Fernsehsendung Günther Jauch: Deutsche Talkshow (2011–2015)

Günther Jauch war eine wöchentliche Talkshow mit Schwerpunkt auf politischen und gesellschaftspolitischen Themen.

Die Live-Sendung wurde ab dem 11. September 2011 am Sonntagabend um 21:45 Uhr im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm Das Erste sowie im öffentlich-rechtlichen Hörfunkprogramm hr-info ausgestrahlt und dauerte 60 Minuten. Moderator und Namensgeber der Sendung war Günther Jauch. Die letzte Sendung fand am 29. November 2015 statt.

Fernsehsendung
Titel Günther Jauch
Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Genre politische Talkshow
Erscheinungsjahre 2011–2015
Länge 60 Minuten
Episoden 156
Ausstrahlungs­turnus wöchentlich
(sonntags 21:45 Uhr)
Produktions­unternehmen i&u TV
Premiere 11. Sep. 2011 auf Das Erste
Moderation Günther Jauch

Für die Sendung erhielt Jauchs Produktionsgesellschaft i&u TV laut einem Pressebericht 10,5 Millionen Euro pro Jahr.

Ab dem 17. Januar 2016 belegte Anne Will, Jauchs Vorgängerin, den Sendeplatz erneut.

Konzept und Ablauf

Günther Jauch sendete unter dem Slogan „Der Polittalk aus dem Herzen der Hauptstadt“. Jeden Sonntag um 21:45 Uhr empfing Moderator Günther Jauch im Studio im Berliner Gasometer Gäste aus Politik und Gesellschaft, um mit ihnen über das Thema der Woche zu diskutieren. Der Talk sollte aktuell sein, für die Zuschauer relevant und emotional bewegend.

Die Anzahl der Gäste war nicht genau festgelegt. Häufig fand die Diskussion in einer fünf- bis sechsköpfigen Runde statt, aber auch ein Einzelgespräch war möglich.

Bei besonderen Anlässen wurden auch Extra-Sendungen in das Programm eingeschoben, so z. B. am 17. Februar 2012 zum Rücktritt Christian Wulffs, am 16. Juni 2013 zur Hochwasserlage in Deutschland und am 11. Januar 2015 zum Terroranschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo.

Produktion und Ausstrahlung

Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen 
Der Gasometer Schöneberg, in dem die Sendung produziert wurde

Die Talksendung wurde nicht in einem typischen Fernsehstudio produziert, sondern in einem alten Industriedenkmal, dessen 80 Meter hohe markante Stahlkonstruktion weithin sichtbar ist. Im Inneren des Gasometers befindet sich ein der Reichstagskuppel nachempfundener Veranstaltungsraum, der rund 300 Zuschauern Platz bietet. Die Kuppel war 2006 als Talkarena für die Fußballweltmeisterschaft gebaut worden und stand damals vor dem Bundestagsgebäude in Berlin.

Produziert wurde die Sendung im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks von der Produktionsgesellschaft i&u TV, die 2000 von Günther Jauch gegründet wurde. Die technische Realisation wurde ab Bestehen der Sendung von der Studio Berlin Adlershof GmbH durchgeführt.

Die Sendung wurde live aus Berlin gesendet. Die Übertragung begann in der Regel sonntags um 21:45 Uhr. Darüber hinaus wurde die Sendung auch im Internet als Livestream in der ARD und Das Erste Mediathek gezeigt. Die Sendungen waren dort in der Regel ein Jahr lang abrufbar.

Sender Sendezeit
Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen  Sonntag, 21:45 Uhr (Erstausstrahlung)
Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen  Montag, 09:45 Uhr (Wdh.)
Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen  Montag, 20:15 Uhr (Wdh.)
Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen  Dienstag, 00:55 Uhr (variabel) (Wdh.)
Fernsehsendung Günther Jauch: Konzept und Ablauf, Produktion und Ausstrahlung, Themen und Gäste der Sendungen  Dienstag, 01:45 Uhr (variabel) (Wdh.)

Themen und Gäste der Sendungen

Die Sendungen sind chronologisch nach der Ausstrahlung sortiert.

