Gorzów Wielkopolski
Die Stadt ist Sitz des Woiwoden; Regierung und das Parlament von Lebus haben ihren Sitz hingegen in Zielona Góra (Grünberg).
Gorzów Wielkopolski | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Lebus | |
Powiat: | Kreisfreie Stadt | |
Fläche: | 86,00 km² | |
Geographische Lage: | , 15° 14′ O52° 44′ 0″ N, 15° 14′ 0″ O | |
Höhe: | 19–82 m n.p.m. | |
Einwohner: | 122.589 (31. Dez. 2020) | |
Postleitzahl: | 66-400 bis 66-414 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 95 | |
Kfz-Kennzeichen: | FG | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DK 3 (E 65): Świnoujście–Zielona Góra | |
DK 22: Küstrin–Malbork | ||
DW 130: Gorzów Wlkp.–Barnówko | ||
Eisenbahn: | PKP-Linie 203: Kostrzyn nad Odrą–Krzyż | |
PKP-Linie 367: Zbąszynek–Gorzów Wlkp. | ||
Nächster int. Flughafen: | Stettin-Goleniów | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Fläche: | 86,00 km² | |
Einwohner: | 122.589 (31. Dez. 2020) | |
Bevölkerungsdichte: | 1425 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 0861011 | |
Verwaltung (Stand: 2015) | ||
Stadtpräsident: | Jacek Wójcicki | |
Adresse: | ul. Sikorskiego 3-4 66-400 Gorzów Wielkopolski | |
Webpräsenz: | www.gorzow.pl |
Die Stadt liegt am Fluss Warthe auf einer Höhe von 19-82 m ü. M., rund 80 Kilometer nordöstlich von Frankfurt (Oder) und 130 Kilometer nordwestlich von Posen. Küstrin (Kostrzyn nad Odrą) ist etwa 45 Kilometer entfernt. Nördlich und südlich des Stadtgebiets erstrecken sich weitläufige Waldgebiete.
Nachweislich war das Gebiet Landsbergs bereits frühgeschichtlich besiedelt. Nach der Völkerwanderung lösten Slawen die vorher hier ansässigen Germanen ab. Für die Besiedlung der späteren Neumark wurden im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts deutsche Siedler von Herzog Leszek I. angeworben. Mit seinem Tod 1227 verfiel die polnische Zentralmacht endgültig, was den Markgrafen von Brandenburg die Möglichkeit gab, auch jenseits der Oder zu expandieren. Angesichts des zunehmenden Fernhandels gründete Markgraf Johann I. 1257 Landsberg als neuen bequemeren Flussübergang an der Warthe kurz vor dem bisherigen Pass bei Zantoch (mit Steilufer), um wie dieser polnische Ort an den beträchtlichen Einnahmen aus dem Fernhandel (Zoll, Gebühren vom Marktbetrieb und Niederlagerecht) teilzuhaben (nach dem Parallelbeispiel von Berlin als Gegengründung zu Köpenick).
Die Siedler kamen aus dem Gebiet der heutigen Bundesländer Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und gehörten also zum niederdeutschen Sprachgebiet. Die Stadt erhielt den Namen Neu-Landsberg (in Gegensatz zu Altlandsberg), den sie bis in das 16. Jahrhundert trug. Im 13. Jahrhundert wurde die Marienkirche erbaut. 1321 wurde die Stadt mit Stadtmauern und Toren gesichert. Im 14. Jahrhundert hatte sich Landsberg zum wirtschaftlichen Zentrum seines Umlands entwickelt, für 1360 wird die Stadtschule erstmals erwähnt. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurden alle Vorstädte zerstört. Nach 1648 entwickelte sich Landsberg zu einem bedeutenden Umschlagplatz im Handel mit dem benachbarten Polen. Im 18. Jahrhundert sorgte die Etablierung des Tuchmacherhandwerks und des Wollhandels für einen weiteren Aufschwung.
