Kabinett Merkel Iv: 23. Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland (2018–2021)

Das Kabinett Merkel IV war die 23.

Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland. Es amtierte vom 14. März 2018 bis zum 8. Dezember 2021. Nach der Bundestagswahl am 24. September 2017 sondierten zunächst CDU, CSU, FDP und die Grünen eine Jamaika-Koalition; am 7. Februar 2018 unterzeichneten Union (CDU/CSU) und SPD einen Koalitionsvertrag. Sie setzten die seit 2013 bestehende schwarz-rote Große Koalition fort, die zuvor bereits in den Jahren 1966 bis 1969 und 2005 bis 2009 bestand.

Kabinett Merkel IV
Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland
Angela Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel
Wahl 2017
Legislaturperiode 19.
Ernannt durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Bildung 14. März 2018
Ende 8. Dezember 2021
Dauer 3 Jahre und 269 Tage
Vorgänger Kabinett Merkel III
Nachfolger Kabinett Scholz
Zusammensetzung
Partei(en) CDU/CSU, SPD
Minister 15
Repräsentation
19. Deutscher Bundestag
399/709

Der am 24. September 2017 gewählte 19. Deutsche Bundestag konstituierte sich am 24. Oktober 2017.

Alle Mitglieder des Kabinetts Merkel IV waren Angehörige einer der drei Parteien der Koalition. Das Kabinett war das erste, in dem alle Mitglieder nach der Gründung der Bundesrepublik 1949 geboren wurden.

Regierungsbildung

Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Unterzeichnung des Koalitionsvertrags am 12. März 2018 in Berlin.

Bei der Bundestagswahl 2017 erhielten CDU und CSU zusammen die meisten Wählerstimmen und 246 Parlamentssitze (200 CDU, 46 CSU); die gemeinsame CDU/CSU-Bundestagsfraktion war im 709 Abgeordnete umfassenden Bundestag wieder die stärkste Fraktion. Eine Mehrheit ohne die Union hätte nur durch Koalitionen gebildet werden können, die vor der Wahl von einer Partei oder mehreren Parteien ausgeschlossen worden waren.

Die SPD erhielt die zweitmeisten Wählerstimmen und 153 Bundestagssitze. Sie kündigte noch am Wahlabend an, nicht für eine weitere Große Koalition mit der Union zur Verfügung zu stehen und in die Opposition gehen zu wollen.

Die einzige vor der Wahl nicht ausgeschlossene Koalitionsoption war somit eine Jamaika-Koalition aus den vier Parteien CDU, CSU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen.

Nach vierwöchigen Sondierungsgesprächen zur Bildung einer Jamaika-Koalition erklärte der Parteivorsitzende der FDP, Christian Lindner, am 19. November 2017 die Verhandlungen für gescheitert.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kündigte daraufhin intensive Gespräche mit den Parteispitzen an und erinnerte die gewählten Bundestagsabgeordneten nachdrücklich an die Verpflichtung zum Gemeinwohl und zur Regierungsbildung, bevor er zur Wahl des Bundeskanzlers nach Art. 63 Abs. 1 GG einen Vorschlag machen werde.

Auch eine Kenia-Koalition aus CDU, CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen wurde zwischenzeitlich ins Gespräch gebracht, jedoch von den Bündnisgrünen abgelehnt, da diese Partei für die Mehrheitsbeschaffung bedeutungslos wäre. Angela Merkel und die Führungsspitze der SPD bevorzugten seit November 2017 alternativ eine Große Koalition (GroKo) mit einem erneuerten Koalitionsvertrag wie in der vorherigen Legislaturperiode als Königsweg, nicht jedoch die Jusos sowie weite Teile der sozialdemokratischen Basis. Immer wieder hatten sich nicht nur Mitglieder für Opposition statt einer erneuten Regierungsbeteiligung ausgesprochen.

Am 12. Januar schlossen CDU, CSU und SPD ihre Sondierungsgespräche ab und legten ein 28-seitiges Papier vor. Am 21. Januar stimmten auf einem Sonderparteitag der SPD in Bonn 56,4 Prozent der Delegierten für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit den Unionsparteien. Die Befürworter kamen überwiegend aus der Parteispitze; unter den Gegnern waren der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert und die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis, Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21. Nach Abschluss der Verhandlungen Anfang Februar wurde über das Verhandlungsergebnis wie 2013 mit einem rechtlich für die Bundestagsabgeordneten nicht verbindlichen SPD-Mitgliedervotum entschieden.

Am 7. Februar 2018 einigten sich Union und SPD auf einen Koalitionsvertrag. Beim Mitgliedervotum der SPD bis zum 2. März 2018 stimmten 66,02 Prozent der Teilnehmer für diese Koalition. Der Koalitionsvertrag wurde am 12. März 2018 in Berlin im Paul-Löbe-Haus des Bundestags unterzeichnet. Kritik kam von allen Oppositionsparteien.

