Rosa Von Praunheim: Deutscher Filmregisseur; Mitbegründer der politischen Schwulenbewegung in Deutschland

Rosa von Praunheim (bürgerlich Holger Bernhard Bruno Mischwitzky, geboren als Holger Radtke; * 25.

November 1942 in Riga) ist ein deutscher Film- und Theaterregisseur, Produzent, Autor, Professor für Regie sowie Aktivist, öffentlicher Wegbereiter und Mitbegründer der LGBTQ-Bewegung in Deutschland. Er gilt als wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films und wird auch den Autoren- und Avantgardefilmern zugerechnet. Nachhaltig etabliert hat er sich mit dokumentarischen Werken.

Rosa Von Praunheim: Leben und Werk, Rezeption, wissenschaftliche Auswertung, Widmungen, Hommagen etc., Filmografie (Auswahl)
Rosa von Praunheim, Berlinale 2018

Mit seinem Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt von 1971 war von Praunheim der öffentliche Wegbereiter und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland, die sich ab Anfang der 2010er Jahre zunehmend unter Bezeichnungen wie LGBTQ- und Queer-Bewegung in Deutschland weiterentwickelte. Bis in die 1990er Jahre hinein galt er in der Öffentlichkeit und in den Medien als einer der wichtigsten Köpfe der Schwulen- und Lesbenbewegung. Nach der Streichung des § 175 StGB im Jahr 1994, der ursprünglich sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte, zog sich von Praunheim zunehmend aus der öffentlichen Debatte zurück und konzentrierte sich auf die Filmarbeit. In über 50 Jahren drehte er über 150 Kurz- und Langfilme. Er gilt als bedeutungsvoller und Grundlagen schaffender Pionier des queeren Kinos. Neben Homosexualität und Transidentität waren seine Themen unter anderem Camp, „ältere, vitale Frauen“ (zum Beispiel Evelyn Künneke, Lotti Huber und Helene Schwarz) und seit Mitte der 1980er Jahre die AIDS-Prävention.

Leben und Werk

Kindheit, Jugend, Studium

Von Praunheim wurde 1942 als Holger Radtke während der deutschen Besatzung im Zentralgefängnis in Riga geboren. Seine leibliche Mutter Edith Charlotte Radtke verhungerte 1946 in einer psychiatrischen Klinik der Wittenauer Heilstätten in Berlin. Nach der Geburt wurde Radtke zur Adoption freigegeben. Hierüber informierte ihn seine Adoptivmutter Gertrud Mischwitzky († 2003) erst im Jahr 2000, als sie 94 Jahre alt war. Kenntnisse vom Tod seiner leiblichen Mutter erhielt er nach längeren Recherchen im Jahr 2006.

Seine Nachforschungen dokumentierte von Praunheim in dem Film Meine Mütter – Spurensuche in Riga (2007). Der Film wurde unter anderem 2008 beim Göteborg International Film Festival gezeigt und im selben Jahr beim Tribeca Film Festival in New York City für den Jury-Award nominiert. Im Jahr 2010 wurde Meine Mütter – Spurensuche in Riga für den Grimme-Preis nominiert und im Jahr 2023 in die Filmsammlung der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem aufgenommen.

Holger Mischwitzky wuchs im brandenburgischen Teltow-Seehof auf. 1953 flüchtete die Familie aus der DDR in den Westen, zunächst nach Wesel, anschließend zog sie nach Frankfurt am Main.

Dort besuchte Mischwitzky die Wöhlerschule, die er vor der Mittleren Reife verließ. Am Theater des Gymnasiums inszenierte er als Schüler zum ersten Mal eine Aufführung, und zwar Pyramus et Thisbe aus Ovids Metamorphosen. Da es sich damals noch um eine reine Jungenschule handelte, wurden die weiblichen Rollen von Jungen gespielt.

Nach der Schullaufbahn war Mischwitzky für ein Jahr Student an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main; im Anschluss nahm ihn die Universität der Künste in West-Berlin in der Abteilung Freie Malerei auf, die er vor dem Abschluss verließ. Fortan arbeitete Mischwitzky als freischaffender Künstler in Berlin. Mitte der 1960er nahm er den Künstlernamen „Rosa von Praunheim“ an, der eine Reminiszenz an den Rosa Winkel darstellt, den homosexuelle Männer in der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrationslagern tragen mussten, sowie an den Frankfurter Stadtteil Praunheim, wo er als Jugendlicher aufgewachsen war.

Die Schauspielerin Luzi Kryn war von Praunheims Tante 2. Grades.

Erste Filme

Gegen Ende der 1960er Jahre debütierte von Praunheim mit Experimental- und Kurzfilmen, mit denen er sich schnell einen Namen machte.

Mitte 1969 konnte er mit dem zweiten Teil seines Films Rosa Arbeiter auf goldener Straße einen Achtungserfolg bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen erzielen und nach seinem ersten Fernsehfilm Von Rosa von Praunheim (1968) im HR mit der Ausstrahlung von Rosa Arbeiter auf goldener Straße im ZDF auch viel Beachtung im bundesweiten (bzw. deutschsprachigen) Sendegebiet gewinnen.

Mit seinem langjährigen Künstlerfreund Werner Schroeter drehte von Praunheim 1968 den Kurzfilm Grotesk – Burlesk – Pittoresk mit Magdalena Montezuma in der Hauptrolle. Von Praunheim besetzte Montezuma erneut in seinem Film Macbeth Oper von Rosa von Praunheim, der nach seiner Premiere in dem New Yorker Filmkunstmuseum Anthology Film Archives (1971) unter anderem im Programm der documenta 5 (1972) gezeigt wurde. Durch ihre Rollen bei von Praunheim und Schroeter bekannt geworden, arbeitete Montezuma auch mit anderen Regisseuren des Neuen Deutschen Films zusammen und stieg zeitweilig zu einer Kultfigur der politisch linken Kulturszene auf.

Im Jahr 1969 heiratete von Praunheim die Schauspielerin Carla Egerer (alias Carla Aulaulu), die unter anderem in seinem ersten Erfolgsfilm Rosa Arbeiter auf goldener Straße die Hauptrolle gespielt hatte. Der Pop-Art-Künstler und Comic-Zeichner der 68er-Bewegung Alfred von Meysenbug griff das Paar in einigen seiner Werke auf. 1971 ließen sich die beiden wieder scheiden.

Ende der 1960er begann von Praunheims Freundschaft mit Elfi Mikesch, die bei vielen seiner Filme als Kamerafrau mitgewirkt hat. Der Film Leidenschaften, der bei der Hamburger Filmschau seine Uraufführung hatte, ist die erste Zusammenarbeit zwischen Rosa von Praunheim und Elfi Mikesch als Kamerafrau. Der avantgardistische Reise-Film wurde in 12 verschiedenen Städten rund um den Globus gedreht. Die Dreharbeiten in Hong Kong wurden von Journalisten der South China Morning Post begleitet, die neugierig auf den bekannten Nachwuchsregisseur aus Deutschland waren. Vorausgegangen war dem Projekt von Praunheims erstes Buch Männer, Rauschgift und der Tod - Die Leidenschaften der Rosa von Praunheim (1967).

1969 drehte von Praunheim ein experimentelles Kurzfilm-Porträt über Samuel Beckett, mit dem er in der Nachwuchs-Filmbranche erneut Aufmerksamkeit und Beachtung gewinnen konnte.

Von Praunheims Anspruch, Homosexuelle im Sinne einer Emanzipationsbewegung zu politisieren, machte sich nach Rosa Arbeiter auf goldener Straße auch in seinem viel beachteten, für die gesellschaftliche Akzeptanz von Minderheiten plädierenden Film Schwestern der Revolution bemerkbar, für den er Ende 1969 seinen ersten Filmpreis beim Internationalen Filmfestival Mannheim erhielt. Die Cargo-Filmzeitschrift schrieb in einer Rückschau, der Film würde eine Gender- und Queerness-Theorie entwickeln, ohne von den damals gerade erst einsetzenden Elaborierungen dieser Konzepte schon viel wissen zu können. Schwestern der Revolution wurde unter anderem 1972 im Museum of Modern Art in New York City aufgeführt und wird noch heute gezeigt. Nennenswerte Aufführungen fanden zum Beispiel 2005 im Rahmen einer Filmreihe im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien statt, die von Harun Farocki kuratiert wurde, und 2011 erneut beim Internationalen Filmfestival Mannheim.

Durchbruch

1971 erregte von Praunheim großes Aufsehen mit seinem Spielfilm Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, der unter anderem die Gründung zahlreicher Homosexuelleninitiativen auslöste. Das Werk gilt als Initialzündung der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland und in der Schweiz und machte von Praunheim zu ihrer medialen Leitfigur: „Mit dem Film wird Rosa von Praunheim quasi über Nacht zur Ikone der Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland.“ (Deutsche Welle) Die Geschichtsprofessorin Dagmar Herzog schrieb in einem Artikel für die Bundeszentrale für politische Bildung: „Die Bedeutung dieses Films für die Schwulenbewegung in der Bundesrepublik kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Der US-amerikanische Filmkritiker Joe Hoeffner schrieb in einem Artikel über die weltweit wichtigsten Filme des queeren Kinos: „Viele Filme wurden als ‚revolutionär‘ bezeichnet, aber Nicht der Homosexuelle… verdient diese Beschreibung wirklich. Der Breakout-Film des Regisseurs und Aktivisten Rosa von Praunheim (alias Holger Mischwitzky) wurde zum Fundament der deutschen Schwulenrechtsbewegung, und sein Aufruf zur Befreiung hallte durch die Geschichte des queeren Kinos.“ Der Film hatte auch eine beachtliche internationale Wirkung. Die Filmhistorikerin und Kuratorin des Australischen Filmmuseums Cerise Howard schrieb 2022 über von Praunheim: „Sein epochaler Dokumentarfilm Nicht der Homosexuelle ist pervers ... gilt seit langem als maßgeblich für die Etablierung der schwulen Befreiungsbewegung in Deutschland und als Katalysator für Befreiungsbewegungen weltweit.“

Von Praunheim war selber aktiv an der Gründung von Gruppen und Einrichtungen für Homosexuelle beteiligt, unter anderem stellte er die ersten Räumlichkeiten für das Berliner SchwuZ zur Verfügung.