Quoten

Die Eröffnungssendung schauten bei Zuschauern ab drei Jahren rund fünf Millionen, in der werberelevanten Gruppe rund 1,2 Millionen Zuschauer, was einem Marktanteil von 18,6 bzw. 9,7 % entsprach.

Der Quotenrekord wurde am 1. September 2013 aufgestellt. Die 78. Sendung, die im Anschluss an das Fernsehduell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück ausgestrahlt wurde, erreichte 8,23 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Damit wurde die vorherige Rekordsendung (Nummer 67 am 21. April 2013) mit dem Thema „Der Fall des Uli Hoeneß – vom Saubermann zum Steuersünder?“, die 6,67 Millionen Zuschauer erreichte, überboten. Die dritthöchste Reichweite erzielte die 53. Sendung am 16. Dezember 2012 zum Thema „Tatort Rotlichtmilieu – Wie brutal ist das Geschäft mit dem Sex?“ mit 6,27 Millionen Zuschauern.

Zwischenfälle

Am 6. Mai 2012 ereignete sich in der laufenden Sendung ein Zwischenfall, als der Schauspielstudent David Schellenschmidt lautstark den anwesenden Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, unterbrach und versuchte, auf die Bühne zu gelangen. Er wurde von drei Sicherheitsleuten überwältigt und aus dem Studio gebracht. Jauch ließ jedoch den Zuschauer mit den Worten „Hier wird keiner einfach aus der Sendung – wie in der Ukraine – rausgehauen“ wieder in das Studio führen. Hintergrund war die laufende Debatte über den Neubau der Berliner Schauspielschule, für die Wowereit verantwortlich ist. Auf eine Anzeige gegen David Schellenberg wurde verzichtet.

Am 9. März 2014 kam es zu einem ähnlichen Zwischenfall. Ein Zuschauer näherte sich dem ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, wurde aber von zwei Sicherheitsleuten überwältigt und aus dem Studio geführt. Jauch bat die Regie, ihn über Details zu informieren. Am Ende der Sendung erklärte Jauch, der Mann hätte private Probleme mit seiner Wohnung und meine, diese Sendung wäre eine „Verarsche“. Dem Mann gehe es dementsprechend gut, man habe ihn aber nicht in die Runde bitten können, um seine Anliegen zu besprechen.

Die Ausstrahlung der Folge vom 1. Februar 2015 wurde durch einen Stromausfall in Teilen von Berlin-Schöneberg anfangs nicht live gesendet. Die ARD überbrückte zunächst mit der Ausstrahlung einer älteren Tatort-Folge und wies auf das Problem durch Untertitel hin. Die Liveübertragung der Talkshow begann schließlich um etwa 22:05 Uhr, die nachfolgenden Sendungen verschoben sich entsprechend.

Am 19. April 2015 erzwang der Studiogast Harald Höppner gegen Günther Jauchs Willen während der Sendung eine Schweigeminute für kurz zuvor im Mittelmeer ertrunkene Bootsflüchtlinge. Nachdem die Studiogäste sich auf Höppners Aufforderung zur Schweigeminute erhoben hatten, gab Jauch seinen Widerstand auf, beendete die Schweigeminute jedoch gegen den Willen des stoisch auf seine Uhr schauenden Höppner nach 37 Sekunden.

Kontroversen und Kritik

Rechtsstreit mit Bettina Wulff

In der Sendung vom 18. Dezember 2011 erwähnte Jauch einen Bericht der Berliner Zeitung. Darin waren Gerüchte kolportiert worden, wonach die Bild überlege, einen Artikel über das angebliche Vorleben der damaligen Bundespräsidentengattin Bettina Wulff im Rotlichtmilieu zu veröffentlichen. Einige Monate später reichte Wulff eine Unterlassungsklage gegen Jauch ein. Dieser willigte über seinen Anwalt ein, derartige Anspielungen nicht zu wiederholen, ließ aber verlauten, er habe nie eine falsche Tatsachenbehauptung aufgestellt, sondern nur aus einem Bericht zitiert und daraus eine Frage formuliert. „Da ich allerdings kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit Frau Wulff habe, habe ich den Rechtsstreit beenden lassen, noch ehe mir die Klage von Frau Wulff überhaupt offiziell zugestellt wurde.“

