Klaus Schwab: Deutscher Wirtschaftswissenschaftler, Gründer des Weltwirtschaftsforums

Klaus Martin Schwab (* 30.

März 1938 in Ravensburg) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Er ist Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums und anderer Stiftungen.

Klaus Schwab: Leben, Kritik, Ehrungen (Auswahl)
Schwab während des Young Global Leaders Annual Summit 2019

Leben

Anfang der 1930er Jahre lebten Schwabs Eltern, Eugen Wilhelm Schwab und Erika Schwab, geborene Epprecht, in der Schweiz. Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler suchte Jacob Schmidheiny 1933 einen Fachmann für die Leitung seiner Turbinenfabrik in Deutschland. Schwabs Vater wurde kaufmännischer Direktor des Zürcher Maschinenbauers Escher Wyss AG und die Familie zog ins oberschwäbische Ravensburg. Hier kam Klaus Schwab gut ein Jahr vor dem Zweiten Weltkrieg zur Welt. Er wuchs katholisch auf. Als deutsch-schweizerische Familie waren die Schwabs privilegiert und durften z. B. in den Ferien in die Schweiz reisen. Die Familie zog zurück in die Schweiz, wo Schwab die 1. und 2. Klasse der Primarschule im Wädenswiler Ortsteil Au ZH besuchte. Später zog die Familie erneut in die Bundesrepublik Deutschland. Schwab besuchte bis zum Abitur 1957 das Spohn-Gymnasium in Ravensburg.

Er studierte Maschinenbau an der ETH Zürich und wurde dort 1965 zum Doktor der technischen Wissenschaften (Dr. sc. techn.) promoviert.

An der Universität Freiburg studierte er bis 1963 Betriebswirtschaftslehre und wurde dort 1967 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. pol.) promoviert. Als Stipendiat der Rotary Foundation absolvierte er 1966/1967 ein akademisches Jahr an der Harvard Kennedy School, das er mit einem Master in Public Administration (MPA) beendete. Zurück in Europa wurde er bei Escher Wyss tätig, wo er im Vorstand bis 1970 die Integration in die Sulzer AG in Winterthur zu verantworten hatte.

Im Jahre 1971 veröffentlichte er das Buch Moderne Unternehmensführung im Maschinenbau, in dem er erklärt, dass Unternehmen, um langfristig erfolgreich zu sein, nicht nur die Interessen der Aktionäre, sondern aller Interessenten (Stakeholder) bedienen müssten. Im selben Jahr wurde er für das Fach Business Policy als Professor an die Universität Genf berufen, wo er bis 2002 tätig war.

Im Jahre 1998 gründete Schwab mit seiner Frau Hilde die gemeinnützige Schwab Foundation for Social Entrepreneurship, 2004 gründete er mit seinem Preisgeld von einer Million US-Dollar für den renommierten Dan-David-Preis die Stiftung The Forum of Young Global Leaders.

Schwab ist Mitglied von Aufsichtsräten und Verwaltungsräten mehrerer internationaler Unternehmen. Er erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen und ist Ehrendoktor mehrerer Universitäten. Zudem gehört er dem Lenkungsausschuss (Steering Committee) der Bilderberg-Konferenzen an.

Im Jahre 2020 brachte er sein Wirtschaftsplanungsprojekt mit dem Titel The Great Reset mit Thierry Malleret in Buchform heraus. The Great Reset ist zugleich der Name eines im Mai 2020 unterbreiteten Vorschlags des Weltwirtschaftsforums für eine Wirtschaftsplanung zum nachhaltigen Wiederaufbau der Wirtschaft und der Gesellschaft nach der Covid-19-Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise 2020–2021.

World Economic Forum (WEF)

Klaus Schwab: Leben, Kritik, Ehrungen (Auswahl) 
Klaus Schwab auf dem Weltwirtschaftsforum (2008)

Im Jahre 1971 gründete Schwab die gemeinnützige Stiftung European Management Conference, die 1987 in Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) umbenannt wurde. Sie bringt jedes Jahr Führungspersönlichkeiten aus der internationalen Wirtschaft im Schweizer Ort Davos zusammen, ursprünglich, um moderne Managementkonzepte zu diskutieren. Seit 1994 nehmen auch Politiker an dem Treffen teil. Klaus Schwab baute die Stiftung über die Jahre zu einer global agierenden Kommunikationsplattform für wirtschaftliche und politische Eliten und intellektuelle Vordenker aus.

Das jährlich in Davos stattfindende Treffen gilt Globalisierungskritikern als Symbol für die Machtausübung einer neoliberalen Elite über die Köpfe von Betroffenen hinweg und wurde wiederholt zum Ziel von Protestaktionen. Im Jahre 2012 hat Schwab selbst das Thema Kapitalismuskritik auf die Tagesordnung gesetzt.

Das Weltwirtschaftsforum organisiert darüber hinaus regionale Konferenzen weltweit und publiziert Reports. Der erste war 1979 der Global Competitiveness Report, den das Weltwirtschaftsforum seitdem jährlich herausgibt. Er berichtet über die Wettbewerbsfähigkeit der betriebswirtschaftlichen Praxis in aller Welt.

