Rhön liegt etwa zu zwei Dritteln der Fläche im Landkreis Schweinfurt, das östliche Drittel gehört zum Landkreis Haßberge und ein kleiner Randstreifen im Nordwesten zum Landkreis Bad Kissingen. Ferner liegt die kreisfreie Stadt Schweinfurt mit ihren nordöstlichen Gebieten in ihr. Die Schweinfurter Rhön wird im Süden vom Tal des Mains, im Westen von den Tälern des Marienbachs und der oberen Wern, im Norden vom Tal der oberen Lauer und im Osten vom Haßgau begrenzt.
Die Vorrhön liegt 12 Kilometer nordwestlich vom nordwestlichen Rand der Schweinfurter Rhön entfernt und die Hochrhön 25 Kilometer.
1 Der Schweinfurter Hauptbahnhof wurde nachträglich eingezeichnet, unter Weglassung bereits erfolgter Stadterweiterungen
Der höchste Punkt der Schweinfurter Rhön liegt mit 423 m ü. NN 1 km nordöstlich von Hoppachshof, am Funkturm, an der Golfakademie Hoppachshof. Die Höhe der Schweinfurter Rhön wird in nahezu allen Veröffentlichungen etwas zu niedrig angegeben, so auch vom Bundesamt für Naturschutz mit 416 m ü. NN. Der höchste Punkt innerhalb des Landkreises Haßberge ist mit 406 m ü. NN die Buchner Höhe nahe dem Dorf Buch und der höchste Punkt im Landkreis Bad Kissingen liegt mit 387 m ü. NN im Waldgebiet Jungholz, 3 km südwestlich von Maßbach.
In der Schweinfurter Rhön liegt die höchstgelegene Ortschaft des Landkreises Schweinfurt Hoppachshof (403 m ü. NN). Die höchstgelegenen Berge des Landkreises Schweinfurt liegen jedoch außerhalb der Schweinfurter Rhön, in den Haßbergen und im Steigerwald (siehe Landkreis Schweinfurt, Lage).
Die Hochebene der Schweinfurter Rhön liegt durchschnittlich etwa auf 350 m ü. NN. Sie wird insbesondere im Südwesten durch eingeschnittene Täler stärker strukturiert, die fächerförmig zum östlich von Schweinfurt gelegenen Mainbogen (Schweinfurter Mainbogen) laufen (siehe: Lage, linke Abb.). Der maximale Reliefunterschied beträgt 150 Meter und liegt bei Schonungen, zwischen dem Schweinfurter Becken, mit hier 209 m ü. NN und dem Kreuzberg mit 359 m ü. NN.
Das Hesselbacher Waldland ist als eigenständige naturräumliche Haupteinheit innerhalb der Naturräumlichen Haupteinheitengruppe der Mainfränkische Platten ausgewiesen und gliedert sich wie folgt:
Das Hesselbacher Waldland wird im Süden von der Haupteinheit 136 Schweinfurter Becken, im Westen und Nordwesten von den Wern-Lauer-Platten (135) und im Norden und Osten vom Grabfeld (138) begrenzt.
Bei ansonsten gleicher Naturausstattung unterscheidet sich das Nördliche vom Südlichen Hesselbacher Waldland durch das weitgehende Fehlen tief eingesenkter Täler, wobei der zur Lauer entwässernde, den Nordostrand bildende Maßbach eine Ausnahme ist, ebenso der zur Nassach entwässernde Riedbach im Osten. Der Südteil wird (von West nach Ost) vor allem durch das System des Marienbachs, des Höllenbachs, des Meerbachs, das System der Steinach und durch die Wässernach markant zertalt (siehe auch: Fließgewässer).
Im Pliozän wurde durch tektonische Verbiegung eine von Nordwest nach Südost streichende Mulde gefaltet, die Naturräumliche Haupteinheit Schweinfurter Becken (136). Zeitgleich wurden parallel streichende Störungen reaktiviert, insbesondere die Kissingen-Haßfurter Sattel- und Störungszone, in deren Kernraum die Schweinfurter Rhön bzw. das Hesselbacher Waldland (139) liegt. Der mit Lössfetzen bedeckte Untergrund besteht aus Muschelkalk und Lettenkeuper.