Der Erfolg und die Durchschlagskraft des Films schoben zudem lesbisch-schwule Themen und Produktionen in der Film- und Fernsehlandschaft an: Nicht der Homosexuelle ist pervers ... sei zweifellos der Urknall des deutschen New Queer Cinema gewesen, so Douglas Messerli, Filmkritiker und Literaturprofessor (World Cinema Review, 2021). In dem Film kommt es auch zum ersten Kuss zwischen zwei Männern, der im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Mit Nicht der Homosexuelle ist pervers ... war der Regisseur im Jahr 1972 Teilnehmer der documenta 5 in Kassel in der Abteilung Filmschau: Anderes Kino. Im selben Jahr hatte der Film seine US-Premiere im Museum of Modern Art in New York City, in Großbritannien wurde er erstmals (ebenfalls 1972) im National Film Theatre in London gezeigt. Seine Uraufführung feierte Nicht der Homosexuelle ist pervers ... 1971 bei der Berlinale, in den Jahren 1990, 2000 und 2020 wurde der Film wiederholt bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin gezeigt.

Bei der ersten bundesweiten TV-Ausstrahlung des Films 1973 in der ARD klinkte sich der Bayerische Rundfunk aus und sendete als Gegenprogramm den finnischen Motorsportfilm Benzin im Blut. In dem öffentlichen Statement des Bayerischen Rundfunks hieß es zur Begründung, dass Nicht der Homosexuelle ist pervers ... die Grenzen des Erträglichen überschreiten würde, und löste so erneut eine öffentliche Debatte über von Praunheims Film in Deutschland aus.

Durch die stetige Wiederholung des Wortes schwul in dem Film wurde der bis dahin rein negativ verstandene Begriff von Aktivisten und Studenten in eine positive Selbstbezeichnung homosexueller Männer umgemünzt.

Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens am 3. Juli 2021 wurde Nicht der Homosexuelle ist pervers ... zusammen mit der TV-Publikumsdiskussion zum Film (von 1973) im WDR gezeigt.

Von Praunheims zweiter Spielfilm entstand 1971: Die Bettwurst wurde schnell zum Kultfilm. Der renommierte Kritiker und Professor für Theaterwissenschaft Hellmuth Karasek lobte den Film im Spiegel als „Knüller“ und schrieb über die Hauptdarstellerin: „Luzi ist seine [Rosa von Praunheims] Tante [...] und ist eine unvergleichliche Mischung aus spießig gesundem Menschenverstand und Vergnügungsgier, aus nüchterner Erdennähe und girrender Nippes-Seligkeit. Luzi ist die verkörperte Aufrichtigkeit falscher Töne, eine Duse in der Sozialwohnung, eine Callas aus Kiel.“ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentierte den Erfolg des Films wie folgt: „Auch das nichtkommerzielle Kino hat seine Meister, ihr größter in Deutschland: Rosa von Praunheim. Sein im ZDF uraufgeführter Film Die Bettwurst bestätigte erneut, was seine schon auf vielen Festivals gezeigten Werke Rosa Arbeiter auf goldener Straße und Schwestern der Revolution kennzeichnen: Eine in Deutschland überaus seltene Mischung von künstlerischem Ideenreichtum, sozialkritischem Bewußtsein und Humor.“

Die Machart und der Stil des Films erinnern nicht zufällig an die Camp-Ästhetik, die in Deutschland noch gänzlich unbekannt war. Camp bezeichnet unter anderem die parodistische oder übertriebene Nachahmung meist weiblicher Hollywood-Stars der 1930er bis 1960er Jahre, wie zum Beispiel Mae West und Bette Davis, die zum Teil durch sehr betonte, aber auch selbstironische Darstellungen und Gesten in Filmen auffielen. Camp ist als ein Ausdruck der Bewunderung dieser Schauspielerinnen zu verstehen und fand sich zur damaligen Zeit in einigen Undergroundfilmen größtenteils schwuler Regisseure aus den USA wieder. Die Kino-Zeit schrieb über Die Bettwurst: „Mit geringen Mitteln produzierte und aus vollem Herzen die Camp-Ästhetik umarmende Anarchokomödie über eine kleinbürgerliche Liebe in Kiel. Was im ersten Augenblick nach schriller Trivialität aussehen mag, entpuppt sich als hellwaches Soziogramm nach dem Vorbild des US-amerikanischen Underground-Kinos.“

1975 brachte von Praunheim eine Fortsetzung mit dem Titel Berliner Bettwurst heraus. Für die Produktionsleitung war Regina Ziegler verantwortlich, die nach ihrer Zusammenarbeit mit von Praunheim Karriere als Filmproduzentin machte und heute als eine der anerkanntesten und erfolgreichsten Frauen in der deutschen Filmbranche gehandelt wird. Die Berliner Bettwurst feierte ihre Uraufführung im Berliner Astor Kino am Kurfürstendamm in Anwesenheit von Rainer Werner Fassbinder und der Avantgarde des Neuen Deutschen Films.

Auch andere Filme von Rosa von Praunheim avancierten zu Kultfilmen, wie zum Beispiel das Transgender-Musical Stadt der verlorenen Seelen von 1983 mit Jayne County und Angie Stardust, Can I Be Your Bratwurst, Please? von 1999 mit Jeff Stryker oder Unsere Leichen leben noch von 1981 mit Lotti Huber, die 1990 durch von Praunheims Film Affengeil, der unter anderem 1991 im Programm des Toronto International Film Festival und des Sydney Film Festival lief, berühmt wurde und viele Filme mit dem Regisseur drehte. Huber schrieb und sang die Musik zu Affengeil, die erfolgreich als Album veröffentlicht wurde.

Nicht nur Lotti Huber, sondern auch anderen Künstlern halfen erste Rollen in Filmen von Rosa von Praunheim bei ihren Karrieren, wie zum Beispiel Hella von Sinnen in Ein Virus kennt keine Moral (1986), Désirée Nick in Neurosia (1995) und Kai Schumann in Der Einstein des Sex (1999). Marianne Rosenbergs Aufstieg zu einer Ikone der Schwulenbewegung begann bereits 1976 mit einem Fernsehporträt von Rosa von Praunheim über sie; noch vor dem Erfolg des Song-Remakes von Er gehört zu mir (1988). Tabea Blumenschein wirkte als Tänzerin in dem Filmportrait über Rosenberg mit. Die Band Ideal lieferte 1982 den Soundtrack zu von Praunheims Film Rote Liebe mit Helga Goetze in der Hauptrolle. Ein wichtiger Schritt zu ihrem ersten Plattenvertrag, so erschien der Titelsong des Films auf dem ersten Album der Band. Auch die Band DIN A Testbild war an der musikalischen Gestaltung des Films beteiligt, der unter anderem 1982 beim Internationalen Filmfestival von Melbourne und 1983 im Museum of Modern Art gezeigt wurde. Der Regisseur ergänzte seinen Film um das Buch Rote Liebe: Ein Gespräch mit Helga Goetze. Von Praunheim hatte bereits 1976 Rote Liebe als Theaterstück inszeniert und aufgeführt.

Ebenso wurden queere Szenegrößen, wie zum Beispiel Charlotte von Mahlsdorf (Ich bin meine eigene Frau) und Ovo Maltine (Tunten lügen nicht), durch Praunheim-Filme einem größeren Publikum bekannt. Das gilt auch für historische Personen wie Magnus Hirschfeld (Der Einstein des Sex).

Öffentliche Wahrnehmung

Nach den Erfolgen seiner Filme Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt und Die Bettwurst im Jahr 1971 von der Presse zum Kult- und Underground-Star des deutschen Films ausgerufen, blieb von Praunheim trotz kommerzieller Erfolge dem Kino außerhalb des Mainstream treu.

Sein Film Axel von Auersperg (1974) löste durch die Zensur eines großen Teils des Films eine Mediendebatte aus. Stein des Anstosses war die weibliche Darstellung eines Erzdiakons. Von Seiten der ZDF-Chefs hieß es, man wolle die religiösen Gefühle der Zuschauer nicht verletzen. In Frankreich konnte die unzensierte Version des Films Erfolge feiern. Die Erstaufführung fand in einem der damals angesagten Pariser Filmkunstkinos im Stadtteil Marais statt. Colette Godard, eine bekannte französische Kritikerin, beschrieb von Praunheim in der Le Monde als „weltgewandten Regisseur“ und beurteilte Axel von Auersperg als „köstliche respektvolle Parodie“.

Von 1976 bis 1978 war von Praunheim in der öffentlichen Wahrnehmung mit Evelyn Künneke verlobt. Die angebliche Verlobung mit der 21 Jahre älteren Sängerin und Schauspielerin ging durch die deutschen Boulevardmedien; Beziehungen zwischen älteren Frauen zu jüngeren Männern wurden zur damaligen Zeit noch skandalisiert. Allerdings hatte Künneke diese Behauptung in reiner Eigeninitiative aufgestellt, um Aufmerksamkeit in den Medien zu erhalten. Von Praunheim erfuhr erst durch die Presse davon, aber dementierte nicht, um Künneke nicht bloßzustellen. 1976 widmete er ihr einen ganzen Film – Ich bin ein Antistar – Das skandalöse Leben der Evelyn Künneke, der Künneke ein Comeback verschaffte. Die Deutsche Welle resümierte: „Das Porträt der Schauspielerin, die selbst von ihrem schrillen und glamourösen Leben erzählt, war ein voller Erfolg. Es wurde auch in New York, im Museum of Modern Art gezeigt.“

Nach Axel von Auersperg entfachte von Praunheim eine weitere kontrovers geführte Mediendebatte mit seinem Skandalfilm Das Todesmagazin (1979), unter anderem mit James Chance and the Contortions. Nach seiner Premiere beim Locarno Film Festival wurde die TV-Ausstrahlung des Films in Deutschland verboten. Die Sendeplatzverantwortlichen warfen dem Film einen zu radikalen und unbedarften Umgang mit dem Thema Tod vor. Der Journalist Peter Sager erwiderte im Zeitmagazin: „Dennoch ist dieser Film ein ehrlicher Versuch, den Tod als Bestandteil des Lebens zu akzeptieren, ihm positiv zu begegnen, statt ihn zu verdrängen. [...] So engagiert sich Rosa von Praunheim für ein humanes, ehrliches Verhältnis zum Tod [...].“ In Kinos sowie auf Festivals, wie zum Beispiel beim Edinburgh International Film Festival oder auch an der Universität von Kalifornien in Berkeley, wurde der Film gezeigt. Von Praunheims Buch Gibt es Sex nach dem Tode?, das sich auf den Film bezieht, konnte 1981 veröffentlicht werden.

