Der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis wird seit 1952 – nach der Vereinigung zweier zuvor getrennter Preise – jedes Jahr für wegweisende Forschungen in der Medizinwissenschaft vergeben.
Die Auszeichnung ist mit 120.000 Euro dotiert. Verliehen wird sie traditionell in der Frankfurter Paulskirche, und zwar jeweils am 14. März, dem Geburtstag von Paul Ehrlich. Benannt ist der Preis daneben nach dem Chemiker und Wissenschaftshistoriker Ludwig Darmstaedter.
Ausgezeichnet werden Wissenschaftler mit hervorragenden Leistungen aus dem In- und Ausland, in den von Paul Ehrlich bearbeiteten Medizinbereichen. Insbesondere sind dies die Immunologie, die Krebsforschung, die Hämatologie, die Mikrobiologie und die experimentelle und klinische Chemotherapie.
Der von der Paul-Ehrlich-Stiftung verliehene Preis gehört zu den am höchsten dotierten und international renommiertesten Preisen, die in Deutschland im Bereich Medizin vergeben werden. Unter den Preisträgern waren zahlreiche spätere Nobelpreisträger. Finanziert wird der Preis zur Hälfte durch das deutsche Bundesgesundheitsministerium, die zweite Hälfte wird aus Unternehmensspenden finanziert.
Seit 2006 wird zusätzlich der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis an höchstens vierzigjährige Personen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung in Deutschland verliehen. Dieser Preis ist mit bis zu 60.000 Euro dotiert; das Preisgeld muss vollständig forschungsbezogen verwendet werden.
Hedwig Ehrlich, die Witwe Paul Ehrlichs, stiftete der Vereinigung von Freunden und Förderern der Frankfurter Universität in den 1920er-Jahren einen Betrag von 90.000 Mark für einen Paul Ehrlich-Fonds, der am 13. Juli 1929, 14 Jahre nach Paul Ehrlichs Tod, in die Paul Ehrlich-Stiftung überführt wurde. Seitdem wird das Vermögen der Stiftung von der Vereinigung von Freunden und Förderern treuhänderisch verwaltet. Bereits von 1930 bis 1934 wurde daraufhin ein Paul-Ehrlich-Preis vergeben, der danach jedoch infolge des Nationalsozialismus zunächst nicht fortgeführt wurde; auch die Stiftung musste ihre Tätigkeit einstellen. Als die Paul Ehrlich-Stiftung 1952 ihre Tätigkeit wieder aufnahm, beschlossen der Stiftungsrat und der Vorstand der Stiftung Chemotherapeutisches Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus, den Paul Ehrlich-Preis und den Ludwig Darmstaedter-Preis unter dem Dach der Paul Ehrlich-Stiftung zu vereinen.
Die Verleihung des Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preises 2005 an Ian Wilmut war nicht unumstritten, zumal die den Preis zur Hälfte mitfinanzierende Bundesregierung sich in der UN-Vollversammlung für ein Klon-Verbot ausgesprochen hatte.
Jahr | Name | Institution | Begründung für die Preisvergabe | Bild |
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2001 | Stephen C. Harrison | Harvard University in Cambridge, Massachusetts | „für ihre bahnbrechenden Arbeiten über die Entschlüsselung der dreidimensionalen Struktur von Virusproteinen.“ | |
Michael Rossmann | Purdue University in West Lafayette, Indiana | |||
2002 | Craig Venter | J. Craig Venter Institute, Rockville, Maryland | „für die Entdeckung und die Etablierung der automatisierten Sequenzierung von cDNA-Bibliotheken und für die Sequenzierung von verschiedenen Organismen – von kleinsten Mikroben bis zum Menschen.“ | |
2003 | Richard A. Lerner | Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien | „für den Nachweis, dass die vom Immunsystem erzeugten Antikörper als enzymähnliche Reaktionsvermittler an beliebige chemische Funktionen adaptiert werden können. Eine große Zahl enzymartiger Reaktionsmechanismen konnte auf die Weise im Detail aufgeklärt werden.“ | |
Peter G. Schultz | ||||
2004 | Tak Wah Mak | University of Toronto in Toronto, Kanada | „für ihre Entdeckungen zur Spezifität und Funktion des so genannten T-Zell-Rezeptors. “ | |
Mark Davis | Stanford University in Stanford, Kalifornien | |||
2005 | Ian Wilmut | University of Edinburgh in Edinburgh, Schottland | „für seine bahnbrechenden Experimente, die zum Klonen eines Säugetiers führten.“ | |
2006 | Craig Mello | Howard Hughes Medical Institute und University of Massachusetts Medical School in Worcester, Massachusetts | „für die Entdeckung so genannter nicht-kodierender doppelsträngiger siRNAs (small interfering Ribonucleinacid), auch bekannt als Mittler der RNA-Interferenz (RNAi).“ | |
Andrew Z. Fire | School of Medicine an der Stanford University in Stanford, Kalifornien | |||
2007 | Ada Yonath | Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rechovot, Israel | „für ihre herausragenden Beiträge zur Aufklärung der dreidimensionalen Struktur von Ribosomen – den komplexen Zellorganellen, an denen die Proteinbiosynthese stattfindet.“ | |
