Klaus Hildebrand (* 18.
November 1941 in Bielefeld) ist ein deutscher Historiker und Hochschullehrer. In der Fachwelt trat Hildebrand durch grundlegende Forschungen und Überblicksdarstellungen zur Geschichte der internationalen Politik, zur deutschen Außenpolitik von Bismarck bis Hitler, zur neueren britischen Geschichte sowie zur Entwicklung der Bonner Republik hervor.
Klaus Hildebrand wurde 1941 als Sohn des Geschäftsführers Ewald Hildebrand und dessen Frau Maria, geb. Tausch, in Bielefeld geboren. Nach dem Abitur an der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel studierte er ab 1961 Geschichte, Politische Wissenschaft und Germanistik an der Philipps-Universität Marburg, wo Fritz Wagner und Andreas Hillgruber seine wichtigsten Lehrer wurden. 1965 wechselte Hildebrand als Wissenschaftlicher Assistent an das Seminar für Neuere Geschichte des Historischen Instituts der Wirtschaftshochschule Mannheim, wo er 1967 bei Manfred Schlenke mit der Dissertation Hitler, NSDAP und koloniale Frage 1919–1945 promoviert wurde. 1972 erfolgte ebenfalls in Mannheim die Habilitation im Fach Neuere Geschichte mit einer erst 1997 in aktualisierter Gestalt veröffentlichten Arbeit über Großbritannien und die deutsche Reichsgründung; anschließend arbeitete Hildebrand bis 1974 als Wissenschaftlicher Rat bzw. Professor für Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Bielefeld.
1974 wurde Hildebrand als Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an die Universität Frankfurt am Main berufen. Eine Berufung an die Universität Harvard lehnte er ab, da er sich in Lehre und Forschung auf die Geschichte des Dritten Reiches und die Außenpolitik hätte festlegen müssen. 1977 wechselte er auf einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität Münster. Von 1982 bis zu seiner Emeritierung im Februar 2010 war Hildebrand schließlich ordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Bonn. Seit einer schweren Erkrankung 2008 ruht Hildebrands wissenschaftliche Arbeit; an seinem Bonner Lehrstuhl wurde er von 2008 bis 2010 von Dominik Geppert vertreten, der ihm auf dem Lehrstuhl nachfolgte. Zu seinen Schülern gehören unter anderem Patrick Bahners, Riccardo Bavaj, Harald Biermann, Magnus Brechtken, Bardo Fassbender, Detlef Felken, Ralf Forsbach, Nils Havemann, Lothar Kittstein, Ulrich Lappenküper, Hanns Christian Löhr, Stefan Martens, Matthias Oppermann, Marie-Luise Recker, Andreas Rödder, Thomas Schaarschmidt, Ulrich Schlie, Joachim Scholtyseck, Gregor Schöllgen, Christoph Studt, Hermann Wentker und Jasper Wieck. Auch Gerd R. Ueberschär war ein Assistent Hildebrands, der von seinem Vorgänger Paul Kluke zur Dissertation angeregt wurde.
Hildebrands Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der europäischen Staatenwelt, vor allem des 19. und 20. Jahrhunderts, und die Geschichte der internationalen Beziehungen. Sein Forschungsüberblick Das Dritte Reich, zuerst 1979 erschienen und seither regelmäßig aktualisiert, gilt als Standardwerk und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt die erstmals 1995 erschienene Überblicksdarstellung Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler. Hildebrand gilt auch als Kenner der Geschichte der deutschen Außenpolitik seit 1949 und wurde bei zahlreichen TV-Dokumentationen als Berater hinzugezogen. Er ist unter anderem Mitherausgeber der Buchreihe Enzyklopädie Deutscher Geschichte und der Edition Akten zur auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland.
Mit seinen Publikationen gilt Hildebrand als prominenter Verfechter eines diplomatiegeschichtlichen Ansatzes. Hildebrand ist der Meinung, dass viele Historiker zu sehr der Maxime: quod non est in actis „Was nicht in den Akten steht, ist auch nicht in der Welt.“ anhängen. Da aber z. B. Akten der Geheimdienste ihrer Natur nach kaum verfügbar sind und entsprechende Überlegungen unterbleiben, verstellt die faszinierende Vordergründigkeit des diplomatischen Spiels den Zugang zu den eigentlichen Triebkräften der Politik. Kritisiert wird aus sozialhistorischer Perspektive (Hans-Ulrich Wehler, Hans Mommsen) eine zu starke Personen- und Intentionenzentriertheit seiner Erklärungsansätze. Im sogenannten Historikerstreit des Jahres 1986 gehörte Hildebrand mit Andreas Hillgruber, Ernst Nolte und Michael Stürmer zu den Historikern, denen der Philosoph Jürgen Habermas Bemühungen um eine nationalistische Revision des Geschichtsbilds der Bundesrepublik vorwarf.
Für seine Forschungen erhielt Hildebrand zahlreiche in- und ausländische Auszeichnungen. 1987 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Hildebrand ist Mitglied zahlreicher akademischer Gremien, darunter seit 1982 der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (1998–2007 als deren Präsident), seit 1983 der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Zeitgeschichte, sowie seit 1991 der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. 1986/87 gehörte er dem Gründungsdirektorium des Hauses der Geschichte an; seither ist er dort Mitglied des wissenschaftlichen Beirats. Im Kollegjahr 1992/1993 war Hildebrand Forschungsstipendiat am Historischen Kolleg in München. Von 1998 bis Ende 2009 war er Mitherausgeber der Historischen Zeitschrift. Hildebrand war bis 2008 Mitglied der vom damaligen Bundesminister des Auswärtigen Joschka Fischer eingesetzten Unabhängigen Historikerkommission, die die Geschichte des Ministeriums wissenschaftlich aufarbeitete.
Aufsatzsammlung
Monographien
Herausgeberschaften
Personendaten | |
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NAME | Hildebrand, Klaus |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker |
GEBURTSDATUM | 18. November 1941 |
GEBURTSORT | Bielefeld |
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