Sein Film Unsere Leichen leben noch (1981) wurde unter anderem 1982 im Museum of Modern Art in New York City aufgeführt. Für seinen Film Horror Vacui (1984) wurde er 1985 mit dem Los Angeles Film Critics Association Award ausgezeichnet. 1986 ehrte die erste Ausgabe des Gay Cinema Festival in Toronto von Praunheim mit einer Retrospektive als „Dekan des Berliner Underground“.

Sein Film Ein Virus kennt keine Moral (1986) war der erste deutsche Film über AIDS und einer der ersten Filme über die HIV bedingte Infektionskrankheit weltweit. Die Los Angeles Times schrieb 1990 über die bissige Tragikomödie: „Ein Virus kennt keine Moral, eine wilde, fantasievolle, verstreute Brecht-ähnliche Allegorie, die zum Teil in einer Schwulen-Sauna spielt, wurde zu einem der ersten und provokativsten Angriffe auf die Heuchelei und Ignoranz der Politik und Wirtschaft rund um die AIDS-Krise.“ Fast 40 Jahre nach seiner Entstehung listete die Deutsche AIDS-Hilfe den Film immer noch unter den 10 international bedeutendsten Filmen über HIV/AIDS auf.

Für seinen Film Schweigen = Tod (1990) dokumentierte von Praunheim schwule Künstler in New York City, wie Keith Haring, David Wojnarowicz und Allen Ginsberg, die für AIDS-Aufklärung und die Rechte von Infizierten und Erkrankten kämpften. Die Guardian, eine der wichtigsten britischen Zeitungen, schrieb 1992, Schweigen = Tod und Positiv (ebenfalls von Rosa von Praunheim) seien die besten Filme über AIDS, die es geben würde. Schweigen = Tod erfuhr eine internationale Auswertung und wurde an renommierten Hochschulen gezeigt, zum Beispiel an der Staatlichen Hochschule der Schönen Künste in Paris, am Courtauld Institute of Art der Universität London, an der Universität Chicago oder auch in entsprechend eingekürzter Form im Rahmen eines Kurzfilm-Symposiums zum Thema AIDS-Aktivismus an der Harvard-Universität in Cambridge. Vor allem in den USA ging der Film in den akademischen und gesellschaftspolitischen Diskurs über HIV/AIDS ein. Die New York Times, eine der einflussreichsten Zeitungen in den USA, wählte den Film unter die 25 wichtigsten Werke, die sich US-amerikanischer Protestkunst widmen. Der angesehene Kritiker Jerry Tallmer, Mitbegründer des Obie Award, schrieb in der US-amerikanischen Zeitung The Record über den Regisseur: „[...] Rosa (eigentlich Holger) von Praunheim, der brillante, bissige Regisseur von solch bahnbrechenden schwulen Revolutionswerken wie Schweigen = Tod und Ein Virus kennt keine Moral.“

Nach dem internationalen Erfolg seines Films Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt konnte von Praunheim auch mit seinen Filmen über HIV/AIDS, unter anderem mit Protagonisten wie Larry Kramer und Diamanda Galás, vor allem in den USA, insbesondere in den Schwulenszenen und lesbisch-schwulen Communities von Großstädten wie New York City und San Francisco, aber auch darüber hinaus, große Beachtung finden. Für die ersten beiden Teile seiner AIDS-Trilogie, bestehend aus den Filmen Schweigen = Tod, Positiv und Feuer unterm Arsch, wurde von Praunheim 1990 mit dem queeren Filmpreis der Berlinale ausgezeichnet.

Noch vor der Gründung der ersten deutschen AIDS-Hilfe im Jahr 1983 rief von Praunheim eine AIDS-Aktionsgruppe ins Leben. Seit Beginn der HIV-Epidemie war von Praunheim strikter Vertreter von Safer Sex, Aktivist und Mitinitiator der deutschen Act Up-Bewegung. 1985 organisierte von Praunheim das erste große AIDS-Benefiz in Deutschland im Berliner Tempodrom und gewann dafür namhafte Künstler wie Herbert Grönemeyer, André Heller, Wolf Biermann, Konstantin Wecker und Katja Ebstein.

Von Praunheims Überleben in New York von 1989 über drei deutsche Migrantinnen in New York zählt bis heute zu den erfolgreichsten deutschen Dokumentarfilmen im Kino. 20 Jahre später drehte er den zweiten Teil New York Memories rund um die damaligen Hauptdarstellerinnen, der 2010 beim Internationalen Filmfestival Warschau in der Kategorie Dokumentarfilm für den Hauptpreis nominiert wurde.

Bereits in den 1970ern begann von Praunheim auch Filme in den USA zu drehen und dokumentierte vor allem Undergroundstars wie Divine, Jack Smith, Jackie Curtis und Taylor Mead, aber auch die Anfänge der US-amerikanischen Lesben- und Schwulenbewegung. In seinem New York-Film Underground & Emigrants (1976) dokumentierte er Künstler wie William S. Burroughs, Charles Ludlam, Fernando Arrabal, Holly Woodlawn, Lil Picard und Greta Keller.

Für seinen Dokumentarfilm Tally Brown, New York über die New Yorker Undergroundkünstlerin Tally Brown erhielt von Praunheim 1979 den Deutschen Filmpreis. Die New Yorker Village Voice, zur Zeit ihres Bestehens eine der bekanntesten US-amerikanischen Kunst- und Kultur-Zeitungen, bezeichnete den Film als „eine der besten New York-Dokumentationen“ und „ein Muss für alle, die sich für Performance und die Kulturgeschichte des New York der 1970er Jahre interessieren“.

Während dieser Zeit in New York City war von Praunheim auch Gast im legendären Chelsea Hotel für Künstler und wurde dort unter anderem von dem Fotografen Scopin für Fotoreihen über das berühmte Hotel porträtiert. Zeitweilig wohnte von Praunheim bei Klaus Nomi in der Lower East Side. Von Praunheim drehte selber im Chelsea Hotel und dokumentierte zum Beispiel den Künstler und Langzeitbewohner des Hotels Ching Ho Cheng, der in den 1970er Jahren für seine psychedelischen Malereien berühmt wurde. Mitte der 1980er moderierte von Praunheim gelegentlich die Talkshow Pride and Progress des New Yorker TV-Senders Gay Cable Network mit Gästen wie Craig Russell.

Im Jahr 1987 porträtierte er Dolly Haas, Lotte Goslar und Maria Ley für seinen Film Dolly, Lotte und Maria, der unter anderem 1989 beim San Francisco International Film Festival gezeigt wurde.

Andere Persönlichkeiten, mit denen von Praunheim in den USA drehte, sind zum Beispiel Grete Mosheim, Judith Malina, Marsha P. Johnson, Sylvia Rivera, Harvey Milk, Grace Jones, Andy Warhol sowie die Gebrüder Kuchar, über die er 1977 die Kurzfilmdokumentation Portrait George and Mike Kuchar angefertigt hat. Ursprünglich für Passagen in seinen New York-Dokumentationen angedacht, blieben verschiedene Interviews aus den 1970er bis 1990er Jahren mit Stars wie Boy George, Ru Paul und Christopher Isherwood bis heute unveröffentlicht. In den USA arbeitete von Praunheim oft mit dem Kameramann Jeff Preiss zusammen, der darauf aufbauend Karriere in der internationalen Filmkunstszene machte und zum Beispiel Musik-Videos für R.E.M. und Iggy Pop drehte.

Von Praunheims Film Anita – Tänze des Lasters (1987) über die skandalumwitterte Tänzerin Anita Berber mit Lotti Huber in der Hauptrolle wurde unter anderem 1987 beim New York Film Festival und beim Sydney Film Festival gezeigt sowie 1989 mit dem Publikumspreis beim Internationalen Schwul-Lesbischen Filmfestival in Turin ausgezeichnet. Das Cleveland International Film Festival kündigte den Film in seinem Programm von 1987 als „Hit des New York Film Festival“ und „eine Studie über Dekadenz, Wahnsinn und Kitsch“ an.

Mit Studenten der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch drehte von Praunheim 1990 seinen Film Ein Mann namens Pis über den Theatermacher Erwin Piscator.

Anfang der 1990er erfand von Praunheim das erste queere TV-Format in Deutschland; Schrill, schräg und schwul wurde vom Sender FAB ausgestrahlt und später unter dem Namen Andersrum fortgesetzt. Mahide Lein initiierte mit der Unterstützung von Rosa von Praunheim und einigen Mitstreiterinnen Läsbisch-TV, das weltweit erste Fernsehprogramm für lesbische Frauen.

In den Jahren 1993 und 1995 wurde der Regisseur für seine Filme Ich bin meine eigene Frau, der zum Beispiel 1995 beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary in Karlsbad gezeigt wurde, und Neurosia, der unter anderem im selben Jahr beim Chicago International Film Festival gespielt wurde, jeweils mit einem FIPRESCI-Preis geehrt. Die beiden Filme wurden vor allem von der US-amerikanischen Presse sehr gelobt.

Von Praunheim drehte 1996 Transsexual Menace, den ersten deutschen Film, der sich ausschließlich bzw. explizit der Transgender-Thematik widmet. Der auch im Ausland beachtete Film, unter anderem mit Leslie Feinberg und Riki Wilchins, hatte seine Uraufführung 1996 beim Frameline Filmfestival in San Francisco und wurde darauf zum Beispiel 1997 beim Outfest in Los Angeles sowie beim Internationalen Lesbisch-Schwulen Filmfestival in Tokio gezeigt. Die bekannte britische Zeitung The Independent schrieb 1997 anlässlich der Aufführung des Films beim London Lesbian and Gay Film Festival: „Rosa von Praunheims Transexual Menace verzichtet auf die üblichen Klischees und bringt uns mit einem Porträt der neuen Generation politisch aktiver Transsexueller auf den neuesten Stand [...] .“ Die New York Times meinte: „Transexual Menace ist ein Grundstein des Dokumentarfilmschaffens über Transgender.“ Das Museum of Transgender History & Art, das ähnlich einer Wanderausstellung durch die USA reist, würdigte den Film als „bahnbrechend“ und zeigte ihn in verschiedenen Städten.