Obwohl die Schweinfurter Rhön an das sommerheiße, trockene Schweinfurter Becken angrenzt, hat sie ein für unterfränkische Verhältnisse mitunter raues Klima, worauf auch der Name hinweist. Dies ermöglichte in der Nachkriegszeit sogar Wintersport im kleineren Umfang, mit einem Skilift in Marktsteinach.
Das Bundesamt für Naturschutz rechnet die Schweinfurter Rhön dem Landschaftstyp 2.8 Andere waldreiche Landschaft zu. Der mittlere Bereich der Schweinfurter Rhön besteht aus einer Hochebene, mit kleinen Dörfern in Rodungsinseln, in denen Ackerbau betrieben wird. Der Süden zum Main und nach Schweinfurt hin wird von mehreren Tälern durchschnitten, besitzt den Charakter eines Berglands und ist fast vollständig bewaldet und reich an Quellen. Die Wiesengründe in den Tälern im Westen dieses Bereiches sind wichtige Kaltluftzufuhrgassen ins Schweinfurter Stadtgebiet.
Ein von Eichen dominierter Laubmischwald mit Forstwirtschaft herrscht vor. Die Schweinfurter Rhön ist völlig frei von Industrie und größerem Gewerbe. Sie ist in den Waldgebieten nahe Schweinfurts weithin unbesiedelt und steht im starken Kontrast zum großindustriellen Zentrum.
Im Nordwesten der Schweinfurter Rhön, im Landkreis Schweinfurt, liegt ihr größtes zusammenhängendes Waldgebiet, Brönnhof. Die U.S. Army Garrison Schweinfurt errichtete dort um 1960 einen Standortübungsplatz, der infolge des kompletten US-Truppenabzuges aus Schweinfurt im Jahre 2014 seitdem nicht mehr genutzt wird. 2016 wurde der größte Bereich des Brönnhofs zu Bayerns größtem Nationalen Naturerbe (NNE).
In der Mitte des Brönnhofs, in einer Rodungsinsel, liegt die Wüstung Brönnhof – ein einstiger Hof, von dem der Name auf das gesamte restliche, große, unbesiedelte Gebiet übertragen wurde.
Schutzgebietsanteile:
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Naturdenkmäler (Auswahl)
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Siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete im Landkreis Schweinfurt, Liste der Landschaftsschutzgebiete im Landkreis Schweinfurt und Liste der FFH-Gebiete im Landkreis Schweinfurt
Der Ellertshäuser See wurde in den 1950er Jahren als Stausee angelegt und ist mit 33 Hektar das größte stehende Gewässer Unterfrankens. Der See wird als Naherholungsgebiet genutzt und ist von Wald umgeben; nach Osten ist der Blick auf die Haßberge frei. Weite Teile sind zum Baden, Tauchen, Segeln und Angeln freigegeben. Um den See führt ein 4,4 km langer Rundweg. Auf der Nordseite befinden sich Segelbootshäfen und ein Restaurant und im Osten unterhalb des Staudamms liegt ein Campingplatz.
Der 2,57 ha große Grundwassersee nördlich von Hausen ist weder zugänglich noch einsehbar. Er ist an drei Seiten von steilen Abbruch-Felswänden umgeben, in einem 1998 stillgelegten Kalksteinbruch am Naturschutzgebiet Hausener Talhänge.
Die nachfolgenden Fließgewässer der Schweinfurter Rhön in Fettschrift münden direkt in den Main, die anderen sind Nebenbäche. Von West nach Ost sind das (ohne Landkreis Haßberge):
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Auf Dittelbrunner Gemeindegebiet sind die ersten Funde aus der Mittelsteinzeit 12.000 Jahre alt und seitdem ist eine Besiedlung durch nahezu alle vorgeschichtlichen Epochen hindurch nachgewiesen, über die Jungsteinzeit, die Urnenfelderkultur und die Hallstattzeit bis hin zur La-Tène-Zeit (siehe Dittelbrunn, Vorgeschichte). In Greßhausen, mit heute nur ca. 115 Einwohnern, gibt es ebenfalls Funde aus der Jungsteinzeit und in Mainberg zahlreiche Funde aus der Hallstattzeit.
