Die Hawker Hunter ist ein einstrahliges Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges aus britischer Produktion.
Im Einsatz war der Flugzeugtyp des Herstellers Hawker Siddeley ab 1954 hauptsächlich bei der Royal Air Force. Sie wurde auch in andere Länder exportiert und war mit Erstflug 1951 das älteste noch aktive Kampfflugzeug mit Strahlantrieb der Welt, als die letzten Exemplare 2014 vom Libanon außer Dienst gestellt wurden.
Hawker Hunter | |
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Hawker Hunter FMk58, J-4015 (ehem. J-4040) „PAPYRUS“ an der Air 04 | |
Typ | Einstrahliges Jagdflugzeug |
Entwurfsland | |
Hersteller | Hawker Siddeley |
Erstflug | 20. Juli 1951 |
Indienststellung | 1954 |
Stückzahl | 1972 |
Die Hawker Hunter wurde in den 1950er-Jahren entwickelt, um sowjetische Bomberverbände vor den britischen Inseln abfangen zu können. Für das Flugzeug war kein eigenes Bordradar vorgesehen, da die Führung durch eine Bodenleitstelle erfolgen sollte. Da zu dieser Zeit in Großbritannien die Entwicklung von Lenkwaffen noch in der Entwicklungsphase war, konzentrierten sich die Entwickler auf Maschinenkanonen als Hauptbewaffnung. Gemäß einer Forderung des britischen Verteidigungsministeriums sollte der neue Abfangjäger schon mit einem kurzen Feuerstoß seiner Maschinenkanonen einen sowjetischen Bomber zum Absturz bringen können. Als Lösung wurde eine schnell austauschbare Wanne mit vier 30-mm-ADEN-Maschinenkanonen (Armament Development Establishment) in den Rumpf eingebaut, die auch bei kurzen Feuerstößen ein großes Geschossgewicht ins Ziel bringen konnte. Zu Beginn waren die Vibrationen und Gase der Maschinenkanonen problematisch; später war die Hawker Hunter für die Erdkampfunterstützung vorgesehen, wobei nur zwei Maschinenkanonen eingebaut wurden.
Der Testpilot und Geschwaderführer (Squadron Leader) Neville Duke führte mit dem von Sydney Camm entworfenen Prototyp Hawker P.1067 Hunter, ausgestattet mit dem Avon-103-Triebwerk einer English Electric Canberra, am 20. Juli 1951 den Erstflug durch. Am 7. September 1953 stellte er mit 1173 km/h (753 mph) einen offiziellen Geschwindigkeitsweltrekord auf. Der Hunter durchbrach bei Flugshows im Bahnneigungsflug mehrfach die Schallmauer. Die Produktion der Hunter F.1 wurde für die Royal Air Force (RAF) im Jahre 1950 aufgenommen, und im Juli 1954 wurde sie in Dienst gestellt. Kurze Zeit später folgten bereits die Versionen Mk.2 bis 5.
1952 hatte sich die NATO entschieden, die Beschaffung eines neuen europäischen Jagdflugzeuges zu unterstützen. Amerikanische Piloten flogen den Hunter gegen die Supermarine Swift, wobei jene unterlag. Die USA unterstützten in der Folge die Beschaffung von 950 Hunter F4. Ein Teil davon würde der RAF und der dänischen Luftwaffe zugutekommen. Der Großteil der Flugzeuge ging nach Belgien und den Niederlanden.
1955 begann man mit der Herstellung der F6, und bis 1958 waren alle Einsatzstaffeln der RAF mit dieser Maschine ausgestattet. Ab 1958 wandte man sich an den Hersteller mit der Aufgabe, die F6 speziell für den Angriff auf Bodenziele auszulegen. Für die Modifikationen wie einen Behälter für einen im Heck untergebrachten Bremsschirm und Zusatztanks, die rund 1045 Liter (230 britische Gallonen) Treibstoff fassen konnten, mussten Aussparungen an den Landeklappen vorgenommen werden, auch wurde die Klimaanlage verbessert. Von dieser Version wurden 128 Stück produziert und als FGA.9 bezeichnet. Das Muster war mit Rolls-Royce-Avon-203-Triebwerken ausgestattet (Zwischenversion Mk.9); später erhielt sie die verbesserten Avon-207-Triebwerke mit einer Leistung von 45,15 kN (10.150 lb) Standschub.
