Ferdinand Anders (* 15.
Oktober 1930 in Leopoldstadt, Wien; † 31. Januar 2023 in Klosterneuburg bei Wien) war ein österreichischer Historiker und Völkerkundler.
Ferdinand Anders wurde 1930 in der Leopoldstadt in Wien geboren, absolvierte dort auch die Volksschule und das Gymnasium (Matura Juni 1949), besuchte die Staats- bzw. Bundeslehrerbildungsanstalt und studierte berufsbegleitend an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Geschichte und Völkerkunde. Im Dezember 1957 promovierte er zum Dr. phil. In seiner Dissertation Das Pantheon der Maya beschäftigte sich Anders mit der Religion der Maya.
Zwischen 1951 und 1990 war Anders im öffentlichen Schuldienst (zuerst Pflichtschule, später an der Pädagogischen Akademie des Bundes und der Erzdiözese Wien) und in der Volksbildung (Katholische Akademie in Wien) tätig. Zu den akademischen Lehrern von Ferdinand Anders zählten die Professoren Wilhelm Koppers, Robert Heine-Geldern, Dominik Wölfel und Benedikt. Als Ethnohistoriker mit Schwerpunkt Mesoamerika legte Anders besonderen Wert auf eine universal-historische Betrachtungsweise, die dem Standpunkt der Eingeborenen stärkere Aufmerksamkeit widmet.
Am 12. April 1968 erfolgte die Habilitation und die Erteilung der Lehrbefugnis als Universitätsdozent für Völkerkunde mit besonderer Berücksichtigung der Mexikanistik und Ethnohistorie. In weiterer Folge beschäftigte sich Anders intensiv mit den Codices selecti (mittelamerikanische Handschriften), mit der Serie Bibliotheca linguistica americana und gab die Serien Artes americanae und Fontes rerum mexicanarum heraus. Weiters initiierte Anders damit die umfassendste Sammlung von Primärquellen für den mexikanisch-mittelamerikanischen Raum. Er entzifferte und veröffentlichte erstmals alle Maya-Handschriften und belegte dadurch, dass die bis dahin als aztekisch angesehenen mexikanischen Handschriften großteils mixtekisch sind. Sein Standardwerk Das Pantheon der Maya wird im Handbook of Middle American Indians als well illustrated, comprehensive description and discussion of the religious-ritual of ancient and modern Mayance speaking groups gewürdigt. Einer seiner Schüler, Maarten Jansen, Dekan und Professor für Archäologie an der Universität Leiden, Niederlande, beschrieb seinen Lehrer in einer Festschrift anlässlich von Anders’ 60. Geburtstag mit den Worten: Bei ihm fand ich die Fähigkeit, die meiner Meinung nach ein Kriterium ist, an dem man einen guten Lehrenden erkennt: die verschiedenen gegenwärtigen Bestrebungen der individuellen Wissenschaften in einem großen historischen Rahmen zu sehen.
Ein weiterer Schwerpunkt von Anders’ Forschungstätigkeit lag auf der Person des Erzherzogs Ferdinand Maximilian von Habsburg (er betreute in diesem Zusammenhang zwei Dissertationen).
Darüber hinaus publizierte Anders Monographien zu Alexander von Humboldt, Lukas Vischer, Eduard Mühlenpfordt, Moritz Rugendas, Eduard Seler, Manuel Orozco y Berra, Dominik Bilimek, Simon Leo Reinisch und Theobert Maler.
Anders betätigte sich auch als Sammler von Handschriften auf und Figuren (muñecos) aus Papieren, die aus Amate (Feigenbast) hergestellt wurden. In Weiterführung seiner wissenschaftlichen Studien über die Eingeborenen Mittelamerikas kam es zur Beschäftigung mit dem Verhalten rezenter Indianer und mit deren Verhältnis zu offiziellen Stellen.
1983 organisierte Anders die Niederösterreichische Landesausstellung Peru durch die Jahrtausende auf der Schallaburg, 1988 kuratierte er eine Ausstellung über den Wahlösterreicher Johann Jakob von Tschudi, die in Niederösterreich und im darauffolgenden Jahr in der Schweiz gezeigt wurde. Im Zuge dieser Arbeiten entdeckte Anders in Basel die Sprachaufzeichnungen von Johann Natterer über heute ausgestorbene brasilianische Indianerstämme wieder. Sie galten zuvor als durch den Brand der Hofburg 1848 verloren.
Bei der Vorbereitung der Ausstellung Altmexiko: mexikanische Zauberfiguren – alte Handschriften beginnen zu sprechen in Linz lernte Anders Anton Watzl kennen, der ihn 1989 auch auf eine Forschungsreise nach Uxmal und Palenque, Mexiko, begleitete und seine Eindrücke grafisch festhielt.
Weitere Ausstellungsbeteiligungen von Anders gab es in Hardegg, Riegersburg, Erlangen/Nürnberg, Augsburg, Leiden, Essen, Schaffhausen, Wien, Triest und München.
Mit dem Wintersemester 2001/02 beendete Anders seine Vorlesungstätigkeit an der Universität Wien, um sich intensiver seiner Forschungstätigkeit widmen und Doktoranden betreuen zu können.
Ferdinand Anders war verheiratet, hatte drei Kinder und lebte in Klosterneuburg bei Wien, wo er am 31. Jänner 2023 im Alter von 92 Jahren starb.
Beiträge in Tageszeitungen (Auswahl):
Personendaten | |
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NAME | Anders, Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Historiker und Völkerkundler |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1930 |
GEBURTSORT | Leopoldstadt, Wien |
STERBEDATUM | 31. Januar 2023 |
STERBEORT | Klosterneuburg bei Wien |
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