Die Amerikanische Kinemathek in Hollywood ehrte von Praunheim 1997 mit einer Retrospektive als „unerschrockenen internationalen Pionier des queeren Kinos“. Die New York Folk schrieb: „Der Underground-Filmemacher hat sich zu einem international renommierten Botschafter für die gesellschaftliche Akzeptanz queerer Menschen entwickelt.“ Weltweit gibt es keinen anderen Regisseur, der so viele Filme über queere Themen gemacht hat wie von Praunheim, der oft Vorreiter und Wegbereiter mit seinen Filmen war, die queere Themen behandelten und anstießen, bevor sie im medialen und gesellschaftlichen Mainstream ankamen.

Von Praunheims Film Der Einstein des Sex über Magnus Hirschfeld, unter anderem mit Friedel von Wangenheim und Monika Hansen, wurde 1999 beim Locarno Film Festival für den Goldenen Leoparden nominiert und unter anderem im selben Jahr beim Internationalen Filmfestival von Thessaloniki sowie 2006 beim Internationalen Filmfestival von Shanghai gezeigt. Auch auf Grund des Films rückte der in Vergessenheit geratene Pionier der Sexualwissenschaft Hirschfeld, dessen Lebenswerk im Dritten Reich in großen Teilen von den Nationalsozialisten vernichtet wurde, wieder in das öffentliche Bewusstsein. Der Regisseur Chris Kraus hat an der Entwicklung des Drehbuchs mitgewirkt.

Für seinen Film Wunderbares Wrodow wurde von Praunheim im Jahr 2000 mit dem Robert-Geisendörfer-Preis ausgezeichnet. Im selben Jahr erschien sein Film Für mich gab`s nur noch Fassbinder mit Jeanne Moreau, Hanna Schygulla, Brigitte Mira, Irm Hermann, Michael Ballhaus und anderen Weggefährten Fassbinders. Die Musik zu dem Film komponierte Peer Raben. Für mich gab`s nur noch Fassbinder ist die fünfte Produktion von Rosa von Praunheim, die beim Locarno Film Festival gezeigt wurde. Die weltweite Auswertung des Films auf Arthouse-Festivals schloss unter anderem das Jeonju International Film Festival mit ein.

Das Filmfestival Ciclo Rosa (Zyklus Rosa) in Bogotá gab sich seinen Namen zu Ehren von Rosa von Praunheim, es ist das größte und älteste LGBT-Filmfestival Kolumbiens. Die gesellschaftspolitischen Auswirkungen und die akademische Tragfähigkeit des Werks von Rosa von Praunheim seien bei der Namensgebung entscheidend gewesen, so Carmen Millán de Benavides, Direktorin des Instituto Caro y Cuervo in Bogotá, da das Festival stets von emanzipatorischen, politischen und wissenschaftlichen Diskursen begleitet werden solle. Die erste Ausgabe des Festivals im Jahr 2001 startete mit einer Retrospektive des Regisseurs.

In Port-au-Prince wurde 2002 eine Straße, in der sich ein Filminstitut und eine Kinemathek befinden, nach Rosa von Praunheim benannt.

Im selben Jahr machte von Praunheim mit dem Film Tunten lügen nicht die sogenannten „Polit-Tunten“ bekannt, hierbei handelt es sich um eine positiv besetzte Selbstbezeichnung meist queerer Bühnen-Künstler, die sich politisch engagieren. Der Film wurde erstmals 2002 bei der Berlinale aufgeführt und darauf zum Beispiel im Rahmen einer Rosa von Praunheim-Retrospektive beim Lesbisch-Schwulen Filmfestival in Dublin sowie beim Taipeh Film Festival, einem der einflussreichsten Filmfestivals im chinesischsprachigen Raum, gezeigt. Der Besuch der Hauptdarsteller beim Festival in Taipeh wurde zum Medienereignis, da in Taiwan offen homosexuelle und HIV-positive Menschen normalerweise geächtet wurden.

Nach Ich bin meine eigene Frau setzte von Praunheim seine Arbeit über und mit Charlotte von Mahlsdorf mit dem Kurzfilm Charlotte in Schweden (2002), unter anderem mit Ovo Maltine, fort. Von Praunheims filmisches Selbstporträt Pfui, Rosa! (2002) wurde unter anderem beim Mardi Gras Film Festival Sydney in einer Filmreihe über die bedeutendsten queeren Filmemacher aufgeführt. Dem Berliner Obdachlosentheater Ratten 07 verhalf von Praunheim mit den zwei Filmen Kühe vom Nebel geschwängert (2002), der seine Uraufführung 2002 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig hatte, und Ratten 07 (2004) zu mehr Popularität. Sein Film Dein Herz in meinem Hirn (2005) wurde zum Beispiel 2005 beim Montreal World Film Festival und 2006 beim International Film Festival Rotterdam gezeigt. Das International Film Festival Rotterdam, das größte niederländische Filmfestival, hatte bereits über 10 Filme von Rosa von Praunheim im Programm.

Es folgten Filme wie Wer ist Helene Schwarz? (2005), Männer, Helden, schwule Nazis (2005) und Tote Schwule - Lebende Lesben (2008), die bei der Berlinale Premiere feierten. Im Jahr 2009 hatte von Praunheims Dokumentation Rosas Höllenfahrt, unter anderem mit Uta Ranke-Heinemann, Robert Thurman und Gorgoroth, Uraufführung in der Akademie der Künste in Berlin.

Ralf Königs Coming-out wurde angestoßen durch von Praunheims Buch Sex und Karriere (Rogner & Bernhard, 1976), das sich in diverse Bestseller-Listen einschrieb. Im Jahr 2012 machte von Praunheim dann den Dokumentarfilm König des Comics über den inzwischen berühmt gewordenen Comic-Künstler. Beim Festival Internacional de Cine de San Sebastián 2012 wurde König des Comics in der Kategorie Dokumentarfilm für den Hauptpreis nominiert.

Im selben Jahr erhielt von Praunheim den Grimme-Preis für seinen Dokumentarfilm Die Jungs vom Bahnhof Zoo über männliche Armutsprostitution in Deutschland. Der Film hatte seine Uraufführung 2011 bei den Internationalen Filmfestspielen von Berlin und wurde beispielsweise im selben Jahr beim Queer Filmfestival Lissabon, beim LGBT-Filmfestival in Vilnius, beim Festival Internacional de Cine en Guadalajara sowie beim MIX Kopenhagen, dem größten queeren Filmfestival Skandinaviens, gezeigt. Die Jungs vom Bahnhof Zoo wurde bereits über 25 Mal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt.

Zu von Praunheims siebzigsten Geburtstag strahlte der RBB in Zusammenarbeit mit Arte unter dem Titel Rosas Welt – 70 neue Filme von Rosa von Praunheim eine Kurzfilmreihe des Filmemachers von 700 Minuten Länge vom 24. bis 25. November 2012 aus. Noch nie zuvor hatte ein einzelner Dokumentarfilmer so viel Sendezeit am Stück im deutschen Fernsehen. Die Kurzfilmreihe besteht größtenteils aus Porträts, zum Beispiel über Eva Mattes, Werner Schroeter, Rummelsnuff, Sven Marquardt, Ades Zabel, Eva und Adele, aber auch über nicht prominente Personen. Als Hommage an Rosa von Praunheim zeigten die Internationalen Hofer Filmtagen anlässlich seines runden Geburtstages Rosas Welt in vollem Umfang. Von Praunheim war insgesamt über 20 Mal mit einem Film bei dem Festival vertreten und wurde 2008 mit dem Filmpreis der Stadt Hof ausgezeichnet. Auch andere Spielstätten wie das Deutsche Filmmuseum, das Filmmuseum München, das Filmmuseum Düsseldorf und die Viennale zeigten die Filmreihe in voller Länge.

In seinem autobiografischen Film Praunheim Memoires (2014), unter anderem mit Sonya Kraus, geht von Praunheim auf Suche nach Stationen seiner Jugend im Frankfurter Stadtteil Praunheim. Die Dokumentation eröffnete 2014 das Lichter Filmfest Frankfurt International. Als Hommage der Stadt Frankfurt am Main an den Regisseur, der seine Jugendzeit in der Mainmetropole verbrachte und den Frankfurter Stadtteil Praunheim in seinem Künstlernamen trägt, zeigte das Festival im selben Jahr von Praunheims Filme Unsere Leichen leben noch und Meine Mütter.

Von Praunheims Missbrauchsdrama Härte über den einst skrupellosen Berliner Zuhälter Andreas Marquardt, der als Kind massive sexuelle Übergriffe erlebte, hatte 2015 bei der Berlinale Uraufführung und eröffnete die Festivalsektion Panorama. Beim Panorama Publikumspreis platzierte sich Härte unter den beliebtesten Filmen. Hanno Koffler wurde 2015 für die schauspielerische Verkörperung Marquardts als bester männlicher Hauptdarsteller für den Deutschen Filmpreis nominiert. Luise Heyer spielte die weibliche Hauptrolle, Marquardts Lebensgefährtin. Härte wurde unter anderem beim Zinebi-Festival in Bilbao, bei den Deutschen Filmtagen in Bukarest, den Internationalen Filmfestspielen von Helsinki und Vancouver sowie beim Mix Brasil Festival in São Paulo, dem größten queeren Kulturfestival Südamerikas, gezeigt. Der Film fand auch im asiatischen Raum viel Beachtung und wurde zum Beispiel in Kyōto, Tokyo, beim Hong Kong International Film Festival und Chennai International Film Festival aufgeführt.

In von Praunheims Dokumentarfilm Überleben in Neukölln (2017) stehen Neuköllner Künstler wie die Dragqueen Juwelia Soraya im Mittelpunkt der Handlung. Der Film feierte 2017 seine Premiere beim Filmfest München und wurde unter anderem im selben Jahr beim Kunstfestival 48 Stunden Neukölln gezeigt. Die Dokumentation wurde beim Merlinka Filmfestival (2018) in Sarajevo, Belgrad und Podgorica für den Jury-Preis nominiert. Bereits 2012 und 2013 hatten sich Filme des Regisseurs für die Jury-Preis-Nominierung qualifiziert.

Von Praunheims Dokumentarfilm Männerfreundschaften hatte seine Uraufführung 2018 beim Lichter Filmfest in Frankfurt am Main, wo er als bester Festivalbeitrag ausgezeichnet wurde, und lief unter anderem 2021 in der Uruguayischen Kinemathek in Montevideo sowie 2023 in der Bolivianischen Kinemathek in La Paz.

