Kehlkopfkrebs: Krankheit

Nicht zur Kehlkopfregion gehören:

Klassifikation nach ICD-10
C32 Bösartige Neubildung des Larynx
C32.0 Glottis
C32.1 Supraglottis (oberhalb des Stimmapparates)
  • Aryepiglottische Falte, laryngeale Seite (Schleimhautfalte dorsal zwischen Kehldeckel und Stellknorpel)
  • Hintere (laryngeale) Fläche der Epiglottis (Kehldeckel)
  • Plica vestibularis = Taschenband, falsches Stimmband oberhalb des Stimmbandes
  • Vestibulum laryngis (Kehlkopfhöhle hinter dem Kehldeckel)

  • Aryepiglottische Falte: hypopharyngeale Seite (Teil des Hypopharynx)
  • Vorderfläche der Epiglottis (Teil des Oropharynx)
C32.2 Subglottis (unterhalb des Stimmapparates)
C32.3 Larynxknorpel
C32.8 Larynx, mehrere Teilbereiche überlappend
C32.9 Larynx, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Kehlkopfkrebs: Häufigkeit, Formen und Symptome, Ursachen und Risikofaktoren
Tumor des Kehlkopfes (Kehlkopfspiegelung)

Kehlkopfkrebs (Synonyme Larynxkarzinom, Larynxtumor, Kehlkopftumor) ist eine Krebserkrankung des Kehlkopfs. Er gehört zu den häufigsten bösartigen (malignen) Tumoren im Halsbereich. Meist ist er ein Plattenepithelkarzinom.

Häufigkeit

Kehlkopfkrebs betrifft vorwiegend Männer zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Männer sind 5-mal häufiger betroffen als Frauen. Statistisch betrachtet erkranken in der Bundesrepublik Deutschland jährlich etwa 3600 Männer und 500 Frauen. Der Anteil der Raucherinnen ist mittlerweile stark angestiegen. Es ist damit die dritthäufigste Krebsart im Kopf-Hals-Bereich. Mehr als die Hälfte der Tumoren im Kopf-Hals-Bereich sind zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits lokal fortgeschritten und benötigen laut der DGHNO-KHC interdisziplinär abgestimmte komplexe Therapieverfahren. Insgesamt gehört der Kehlkopfkrebs, bezogen auf die Mortalität (Sterblichkeit), zu den selteneren Krebserkrankungen: 1,5 % der männlichen Krebstoten und weniger als 1 % der weiblichen Krebstoten hatten Kehlkopfkrebs.

Formen und Symptome

Kehlkopfkrebs: Häufigkeit, Formen und Symptome, Ursachen und Risikofaktoren 
Schema des Kehlkopfes und seiner Umgebung
Cavitas nasi: Nasenhöhle
Cavis orum: Mundhöhle
Glottis: Kehlkopf
Plica vocalis: Stimmlippe
Trachea: Luftröhre
Oesophagus: Speiseröhre

Bei 90 % der Kehlkopfkarzinomen handelt es sich um sogenannte Plattenepithelkarzinome. Nach der Lokalisation unterscheidet man verschiedene Formen:

    Glottiskarzinom (Stimmbandkarzinom)
    Tumor im Bereich der Stimmlippen und der Kehlkopfhinterwand. Häufigstes Symptom ist anhaltende Heiserkeit und eventuelle Atemnot (medizinisch Dyspnoe).
    Supraglottisches Larynxkarzinom
    Tumor im Bereich des Kehldeckels (medizinisch Epiglottis) und der Tasche in der Nähe der Stimmbänder (medizinisch Morgagni-Ventrikel); Symptome sind ebenfalls Heiserkeit, eine raue Stimme und ein Druckgefühl im Hals. Eventuelle Streuung von Krebszellen (medizinisch Metastase) in die umliegenden Lymphknoten. Die medizinische Prognose ist hierbei aufgrund früher Metastasierung und späterer Symptomatik schlechter als beim Glottiskarzinom.
    Subglottisches Larynxkarzinom
    Tumor unterhalb der Stimmlippen. Sehr seltene Form.
    Transglottisches Larynxkarzinom
    Tumor, der sich über den gesamten Kehlkopf ausbreitet.

