Ralf Fücks (* 3.
August">3. August 1951 in Edenkoben, Landkreis Landau in der Pfalz) ist ein deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), Publizist und Sachbuchautor. Er war von 1991 bis 1995 Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz in Bremen, ab 1993 auch Bürgermeister, und von 1997 bis 2017 Mitglied des zunächst drei-, ab 2001 zweiköpfigen Vorstands der Heinrich-Böll-Stiftung.
Zusammen mit seiner Frau Marieluise Beck gründete er nach seiner Beendigung der Vorstandstätigkeit der Heinrich-Böll-Stiftung und ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag am 15. November 2017 das Zentrum Liberale Moderne. Fücks veröffentlicht Aufsätze und Sachbücher zu nachhaltiger Entwicklung, politischer Strategie und internationaler Politik.
Fücks’ Verweigerung des Kriegsdiensts wurde nicht anerkannt, er wurde jedoch dennoch nicht eingezogen. Fücks studierte Sozialwissenschaft, Ökonomie und Geschichte. Er engagierte sich in der Studentenbewegung in Heidelberg und in Bremen und gehörte in den 1970er Jahren dem Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) an. 1973 wurde er als einer von drei Rädelsführern bei der Rektoratsbesetzung im Frühjahr 1972 von der Universität Heidelberg relegiert. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Lehrbeauftragter an der Universität Bremen und als Dozent in der Erwachsenenbildung. Für die Zeitschriften hefte für demokratie und sozialismus und Moderne Zeiten, die er 1980 mitgründete, war er als Redakteur tätig.
Fücks war in den 1970er Jahren ein führendes Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), einer maoistischen K-Gruppe, und danach in den Komitees für Demokratie und Sozialismus aktiv. 1982 schloss er sich den Grünen an. Von 1985 bis 1989 sammelte er erste parlamentarische Erfahrungen als Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. 1989 wurde er zum Sprecher des Bundesvorstandes der Grünen gewählt. Er setzte sich dafür ein, die Grünen zu einer reformerischen Partei zu machen, die gemeinsam mit der SPD eine neue politische Mehrheit bilden sollte.
1991 kehrte er in die Bremer Politik zurück und wurde Bremer Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz sowie von 1993 bis 1995 Bremer Bürgermeister in der Ampelkoalition unter Klaus Wedemeier (SPD), die 1995 am Konflikt mit der FDP über die Stadtentwicklungs- und Flächenpolitik zerbrach. Ursächlich hierfür war die sog. Piepmatzaffäre, bei der das Umweltressort, ohne Beteiligung der politischen Gremien, das Gewerbegebiet Hemelinger Marsch zum Vogelschutzgebiet bei der EU anmeldete, obgleich eine intensive gewerbliche Nutzung des Areals vorgesehen war.
Er war Mitglied der Grundsatzprogrammkommission von Bündnis 90/Die Grünen und Mitautor des Parteiprogramms 2002. Im Sommer des Jahres 2000 wurde Ralf Fücks von Innenminister Otto Schily in die Unabhängige Kommission Zuwanderung berufen, die ihren Abschlussbericht im Juli 2001 präsentierte.
Fücks und Beck führten fünf Wochen nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zwei Tage lang politische Gespräche in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Fücks plädierte dafür, die ukrainischen Streitkräfte so auszustatten, dass sie sich der russischen Streitkräfte erwehren könnten, da Putin „die Souveränität der Ukraine erst akzeptieren [werde], wenn er am Rande einer Niederlage steht, die seine Macht in Russland gefährdet“.
Ab 1997 war Ralf Fücks Vorstand der neuen Heinrich-Böll-Stiftung. Die Schwerpunkte seiner Arbeit lagen auf den Themen Nachhaltige Entwicklung, Migration, Zukunft Europas und Internationale Politik. Er war verantwortlich für Strategie und Programmentwicklung in den Bereichen Politische Bildung Inland, Europa und Nordamerika, für die Grüne Akademie, das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung sowie für das Archiv Grünes Gedächtnis.
Fücks war als HBS-Vorsitzender innerparteilich umstritten. Er kritisierte 2010 in der Welt am Sonntag unter der Überschrift „Wider die Käßmannschen Afghanistan-Banalitäten“, die Evangelische Bischöfin Margot Käßmann für ihre kritische Stellungnahme zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Parteimitglieder, u. a. Hans-Christian Ströbele schrieben Fücks einen offenen Brief: Fücks würde „unermüdlich gegen den erklärten und mit großer Mehrheit beschlossenen Willen der Partei Stimmung“ machen, sie attestierten ihm „Sturheit und Debattenignoranz“ und forderten von ihm, zurückzutreten, da sie ihn für den „falschen Mann an der Spitze der HBS“ hielten. Fücks amtierte weiter. Am 1. Juli 2017 löste ihn Ellen Ueberschär in dieser Funktion ab.
In der Berliner Stadtgesellschaft waren seine Baupläne für die Zentrale der Heinrich-Böll-Stiftung umstritten.
Nach dem Ausscheiden aus der Heinrich-Böll-Stiftung gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Marieluise Beck die Nichtregierungsorganisation Zentrum Liberale Moderne, als deren Geschäftsführender Gesellschafter er fungiert. „Eine neue Denkfabrik. Deren Programm klingt so, als könne sie den ideologischen Überbau für eine Jamaika-Koalition liefern“, beschrieb die Frankfurter Rundschau sein Institut. Das Zentrum widmet sich, der Selbstdarstellung nach, „der Verteidigung der offenen Gesellschaft gegen autoritäre Entwicklungen und antiliberale Kräfte in Deutschland, der Europäischen Union und darüber hinaus“.
Seit dem 17. Februar 2006 ist er mit seiner langjährigen Lebensgefährtin verheiratet, der Grünen-Politikerin Marieluise Beck. Sie haben zwei gemeinsame Töchter.
Personendaten | |
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NAME | Fücks, Ralf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Grüne) und Stiftungsfunktionär |
GEBURTSDATUM | 3. August 1951 |
GEBURTSORT | Edenkoben |
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