Abstimmung im Bundestag

Berlin, 14. März 2018 – Gesamtstimmenzahl 709 – absolute Mehrheit 355
Wahlgang Kandidatin Stimmen Stimmenzahl Anteil Koalitionspartei(en)
1. Wahlgang Angela Merkel
(CDU)
Ja-Stimmen 364 51,4 % CDU/CSU, SPD
Nein-Stimmen 315 44,4 %
Enthaltungen 9 1,3 %
Ungültig 4 0,6 %
nicht abgegeben 17 2,3 %
Damit wurde Angela Merkel wieder zur Bundeskanzlerin gewählt.

Kabinett

Kabinett Merkel IV – 14. März 2018 bis 26. Oktober 2021 (bis 8. Dezember 2021 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
Amt oder Ressort Bild Name Partei Parlamentarische Staatssekretäre bzw. Staatsminister Partei
Bundeskanzlerin
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Angela Merkel (* 1954) CDU Monika Grütters
Kultur und Medien
CDU
Hendrik Hoppenstedt
Bürokratieabbau und bessere Rechtsetzung, Bund-Länder-Beziehungen
Annette Widmann-Mauz
Migration, Flüchtlinge und Integration
Dorothee Bär
Digitalisierung
CSU
Stellvertreter der Bundeskanzlerin
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Olaf Scholz (* 1958) SPD
Finanzen Bettina Hagedorn SPD
Christine Lambrecht
bis 27. Juni 2019
Sarah Ryglewski
ab 2. September 2019
Inneres, Bau und Heimat
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Horst Seehofer (* 1949) CSU Günter Krings CDU
Marco Wanderwitz
bis Februar 2020
Volkmar Vogel
ab 14. Februar 2020
Stephan Mayer CSU
Auswärtiges
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Heiko Maas (* 1966) SPD Niels Annen SPD
Michelle Müntefering
Internationale Kulturpolitik
Michael Roth
Europa, Deutsch-französische Zusammenarbeit, Deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2020
Wirtschaft und Energie
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Peter Altmaier (* 1958) CDU Thomas Bareiß
Tourismus und ab 1. April 2020 Mittelstand
CDU
Christian Hirte
Mittelstand und neue Bundesländer
bis Februar 2020
Marco Wanderwitz Neue Länder
ab Februar 2020
Oliver Wittke
EITI
bis November 2019
Elisabeth Winkelmeier-Becker
EITI
ab November 2019
Justiz und Verbraucherschutz
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Katarina Barley (* 1968)
bis 27. Juni 2019
SPD Rita Hagl-Kehl SPD
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Christine Lambrecht (* 1965)
ab 27. Juni 2019
Christian Lange
Arbeit und Soziales
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Hubertus Heil (* 1972) SPD Kerstin Griese SPD
Anette Kramme
Verteidigung
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Ursula von der Leyen (* 1958)
bis 17. Juli 2019
CDU Peter Tauber
bis 6. April 2021
CDU
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Annegret Kramp-Karrenbauer (* 1962)
ab 17. Juli 2019
Thomas Silberhorn CSU
Ernährung und Landwirtschaft
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Julia Klöckner (* 1972) CDU Hans-Joachim Fuchtel CDU
Michael Stübgen
bis 20. November 2019
Uwe Feiler
ab 3. Dezember 2019
Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Franziska Giffey (* 1978)
bis 20. Mai 2021
SPD Caren Marks SPD
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Christine Lambrecht
ab 20. Mai 2021
Stefan Zierke
Gesundheit
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Jens Spahn (* 1980) CDU Thomas Gebhart CDU
Sabine Weiss
Verkehr und digitale Infrastruktur
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Andreas Scheuer (* 1974) CSU Steffen Bilger CDU
Enak Ferlemann
Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Svenja Schulze (* 1968) SPD Florian Pronold SPD
Rita Schwarzelühr-Sutter
Bildung und Forschung
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Anja Karliczek (* 1971) CDU Michael Meister CDU
Thomas Rachel
Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Gerd Müller (* 1955) CSU Norbert Barthle CDU
Maria Flachsbarth
Bundesminister für besondere Aufgaben und
Chef des Bundeskanzleramtes
Kabinett Merkel Iv: Regierungsbildung, Abstimmung im Bundestag, Kabinett 
Helge Braun (* 1972) CDU

Dienstältestes Regierungsmitglied

Bundeskanzlerin Angela Merkel wies am Ende der Legislaturperiode die meisten Amtsjahre aller Regierungsmitglieder auf (mehr als 23 Jahre). Mit über 13 Amtsjahren am Ende der Amtszeit war Horst Seehofer der dienstälteste amtierende Bundesminister im Kabinett Merkel IV.

Veränderungen

Am 27. Juni 2019 wurde Christine Lambrecht Nachfolgerin von Katarina Barley als Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz. Barley war Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl 2019, wechselte am 1. Juli 2019 als Abgeordnete in das Europäische Parlament und wurde am Folgetag dort zur Vizepräsidentin gewählt. Lambrechts Nachfolgerin im Amt als Parlamentarische Staatssekretärin wurde am 2. September 2019 Sarah Ryglewski.