Debatte um Videoaufzeichnung von Yanis Varoufakis

Im März 2015 entstand eine öffentliche Debatte, als der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis mit Ausschnitten eines über soziale Netzwerke verbreiteten Videos aus dem Jahre 2013 konfrontiert wurde, in dem er Deutschland angeblich den Stinkefinger gezeigt haben soll. Varoufakis bezeichnete den Videoausschnitt als „gefälscht“, veröffentlichte dazu über Twitter eine Langversion. Der Fingerzeig selbst, wie Medien an Varoufakis kritisierten, sei jedoch echt. Jedoch wurde die Geste aus dem Zusammenhang gerissen und in einen falschen Kontext gesetzt. So habe Varoufakis im Mai 2013 die Situation Griechenlands vor fünf Jahren geschildert. Im Kontext nannte er, dass es 2013 gerade keine Option sei, Deutschland den Mittelfinger zu zeigen. Der deutsche Fernsehsatiriker Jan Böhmermann behauptete dagegen, die Manipulation veranlasst zu haben, was sich als satirische Falschmeldung erwies. Kontroversen entwickelten sich auch um die redaktionelle Einbettung des Beitrags bei Günther Jauch. So meinte unter anderem der Medienjournalist Stefan Niggemeier, Varoufakis’ Aussage sei durchaus verfälscht worden, weil für die Zuschauer der Kontext nicht klar erkennbar gewesen sei. Er habe „damals auf einer Bühne in Zagreb als Wissenschaftler die eigenen Politiker in Athen attackiert.“ 2010 hätte er an ihrer Stelle sein Land noch vor dem ersten Hilfspaket in die Pleite geschickt und damit seinen Gläubigern letztlich den Mittelfinger nach dem Motto gezeigt: „Ihr könnt das Problem jetzt allein lösen.“

Der stellvertretende Chefredakteur des österreichischen Standards Rainer Schüller urteilte, dass Böhmermann mit seinem Beitrag die „wohl beste Medienkritik seit langer Zeit“ veröffentlicht habe. Runtergebrochen auf das journalistische Handwerk bleibe nämlich übrig, dass Fehler passiert seien. Er zitierte Böhmermann mit den Worten: „Ihr habt das Video nicht gefälscht. Ihr habt einfach nur das Video aus dem Zusammenhang gerissen und einen griechischen Politiker am Stinkefinger durchs Studio gezogen.“ Die „Watsche“ gehe auch in Richtung des Medienkonsumenten. Auch andere Medien wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die NZZ am Sonntag übten heftige Kritik bis hin zur Forderung einer Absetzung Günther Jauchs durch die ARD. Er habe „übelste[n] Kampagnenjournalismus“ betrieben und „gegen fundamentale journalistische Standards“ verstoßen.

Kritik Günther Jauchs an ARD und ZDF in Bezug auf seine Arbeit

Im Jahr 2019 kritisierte Jauch selbst die öffentlich-rechtlichen Sender, wobei er nicht an Kritik sparte, dass ihm seitens der ARD in seine Arbeit als Journalist hereingeredet und diese von Senderseiten beeinflusst wurde. So konstatierte Jauch: „In meinem speziellen Fall war es einfach so: Ich bin, gerade wenn ich journalistisch tätig bin, gerne unabhängig. Mit der Unabhängigkeit war es irgendwann schwierig.“ und führte fort: „Sie schauen zuweilen ängstlich nach links und rechts, sie haben Rundfunkräte, Verwaltungsräte, politische Parteien, manchmal eine Schere, die sich selbst im Kopf zusammengebastelt haben.“ So gäbe es „Karrieristen, die zusehen, wie sie sich verhalten, damit sie in zwei Jahren diesen oder jenen Job bekommen“. Seiner Auffassung nach hätten ihm zu viele Leute (bei Produktion und Inhalt der Sendung) mitreden wollen.

Einzelnachweise

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