Als Glottis (lateinisch eigentl. glottis vocalis) bezeichnet man den gesamten menschlichen Stimmapparat bestehend aus Stimmbändern und Stimmritze. 2/3 sind Glottiskarzinome, 1/3 sind supraglottische Karzinome, selten sub- und transglottische Karzinome.

Ursachen und Risikofaktoren

Kehlkopfkrebs entwickelt sich meist aufgrund einer Vorschädigung des Kehlkopfes, einer sogenannten Präkanzerose. Als Präkanzerosen gelten Dysplasien, Leukoplakien sowie das Carcinoma in situ.

Als häufigste Ursachen werden das Tabakrauchen und der Alkoholmissbrauch (Alkoholabusus) angegeben.

Weitere Ursachen können Viren und Umweltgifte wie Asbest sein.

Es wird vermutet, dass auch Infektionen mit HP-Viren durch Oralverkehr ein Auslöser von Präkanzerosen sein können. Erbliche Veranlagung kann die Erkrankung begünstigen.

Behandlung

Diagnose

    Diagnoseverfahren

Die Diagnose erfolgt durch Abtasten, eine Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie), eine Gewebeuntersuchung (Biopsie), ansonsten durch Computertomografie, Kernspintomographie und Ultraschalluntersuchungen. Das Ergebnis wird nach TNM-Klassifikation klassifiziert und in der Tumorkonferenz besprochen, um unter Berücksichtigung der Anamnese und des aktuellen körperlichen und psychischen Zustands des Patienten die geeignete Therapie zu finden.

    Synchrone Tumoren

Bei etwa 10 Prozent der Patienten treten synchrone Tumoren (mehrere gleichzeitig vorliegende Tumoren) auf.

    Differentialdiagnosen

Differentialdiagnosen sind Kehlkopf-TBC, Kehlkopf-Syphilis, Kehlkopf-Lähmung oder gutartige Tumoren des Kehlkopfs.

Therapie

Je nach Lage und Größe des Tumors kommt die Behandlung mittels Operation, Strahlentherapie – die begleitende Maßnahmen wie das Anlegen einer PEG (Magenzugang durch die Bauchdecke) und eventuell eines Tracheostoma (Luftröhrenschnitt) erfordert –, Chemotherapie, die das Anlegen eines Ports erfordert, und auch eine Kombitherapie in Frage.

Operation

Die Wahl der Operationsmethode erfolgt in Abhängigkeit vom Ausmaß des Tumors und den zur Verfügung stehenden Methoden.

    Laserchirurgische Operation

Die laserchirurgische Operation erfolgt mikroinvasiv. Der Tumor wird dabei herausgeschnitten.

Kehlkopfkrebs: Häufigkeit, Formen und Symptome, Ursachen und Risikofaktoren 
Kehlkopf
Rechts Finger,
Unten Halter
    Konventionelle chirurgische Operation

Eine Operation des Kehlkopfes, wobei die chirurgische Entfernung von Kehlkopfteilen oder des ganzen Kehlkopfes notwendig sein kann, ist eine andere Methode. Die Entfernung des gesamten Kehlkopfes (Laryngektomie) hat für den Patienten erhebliche Konsequenzen: Neben dem Verlust der Stimme treten durch die Trennung von Luft- und Speiseweg Verkrustungen der Nasenschleimhaut auf, so dass es zu Geruchsstörungen kommt. Es gibt einige Stimmersatzverfahren. So kann durch Training mithilfe eines Logopäden eine Speiseröhrenersatzsprache erlernt werden und es gibt elektronische Sprechhilfen (Stimmprothesen). Die Neck-Dissection, bei fortgeschrittener Erkrankung eine ausgedehnte Operation inklusive Ausräumen der Lymphknoten und der umgebenden Weichteile, ist meist die Methode der Wahl, da häufig Metastasen in den Lymphknoten des Halsbereichs auftreten. Durch eine PET/CT-Untersuchung, die verborgene Krebsherde im Körper aufspüren kann, kann Patienten die Neck-Dissection teilweise erspart werden.

    Künstlicher Kehlkopf

Die Implantation eines künstlichen Kehlkopfs ist im experimentellen Stadium. Versuche dazu gab es schon 1869 (Czermak). Der Ersatz der Stimmbänder durch Tissue Engineering wird erforscht.