Die erste Einsatzstaffel war ab Juli 1954 die 43. Squadron in RAF Leuchars. Anfangs flogen Hunter, insbesondere der Jagdversionen F4 und F6 und andere, bei verschiedenen Staffeln der RAF Germany (siehe im Abschnitt Nutzung weiter unten). Im Jahr 1959 standen Hunter bei 18 RAF-Staffeln im Einsatz. Flugzeuge der weiterentwickelten Mehrzweck-Baureihe FGA.9 für Bodenangriff und Luftkampf wurden später bei den Squadrons No. 1, 8, 20, 28, 43, 54 und 208 eingesetzt, dann auch bei den Squadrons No. 45 und 58 und den Tactical Weapons Units No. 1 und 2 im Vereinigten Königreich als Übungsflugzeug. Als Kampfaufklärer FR10 diente die Hawker Hunter bis Anfang der 1970er-Jahre bei der RAF in Deutschland; bis auf einige Schul- und Testmaschinen wurde sie 1980 bei der RAF außer Dienst gestellt.
In der Schweiz blieb sie deutlich länger – bis ins Jahr 1994 – im Dienst; sie wurde mehrmals modifiziert (ausführliche Informationen hierzu siehe im separaten Abschnitt weiter unten).
Aufgrund seiner hervorragenden Handling-Eigenschaften war der Hunter immer auch eine von Kunstflug-Teams bevorzugte Maschine, von den RAF-Teams Black Arrows und Blue Diamonds der frühen 1960er-Jahre bis hin zur Patrouille Suisse.
2014 stand der Hunter nur noch im Libanon im Truppendienst: Drei FGA Mk.70A und ein Trainer T.Mk.66C.
Im Ursprungsland wurden Hunter 2012 erneut zu militärischen Zwecken verwendet. Die Firma Hawker Hunter Aviation flog im Frühjahr des Jahres, zunächst versuchsweise, im Auftrag der Royal Navy Flugzieldarstellung von der Royal Naval Air Station Yeovilton aus mit Hunter Mk.58 und T.8.
Der Hunter hat in zahlreichen Konflikten eine Rolle gespielt:
Für die Streitkräfte des Vereinigten Königreiches wurden folgende Baureihen entwickelt (vgl. Bezeichnungssystem für Luftfahrzeuge der britischen Streitkräfte#Varianten- und Nutzungskennung):
Die in den Niederlanden und Belgien in Lizenz gebauten Hunter für die Königliche bzw. die Belgische Luftmacht führten die gleichen Baureihenbezeichnungen wie die britischen Exemplare. Die folgenden Versionen waren Bezeichnungen für den Export:
Insgesamt wurden in Großbritannien 1972 Flugzeuge gebaut. Dazu kamen noch 455 Lizenzbauten, die von Avions Fairey in Belgien und von Fokker in den Niederlanden gebaut wurden. Für den Exportmarkt wurden zahlreiche Umbauten vorgenommen.
Kenngröße | Daten |
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Länge | 13,98 m |
Spannweite | 10,26 m |
Höhe | 4,01 m |
Flügelfläche | 32,43 m² |
Flügelstreckung | 3,2 |
Leermasse | 6.020 kg |
Startmasse, normal | 8.340 kg |
max. Startmasse | 10.885 kg |
Höchstgeschwindigkeit in Seehöhe | 1144 km/h (Mach 0,94) |
Höchstgeschwindigkeit in 11.000 m | 978 km/h |
Marschgeschwindigkeit | 740 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 15.250 m |
Aktionsradius | 350–570 km |
Überführungsreichweite | 2965 km |
Anfangssteiggeschwindigkeit | 40,7 m/s |
Steigzeit bis 14.000 m | 6:45 min |
Triebwerk | ein Rolls-Royce Avon 207 mit 4604 kp (45,15 kN) Schub |
4 × 30-mm-Maschinenkanone Royal Small Arms Factory ADEN Mk.2 mit je 150 Schuss Munition
Als aktive Maßnahmen:
In den späten 1950er-Jahren galt es, die ersten Serien der DH.100 Vampire und DH.112 Venom durch moderne Kampfflugzeuge abzulösen. Noch vor der Stornierung des in der Schweiz entwickelten FFA P-16 fiel die Wahl in der Endausscheidung gegen die US-amerikanische F-86 Sabre auf den britischen Hunter Mk 6. Dieser Flugzeugtyp galt in der damaligen Fachwelt als Spitzenprodukt. Am 29. Januar 1958 beschlossen die Eidgenössischen Räte die Beschaffung von 100 dieser Kampfflugzeuge (inkl. Reservematerial und Munition) direkt vom Herstellerwerk und im Kostenumfang von 313 Millionen Schweizer Franken. Bereits im April begann die Auslieferung und Überführung der neuen Maschinen von England in die Schweiz. Dies ermöglichte eine rasche Umschulung der Piloten und des technischen Personals und bereits ein Jahr später waren fünf Fliegerstaffeln auf dem Hunter einsatzbereit. Die Flugzeuge mit der Bezeichnung Hunter Mk. 58 wurden eigentlich für den Luftkampf beschafft, doch hatte sich schon bei der Erprobung eine gute Eignung für Erdkampfaufgaben gezeigt. Dafür erhielten ab 1980 viele dieser Hunter weitere Verbesserungen, zu denen Empfänger für feindliche Radarerfassung gehörten und verlängerte Sammelbehälter für verbrauchte Teile des Munitionsgurtes, die auch gleich die Düppel- und Leuchtbombenwerfer integrierten, außerdem zusätzliche Unterflügelpylone innen für Luft-Boden-Raketen und neue UHF-/VHF-Antennen. In den 1970er-Jahren waren größere Zusatztanks beschafft worden, welche Anpassungen der Landeklappen erforderlich gemacht hatten. Das Flugzeug erwies sich als einsatzsicher, wirkungsvoll und voll miliztauglich. Zuerst 30 Flugzeuge und nach dem Nullentscheid bei einer Flugzeug-Neubeschaffung in den 1970er-Jahren weitere 30 Flugzeuge wurden als zweite und dritte Serie ausgeliefert und bezeichnet als Typ Mk. 58A, mit Triebwerken Avon Mk. 207 anstelle der originalen Mk. 203.
