Commerzbank: Deutsche Großbank

Die Commerzbank Aktiengesellschaft (kurz Commerzbank AG oder Commerzbank) ist ein europäisches Kreditinstitut mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Ihr Angebot richtet sich an Privat- und Unternehmerkunden sowie Firmenkunden. Zur Commerzbank-Konzern gehören auch die deutsche Comdirect und die polnische mBank.

  Commerzbank Aktiengesellschaft
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Staat DeutschlandCommerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit Deutschland
Sitz Frankfurt am Main
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE000CBK1001
Bankleitzahl 500 400 00
BIC COBA DEFF XXX
Gründung 26. Februar 1870
Website www.commerzbank.de
Geschäftsdaten 2022
Bilanzsumme 477,4 Mrd. Euro (31. Dez. 2022)
Einlagen 352,4 Mrd. Euro (31. Dez. 2022)
Mitarbeiter 37.852 (31. Dez. 2022)
Leitung
Vorstand Manfred Knof
(Vorsitzender)
Bettina Orlopp
(Stellv. Vorsitzende)
Bernhard Spalt
Michael Kotzbauer
Sabine Mlnarsky
Jörg Oliveri del Castillo-Schulz
Thomas Schaufler
Aufsichtsrat Jens Weidmann
(Vorsitzender)
Uwe Tschäge
(Stellv. Vorsitzender)

Als eine der ältesten Banken in Deutschland spielt die Commerzbank eine wichtige Rolle in der Wirtschaft des Landes. Sie ist eng mit der deutschen Industrie und dem Mittelstand verbunden. Darüber hinaus ist sie in den wichtigsten Wirtschafts- und Finanzzentren weltweit vertreten. Seit der Gründung im Jahr 1870 hat die Commerzbank mehrere Veränderungen erfahren. Als erstes deutsches Kreditinstitut gründete die Commerzbank 1971 eine operative Niederlassung in New York City.

Ein weiterer Meilenstein war der Erwerb der Dresdner Bank im Jahr 2009. Infolge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise beteiligte sich die Bundesrepublik Deutschland am Unternehmen. Bis heute ist sie Großaktionär der im DAX gelisteten Bank. In den letzten Jahren erlebte die Bank einen tiefgreifenden Wandel, der sie zurück in die Gewinnzone führte, unter anderem durch erhebliche Kostensenkungen und der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells zur „digitalen Beratungsbank“. Der Fokus liegt heute auf dem deutschen Mittelstand und vermögenden Privatkunden.

Geschichte

Gründung und Aufstieg zur Großbank

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Theodor Wille (1890), Gründer der Hamburger Commerz- und Diskonto-Bank
Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Commerzbank-Gebäude am Neß in Hamburg
Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Hessischer Bankverein, 1922 übernommen durch die Commerz- und Disconto-Bank

Am 26. Februar 1870 gründete der im Südamerika-Handel erfolgreiche Kaufmann Theodor Wille zusammen mit weiteren Handelshäusern und Privatbankiers in Hamburg die Commerz- und Diskonto-Bank. Ziel war es, dem Hamburger Handel Finanzmittel zuzuführen und den internationalen Handel zu erleichtern. Sie gründeten auch die Tochtergesellschaft London and Hanseatic Bank in London. Die Bank expandierte und hatte Filialen in Berlin und Frankfurt am Main. Nach mehreren Fusionen und Übernahmen entwickelte sie sich zu einer nationalen Großbank mit mehr als 280 Filialen in Deutschland.

Inflation, Weltwirtschaftskrise und Drittes Reich

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Mitarbeiter der Wertpapier-Abteilung in Berlin (1928)

Nach der Hyperinflation im Jahr 1924 mussten deutsche Kreditinstitute eine Goldmark-Eröffnungsbilanz vorlegen. Die Commerz- und Privat-Bank bewertete ihr Kapital von 700 Millionen Mark mit 42 Millionen Goldmark. In den folgenden Jahren erholte sich die wirtschaftliche Lage. 1927 eröffnete die Bank eine Auslandsvertretung in New York und blieb auf Expansionskurs. 1929 fusionierte sie mit der Mitteldeutschen Creditbank aus Frankfurt am Main, um ihr Filialnetz in Hessen und Thüringen zu erweitern.