Schonungen wurde vermutlich bereits im 5. Jahrhundert gegründet (siehe Schonungen, Geschichte), Altenmünster mit heute nur ca. 280 Einwohnern im 7. Jahrhundert. Auch die ersten urkundlichen Erwähnungen, auch von kleinen Dörfern und Weilern, reichen zum Teil weit zurück. Rannungen wurde im Jahre 772, Abersfeld 788, Jeusungen 791, Theres 802 und der heute wenige Einwohner zählende Weiler Ottenhausen im Jahre 811 erstmals urkundlich erwähnt.
Um das Jahr 1000 wurde das Gebiet von den Markgrafen von Schweinfurt beherrscht, dem damals mächtigsten Adelsgeschlecht im heutigen Nordbayern, bis es in der Schweinfurter Fehde 1003 seine dominierende Stellung verlor. Die Markgrafen mussten sich nun nahezu auf ihren Stammsitz, den Burgberg Peterstirn zurückziehen, dem südwestlichen, über dem Main gelegenen Bergsporn der Schweinfurter Rhön. Es entstand ein Machtvakuum in Ostfranken, in dem unmittelbar darauf Heinrich II. das Bistum Bamberg gründete, das 1007 von Papst Johannes XVIII. bestätigt wurde. Auf der Peterstirn gründeten die fortan bedeutungslosen Markgrafen von Schweinfurt Anfang des 11. Jahrhunderts ein Benediktinerkloster.
Um das Jahr 1045 gründete Bischof Suitger von Bamberg 15 km mainaufwärts, am südöstlichen Ende der Schweinfurter Rhön, die nun zum Bistum Bamberg gehörte, das Kloster Theres. Ein Jahr später bestieg Suitger den Papstthron als Clemens II. Er war der erste Papst der Geschichte, der sein Bistum beibehielt, was ihn materiell von römischen Einkünften unabhängig machte. Er ging zudem als Reformpapst in die Geschichte ein: „zurück zu den Wurzeln“. Das Kloster wurde im Zuge der Säkularisation 1802 aufgelöst, die Gebäude bestehen noch.
Im späten Mittelalter dehnte die Grafschaft Henneberg ihr Gebiet über die westliche Schweinfurter Rhön bis nach Mainberg vor die Tore Schweinfurts aus. Deshalb führen die drei heutigen Gemeinden auf dem Gebiet des Altlandkreises Schweinfurt, die Großgemeinden Schonungen, Üchtelhausen und Dittelbrunn, das Henneberger Wappen in ihrem Gemeindewappen.
1436/37 erwarb die Reichsstadt Schweinfurt vom Deutschen Orden für 18.000 Gulden die Dörfer Zell, Weipoltshausen und die Höfe Deutschhof und Thomashof. Das reichsstädtische Territorium wurde 1620 mit Madenhausen ergänzt. Das Gebiet der Reichsstadt erstreckte sich seitdem bis 1802 in einem Korridor quer durch die gesamte Schweinfurter Rhön bis an die Grenze des heutigen Landkreises Bad Kissingen.
1542 schloss sich die Reichsstadt der Reformation an. Ihr Territorium war fortan eine protestantische und für damalige Verhältnisse demokratische und humanistische Insel, vom Bistum Würzburg umgeben, auf der großer politischer Druck lag. Im Dreißigjährigen Krieg nächtigte der schwedische König Gustav Adolf am 2. Oktober 1631 in Madenhausen, vor seinem Feldzug nach Schweinfurt.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde im Schweinfurter Stadtwald, unmittelbar nördlich des heutigen Stadtteils Deutschhof, ein Truppenübungsplatz angelegt, der jedoch wegen des Kriegsausbruchs nie genutzt wurde. Auf den noch erhaltenen Schützengräben stehen große Bäume.