Die Stadt hatte eine Garnison der preußischen Armee, 1783 waren in Landsberg vier Schwadronen stationiert. Einschließlich zugehöriger Zivilisten umfasste die Garnison 900 bis 1000 Personen. Die Garnison verfügte über eine Garnisonkirche. 1804 wurde für die Schulkinder der Garnisonangehörigen ein neues Schulhaus eingeweiht.
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung in Preußen nach dem Wiener Kongress gehörte Landsberg seit 1818 zum gleichnamigen Kreis im Regierungsbezirk Frankfurt der preußischen Provinz Brandenburg, seit 1939 Mark Brandenburg. Seit 1857 war Landsberg an die Preußische Ostbahn angeschlossen und erlebte dadurch erneut einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Seit 1849 bestanden in Preußen Kreisgerichte. Das Kreisgericht Landsberg an der Warthe war dem Appellationsgericht Frankfurt a. d. Oder nachgeordnet. Im Rahmen der Reichsjustizgesetze wurden diese Gerichte 1879 aufgehoben. Von 1879 bis 1945 bestanden stattdessen das Landgericht Landsberg a.W. und das Amtsgericht Landsberg a.W.
Der Magistrat der Stadt zeigte sich bereits früh tolerant gegenüber den Religionen. Schon vor 1713 ist urkundlich ein jüdischer Friedhof nachgewiesen; anstelle der 1752 erbauten, aber baufällig gewordenen Synagoge errichtete die Gemeinde von 1853 bis 1854 die neue Synagoge im byzantinischen Stil nach Plänen des Architekten Carl Tietz.
Landsberg hatte ein humanistisches Gymnasium, an dem Unterricht u. a. in Latein, Griechisch und Hebräisch erteilt wurde und an das Realklassen und eine Vorschule angeschlossen waren. Eine Stadtschule in Landsberg wird erstmals 1360 urkundlich erwähnt.
1892 wurde die Stadt aus dem Landkreis ausgegliedert und erhielt den Status eines Stadtkreises. Die Verwaltung des Landkreises blieb jedoch weiterhin in der Stadt. In den 1920er Jahren setzte sich die Bezeichnung „Landsberg (Warthe)“ durch. Um 1900 hatte Landsberg an der Warthe zwei evangelische Kirchen, eine katholische Kirche und eine Synagoge.
Im Zweiten Weltkrieg schrieb Gottfried Benn in der Walter-Flex-Kaserne unter anderem den Roman des Phänotyp (1943). Als sich Ende Januar 1945 die Rote Armee näherte, ordneten die Behörden am Morgen des 29. Januar die Räumung der mit mehr als 50.000 Menschen überfüllten Stadt an und erklärten sie zur „offenen Stadt“. Als am späten Abend des 29. Januars 1945 die Rote Armee Landsberg kampflos einnahm, traf sie auf etwa 30.000 Zivilisten. In der Folgezeit brachen die medizinische Versorgung und die mit Lebensmitteln, Wasser, Strom und Gas zusammen. Die Einwohner waren Raub, Plünderung, massenhafter Vergewaltigung und einzelnen Erschießungen ausgesetzt. Große Teile der Innenstadt brannten infolge von Brandstiftung und Fahrlässigkeit nieder. Ein Großteil der Einwohner kam zur Zwangsarbeit in auswärts gelegene Arbeitslager. An die Stelle einer von der sowjetischen Militärkommandantur zunächst eingesetzten Verwaltung aus deutschen Antifaschisten trat am 28. März die Verwaltung durch die Volksrepublik Polen. Es begann die Zuwanderung von Migranten, die anfangs vorwiegend aus von der Sowjetunion beanspruchten Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen, der sogenannten Kresy. Die örtliche polnische Verwaltungsbehörde benannte die Stadt um und begann mit der „wilden“ Vertreibung der einheimischen Bevölkerung, um sie durch Polen zu ersetzen. Im Juni 1945 waren in wenigen Tagen die meisten Einwohner vertrieben. Der Rest folgte von Dezember 1945 bis Mai 1947, die letzten 50 im September 1950. Die heute hier siedelnde Nachkriegs-Stadtbevölkerung stammt überwiegend aus Zentralpolen und dort vor allem aus der bisherigen Region Großpolen.