1931 gerieten mehrere Banken, einschließlich der Commerz- und Privat-Bank, während der Währungs- und Bankenkrise in Schwierigkeiten. Die Reichsregierung beschloss im Februar 1932, die Commerz- und Privat-Bank mit dem Barmer Bankverein zu fusionieren und das Institut teilweise zu verstaatlichen, um es zu stabilisieren. Die Bank wurde zu 70 Prozent vom Reich und der staatlichen Golddiskontbank kontrolliert. Die Aktien wurden 1937 wieder an private Anteilseigner verkauft.

Während der nationalsozialistischen Diktatur passte sich die Bank dem politischen Primat an, ohne übermäßige Expansion anzustreben. Im November 1932 unterstützte sie die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Nach der Machtergreifung wurden jüdische Mitglieder des Aufsichtsrats und Vorstands aus ihren Ämtern gedrängt, und ab 1938 beschäftigte die Bank keine jüdischen Mitarbeiter mehr.

Die Bank beteiligte sich auch an der Arisierung von Unternehmen, indem sie diese an andere Interessenten vermittelte, um ihre Geschäftsbeziehungen aufrechtzuerhalten. Es könnte rund 1.000 solcher Vermittlungen gegeben haben. Ab dem 25. November 1941 waren alle Banken verpflichtet, das Vermögen ausgewanderter, deportierter und verstorbener Juden an das Deutsche Reich zu melden.

1940 änderte die Bank ihren Namen in Commerzbank Aktiengesellschaft. Während des Zweiten Weltkrieges eröffnete sie Filialen und Tochterinstitute in besetzten Ländern und übernahm in den Niederlanden das Bankhaus Hugo Kaufmann. Diese Expansion diente wirtschaftlichen Interessen. Kurz vor Kriegsende verlegte die Bank ihre Hauptverwaltung aus Sicherheitsgründen von Berlin nach Hamburg.

Neuanfang und Internationalisierung

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Mitarbeiter der Commerzbank in Lübeck (1946)
Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Plakat von 1959 zur Bewerbung des „Kleinkredits für jedermann“
Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Eröffnung der ersten Commerzbank-Filiale in New York City (1971)
Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Altes Commerzbank Hochhaus in Frankfurt am Main 1974

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und der Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen verlor das Kreditinstitut seine Filialen und Zweigstellen in der sowjetischen Besatzungszone und Ost-Berlin. Die dortigen Niederlassungen – knapp 45 Prozent – wurden geschlossen und entschädigungslos enteignet. In den westlichen Besatzungszonen wurden die Großbanken zerschlagen und ihre Geschäftstätigkeiten auf eine Besatzungszone beschränkt. Auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung wurde die Commerzbank 1947 in neun regionale Nachfolgeinstitute aufgespalten.

Eine normale Geschäftstätigkeit war praktisch unmöglich, da das Vertrauen in die Reichsmark immer weiter schwand. Die Währungsreform am 21. Juni 1948 und die Einführung der D-Mark war auch für die Commerzbank ein Neuanfang. 1949 erlaubten die Alliierten sowie der Berliner Magistrat wieder die Banktätigkeit in West-Berlin. 1952 schlossen sich die westdeutschen Regionalgruppen zu drei Nachfolgeinstituten zusammen. So entstanden die Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg, der Bankverein Westdeutschland in Düsseldorf und die Commerz- und Credit-Bank in Frankfurt am Main. 1956 ermöglichte die Gesetzeslage die Fusion der Institute zur Commerzbank Aktiengesellschaft. Diese wurde im Oktober 1958 mit Wirkung vom 1. Juli 1958 vollzogen, indem der Düsseldorfer Commerzbank-Bankverein die beiden Schwesterinstitute übernahm. Das neu gegründete Kreditinstitut wurde am 4. November 1958 unter dem angestammten Namen im Handelsregister Düsseldorf eingetragen.