In der Schweinfurter Rhön liegen einige Wüstungen. Jeusungen wurde 791 erstmals urkundlich erwähnt und Lauerbach im Jahre 1302, während zu Weipoltsdorf und der neuzeitlichen Hofwüstung Brönnhof keine Erstdatierungen bekannt sind.
Das Gemeindegebiet Üchtelhausens befindet sich gänzlich in der Schweinfurter Rhön, elf weitere Kommunen liegen nur teilweise in ihr.
Die nachfolgenden Orte sind nicht alphabetisch, sondern nach ihrer Bedeutung bezüglich der Schweinfurter Rhön geordnet.
Städte
Marktgemeinden
Gemeinden
Ballingshausen (Ortsteil von Stadtlauringen) wurde vom Bundesamt für Naturschutz dem Grabfeld (Haupteinheit 1381) zugeordnet. Das Dorf liegt jedoch 70 Meter über der oberen Lauer auf 349 m ü. NN, auf der Hochfläche der Schweinfurter Rhön.
Die Schweinfurter Rhön gehört größtenteils zur Interkommunalen Allianz Schweinfurter OberLand. Deren Gründungsmitglieder sind die drei Großgemeinden Üchtelhausen, Schonungen und der Markt Stadtlauringen, die alle im Landkreis Schweinfurt liegen. 2012 kamen die beiden Gemeinden aus dem nördlich anschließenden Landkreis Bad Kissingen, Maßbach und Thundorf in Unterfranken hinzu sowie 2014 Rannungen. Die Gemeindegebiete der neuen Mitglieder liegen nur teilweise in der Schweinfurter Rhön.
In der Schweinfurter Rhön gibt es 31 Windkraftanlagen (BayernAtlas, Topografische Karte, Stand 18. Februar 2023) (siehe auch: Lage, rechtes Foto (Vergrößerung) und Panoramafoto Landschaft). Auf dem Gemeindegebiet von Üchtelhausen ist innerhalb eines Waldgebietes ein weiterer Windpark angedacht.
Die Schweinfurter Rhön wird von einem dichten Wanderwege-Netz durchzogen, mit den Hauptausgangspunkten am nordöstlichen Schweinfurter Stadtrand. Zu erwähnen sind der Wanderweg von Schweinfurt durch das Landschaftsschutzgebiet Jeusinggrund, vorbei am Brönnhof (siehe: Nationales Naturerbe Brönnhof) nach Maßbach sowie der bekannte Wanderweg durch das Wässernachtal und schließlich der 143 km lange Friedrich-Rückert-Wanderweg, der von Rückerts Geburtshaus am Schweinfurter Marktplatz quer durch die Schweinfurter Rhön nach Neuses bei Coburg führt.
Der Wildpark an den Eichen, im Norden Schweinfurts, im Stadtwald, besitzt eine integrierte Freizeitanlage und einen Schaubauernhof. Er hat eine Fläche von 18 Hektar, 450 Tiere und gehört bei freiem Eintritt mit jährlich 600.000 Besuchern zu den meistbesuchten Erholungs- und Freizeiteinrichtungen Bayerns. Zwei größere Biergarten liegen im bzw. am Wildpark.
Die Biergärten liegen mit Ausnahme von Rednershof und Ulrich alle am nordöstlichen Stadtrand Schweinfurts und sind durch Wanderwege miteinander verbunden; von West nach Ost:
Zudem gibt es einige Berghäuser und Berghütten, die nur an bestimmten Tagen geöffnet sind:
Drei berühmte Persönlichkeiten haben einen Bezug zu Randgebieten der Schweinfurter Rhön. Ludwig Erhards Vater stammt aus Rannungen und ging in Schweinfurt in die Lehre; der frühere Kanzler ist Rannunger Ehrenbürger. Gunter Sachs wurde auf Schloss Mainberg geboren, wo er auch seine frühe Kindheit verbrachte. Die Eltern eines der erfolgreichsten Kameraleute Hollywoods, Michael Ballhaus, gründeten das Theater Schloss Maßbach.
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