Von Praunheims Krimidrama Darkroom – Tödliche Tropfen wurde erstmals 2019 beim größten queeren Filmfestival Spaniens FIRE!! in Barcelona gezeigt und im selben Jahr beim Filmfest Hamburg für den Art Cinema Award nominiert. 2020 eröffnete der Film den Max Ophüls Preis in Saarbrücken und wurde im selben Jahr unter anderem von der Cineteca Nacional in Mexiko-Stadt aufgeführt. Das tip Magazin wählte Darkroom – Tödliche Tropfen unter die wichtigsten Filme des Jahres 2020.

Mit seiner Dokumentation Operndiven, Operntunten (2020) mit Edda Moser, Sophie Koch, Dagmar Manzel und Barrie Kosky machte von Praunheim die Oper als einen traditionellen Treffpunkt schwuler Männer bekannt. In der bislang unveröffentlichten Langfassung des Films kommen zum Beispiel auch Rufus Wainwright und dessen Lebensgefährte, der Kunstkurator Jörn Weisbrodt, zu Wort. Bei Wainwrights Konzert 2019 in der Berliner Passionskirche, das von Rosa von Praunheim gefilmt wurde, widmete der Sänger dem Regisseur einen Song aus seiner queeren Oper Hadrian.

Von Praunheims Dokudrama Rex Gildo – Der letzte Tanz über den Schlagerstar Rex Gildo mit Kilian Berger, Kai Schumann sowie Ben Becker in den Hauptrollen und unter anderem mit Vera Tschechowa, Gitte Hænning sowie Cindy Berger als Zeitzeuginnen feierte 2022 seine Uraufführung beim Filmfest München. Der Film wurde unter anderem im selben Jahr in der Tel Aviv Kinemathek gezeigt und beim OUTshine Film Festival in Fort Lauderdale mit einem Publikumspreis ausgezeichnet. Im Zusammenhang mit dem Film wurde in der Boulevardpresse viel über Gildos verheimlichte Homosexualität berichtet. Die Filmkritik war sich im Grundsatz einig: „Ein Film, der ab der ersten Szene Rosa von Praunheims Handschrift trägt – und gerade deshalb so gut funktioniert […].“ (Queer.de) Rex Gildo - Der letzte Tanz sei in der Gesamtschau ein künstlerischer Dokumentarfilm mit gesellschaftlicher Relevanz, so das Netzwerk für Film und Medienkompetenz.

Der Regisseur besetzt seine Spielszenen oft und bewusst mit Laiendarstellern, arbeitete aber auch mit Schauspielgrößen wie zum Beispiel Otto Sander, Meret Becker, Charly Hübner, Wolfgang Völz, Eddie Constantine als auch mit Katy Karrenbauer, die für ihre Rolle in von Praunheims Film Härte mit einem Sonderpreis der Deutschen Filmakademie geehrt wurde.

Etliche seiner Filme wurden von der Deutschen Film- und Medienbewertung ausgezeichnet, unter anderem Rosa Arbeiter auf goldener Straße (1969), Unsere Leichen leben noch (1981) und Anita – Tänze des Lasters (1987) mit dem Prädikat besonders wertvoll, Schwestern der Revolution (1969), Affengeil (1990), Ich bin meine eigene Frau (1992) und Der Einstein des Sex (1999) mit dem Prädikat wertvoll.

Fast alle Produktionen des Regisseurs und Produzenten bzw. Co-Produzenten wurden (zum Teil vielfach) im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt. Auch ausländische Sender und Streaminganbieter übernahmen Filme des Regisseurs in ihr Programm.

Rosa Von Praunheim: Leben und Werk, Rezeption, wissenschaftliche Auswertung, Widmungen, Hommagen etc., Filmografie (Auswahl) 
Rosa von Praunheim bei der Verleihung des 28. Friedensfilmpreis der Berlinale 2013
Rosa Von Praunheim: Leben und Werk, Rezeption, wissenschaftliche Auswertung, Widmungen, Hommagen etc., Filmografie (Auswahl) 
Rosa von Praunheim (rechts) mit seinem Lebenspartner Oliver Sechting, 2008

Von Praunheim hatte zahlreiche Werkschauen und Retrospektiven in vielen Ländern. Zum Beispiel 1987 in Rio de Janeiro und São Paulo, 1994 in Buffalo, 1995 in St. Petersburg und Moskau, in jüngerer Vergangenheit unter anderem 2007 in Berlin, 2008 in Prag, 2009 in New York City und Florenz, 2016 in Lissabon, 2019 in Zürich, 2021 in Amsterdam, 2021/2022 in Hamburg, 2022 sowie 2023 in New York City, 2023 in Karlsruhe und Dallas.

Seine Filme erfreuen sich internationalen Interesses (vor allem im Kontext der Homosexuellen- und Transgenderemanzipation), das sich an zahlreichen Fernsehausstrahlungen, Kinoauswertungen und Filmfestivalbeiträgen, darunter viele A-Festival-Beiträge, auf der ganzen Welt festmachen lässt.

Allein sein Film Can I Be Your Bratwurst, Please? (1999) wurde weltweit auf über 250 Filmfestivals gezeigt, zum Beispiel bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes, beim International Istanbul Film Festival und auf afrikanischen Festivals, eine weltrekordverdächtige Festivalauswertung. In Cannes wurde der Titel mit dem Mike Downey Preis der Fachzeitschrift Moving Pictures ausgezeichnet. Das Resümee des Filmmaker Magazins in Bezug auf den Film und dessen Erfolg auf Festivals fiel musterhaft aus: „Ein ‚Hit!‘.“

Auch Museen, Galerien und vergleichbare Einrichtungen zeigen Filme von Rosa von Praunheim, beispielsweise die Tate Gallery of Modern Art (Tate Modern) und das Institute of Contemporary Arts in London sowie das New Yorker Whitney Museum of American Art (Schweigen = Tod zu Ehren von David Wojnarowicz), im Museum of Modern Art (MoMA) in New York City war der Regisseur bereits mit über 15 verschiedenen Filmaufführungen vertreten. Von Praunheims Filme wurden regelmäßig in der New York Times besprochen. Verschiedene Filme des Regisseurs feierten ihre US-Premiere an der Universität Kalifornien in Berkeley, im großen Auditorium und im Kino des Filmmuseums der Hochschule. In Großbritannien hatte von Praunheim einige Erstaufführungen beim Edinburgh International Film Festival.

Sein Transgender-Film Stadt der verlorenen Seelen (1983), der beispielsweise 1984 beim London Film Festival gespielt wurde, erfuhr in den 2010ern ein Revival in US-amerikanischen Arthouse-Kinos und auf queeren Filmfestivals, unter anderem als Abschlussfilm des Internationalen Filmfestivals Cinema Queer in Stockholm (2018) und als Hauptfilm der queeren Filmtage im Block Museum of Art der Northwestern-Universität in Evanston (2019). Das „Dirty-Looks“-Filmfestival brachte 2019 den Soundtrack des Films erneut heraus. Die Fakultät für darstellende und bildende Kunst der Buckinghamshire New University, eine der bedeutendsten Fakultäten für Kunst Großbritanniens, wählte den Film im Jahr 2022 unter die weltweit 50 wichtigsten Experimentalfilme: „Als noch niemand wusste, was das ist, hat der Filmemacher Rosa von Praunheim Genderpolitik gemacht.“ (Katja Nicodemus, Die Zeit) Das Australische Filmmuseum befand: „Dieses aufrührerische und seiner Zeit massiv vorauseilende intersektionale Queer-Punk-Musical hat die Transgender-Politik stark beeinflusst.“ Die im Independent-Bereich angesehene Musik-Seite Pitchfork wählte den Film im Jahr 2023 unter die international 30 besten queeren Musik-Filme.

Auch andere ältere Filme von Rosa von Praunheim werden immer wieder aufgeführt. So zeigten zum Beispiel im Jahr 2020 das Andy Warhol Museum of Modern Art in Pittsburgh und die New York Public Library den Film Tally Brown, New York (1979). Wie viele Filme von Rosa von Praunheim wurde der Film unter anderem beim São Paulo International Film Festival und beim Chicago International Film Festival gespielt. Von Praunheim war bislang 5 Mal für den Gold Hugo, den Hauptpreis des Internationalen Filmfestivals von Chicago nominiert. In Südamerika konnte von Praunheim unter anderem beim Internationalen Independent-Film Festival Buenos Aires viele Erfolge feiern. Auch bei anderen international renommierten Festivals, wie zum Beispiel dem Montreal World Film Festival, dem Toronto International Film Festival, dem New York Film Festival, dem Frameline Filmfestival in San Francisco, dem international bedeutendsten queeren Filmfestival, sowie bei verschiedenen A-Festivals war der Regisseur bereits mehrfach mit Filmen vertreten.

Hartmut Geerken präsentierte Filme des Regisseurs am Goethe-Institut in Athen, Goethe-Institute in aller Welt zeigen Filme von Rosa von Praunheim. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Films Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (1971) streamte ihn das Goethe-Institut in New York City zusammen mit dem Museum of Modern Art und der Berlinale fast 10 Tage lang.

Im Jahr 2013 wurde von Praunheim als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Films mit der Berlinale Kamera geehrt. Die Laudatio hielt Tom Tykwer, übergeben wurde der Preis von Dieter Kosslick, dem Direktor der Berlinale. Bis einschließlich 2015 hatte von Praunheim mehr als 20 verschiedene Filme auf der Berlinale und ist damit Rekordhalter.

Die führende US-amerikanische LGBT-Zeitschrift The Advocate wählte von Praunheim im selben unter die weltweit 50 wichtigsten queeren Personen in den Bereichen Queeraktivismus, Kunst und Kultur. Im Jahr 2014 zeichnete die Berlinale von Praunheim mit dem Special Teddy Award für seine herausragenden Verdienste um das queere Kino aus. Im darauffolgenden Jahr erhielt von Praunheim das Bundesverdienstkreuz, insbesondere für seine Verdienste um die Lesben- und Schwulenbewegung. Überreicht wurde es ihm im Roten Rathaus in Berlin von Björn Böhning, dem Chef der Senatskanzlei des Landes Berlin.