Während der 36-jährigen Verwendungsdauer wurden die Hunter-Kampfflugzeuge mehrmals modifiziert und mit neuen Systemen und Waffenanlagen nachgerüstet. In der Zeit von 1975 bis 1991 waren insgesamt neun Frontstaffeln und eine Sonderstaffel mit dem Hunter ausgerüstet. Mit der Inbetriebnahme der Tiger-Raumschutzjäger wurden die Hunter dann weitgehend von der Luftkampfaufgabe entbunden; ihre Hauptdomäne blieb der Jagdbombereinsatz. Zu diesem Zweck wurde der Hunter zum Tragen von 300-kg-Streubomben Fliegerbombe 79 (BL755) nachgerüstet. Mit der Rüstungsbotschaft 1982 wurden optisch gesteuerte AGM-65-Maverick-Lenkwaffen beschafft, diese wurden 1986 an die Truppe ausgeliefert. Die Hunter-Flotte erbrachte eine Flugleistung von etwa 310.000 Flugstunden bei rund 483.000 Einsätzen. Von insgesamt 160 Maschinen gingen 28 durch Unfälle verloren.
Ende 1994 wurden die Hunter-Kampfflugzeuge im Rahmen der Organisation Armee 95 der Schweizer Armee außer Dienst gestellt und die damit ausgerüsteten fliegenden Verbände aufgelöst. Nach über 36 Einsatzjahren galten die Jagdbomber als technisch überaltert; ihre Kampfkraft wäre für ein künftiges Konfliktszenario ungenügend und ihr Unterhalt unverhältnismäßig teuer geworden. Dabei landete der erste seinerzeit in der Schweiz eingesetzte Hunter mit der Registrierung J 4001 symbolisch auf dem Militärflugplatz Dübendorf und wurde dem dortigen Flieger-Flab-Museum übergeben.
Die letzten militärischen Einsätze fanden am 16. Dezember 1994 statt. Die J-4066 erhielt nochmals militärische Kennzeichen und flog als ZZ190 in Großbritannien. Auch die ZZ191 (J-4058) flog dort bis mindestens Juni 2013. Die J-4021 bekam das Kennzeichen ZZ194. Auch über 20 Jahre nach ihrer Ausmusterung in der Schweiz flogen mehrere Schweizer Hunter Zielflüge zum Beispiel in Japan.
Die letzten operativen Einsätze einer Luftwaffe fanden in Indien als Zielflugzeuge statt. Die Luftwaffe von Simbabwe besitzt auch heute noch eine kleine Zahl dieser Maschinen. Sie sind jedoch ausnahmslos nicht mehr flugtüchtig. Im Libanon sind noch drei Exemplare und ein Trainer im Einsatz (Stand Anfang 2015).
In Großbritannien, den Niederlanden und Kanada gibt es noch flugfähige Exemplare (Stand Anfang 2024), bis 2010 auch bei Thundercity in Kapstadt, Südafrika. Die einsitzige niederländische Maschine wurde 2022 stillgelegt.
In der Schweiz gibt es mehrere Vereine von ehemaligen Piloten und Mechanikern der Schweizer Luftwaffe, die mehrere Hunter bis 2021/2023 flugtauglich hielten und in zwei zweisitzigen Trainern Flüge für Passagiere anboten. Schweizer Hunter fliegen in Kanada weiter.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Museumsflugzeugen. Eine F.Mk.6A (XG152) in den Farben der 4. Staffel der RAF steht heute im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow, drei Flugzeuge gehören in der Schweiz zum Flieger- und Flab-Museum in Dübendorf und zwei zum Musée Clin D’Ailes in Payerne.
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