In Landsberg an der Warthe befand sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs das sowjetische Speziallager Nr. 4 in der ehemaligen General von Strantz-Kaserne, in dem 1945 Tausende von Menschen unter sehr harten Bedingungen inhaftiert waren, viele starben an den Folgen der Haft.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1709 | 4040 | |
1783 | 5381 | (ohne Garnisonsangehörige), darunter 293 Juden |
1875 | 21.379 | |
1880 | 23.612 | |
1885 | 24.983 | |
1890 | 28.065 | davon 1272 Katholiken und 606 Juden |
1900 | 33.598 | mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 54), davon 30.934 Evangelische, 1785 Katholiken und 568 Juden |
1910 | 39.339 | am 1. Dezember, davon 34.019 Evangelische, 4252 Katholiken und 449 Juden |
1925 | 43.303 | davon 37.550 Evangelische, 3681 Katholiken, 64 sonstige Christen und 496 Juden |
1933 | 45.928 | davon 40.190 Evangelische, 3876 Katholiken, 19 sonstige Christen und 435 Juden |
1939 | 46.559 | davon 40.466 Evangelische, 3942 Katholiken, 478 sonstige Christen und 97 Juden |
Anzahl der Einwohner vor und nach 1945 in graphischer Darstellung
Baczyna, Chróścik, Chwalęcice, Górczyn, Janice, Karnin, Małyszyn, Nowy Dwór, Piaski, Siedlice, Staszica, Śródmieście, Wieprzyce, Zakanale, Zawarcie, Zieleniec.
Chemik, Dolinki, Europejskie, Parkowe, Piaski, Przylesie, Sady, Słoneczne, Staszica, Tartaczne, Ułańskie, Ustronie, Zacisze, Zielona Dolina.
Eingemeindet wurden nach Gorzów Teile von Wieprzyce (Wepritz) (im Jahr 1962), Chróścik (Neuendorf), Teile von Karnin (Kernein), Siedlice (Seidlitz) und Zieleniec (Roßwiese) (jeweils 1977), Małyszyn (Merzdorf) (1979) sowie Teile von Chwalęcice (Heinersdorf).
Zu dieser Zeit wurde auch mit der Anlage großer Neubaugebiete in Plattenbauweise begonnen, in deren größtem, Górczyn im Norden von Gorzów, heute fast 40.000 Menschen wohnen.
Der in der Neuzeit eingeführte polnische Name Gorzów Wielkopolski bedeutet wörtlich ins Deutsche übersetzt etwa Großpolnisch Bergen.
Die Herkunft des polnischen Namens Gorzów ist nicht geklärt und kann mit gorzenie (Brand), eher aber mit góra (Berg) zusammenhängen, wie z. B. in Gorzów Śląski (deutsch: Landsberg in Oberschlesien) oder Górowo Iławeckie (Landsberg in Ostpreußen). Wielkopolski bedeutet „großpolnisch“ bzw. „in Großpolen“. Nachdem zunächst nach dem Zweiten Weltkrieg der Name Gorzów nad Wartą (Gorzów an der Warthe) gewählt wurde, heißt die Stadt seit dem 19. Mai 1946 offiziell Gorzów Wielkopolski. Formal stand die Namenserweiterung „Großpolnisch“ im Zusammenhang mit der Einteilung von Gorzów in die Woiwodschaft Posen am 25. September 1945. Ein Referendum, das im Jahr 2000 in der Stadt abgehalten wurde, bestätigte diesen Namen.