Im Jahr 2017 würdigte der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier öffentlich das künstlerische Schaffen und gesellschaftliche Engagement des Regisseurs: „Meine Glückwünsche gelten einem Ausnahmekünstler, dem es mit seinem umfangreichen filmischen Werk gelang, in die gesellschaftliche Wirklichkeit einzugreifen und sie zu verändern.“

Das Pink Apple Filmfestival in Zürich zeichnete von Praunheim 2019 mit seinem Ehrenpreis für sein Filmwerk und seine Verdienste um die Lesben- und Schwulenbewegung aus. Darüber hinaus hieß es in der Laudatio: „Er gilt nicht nur als Pionier des queeren Kinos, sondern auch als wichtiger Vertreter der ersten Stunde im Einsatz für die HIV/Aids-Prävention.“ Der Regisseur war bereits mit über 10 Filmen bei dem Festival vertreten.

Im Januar 2020 wurde von Praunheim der Max-Ophüls-Ehrenpreis verliehen, insbesondere für seine Rolle als Vorbild und Mentor des jungen deutschen Films. Bereits 2013 wurde von Praunheim für seine Verdienste um den Filmnachwuchs mit dem First Steps Ehrenpreis ausgezeichnet.

Anlässlich seines 80. Geburtstages (2022) schrieb die Deutsche Kinemathek: „Viele seiner Filme berührten gesellschaftliche Tabus und besaßen durch ihre künstlerische wie thematische Kompromisslosigkeit eine geradezu aktivistische Sprengkraft [...]. Trotz oder vielleicht gerade wegen seines großen internationalen Erfolgs bei Kritikern wie bei Cineasten blieb Praunheim seinem Ruf als Underground-Filmemacher treu.“

Weitere nennenswerte Aufführungen älterer Filme in jüngerer Vergangenheit (Auswahl)

Die Universität von Connecticut zeigte 2021 im Rahmen eines LGBTQ-Symposiums Can I Be Your Bratwurst, Please? (1999). Die Universität von Pennsylvania spielte im selben Jahr Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (1971), die Katalanische Kinemathek in Barcelona zeigte das Werk 2022. Nicht der Homosexuelle ist pervers … wurde im Laufe der Jahre an vielen Hochschulen und hochkarätigen Schauplätzen gezeigt, beispielshalber 1978 an der Columbia-Universität in New York City, 2007 an der Universität von Pittsburgh, 2015 im Deutschen Historischen Museum in Berlin und 2019 im Rahmen einer Veranstaltung der Universität Heidelberg, um den Zeitraum zu verdeutlichen, in dem es mannigfach Aufführungen des Films gab. Das Königliche Filmarchiv Belgiens in Brüssel spielte 2021 Unsere Leichen leben noch (1981). Die Kinemathek in Melbourne zeigte 2022 in Kooperation mit dem Australischen Filmmuseum Stadt der verlorenen Seelen (1983), ebenso die Spanische Kinemathek sowie das Reina Sofía Museum in Madrid. In Verbindung mit einer Masterclass des Regisseurs führte die Deutsche Kinemathek in Berlin im selben Jahr Tally Brown, New York (1979) auf. Ebenfalls 2022 zeigte die New York Public Library Ein Virus kennt keine Moral (1983). Das Japan Underground Cinema Festival 2022 spielte Underground & Emigrants (1976) in der Nagoya Kinemathek und im Kyōto Museum of Culture. Die Austin Film Society führte im selben Jahr Transexual Menace (1996) auf. Die Cinémathèque française in Paris zeigte 2023 Die Jungs vom Bahnhof Zoo (2011).

Als Theaterregisseur (Auswahl)

Von Praunheim inszenierte 1976 Menschen im Hotel von Vicky Baum am Schauspielhaus Bochum bei Peter Zadek. Im Jahr 1997 inszenierte er sein Theaterstück Satan’s Mistress am Off-Broadway in New York City, 1999 folgte Hamlet – Eine Sexkomödie im Theaterhaus Mitte in Berlin mit Siegfried Langer als Titelfigur. Mit Schauspielstudenten der Zürcher Hochschule der Künste entwickelte der Regisseur 2010 das Theaterstück Das Tänzli um das goldene Kalb, das im Zürcher Theater der Künste gezeigt wurde. Seine Arbeiten mit Nachwuchsschauspielern am Brandenburger Theater griff von Praunheim in seinem Kurzfilm Jugendtheater in Brandenburg (2012) auf. 2015 inszenierte er Nacktbadestrand basierend auf dem gleichnamigen Buch von Elfriede Vavrik im Theaterschiff Potsdam, das Stück gastierte 2016 im Heimathafen Neukölln.

Im Jahr 2018 inszenierte von Praunheim sein autobiografisches Theaterstück Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht für das Deutsche Theater in Berlin. Das Stück gastierte 2019 unter anderem im Staatstheater Hannover und beim Heidelberger Stückemarkt. Ebenfalls 2019 erhielt von Praunheim den Jury-Preis der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin für seine politische Farce Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs. Die Uraufführung des Stücks eröffnete im Herbst 2020 die Lange Nacht der Autor_Innen im Deutschen Theater Berlin. Nach Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht setzte von Praunheim mit Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs seinen Erfolg am Deutschen Theater fort. Beide Stücke wurden über mehrere Spielzeiten hinweg aufgeführt. Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs wurde 2023 vom Theater Altenburg Gera unter der Regie von Damian Popp und vom Landestheater Tübingen unter der Regie des Intendanten Thorsten Weckherlin übernommen.

Von Praunheim inszenierte 2022 Die Bettwurst – Das Musical, das sich auf seinen Kultfilm Die Bettwurst (1971) bezieht, in dem Berliner Varietétheater Bar jeder Vernunft. Die Hauptrolle der Tante Luzi übernahm die Schauspielerin und Jazzsängerin Annamateur. Das Musical wurde 2023 unter der Regie von Paul Spittler am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken inszeniert. Die Liedtexte wurden 2023 für den Deutschen Musical Theater Preis nominiert. Das Kulturzentrum Lokremise in St. Gallen inszenierte 2024 Die Bettwurst als Theaterperformance.

Von Praunheims Theaterstück Zwei Fleischfachverkäuferinnen feierte 2022 unter der Regie von Damian Popp seine Uraufführung im Schlosstheater Moers. Nachdem bereits von Praunheims Bettwurst-Musical im Camp-Stil vom Publikum und von der Presse begeistert aufgenommen worden war, schrieb Dietmar Zimmermann vom Kritikerportal Theatermail über die Uraufführung von Zwei Fleischfachverkäuferinnen: „Dass der LGBTQ-Vorreiter Rosa von Praunheim so lustige Comedies schreiben kann, wusste ich bis dato noch nicht. Hilariously funny!“

Ebenso tritt von Praunheim immer wieder mit Bühnen-Shows in Erscheinung, zum Beispiel inszenierte und moderierte er 1974 seine Internationale Schlagerparade mit Evelyn Künnecke im Frankfurter Theater am Turm, ein parodistischer Abgesang auf die Schlagerbranche der 1950er Jahre. Seine Tanz-Revue Schlagsahne der Illusionen wurde 1985 im Berliner Renaissance-Theater aufgeführt. Es folgten etliche Self-performances unter verschiedenen Titeln mit Film- und Textausschnitten aus seinem Werk, unter anderem an der New York-Universität, der Columbia-Universität, dem Haarlem City College, aber auch in deutschen Spielstätten und Institutionen wie der Kunsthochschule Kassel und der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.

Weitere Stationen im Werdegang

Von Praunheim unterstützte des Öfteren andere Regisseure (auch außerhalb des universitären Kontextes) bei ihren Filmen. Zum Beispiel Werner Schroeter bei den Kurzfilmen Faces (1968) und Neurasia (1969) sowie Kaspars Goba bei dem Dokumentarfilm homo@lv (2010) und Joscha Baltha bei dem Kurzfilm Synth.Ikon (2018).

Großes Aufsehen erregte von Praunheim am 10. Dezember 1991 durch die von ihm in Deutschland losgetretene Outing-Debatte, als er den Moderator Alfred Biolek und den Entertainer Hape Kerkeling in der RTL-plus-Sendung Explosiv – Der heiße Stuhl als schwul bezeichnete, um öffentlichkeitswirksame Solidarität von homosexuellen Prominenten, von denen sich zu der Zeit kaum welche offiziell zu ihrer sexuellen Orientierung (und gegebenenfalls zu ihrer gleichgeschlechtlichen Lebensweise) bekannten, mit den damals vielfach stigmatisierten und benachteiligten Schwulen einzufordern – eine Aktion, die er später als „Verzweiflungsschrei auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise“ bezeichnete, die er nicht wiederholen würde. Rückblickend betrachtet hatte die umstrittene Aktion einen positiven Effekt auf die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexuellen. Erstmals begannen Teile der Medien, positiv über Homosexuelle zu berichten und nicht nur in problematischen oder negativen Zusammenhängen. In der Folge hatten immer mehr Schwule, Lesben und auch homosexuelle Prominente ihr Coming-out. Biolek und Kerkeling äußerten sich später ebenfalls versöhnlich zu der Aktion. Auf Grund seiner unkonventionellen und direkten Art, Missstände in der Gesellschaft aufzuzeigen und Tabu-Themen aufzubrechen, wird von Praunheim in den Medien oft als Provokateur, Enfant terrible und Bürgerschreck beschrieben.

Zu von Praunheims Werk gehören auch Bücher, die von verschiedenen Verlagen und im Selbstverlag herausgebracht wurden, sowie Hörspiele für den Sender RIAS Berlin und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (unter anderem Frauen zwischen Hitler und Goethe (1980); prämiert als Hörspiel des Monats).

Das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main ehrte von Praunheim 2005 mit einer Ausstellung und Retrospektive. Das Schwule Museum in Berlin widmete dem Regisseur zu seinem 65. Geburtstag (2007) ebenfalls eine mehrmonatige Ausstellung, die von dem Filmwissenschaftler Wolfgang Theis in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek kuratiert wurde.

Von Praunheim hatte von 1999 bis 2006 eine Professur für Filmregie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf (früher HFF) inne. Ebenso war er Dozent an verschiedenen Kunst- und Filmhochschulen, zum Beispiel an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, der Zürcher Hochschule der Künste und dem weltweit renommierten San Francisco Art Institute. An der Filmuniversität Babelsberg entstanden unter der Projektleitung des Regisseurs diverse Filme von Studenten, unter anderem mit Nachwuchspreisen ausgezeichnete TV-Koproduktionen, aber zum Beispiel auch an der Solent Universität Southampton. Von Praunheim nahm auch außeruniversitäre Lehraufträge an, wie die Meisterklasse im Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms (2013). Im selben Jahr war er Schirmherr der Branchen- und Presse-Werkschau von Studenten an der Hochschule für Fernsehen und Film in München.

