Marie Valerie Von Österreich: Erzherzogin von Österreich, österreichische Kaisertochter

Erzherzogin Marie Valerie Mathilde Amalie von Österreich (* 22.

April 1868 in Ofen, Ungarn; † 6. September 1924 in Wallsee), ab April 1919 Marie Valerie Habsburg-Lothringen, war die jüngste Tochter des österreichisch-ungarischen Herrscherpaars Franz Joseph I. und Elisabeth.

Marie Valerie Von Österreich: Leben, Ehrungen, Tagebücher
Erzherzogin Marie Valerie mit etwa 22 Jahren

Leben

Marie Valerie Von Österreich: Leben, Ehrungen, Tagebücher 
Erzherzogin Marie Valerie, Fotografie von Carl Pietzner, 1903.
Marie Valerie Von Österreich: Leben, Ehrungen, Tagebücher 
Marie Valerie und Franz Salvator (1912)

Marie Valerie wurde als viertes Kind des Kaiserpaars geboren, nachdem Elisabeth sich ein weiteres Kind gewünscht hatte, um mit der Schwangerschaft und der Geburt Ungarn ein Geschenk zu machen. Seit einigen Jahrhunderten war kein königliches Kind mehr in Ungarn geboren worden. Ein Junge hätte nach dem ersten ungarischen König und Nationalheiligen den Namen Stephan erhalten.

Marie Valerie blieb anders als ihre Geschwister in der Obhut ihrer Mutter und entwickelte sich zu ihrer Lieblingstochter. Im Umfeld des Kaiserhofes wurde sie deshalb oft als „die Einzige“ bezeichnet. In ihrer Kindheit und Jugend verband Marie Valerie eine enge Freundschaft mit ihrer Cousine, Herzogin Amelie in Bayern. Die beiden Mädchen bezeichneten sich gegenseitig als „Leibcousinen“. Zusammen mit ihrer Cousine Marie Louise von Larisch-Wallersee verbrachte sie viel Zeit in Ungarn, was ihr in der österreichischen Bevölkerung den Beinamen „das ungarische Kind“ einbrachte.

Dies wurde prägend, und entgegen den Absichten ihrer Mutter begann sie später alles Ungarische abzulehnen und sich mit ihrem Vater auf Deutsch zu unterhalten. Außer Ungarisch und Deutsch sprach sie Französisch, Englisch und Italienisch und liebte Musik und Kunst. Ein langjähriger Begleiter der Erzherzogin war der Afroösterreicher Rustimo, den ihre Mutter Elisabeth vom ägyptischen Vizekönig Ismael Pascha als Geschenk erhalten hatte.

Am 4. Juni 1882 wurde Marie Valerie in der Schlosskapelle Schönbrunn im Beisein ihrer Familie gefirmt. Auf einem Ball lernte sie 1886 Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana (1866–1939), Sohn von Karl Salvator von Österreich-Toskana (1839–1892), einen Cousin 3. Grades kennen, in den sie sich verliebte. Zu Weihnachten 1888 verlobten sich die beiden, am 31. Juli 1890 (im Jahr nach dem Suizid ihres Bruders Kronprinz Rudolf) heirateten sie in Bad Ischl. Anlässlich der Hochzeit wurde die Muttergotteskirche in der Wiener Jacquingasse gestiftet, die heute noch als Pfarrkirche besteht. Danach zog das Paar nach Wels auf Schloss Lichtenegg. 1892 wurde die erste Tochter Elisabeth Franziska, genannt Ella, geboren. Erzieherin der Kinder war unter anderem Elsa Köhler. Der Ehe entstammten insgesamt zehn Kinder. Marie Valerie hielt auch nach ihrer Heirat engen Kontakt zu ihrem alternden Vater, der die ungezwungene Atmosphäre in der großen Familie seiner jüngsten Tochter sehr schätzte. Marie Valerie engagierte sich stark in verschiedenen Wohltätigkeitsvereinen.

Die Ehe mit Franz Salvator, die anfangs harmonisch war, wurde mit der Zeit schlechter. Franz Salvator ließ sich mit anderen Frauen ein, so auch mit Prinzessin Stéphanie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst. Mit ihr hatte er einen Sohn, den er noch zu Marie Valeries Lebzeiten anerkannte. Am 11. Juni 1895 kauften Marie Valerie und Franz Salvator das Schloss Wallsee vom damaligen Besitzer Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha und ließen es vollständig renovieren. Nach Fertigstellung hielt das Paar am 4. September 1897 festlichen Einzug in das Schloss an der Donau. In Wallsee herrschte darüber großer Jubel, ging doch der Kaisertochter der Ruf großer Mildtätigkeit und Herzensgüte voraus. So wurde sie auch dort als Engel von Wallsee bezeichnet.

Nach der Ermordung ihrer Mutter Elisabeth erbte sie zwei Fünftel des Gesamtvermögens von 10 Millionen Gulden und die Hermesvilla, wobei Elisabeth testamentarisch ihrem Gatten Franz Joseph, der 1916 verstarb, ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt hatte. 1900 übernahm Marie Valerie Verpflichtungen für das Rote Kreuz, ließ Lazarette errichten und sorgte für Zuwendungen. Anders als ihre Mutter hielt sich Marie Valerie gerne in der Hermesvilla auf und bewohnte das Gebäude mit ihrer Familie von 1903 bis 1906. Im Jahr 1911 verkaufte sie die Hermesvilla an das Hofärar, das schon seit 1890 ein Vorkaufsrecht hatte.