Am 17. Juli 2019 schied Ursula von der Leyen wegen ihrer Wahl zur Präsidentin der Europäischen Kommission aus dem Amt der Bundesministerin der Verteidigung. Am selben Tag wurde Annegret Kramp-Karrenbauer als ihre Nachfolgerin ernannt.

Am 8. November 2019 schied der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie Oliver Wittke (CDU) auf eigenen Wunsch hin aus dem Amt aus. Er wurde im März 2021 Hauptgeschäftsführer des Immobilien-Verbandes ZIA. Zu seiner Nachfolgerin wurde am 29. November Elisabeth Winkelmeier-Becker ernannt.

Am 20. November 2019 übernahm der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Michael Stübgen (CDU) die Ämter des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Ministers des Innern und für Kommunales von Brandenburg. Sein Nachfolger wurde am 3. Dezember Uwe Feiler.

Am 8. Februar 2020 wurde der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie Christian Hirte (CDU) im Zusammenhang mit der Wahl des Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen aus seinem Amt entlassen. Sein Nachfolger im Amt wurde der bisherige Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat Marco Wanderwitz (CDU). Dessen Nachfolger im Bundesinnenministerium ist Volkmar Vogel (CDU).

Am 6. April 2021 zog sich der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Peter Tauber (CDU) aus gesundheitlichen Gründen aus seinem Amt zurück. Seine Aufgaben übernahm der weitere Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung Thomas Silberhorn (CSU).

Infolge einer Plagiatsaffäre wurde Franziska Giffey (SPD) am 20. Mai 2021 auf eigenen Antrag aus ihrem Amt als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entlassen. Justizministerin Christine Lambrecht übernahm am selben Tag das Familienministerium zusätzlich und führte dieses bis zum Ende der Legislaturperiode.

Varia

Die 23. Bundesregierung gab mehr als eine Milliarde Euro für externe Beratungsleistungen aus. Davon fielen etwa 490 Millionen Euro auf das Innenministerium, etwa 195 Millionen Euro auf das Verkehrsministerium und ca. 120 Millionen Euro auf das Finanzministerium.

Dokumentarfilme

Commons: Kabinett Merkel IV – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Tags:

Kabinett Merkel Iv RegierungsbildungKabinett Merkel Iv Abstimmung im BundestagKabinett Merkel Iv KabinettKabinett Merkel Iv Dienstältestes RegierungsmitgliedKabinett Merkel Iv VeränderungenKabinett Merkel Iv VariaKabinett Merkel Iv DokumentarfilmeKabinett Merkel Iv WeblinksKabinett Merkel Iv EinzelnachweiseKabinett Merkel IvBundesregierung (Deutschland)Bundesrepublik DeutschlandBundestagswahl 2017Bündnis 90/Die GrünenChristlich Demokratische Union DeutschlandsChristlich-Soziale Union in BayernFreie Demokratische ParteiGroße KoalitionJamaika-Sondierungsgespräche 2017Koalitionsvertrag der 19. Wahlperiode des BundestagesSchwarz-rote KoalitionSozialdemokratische Partei Deutschlands

🔥 Trending searches on Wiki Deutsch:

René BenkoReiner SchöneSexLeonard LansinkGerd RoggensackSandra BullockIranElbeFranz MünteferingGriechisches AlphabetFrankfurt am MainPeter HahneLockheed Martin F-35Wichart von RoëllJürgen GrabowskiResilienz (Psychologie)IrlandSchweizEduard ZimmermannVietnamPamela AndersonCoachella Valley Music and Arts FestivalInstagramFußball-Weltmeisterschaft 1974Olympiastadion BarcelonaRicarda LangBurj KhalifaLondonStuttgart 21Lionel MessiKristina VogelKasachstanMona NeubaurAndreas Müller (Richter)Mirja BoesAustralienFußball-WeltmeisterschaftTedros TeclebrhanKirsten DunstXnxx.comRoad House (2024)Israelischer Luftangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus 2024Laura DernMateo KovačićSnookerweltmeisterschaft 2024Igor LevitChristine SchuberthBMW B58Otto von BismarckKölner DomDwayne JohnsonThomas TuchelWeltkarteHannes JaenickeLufthansaGrey’s AnatomySturmabteilungHans ClarinRepublik ZypernKlimbimEtihad Stadium (Manchester)Nicole Brown SimpsonKevin De BruyneDie nackte KanoneUli HoeneßIslamische RevolutionRobert HabeckWilsberg (Fernsehreihe)/EpisodenlisteThüringenUEFA Champions League 2012/13Claus Schenk Graf von StauffenbergPawel Walerjewitsch DurowYoung SheldonIan MaatsenKatastrophe auf der EnterpriseListe der Staaten der Erde🡆 More