Harry Noller | University of California, Santa Cruz in Santa Cruz, Kalifornien | |||
2008 | Tim Mosmann | University of Rochester in Rochester, New York | „für seine herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Immunologie. … Die Forschungsarbeiten von Tim Mosmann haben zur Entdeckung von zwei Subtypen von Helfer-T-Lymphozyten, den Th1- und Th2-Zellen, geführt und neue Einblicke in den Krankheitsmechanismus von Infektionskrankheiten und Allergien ermöglicht.“ | |
2009 | Elizabeth Blackburn | University of California, Berkeley in Berkeley, Kalifornien | „für ihre herausragenden Forschungsleistungen zur Entdeckung der Telomeren und der Telomerase und Aufklärung ihrer Bedeutung für die Zellteilung und Zellalterung.“ | |
Carol W. Greider | Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland | |||
2010 | Charles Dinarello | University of Colorado School of Medicine in Denver, Colorado. | „für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zytokine.“ |
Jahr | Name | Institution | Begründung für die Preisvergabe | Bild |
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2011 | Cesare Montecucco | Universität Padua in Padua, Italien | „für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet pathogener Erkrankungen wie Tetanus.“ | |
2012 | Peter Walter | University of California, San Francisco in San Francisco, USA | „für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Zellbiologie“, speziell für die Entdeckung der Signalerkennungspartikel. | |
2013 | Mary-Claire King | University of Washington in Seattle, USA | „für die Entdeckung, dass es eine genetische Disposition für Brustkrebs gibt.“ | |
2014 | Michael Reth | Institut für Biologie III der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland | „für seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Antikörperforschung. Er hat gezeigt, wie die B-Zellen des Immunsystems aktiviert und zur Produktion von Antikörpern veranlasst werden.“ | |
2015 | James P. Allison | M. D. Anderson Cancer Center, University of Texas, USA | „für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Immuntherapie gegen Krebs. [...] James Allison ist Pionier der Checkpoint-Hemmung zur Behandlung fortgeschrittener Melanome, Carl June hat die CART-19-Therapie gegen Leukämie entwickelt.“ | |
Carl H. June | Pennsylvania Perelman School of Medicine, University of Pennsylvania, USA | |||
2016 | Emmanuelle Charpentier | Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin, und Universität Umeå, Schweden | „für ihre Arbeiten, die zur Entwicklung der programmierbaren Genschere CRISPR-Cas9 geführt haben. Diese Genschere ist Teil des bakteriellen Immunsystems.“ | |
Jennifer A. Doudna | University of California, Berkeley, USA | |||
2017 | Yuan Chang | University of Pittsburgh, USA | „für ihre Arbeiten zu Tumorviren.“ | |
Patrick S. Moore | University of Pittsburgh, USA | |||
2018 | Anthony Cerami | Araim Pharmaceuticals, Tarrytown, im Staat New York | „für ihre Forschung zum Botenstoff TNF und dessen Wirkung im Entzündungsgeschehen“. | |
David Wallach | The Weizmann Institute of Science in Rehovot | |||
2019 | Franz-Ulrich Hartl | Max-Planck-Institut für Biochemie, München | „für ihre grundlegenden Arbeiten zur Proteinfaltung.“ | |
Arthur Horwich | Yale University und Howard Hughes Medical Institute | |||
2020 | Shimon Sakaguchi | Osaka-Universität, Japan | „für die Entdeckung der regulatorischen T-Zellen.“ |
Jahr | Name | Institution | Begründung für die Preisvergabe | Bild |
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2021 | Michael R. Silverman | Agouron Institute | „für Entdeckungen zur bakteriellen Kommunikation.“ | |
Bonnie Lynn Bassler | Princeton University | |||
2022 | Katalin Karikó | University of Pennsylvania | „Erforschung und Entwicklung von messenger-RNA (mRNA) zu präventiven und therapeutischen Zwecken.“ | |
Özlem Türeci | BioNTech | |||
Uğur Şahin | BioNTech | |||
2023 | Frederick Alt | Harvard Medical School | „für die Entdeckung von Molekülen und Mechanismen […], die unser Immunsystem […] befähigen, Milliarden verschiedener Antigene schon beim ersten Kontakt zu erkennen.“ | |
David G. Schatz | Yale Medical School | |||
2024 | Dennis L. Kasper | Harvard Medical School | Für seine Beiträge zur Erforschung des Zusammenhangs zwischen Darmbakterien und Immungesundheit. |
Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis wird seit 2006 verliehen. Die Empfänger dürfen das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und müssen in Deutschland hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung erbracht haben. Das Preisgeld beträgt bis zu 60.000 Euro und muss forschungsbezogen verwendet werden.
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