Nach dem Untergang der Monarchie im Jahr 1918 änderte sich mit dem von der Republik Deutschösterreich erlassenen Adelsaufhebungsgesetz vom 3. April 1919 ihr Name auf Marie Valerie Habsburg-Lothringen. Auf Grund des „Gesetzes vom 3. April 1919 betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen“ (Habsburgergesetz) gab sie im Jahr 1920 gemäß § 2 ihre Erklärung ab „auf ihre Mitgliedschaft zu diesem Hause und auf alle aus ihr gefolgerten Herrschaftsansprüche ausdrücklich [zu verzichten] und sich als getreue Staatsbürger der Republik [zu bekennen]“. Dies hatte für sie nicht nur zur Folge, dass sie als österreichische Staatsbürgerin in Österreich bleiben durfte, sondern dass sie und ihre Nachkommen auch ihr habsburgisches Privatvermögen und damit das Schloss Wallsee behalten konnten.

1924 wurde bei Marie Valerie Habsburg Lymphdrüsenkrebs festgestellt. Sie starb am 6. September desselben Jahres und wurde in der Habsburgergruft an der östlichen Außenwand des Chores der Pfarrkirche Sindelburg beigesetzt.

Ehrungen

Die 1895 errichtete und nach der Zerstörung 1944 im Jahr 2001 wiedereröffnete Maria-Valeria-Brücke über die Donau zwischen Esztergom und Štúrovo wurde nach der Erzherzogin benannt. In Klagenfurt gab es ein Marie-Valerie-Siechenheim (heute eine Handelsakademie); ob die Benennung nach ihr erfolgte, ist nicht bekannt. Auch in Baden wurde sie als Wohltäterin der Stadt mit der Benennung der Valeriegasse gewürdigt.

Tagebücher

Die von Erzherzogin Marie Valerie geführten Tagebücher sind eine bedeutende Quelle für die Geschichte des österreichischen Kaiserhauses in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auszüge aus ihren Tagebüchern wurden 1998 von Martha und Horst Schad ediert. Diese Edition beruht allerdings nicht auf den Originalen der Tagebüchern, sondern auf Abschriften, die der Schriftsteller Richard Sexau angefertigt hat und die sich in dessen Nachlass befinden. Fälschlicherweise wird in der Edition angegeben, der Nachlass von Richard Sexau befinde sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Er wird aber in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Wo sich die Tagebücher im Original befinden und ob diese erhalten geblieben sind, ist nach jetzigem Stand (2022) nicht bekannt.

Nachkommen

Vorfahren

Ahnentafel Marie Valerie von Österreich
Ururgroßeltern Kaiser

Leopold II. (HRR) (1747–1792)

⚭ 1765

Maria Ludovica von Spanien (1745–1792)

König

Ferdinand IV. (Neapel) (1751–1825)

⚭ 1768

Maria Karolina von Österreich (1752–1814)

Pfalzgraf

Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld (1724–1767)

⚭ 1746

Maria Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach (1724–1794)

Erbprinz

Karl Ludwig von Baden (1755–1801)

⚭ 1774

Amalie von Hessen-Darmstadt (1754–1832)

Herzog

Wilhelm in Bayern (1752–1837)

⚭ 1780

Maria Anna von Zweibrücken-Birkenfeld (1753–1824)

Herzog

Ludwig Maria von Arenberg (1757–1795)

⚭ 1788

Anne de Mailly-Nesle (1766–1789)

Urgroßeltern Kaiser

Franz II. (HRR) (1768–1835)

⚭ 1790

Maria Theresa von Neapel-Sizilien (1772–1807)

König

Maximilian I. Joseph (Bayern) (1756–1825)

⚭ 1797

Karoline Friederike Wilhelmine von Baden (1776–1841)

Herzog

Pius August in Bayern (1786–1837)

⚭ 1807

Amalie Luise von Arenberg (1789–1823)

Großeltern Erzherzog Franz Karl von Österreich (1802–1878)

⚭ 1824

Sophie Friederike von Bayern (1805–1872)

Herzog Max Joseph in Bayern (1808–1888)

⚭ 1828

Ludovika Wilhelmine von Bayern (1808–1892)

Eltern Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916)

⚭ 1854

Elisabeth in Bayern (1837–1898)

Marie Valerie von Österreich (1868–1924)

Literatur

  • Martha Schad: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter. Piper, München 1997, ISBN 3-7844-2665-4.
  • Martha und Horst Schad (Hrsg.): Marie Valérie von Österreich. Das Tagebuch der Lieblingstochter der Kaiserin Elisabeth (2. Auflage). Piper, München 2000, ISBN 3-7844-2702-2.
  • Beatrix Meyer (Hrsg.): Kaiserin Elisabeth ganz privat: Briefe an ihre intimste Vertraute Ida Ferenczy. München 2020, ISBN 978-3-96233-217-4.
  • Christian Sepp (Hrsg.): Erinnerungen an Großmama. Aufzeichnungen der Amelie von Urach über Herzogin Ludovika in Bayern. Eine kritische Quellenedition, Allitera Verlag, München 2021, ISBN 978-3-96233-266-2.
Commons: Marie Valerie von Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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