Der innerstädtische Verkehr in Gorzów erfolgt seit dem 29. Juli 1899 durch elektrische Straßenbahnen. Ein im Zweiten Weltkrieg großenteils vollzogener Ersatz der Straßenbahn Gorzów Wielkopolski durch Oberleitungsbusse in Landsberg an der Warthe wurde nach dem Übergang der Stadt an Polen rückgängig gemacht.
Durch Kooperation zwischen der Niederbarnimer Eisenbahn und der polnischen Przewozy Regionalne haben seit 2008 die Fahrkarten auf der Strecke zwischen Berlin-Lichtenberg und Gorzów Wielkopolski grenzüberschreitend Gültigkeit. Zusätzlich zu dieser Strecke, der früheren Königlich Preußischen Ostbahn, gibt es noch die Bahnstrecke Gorzów Wielkopolski–Zbąszynek über Skwierzyna, zudem begannen in Gorzów die Bahnstrecke Gorzów Wielkopolski–Rudnica (–Sulęcin) sowie die Bahnstrecke Gorzów Wielkopolski–Myślibórz.
Seit dem 11. Dezember 2016 wurde täglich ein Zug der deutschen Regionalbahn-Linie RB 26 von Berlin über Küstrin-Kietz nach Gorzów Wielkopolski weitergeführt. Er fuhr morgens von Gorzów Wielkopolski nach Berlin und abends zurück. Seit dem 13. Dezember 2020 bis mindestens Ende 2023 verkehren diese Züge nicht, da die Eisenbahnbrücke über die Oder abgerissen und neu gebaut wird.
In dem 1976 erschienenen Roman Kindheitsmuster von Christa Wolf ist Landsberg Handlungsort von Geburt, Kindheit und Heranwachsen des deutschen Mädchens Nelly Jordan in der Zeit des Nationalsozialismus, das während des Zweiten Weltkriegs mit den Eltern in ein mecklenburgisches Dorf flüchtet und in den 1970er Jahren als erwachsene Person den Ort der Jugend aufsucht. In der Romanfigur Nelly Jordan sind autobiographische Züge der Dichterin Christa Wolf erkennbar, die ihre Heimatstadt Landsberg in der ersten Hälfte der 1970er Jahre besuchte.
Ein Parkplatz an der Bundesautobahn 3 im Westerwald trägt seit 1964 zum Gedenken an die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg den Namen Landsberg an der Warthe. Die Initiative dazu ging von Hans-Christoph Seebohm aus.
Im Edward-Jancarz-Stadion trägt der lokale Speedway-Verein Stal Gorzów Wielkopolski seine Ligarennen in der polnischen Speedway-Extraliga aus und wurde mehrfach polnischer Meister. Außerdem wurde in dieser 17.000 Zuschauer fassenden, reinen Speedway-Arena schon mehrmals der Speedway-WM Grand Prix von Polen ausgefahren.
An der Spitze der Stadtverwaltung steht ein Stadtpräsident, der von der Bevölkerung direkt gewählt wird. Seit 2014 ist dies Jacek Wójcicki.
Bei der Wahl 2018 trat Wójcicki erneut mit seinem eigenen Wahlkomitee als Stadtpräsident an. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:
Damit wurde Wójcicki bereits im ersten Wahlgang wiedergewählt.
Der Stadtrat besteht aus 25 Mitgliedern und wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2018 führte zu folgendem Ergebnis:
Gorzów Wielkopolski listet sieben Partnerstädte auf:
This article uses material from the Wikipedia Deutsch article Gorzów Wielkopolski, which is released under the Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 license ("CC BY-SA 3.0"); additional terms may apply (view authors). Abrufstatistik · Autoren Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 4.0, sofern nicht anders angegeben. Images, videos and audio are available under their respective licenses.
®Wikipedia is a registered trademark of the Wiki Foundation, Inc. Wiki Deutsch (DUHOCTRUNGQUOC.VN) is an independent company and has no affiliation with Wiki Foundation.