Von Praunheim kooperierte auf Einladung auch mit Schulen, um Schülern pädagogisch begleitete Filmaufführungen mit anschließenden Gesprächen anzubieten. Zum Beispiel an der Harvey Milk High School in New York City und in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste in der Filmfabrik Wolfen für Schüler aus der Umgebung. Ebenso leitete er Workshops für Schüler zu kulturellen Themen, unter anderem im Berliner Martin-Gropius-Bau in Kooperation mit der Bildungs- und Kulturvermittlungsinitiative Ephra.

Am 5. September 2008 drehte von Praunheim das Segment über die Darkroombar Ficken 3000 für Volker Heises 24-stündiges Dokumentarfilmprojekt 24h Berlin – Ein Tag im Leben, das genau ein Jahr später auf mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Ebenfalls war von Praunheim mit der Episode Knast und Kinder an dem RBB-Dokumentarfilmprojekt 20 x Brandenburg beteiligt, das 2011 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. In der RBB-Hauptstadtchronik Schicksalsjahre einer Stadt (2018) wirkte er als Protagonist mit.

Seit 2009 ist von Praunheim Mitglied der Akademie der Künste, Sektion Film- und Medienkunst, der er von Mai 2015 bis Mai 2018 als Direktor vorstand. Er ist Ehrenmitglied der Deutschen Filmakademie sowie Mitglied der Europäischen Filmakademie und der Queer Media Society.

Der Superintendent des Kirchenkreises Berlin Stadtmitte der Evangelischen Kirche Bertold Höcker lud von Praunheim 2013 ein, eine Gastpredigt in der Berliner St.-Marien-Kirche zu halten.

Auszüge (und Filme) aus von Praunheims Werk waren Teil der Homosexualität_en-Ausstellung (2015) im Deutschen Historischen Museum. Ebenso bei der nordamerikanischen Wanderausstellung Queer as German Folk (2019/2020) der Goethe-Institute in den USA und Kanada. Nach Abschluss der Tour wurden Exponate und Filme der Ausstellung digital veröffentlicht bzw. gestreamt. 2022 nahm der Regisseur mit Video-Beiträgen an der Gruppenausstellung Ceremony (Burial of an Undead World) im Berliner Haus der Kulturen der Welt teil. Ebenso mit Filmausschnitten an der Gruppenausstellung Fotografie trifft Filmgeschichte im C/O Berlin. Bereits seit Ende der 1960er Jahre wurden Filme und Filmausschnitte von Rosa von Praunheim als Installationen und Programmteile für Ausstellungen verwendet, zum Beispiel 1969 im Rahmen der Ausstellung between 2 in der Kunsthalle Düsseldorf.

Die Berliner Akademie der Künste ehrte 2018 Rosa von Praunheim – zusammen mit Elfi Mikesch und Werner Schroeter – mit der dreimonatigen Ausstellung Abfallprodukte der Liebe, eine Hommage der Akademie an die drei befreundeten Regisseure. Daran anschließend wurden die Werke in Amsterdam ausgestellt.

Von Praunheim hielt die vom Deutschen Literaturinstitut Leipzig und der Stadt Leipzig ausgerichtete Poetikvorlesung beim Literaturfestival Leipziger literarischer Herbst (2021) im Paulinum der Universität Leipzig.

Als Laudator bzw. Juror vergab er unter anderem den Friedensfilmpreis (2013), den MFG-STAR (2015) und 2019 den Europäischen Filmpreis an Agnieszka Holland.

Von Praunheim nahm an zahlreichen Podiumsdiskussionen teil, zum Beispiel 1981 an den Frankfurter Römerberggesprächen mit Marcel Reich-Ranicki, 2010 am Jean-Genet-Symposium in der Freien Universität Berlin, 2014 in der Bundesstiftung Aufarbeitung in Berlin, in der eine Veranstaltung zu Ehren von Valentīna Freimane stattfand, über die er 2012 den Kurzfilm Valentina gedreht hat, sowie 2018 im Berliner KW Institute for Contemporary Art anlässlich einer Veranstaltung für den verstorbenen Kunstkurator Frank Wagner.

Im Rahmen seiner journalistischen Tätigkeit schrieb er auch Beiträge für Zeitungen und Magazine, zum Beispiel für den Spiegel.

Gelegentlich tritt der Regisseur in Gastrollen als Schauspieler in Erscheinung, unter anderem in Anthony Manns Todestanz eines Killers, Ulrike Ottingers Die Betörung der blauen Matrosen, Marianne Enzensbergers Der Biß und Axel Ranischs Ich fühl mich Disco.

Von Praunheim malt seit seiner frühen Jugend, seine Arbeiten stellte er erstmals Ende der 1960er in seinem eigenen Atelier in Berlin aus. Seit den 2010er Jahren konzentriert er sich vor allem auf Zeichnungen und Malereien im Pop-Art-Stil und stellt gelegentlich in Galerien, Museen und anderen Räumen aus. Seine Ausstellung Jesus liebt (2023) in der Nürnberger St.-Egidien-Kirche mit religiösen Motiven und Darstellungen sexueller Handlungen zwischen Männern wurde auf Grund massiver Kritik konservativer Christen vom Kirchenvorstand vorzeitig beendet. Die Schließung der Ausstellung wurde unter anderem von der Internationalen Vereinigung der Kunstkritiker und dem ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats Peter Dabrock scharf kritisiert und bundesweit in den Medien diskutiert. Einige Tage nach der Schließung wurde die Ausstellung von der Nürnberger Galerie Kreis unter dem Titel Jesus liebt wieder übernommen. Die Finissage wurde dennoch von einem Kulturgottesdienst der Kirche begleitet.

Von Praunheim kuratierte auch Ausstellungen und Begleitprogramme, unter anderem für die Akademie der Künste, in der New Yorker School of Visual Arts und im Lincoln Center für darstellende Künste, ebenfalls in New York City.

Privates

Von Praunheim wohnt mit seinem Lebenspartner Oliver Sechting, mit dem er seit 2008 liiert ist, in Berlin. Sechting arbeitet als Diplom-Sozialpädagoge sowie als freischaffender Künstler und Assistent seines Lebenspartners.

Rezeption, wissenschaftliche Auswertung, Widmungen, Hommagen etc.

Vor seinem Durchbruch arbeitete von Praunheim auch als Regieassistent für Gregory J. Markopoulos, der ihm seinen Film (A)lter (A)ction (1968) widmete. Rainer Werner Fassbinder inszenierte 1969 für von Praunheim das Theaterstück Gewidmet Rosa von Praunheim mit dem Antiteater. Ebenso benannte Fassbinder eine Rolle für seinen Film Der amerikanische Soldat (1970) nach von Praunheim.

Bernd Upnmoor drehte Rosa Lilies (1970), einen Kurzfilm über die Entstehung von Rosa von Praunheims Film Die Bettwurst. Hardy Frank drehte den Dokumentarfilm Rosa von Praunheim - Ein Leben zwischen Karriere, Sex und Tod (1982). Bis heute entstanden diverse Beiträge und Porträts über den Regisseur für verschiedene TV-Formate, zum Beispiel Rosas Factory (1973) von Wolf Gremm für die Sendereihe Studio 3 aus Berlin (SFB) sowie Aids in der Kunst: Filmemacher Rosa von Praunheim erzählt (2017) für die Sendereihe kulturplatz (SRF1). Ebenso war von Praunheim Co-Protagonist in zahlreichen Reportagen und Dokumentationen verschiedenster Art, zum Beispiel 2008 in Die 30 besten Berlin-Filme von Stephan Düfel (RBB) und 2010 in Spur der Bären - 60 Jahre Berlinale von Hans-Christoph Blumenberg (Arte) sowie in den Kinodokumentationen Mondo Lux - Die Bilderwelten des Werner Schroeter (2011) von Elfi Mikesch und Mein wunderbares West-Berlin (2017) von Jochen Hick. Anlässlich von Praunheims 80. Geburtstag drehte Marco Giacopuzzi die Dokumentation Glückskind (2022) über den Regisseur für Arte und den HR. Aus selbigem Anlass wurden 8 Filme des Regisseurs vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt und das Goethe-Institut streamte weltweit einen Monat lang Männerfreundschaften. Rosa von Praunheim war in einer Vielzahl von Radiosendungen, Fernsehsendungen und Talkshows zu Gast.

Die Band Ton Steine Scherben von Rio Reiser trat 1974 bei einem Konzert gemeinsam mit dem Regisseur auf, der Reiser immer wieder künstlerische Impulse geliefert hat. So regte von Praunheim unter anderem den persönlichen Stil des Ton Steine Scherben-Albums Wenn die Nacht am tiefsten ... (1975) an sowie die Besinnung der Band auf schwulenpolitische Themen. Bei der Umbettung von Reisers Grab 2011 auf den Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin gehörte eine künstlerische Performance von Rosa von Praunheim zum offiziellen Programm der feierlichen Zeremonie, die von Reisers Bruder Gert Möbius ausgerichtet wurde. Die Band Einstürzende Neubauten gab 1980 ein Konzert für von Praunheim in seinem Berliner Apartment. Die Band Army of Lovers benannte sich nach von Praunheims Film Armee der Liebenden oder Aufstand der Perversen. Die Band Family 5 von Fehlfarben-Sänger Peter Hein benannte 1988 ihr erstes Live-Album nach von Praunheims Film Unsere Leichen leben noch. Auch die Band Rodgau Monotones benannte einen Song nach dem Filmtitel. Die Band Inquire verarbeitete von Praunheims Film Die Bettwurst in ihrem Album The Neck Pillow (2000). Auch DJ Koze benannte den Film in einem Neon-Interview als wichtigen künstlerischen Einfluss. Mitglieder der Band The Bloodstrings verglichen ihr künstlerisches Konzept mit dem Film. Der Name der dänischen Musikrevue The Einstein of Sex (2015) über Magnus Hirschfeld entspricht von Praunheims Filmtitel von 1999. Kay Shanghai, der erste offen schwule deutschsprachige Rapper, benannte seinen Song Mein Herz in deinem Hirn (2021) nach von Praunheims Film Dein Herz in meinem Hirn.