Strahlentherapie

In der Strahlentherapie werden Röntgenstrahlen verwendet, Die Verwendung der Schwerionentherapie wird untersucht.

Die Strahlentherapie des Kehlkopfkrebses erfordert als Vorbereitung das Anlegen eines Tracheostomas, einer PEG und eines Zahnschutzes sowie eine Zahnsanierung. Für die Bestrahlung wird eine individuelle Maske angefertigt, die der Fixierung des zu bestrahlenden Bereiches während der Bestrahlung dient. Die Bestrahlung erfolgt nach den Ergebnissen einer Planungs-CT. Bei der Strahlentherapie ist die Gefahr von späteren Sekundärtumoren zu bedenken.

Kombitherapie

Wenn die Strahlentherapie mit einer Chemotherapie kombiniert wird, ist auch ein Port erforderlich.

Die Kombitherapie des Kehlkopfkrebses erfolgt in der Regel schrittweise. Es wird zuerst geprüft, ob der Tumor auf die Chemotherapie anspricht. Danach wird stationär eine Chemotherapie und Strahlentherapie über eine Woche, eine vierwöchige Strahlentherapie und abschließend erneut stationär eine Chemotherapie und Strahlentherapie über eine Woche durchgeführt.

Chemotherapie

Eine Chemotherapie wird bei Fernmetastasen gewählt.

Eine Antikörpertherapie ist ähnlich einer Chemotherapie (allerdings mit anderen Nebenwirkungen) in Kombination mit einer Strahlentherapie und bei Rezidiven

Palliative Behandlung

Als palliative Behandlung bei Kehlkopfkrebs wird meist eine Chemotherapie eingesetzt.

Prognose

Das Saarländische Krebsregister gibt für Männer eine Fünfjahresüberlebensrate von 65,4 % an (d. h. nach fünf Jahren sind 34,6 % der Patienten verstorben). Bei Frauen beträgt die Fünfjahresüberlebensrate 75,8 %. Die Prognose ist abhängig von der Lokalisation und dem Stadium des Kehlkopfkrebses sowie der Verursachung. Für eine Kombitherapie werden abweichende Zahlen angegeben.

Nachwirkungen

Die Nachwirkungen sind von der angewendeten Therapieform und dem jeweiligen Patienten abhängig.

    Operative Therapie

Häufig wird eine Sprachtherapie – insbesondere nach Laryngektomie – erforderlich.

    Chemotherapie

Die Nachwirkungen einer Chemotherapie sind von der Wahl des Chemotherapeutikums und dessen Nebenwirkungen abhängig.

    Strahlentherapie

Die Nachwirkungen einer Strahlentherapie sind Spätreaktionen wie Narbenbildung im Bindegewebe, Verfärbungen der Haut, Verhärtungen im Unterhautfettgewebe, Mundtrockenheit, Geschmacksverlust, Knochen- und Zahnschäden.

    Psyche

Bei Patienten wird nach Kehlkopfteilresektion – neben den unmittelbaren Folgen – eine Angst vor einem Rezidiv, eine Progredienzangst gefunden.

Insbesondere nach einer Larynxektomie entstehen durch die Beeinträchtigung der Möglichkeiten zur sozialen Kommunikation Belastungen.

Nachsorge

Wie bei allen Tumorerkrankungen ist eine Nachsorge erforderlich. Hierbei wird der Patient in den ersten zwei Jahren im Abstand von einem bis drei Monaten, im dritten und vierten Jahr halbjährlich und danach jährlich untersucht und die begleitenden Maßnahmen beendet, wobei Nebenwirkungen der Bestrahlung, wie Wundheilungsstörungen, zu beachten sind.

Es haben sich Selbsthilfegruppen für Menschen gebildet, deren Kehlkopf ganz oder teilweise entfernt wurde oder die aufgrund einer Rachen- bzw. Kehlkopfkrebs-Erkrankung behandelt wurden. Diese betreuen auch Angehörige.

Siehe auch

Literatur

Wiktionary: Kehlkopfkrebs – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kehlkopfkrebs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Videos

Andere Weblinks

Einzelnachweise

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