Ab 1958 durften Banken Filialen ohne amtliche Prüfung eröffnen, was die Commerzbank nutzte. 1962 hatte sie mit 372 Filialen ihren Vorkriegsstand übertroffen. Gemeinsam mit Deutscher Bank und Dresdner Bank brachte die Commerzbank 1959 den „Kleinkredit für jedermann“ auf den Markt. Zudem stieg die Commerzbank 1968 in die Baufinanzierung für Privatkunden ein. 1969 verzeichnete die Commerzbank erstmals mehr als eine Million Privatkunden.

Die 1950er- und 1960er-Jahre standen außerdem im Zeichen der beginnenden Internationalisierung des Finanzsektors. Die Commerzbank war dabei besonders aktiv. Die Commerzbank-Aktie wurde als erste Aktie eines deutschen Finanzinstituts an der Londoner Börse eingeführt. 1952 eröffnete sie seine Repräsentanz in Rio de Janeiro. Es folgten weitere Standorte unter anderem in Madrid (1953), Amsterdam (1955), Beirut (1957), Johannesburg (1958), Tokio (1961) und New York City (1967).

Die 1970er- und 1980er-Jahre standen im Zeichen internationaler Kooperationen und weltweiter Expansion. Die Commerzbank wirkte an einer Vielzahl von Neugründungen und Kapitalbeteiligungen im Ausland mit. 1970 vereinbarte sie mit der Crédit Lyonnais eine Kooperation, der sich weitere Banken aus verschiedenen europäischen Staaten anschlossen. In diesem Zusammenhang führte die Commerzbank 1972 das „Quatre Vents“-Logo ein, das sie bis Mitte 2010 nutzte.

In den 1970er-Jahren wurden Eurocheques eingeführt. Kunden konnten nun per Scheckkarte in 30 europäischen Ländern Bargeld abheben. Die Eurocheque-Karte mit Magnetstreifen für den Gebrauch an Geldautomaten kam 1981 auf den Markt.

Anfang der 1980er Jahre steckte die Commerzbank wegen Fehlern bei der Einschätzung der Zinsentwicklung in einer Krise. Die Sanierung unter der Regie von Walter Seipp wurde später von der guten Konjunktur begünstigt.

Wandel des Geschäftsmodells

1990 wurde der Satzungssitz der Commerzbank von Düsseldorf nach Frankfurt am Main verlegt. Die deutsche Wiedervereinigung ermöglichte der Commerzbank die Erschließung neuer Zielgruppen. In den ersten drei Monaten nach der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion entschieden sich rund 80.000 Kunden für das Institut. Dazu kamen tausende Firmenkunden. Die Leitung der Abteilung zur Vorbereitung des Geschäfts in den neuen Bundesländern leitete Klaus-Peter Müller, der 1990 in den Vorstand berufen wurde.

Das Engagement im Osten entwickelte sich zu einem entscheidenden Vorteil für die Commerzbank. Parallel zur Expansion auf dem Heimatmarkt trieb sie ihre Internationalisierung voran, etwa durch Eröffnung eines Büros in Bangkok. Später eröffnete die Commerzbank als erstes internationales Kreditinstitut eine Zweigstelle in Südafrika. Um dem Bedarf nach professioneller Unterstützung gerecht zu werden, gründete die Commerzbank eine eigene Managementberatung.

Anfang der 1990er Jahre gelang es der Commerzbank, ihren Ertrag signifikant zu steigern. Dennoch blieb der Aktienkurs vergleichsweise niedrig, was zu einer Kostensenkung in Verbindung mit einem Stellenabbau führte. Dies verbesserte abermals die Gewinnsituation. Die Commerzbank stellte ihren Aktionären daraufhin eine höhere Dividende in Aussicht.

1991 kündigte sich eine länderübergreifende Zusammenarbeit mit der französischen Crédit Lyonnais an. Dies wurde als Signal für eine Konsolidierung in der europäischen Finanzindustrie verstanden. Zwei Jahre später richtete man eine trinationale Kooperation zwischen der deutschen Commerzbank, der britischen National Westminster Bank und der französischen Société Générale ein.

