Als Nomaden (altgr.
Nur auf diese Weise kann der Lebensunterhalt (vor allem bei einigen traditionellen Wirtschaftsformen wie Hirtennomadismus oder Jagen und Sammeln) das ganze Jahr über gesichert werden.
Die Übertragung des Begriffs auf ganze Gesellschaften ist indes problematisch: Häufig sind „nomadische Gesellschaften“ nicht einheitlich, es gibt z. B. auch dauerhafte Dörfer oder zeitweise Sesshaftigkeit in Städten. Überdies werden dadurch die eigenen Vorstellungen dieser Ethnien ignoriert.
Es wird angenommen, dass das Nomadentum seit der Entstehung des Menschen bis zur neolithischen Revolution die vorherrschende Lebensweise war. Traditionelle Nomaden sind die Angehörigen unspezialisierter Jäger und Sammler sowie halb- oder vollnomadisch lebender Hirten- bzw. Reitervölker trockener und kalter Wüsten, Steppen und Tundren sowie der Prärie, in denen dauerhafter Bodenbau keine Perspektive hat. Die (ursprüngliche) hirtennomadische Lebensweise wird im deutschen Sprachraum mit dem Begriff „Nomadismus“ belegt. In vielen anderen europäischen Sprachen (Englisch: Nomadism, Französisch: Nomadisme, Spanisch: Nomadismo, Schwedisch: nomadisk livsstil) wird hingegen nicht differenziert, so dass die korrekte deutsche Übersetzung „Nomadentum“ heißen müsste. Zur deutlicheren Unterscheidung werden im Deutschen bisweilen die Begriffe „Hirtennomadismus“ oder „Pastoralnomadismus“ verwendet.
Selten werden auch Wanderfeldbauern als Nomaden bezeichnet, da sie alle drei bis fünf Jahre aus ökonomischen Gründen ihren Wohnort wechseln.
Die als „Fahrendes Volk“ bezeichneten „Vagabunden“ werden hingegen nicht zu den Nomaden gerechnet, da sie regellos umherziehen. Sie sind häufig nicht (nur) aus ökonomischen, sondern aus kulturellen oder weltanschaulichen Gründen nicht sesshaft.
Nomaden waren den Machthabern sesshafter Völker aller Zeiten sehr oft suspekt und wurden nicht selten als Barbaren betrachtet. Aufgrund ihrer mobilen Lebensweise waren sie schwer zu kontrollieren, sie wechselten immer wieder über Landesgrenzen und entzogen sich jeglichem Einfluss; obwohl sie dennoch häufig freundschaftliche Kontakte zu sesshaften Bauern unterhielten, mit denen sie Güter tauschten. Unabhängig davon wurden sie verfolgt und bekämpft in jeder nur erdenklichen Weise, so dass sie zahlreichen Formen von Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt waren.
Hinlänglich bekannt sind in diesem Zusammenhang die Feldzüge gegen die nomadisch lebenden Indianer Nordamerikas. Den Bisonjägern der Plains entzog man in den 1870er Jahren durch die Dezimierung der Büffelherden systematisch die Lebensgrundlage. Solche „ethnischen Säuberungen“ unter Nomadenstämmen sind jedoch ein weltweites Phänomen. So wurden zum Beispiel die wildbeuterisch lebenden San Süd- und Südwestafrikas von Mitte des 17. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts vernichtet, versklavt oder vertrieben. Auch die Nomaden Nordeuropas – die Samen – blieben nicht von solchen Repressalien verschont. Mit der Ausbreitung des Sozialdarwinismus entstand in Schweden eine rassische Trennung der angeblich „primitiven“ Nomaden von den anderen Schweden. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre vertrat die Regierung die Auffassung, dass man die „Samenrasse“ bevormunden müsse, da sie nicht in der Lage sei, eine höhere Kulturstufe einzunehmen. Man „beschützte“ sie dergestalt, dass man unter anderem sogenannte „Nomadenschulen“ einrichtete, in der die samischen Kinder auf niedrigstem Niveau unterrichtet wurden oder den Samen verbot, in „richtigen“ (rechteckigen) Häusern zu wohnen.
Auch heute noch sind Nomaden Diffamierungen, Diskriminierungen und sozialer, ökonomischer, politischer und ethnischer Marginalisierung ausgesetzt und in vielen Staaten eine von der Bevölkerungsmehrheit nicht erwünschte Minderheit. Dort wird die Bezeichnung Nomade daher vielfach abwertend verwendet.
Im Folgenden sind rezente Beispiele von Ethnien mit (teilweise auch ehemaliger) nomadischer Lebensweise aufgeführt.
Das LIFE-Netzwerk (Local Livestock for Empowerment of Rural People) ist eine Gruppe von Nichtregierungsorganisationen, die hauptsächlich in Asien und Afrika mit Tierhaltergemeinschaften zusammenarbeitet und sich im Rahmen von internationalen Prozessen bei der Welternährungsbehörde (FAO) und der Internationalen Konvention zur Biologischen Vielfalt (CBD) für Tierhalterrechte einsetzt.
Das Wort Nomade wird in jüngerer Zeit auch für sogenannte „Mietnomaden“, „Kaufnomaden“ oder „Jobnomaden“ verwendet; letztere verstanden als Personen, die aus eigener Entscheidung keine dauerhafte berufliche Anstellung anstreben, sondern die Stellung und in Verbindung damit auch den Wohnort häufig wechseln. Mit dem Aufkommen der Internet-Kommunikation hat sich die Szene der „digitalen Nomaden“ herausgebildet, die aus unterschiedlichen Gründen häufig unterwegs sind und von überall arbeiten.
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