Familie

Schwabs Vater Eugen hatte schweizerische Wurzeln und wurde 1899 in Roggwil im Schweizer Kanton Bern geboren. Schwabs Großmutter väterlicherseits war Schweizerin, sein Großvater väterlicherseits stammte aus Karlsruhe, weshalb Klaus Schwabs Vater das Bürgerrecht des damaligen Großherzogtums Baden erhielt und in Karlsruhe aufwuchs.

Schwabs älterer Halbbruder und sein jüngerer Bruder sind Schweizer, während er einer der ganz wenigen in der Familie ohne Schweizer Bürgerrecht ist. 1950 versuchte Eugen Schwab von Deutschland aus Schweizer zu werden, wozu er einen Antrag auf Anwendung einer Sonderbestimmung im Staatsbürgerrecht stellte, der zu einem Verfahren bis zum Bundesgericht in Lausanne führte. Der Antrag wurde abgelehnt und Schwabs Vater wurde aufgefordert, den Weg über das normale, kompliziertere Einbürgerungsverfahren zu gehen. Dieses Fiasko sei der Grund, warum Klaus Schwab nie den Schweizer Pass beantragt hat.

Schwab ist seit 1971 mit Hilde Schwab verheiratet. Das Ehepaar lebt in der Schweiz und hat zwei erwachsene Kinder, Nicole Schwab, Mitbegründerin des Gender Equality Project im Jahr 2009, und Olivier Schwab, der mit einer Chinesin verheiratet ist und das WEF-Büro in Peking leitet.

Im September 2019 regte der Bundespräsident der Schweiz, Ueli Maurer, im Bundesrat an, dem seit 60 Jahren in der Schweiz lebenden Klaus Schwab, gestützt auf das kantonale Bürgerrechtsgesetz, das Schweizer Bürgerrecht und den Schweizer Pass zu verleihen. Obschon Schwab Schweizer Eltern hat, lehnte die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga das Gesuch ab. Nach Medienberichten geschah dies auch aus politischen Gründen, weil Schwabs Weltwirtschaftsgipfel (WEF) in ihrer Partei (SP) verpönt sei. Auch das Bundesamt für Justiz aus dem Departement von Karin Keller-Sutter (FDP) lehnte die Bürgerrechtsvergabe ab.

Kritik

Während Schwab öffentlich die Auffassung vertritt, dass zu hohe Managergehälter „nicht mehr sozial verträglich“ seien, wurde sein eigenes Jahressalär von rund einer Million Schweizer Franken wiederholt von den Medien thematisiert. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) reflektierte diese Gehaltshöhe im Zusammenhang mit den laufenden öffentlichen Zuschüssen an das WEF und der Tatsache, dass das Forum keine Bundessteuern zahlt. Die Süddeutsche Zeitung kritisierte, das WEF sei zu einer wie ein Familienunternehmen geführten „Gelddruckmaschine“ geworden. Zudem kritisierte der ehemalige Frankfurter-Allgemeine-Zeitung-Journalist Jürgen Dunsch, dass die Finanzberichte des WEF als Institution unter der Leitung von Klaus Schwab wenig transparent seien, da weder Einnahmen noch Ausgaben aufgeschlüsselt würden.

Ehrungen (Auswahl)

Veröffentlichungen

  • Der längerfristige Exportkredit als betriebswirtschaftliches Problem des Maschinenbaues (untersucht am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland), Offenbach 1965 (zugleich Dissertation der ETH Zürich)
  • Der Exportkredit. Hinweise für den deutschen Exporteur, Frankfurt am Main 1966
  • Öffentliche Investitionen und wirtschaftliches Wachstum, Ravensburg 1966 (zugleich Dissertation der Universität Freiburg)
  • Moderne Unternehmensführung im Maschinenbau (mit Hein Kroos), Maschinenbau-Verlag, Frankfurt/Main 1971.
  • Chancenmanagement. VDI-Verlag, Düsseldorf 1976, ISBN 3-18-400333-7.
  • Overcoming indifference. Ten key challenges in today’s changing world. A survey of ideas and proposals for action on the threshold of the twenty-first century (Herausgeberschaft), New York 1995
  • The Fourth Industrial Revolution, 2016 (book on demand). dt.: Die Vierte Industrielle Revolution. Aus dem Englischen von Petra Pyka und Thorsten Schmidt, Pantheon Verlag, München 2016. ISBN 978-3-570-55345-9.
  • mit Thierry Malleret: COVID-19: The Great Reset. Lightning Source, Genf 2020, ISBN 978-2-940631-12-4.
  • mit Thierry Malleret: COVID-19: Der große Umbruch. Forum Publishing, Genf 2020, ISBN 978-2-940631-19-3.

Literatur

  • Joachim Dorfs, Claus Larass: „Ich sehe mich fast als Künstler“. Der Davos-Gründer Klaus Schwab. In: Bernd Ziesemer (Hrsg.): Pioniere der deutschen Wirtschaft. Campus, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-593-38121-4, S. 113–124.
  • Klaus Schwab im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar).

Film

Commons: Klaus Schwab – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

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