Mit der Comdirect Bank gründete die Commerzbank als erste deutsche Großbank im Jahr 1994 eine Tochter im damals aufstrebenden Markt der Direktbanken. 1999 verkaufte die Commerzbank auch Computer, um ihren Kunden den Zugriff auf das Online-Banking zu erleichtern. Das Filialnetz wurde ebenfalls um digitale Technologien aufgerüstet.

Das Institut verdiente zum damaligen Zeitpunkt rund zwei Drittel seines Ergebnisses im Ausland, etwa durch die neue Repräsentanz in Taipei und die Expansion in Ungarn und Tschechien. Vorstandschef Martin Kohlhausen forderte dennoch mehr Leistung ein, vor allem vom Vertrieb der heimischen Filialen. Dadurch wollte die Commerzbank ihre Eigenkapitalrendite in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre signifikant steigern, um im internationalen Vergleich bestehen zu können.

Aufgrund ihrer international vergleichsweise niedrigen Bilanzsumme galt die Commerzbank in den 1990er-Jahren als Übernahmekandidat. Der Vorstand verfolgte eine unabhängige Fortführung des Geschäfts. Dies wurde als Absage an eine Fusion mit der Deutschen Bank verstanden. Auch eine Übernahme der Postbank durch die Commerzbank, die zeitweise im Gespräch war und zu einem Finanzkonzern mit Bausparkasse und Versicherung führen sollte, kam letztendlich nicht zustande.

Tatsächlich gelang es dem Institut, die Zahl seiner Kunden signifikant zu steigern. Mit weniger Filialen erwirtschaftete das Institut mehr Gewinn. Gleichzeitig wurden innovative neue Angebote geschaffen, etwa für den Bezug von Bargeld an Tankstellen und Online-Banking für Firmenkunden. Die Auslagerung von Beschäftigten in eine Zeitarbeitsfirma wurde von der Öffentlichkeit kritisch aufgenommen.

Nachdem die Commerzbank im Verlauf der 1990er-Jahre Beteiligungen an zahlreichen ausländischen Kreditinstituten und Versicherungen erworben hatte, kaufte sie 1998 rund 30 Prozent der Korea Exchange Bank, um an der Entwicklung der aufstrebenden asiatischen Märkte stärker teilzuhaben. Ungeachtet der Probleme an den Finanzmärkten des Kontinents sah das Institut Chancen für überdurchschnittliches Wachstum. Parallel zur internationalen Expansion konzentrierte sich die Commerzbank auf den Ausbau ihrer europäischen Präsenz. Dabei setzte man vor allem auf Allianzen mit anderen Großbanken.

2001 ordnete die Commerzbank ihr Geschäft im Inland neu. Sie schuf eine Bank für Privatkunden und eine separate Einheit für Firmen- und Investmentkunden. Um im immer härter werdenden Wettbewerb um Privatkunden bestehen zu können, wurden Filialen mitunter auch am Samstag geöffnet.

2004 bestätigte sie den Erwerb der Schmidt Bank mit Sitz in Hof. Dadurch kam sie in den Besitz von 70 Filialen und 29 anderen Standorten in Bayern, Thüringen und Sachsen und steigerte die Zahl ihrer Privatkunden um 360.000 auf 4,3 Millionen. Die Transaktion wurde als Absage an eine Fusion mit der bayerischen Hypovereinsbank verstanden.

Neben den digitalen Aktivitäten und dem Wachstum im Heimatmarkt, insbesondere bei Firmenkunden, sondierte die Commerzbank verschiedene Übernahmen in Mittel- und Osteuropa. Mit Übernahme der Mehrheit der polnischen BRE Bank (die heutige mBank) im Jahr 2003 dehnte das Kreditinstitut sein Engagement in der Region signifikant aus. Zudem wuchs die Commerzbank auch in kleineren Märkten wie beispielsweise in Rumänien. Die Erträge aus Mittel- und Osteuropa sollten signifikant wachsen. Außerdem verlegte die Commerzbank Back-Office-Aktivitäten wie beispielsweise IT-Systeme nach Polen und Tschechien.