Angeregt durch David Wojnarowiczs Auftritt in von Praunheims Film Schweigen = Tod eröffnete Wolfgang Tillmans im Jahr 2006 den Ausstellungsraum Between Bridges in London über den an den Folgen von AIDS verstorbenen Künstler und Aktivisten. Pjotr Andrejewitsch Pawlenskis Kunstaktion Seam (2012) gegen die Inhaftierung von Mitgliedern der Band Pussy Riot in Russland bezog sich ebenfalls auf Wojnarowiczs Auftritt in Schweigen = Tod. Das Filmmotiv, das Wojnarowicz mit zugenähtem Mund zeigt, wurde als ikonische Abbildung weltberühmt und von verschiedenen Künstlern adaptiert.

Ian White inszenierte auf der Basis von Rosa von Praunheims Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt ein Zusammenspiel aus Live-Performances und Projektionen unter dem Titel Cinema as a Live Art im Berliner Arsenal (2009), im Jahr 2010 wurde die Produktion im Rahmen der Berlinale aufgeführt und 2019 erneut im Berliner Arsenal gezeigt. Benny Nemer interpretierte in seinem Kurzfilm The Rosa Song (2011) die Schlussszene aus Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt neu. Can Fischer verarbeitete frühe Texte von Rosa von Praunheim unter dem Titel Ich will kein Kleid mehr tragen für eine Theaterproduktion der Volksbühne Berlin (2016).

Der zweite Teil von Rosa von Praunheims Film Rosa Arbeiter auf goldener Straße (1969) war im Jahr 2012 Namens- und Impulsgeber für eine Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste Wien.

Die Regisseure Tom Tykwer, Chris Kraus, Robert Thalheim, Axel Ranisch und Julia von Heinz drehten 2012 den als Hommage an von Praunheim angelegten Dokumentarfilm Rosakinder, in dem sie ihre Beziehung zu ihrem „Filmvater“ und Mentor von Praunheim aufarbeiten. Tom Tykwer, der von Praunheim als seinen wichtigsten künstlerischen Einfluss benennt, drehte im Rahmen dieses Filmprojekts das Musikvideo Ich wär so gern authentisch, das er als eine Liebeserklärung an seinen Mentor bezeichnete: „Durch ihn [Rosa von Praunheim] habe ich eine imaginäre Tür geöffnet, die mich wegholte von der Straße der Beliebigkeit und hinein in die Geheimkammern des Kinos.“ Chris Kraus widmete von Praunheim sein Buch Sommerfrauen, Winterfrauen. Auch andere Regisseure, unter anderem Dietrich Brüggemann, Enrique Sánchez Lansch, Christian Klandt und Yony Leyser, benannten von Praunheim als wichtigen Mentor. Julia von Heinz setzte ihre künstlerische Auseinandersetzung mit von Praunheim in ihrem Kurzfilm Two fathers fort, der im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes Isolation 2021 seine Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig feierte und mit dem Inclusion Award ausgezeichnet wurde. Abel Ferrara, der Student bei von Praunheim am San Francisco Art Institute war, bezog sich im Rahmen seiner Meisterklasse bei den Hofer Filmtagen 2021 auf von Praunheim als prägenden künstlerischen Einfluss.

Christian Sievers und Steven Adamczewski drehten den von Rosa von Praunheim inspirierten Spielfilm Kreuzberg „Ahoi“ (1980). Adamczewski hatte zuvor einige Filmrollen bei von Praunheim gespielt. Der von Rosa von Praunheim inspirierte und als Hommage an ihn gedachte Film Nicht die brasilianischen Homosexuellen sind pervers, sondern die Situation, in der sie leben von Eduardo Mamede (et al.) hatte 2021 seine Uraufführung im Wettbewerb des Kurzfilm Festivals Hamburg und wurde unter anderem 2022 beim Filmfest Dresden mit dem Kurzfilmpreis des Verbandes der deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Bruce LaBruce hatte bereits den Omnibusfilm It is Not the Pornographer That is Perverse... (2018) in Anlehnung an von Praunheims Film gedreht.

In ihrem autobiografisch geprägten Roman Ein von Schatten begrenzter Raum (2021) bezieht die Georg-Büchner-Preis-Trägerin Emine Sevgi Özdamar ihre kulturelle und künstlerische Wahlheimat vor allem auf Protagonisten der jungen deutschen Film- und Literaturszene der 1970er Jahre, unter anderem Rosa von Praunheim.

Der politisch umstrittene Name des Stuttgarter Gebäudes „3 Mohren“ mit einer historisch bedeutsamen Fachwerkfassade an der Pfarrstraße wurde in Anlehnung an von Praunheims Film Laura - Das Juwel von Stuttgart (2012) in „Das Juwel“ geändert. Laura Halding-Hoppenheit, der der Film gewidmet ist, betreibt dort einen Club.

Auch Kunstwerke tragen oder beinhalten den Namen des Regisseurs oder dessen Filmtitel, zum Beispiel die auf Aluminium montierte Fotoarbeit Politics of Queer Curatorial Positions: After Rosa von Praunheim, Fassbinder and Bridge Markland (2003) von Tanja Ostojić, die unter anderem in der Galeria Zachęta, im Haifa Museum of Art und im LWL-Museum für Kunst und Kultur ausgestellt wurde. Oder der hinter Acrylglas aufkaschierte Kunstdruck Rosa aus Praunheim, City of Lost Souls - Berlin Blues (2012) von Reiner Riedler, der in der Galerie OstLicht zu sehen war. Das bekannteste Porträt von Rosa von Praunheim stammt bis dato von La Milli. Das Porträt diente als Coverabbildung der Rowohlt-Ausgabe von Rosa von Praunheims Buch Sex und Karriere (1978) und gehört zur Sammlung des Schwulen Museums in Berlin.

Originalaufnahmen bzw. Filmausschnitte aus dem Werk des Regisseurs werden oft für (internationale) Fernseh- und Kino-Produktionen verwendet, zum Beispiel in Vito (2011) und I Am Divine (2013) von Jeffrey Schwarz, The Death and Life of Marsha P. Johnson (2017) von David France sowie Dreaming Walls (2022) von Maya Duverdier und Amélie van Elmbt.

Von Praunheims queerpolitisches und künstlerisches Schaffen ist in viele wissenschaftliche Arbeiten und Publikationen eingegangen, zum Beispiel der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Internationalen Psychoanalytischen Universität in Berlin, der Oxford-Universität, der Stanford-Universität, der Universität von Buffalo, der Stony Brook Universität in Southampton, der Staatlichen Universität von La Plata, der Los Libertadores Universität in Bogotá und der Bundeszentrale für politische Bildung. Ebenso werden Lesungen und Vorträge zu von Praunheim und dessen Werk gehalten. Unter anderem hielt Beate Schappach, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Kulturwissenschaften, bei der Konferenz des Universitätsverbandes Performance Studies International in Shanghai (2014) den Vortrag AIDS darstellen: Der Filmemacher Rosa von Praunheim zwischen den HIV/AIDS-Communities in Deutschland und den USA. Auch bei der Queer-Konferenz 2017 in der Berliner Humboldt-Universität wurde über von Praunheim und dessen Filme referiert. Karen Nolte, Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Heidelberg, und Florian Kastner, Professor für Germanistik an der der Universität von Connecticut, boten zum Beispiel Studierenden (2019 bzw. 2021) historische Einführungen in das künstlerische Werk des Regisseurs an.

Filmografie (Auswahl)

Bühnenstücke (Auswahl)

Buchveröffentlichungen (Auswahl)

Hörspiele (Auswahl)

  • 1980: Frauen zwischen Hitler und Goethe
  • 1986: Die Nachtigall oder der grausame Sohn
  • 1987: Adonis in New York

Kunstausstellungen (Auswahl)

  • 2009: Einzelausstellung - Rosa von Praunheim, Galerie Parkhaus im Malkastenpark, Düsseldorf
  • 2012/2013: Einzelausstellung - Rosen haben Dornen, Haus am Lützowplatz, Berlin
  • 2013: Gruppenausstellung im Rahmen der Berliner Kunstmesse B.AGL ART afFAIRs im Postbahnhof am Ostbahnhof
  • 2014: Einzelausstellung - Rosa von Praunheim, Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt am Main
  • 2016: Einzelausstellung - Rosa von Praunheim, Galerie Raab, Berlin
  • 2017: Gruppenausstellung - Voice = Survival - A visual AIDS exhibition, Gallery The 8th Floor, New York City
  • 2018: Zusammen mit Elfi Mikesch und Werner Schroeter - Abfallprodukte der Liebe, Akademie der Künste, Berlin
  • 2019: Gruppenausstellung - United by AIDS - Eine Ausstellung über Verlust, Erinnerung, Aktivismus und Kunst als Reaktion auf HIV/AIDS, Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich
  • 2022: Einzelausstellung - Rosa von Praunheim, Galerie Mond Fine Arts, Berlin
  • 2022: Einzelausstellung - Nackte Männer - Nackte Tiere, Galerie Mond Fine Arts, Berlin
  • 2022: Einzelausstellung - Boys and Beasts, Galerie Kunstbehandlung, München
  • 2023: Einzelausstellung - Jesus liebt, St.-Egidien-Kirche, Ausstellung zum Nürnberger Christopher Street Day, die Vernissage eröffnete offiziell die Prideweeks in der zweitgrößten Stadt Bayerns
  • 2023/2024: Einzelausstellung - Jesus liebt, Nissis Kunstkantine, Hamburg

Auszeichnungen und weitere Ehrungen (Auswahl)

Literatur (Auswahl)

Commons: Rosa von Praunheim – Sammlung von Bildern

Nachweise

Tags:

Rosa Von Praunheim Leben und WerkRosa Von Praunheim Rezeption, wissenschaftliche Auswertung, Widmungen, Hommagen etc.Rosa Von Praunheim Filmografie (Auswahl)Rosa Von Praunheim Bühnenstücke (Auswahl)Rosa Von Praunheim Buchveröffentlichungen (Auswahl)Rosa Von Praunheim Hörspiele (Auswahl)Rosa Von Praunheim Kunstausstellungen (Auswahl)Rosa Von Praunheim Auszeichnungen und weitere Ehrungen (Auswahl)Rosa Von Praunheim Literatur (Auswahl)Rosa Von Praunheim WeblinksRosa Von Praunheim NachweiseRosa Von Praunheim194225. NovemberAktivistAutorenfilmAvantgardefilmDeutschlandFilmregisseurLGBTNeuer Deutscher FilmProfessorRegieRegisseurRiga

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