Expansion im Hypothekengeschäft

2001 entschieden sich die drei Frankfurter Großbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank für die Gründung einer gemeinsamen Hypothekenbank. Die Eurohypo nahm in der zweiten Jahreshälfte 2002 ihren Geschäftsbetrieb auf. Nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase und den folgenden Turbulenzen an den Finanzmärkten musste die Commerzbank bereits 2003 hohe Abschreibungen auf ihre Beteiligung vornehmen. Zeitweise verzichteten die Großaktionäre sogar auf ihre Dividende, um die Finanzierung der Eurohypo zu verbessern. Die Eurohypo selbst ging auf Distanz zur Commerzbank. Um die Unabhängigkeit des Unternehmens zu stärken, kam zunächst ein Börsengang ins Gespräch.

Ungeachtet anfänglicher Schwierigkeiten entwickelte sich die Eurohypo zu einer wichtigen Komponente in der Ergebnisrechnung der Commerzbank. Daher stoppte das Kreditinstitut den für das Jahr 2005 geplanten Börsengang, um selbst die Übernahme der Eurohypo vorzubereiten. Der Wiedereinstieg in die Staats- und Immobilienfinanzierung bedeutete eine entscheidende Veränderung in der Unternehmensstrategie. Die Eurohypo selbst beharrte zunächst auf ihrer Eigenständigkeit.

Im November 2005 gab die Commerzbank schließlich die vollständige Übernahme der Eurohypo bekannt, nachdem man sich mit der Deutschen und der Dresdner Bank auf die Konditionen für den Erwerb ihrer Anteile verständigt hatte. Die Commerzbank rückte dadurch zur zweitgrößten deutschen Bank auf. Beobachter bezeichneten die überraschende Akquisition als strategischen Coup, insbesondere im Wettbewerb mit der heimischen Konkurrenz. Zur Finanzierung führte das Kreditinstitut eine Kapitalerhöhung durch. Die Eurohypo blieb auch nach der Übernahme weitgehend eigenständig. Das Geschäft mit Immobilien entwickelte sich zu einem wichtigen Standbein des Konzerns.

Wirtschafts- und Finanzkrise

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Erneuerung des Logos am alten Hochhaus „Gallileo“ der Dresdner Bank in Frankfurt am Main (2010)

Bereits Anfang der 2000er Jahre gab es Gerüchte um eine Fusion der Commerzbank mit einem anderen großen europäischen Kreditinstitut. Nach dem Scheitern des Zusammenschlusses der Deutschen Bank mit der Dresdner Bank galt die Commerzbank als aussichtsreichster Kandidat für eine Übernahme der Dresdner Bank. Entsprechende Gespräche gab es ab Juni 2000. Zu den diskutierten Möglichkeiten zählte auch die Gründung eines großen Finanzkonzerns, eventuell unter Einbezug der Allianz.

Die Gewerkschaften sahen den Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank mit Blick auf einen möglichen Stellenabbau kritisch, ebenso wie die an beiden Kreditinstituten beteiligte Investmentgesellschaft Cobra. Der italienische Finanz- und Versicherungskonzern Generali, ein weiterer Großaktionär der Commerzbank, äußerte sich hingegen ausdrücklich positiv zu den Plänen.

Letztendlich scheiterten die Pläne, da es nicht möglich war, die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten in einem gemeinsamen Konzept zusammenzuführen. Entscheidend war auch der Konflikt um die Bewertung von Commerzbank und Dresdner Bank. Außerdem hielt man eine grenzüberschreitende Fusion für sinnvoller. Beide Banken betonten ihre Eigenständigkeit.

Vor dem Hintergrund der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise kamen 2008 erneut Spekulationen um einen Zusammenschluss der Commerzbank mit anderen Banken auf. Dabei war zunächst auch eine große Fusion von Commerzbank, Dresdner Bank und Postbank im Gespräch. Bereits Mitte des Jahres galt ein Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank als wahrscheinlich. Insbesondere die Allianz als größter Aktionär der Dresdner Bank versprach sich von einer solchen Fusion neue Impulse für ihr Geschäft.

Nach monatelangen Verhandlungen gaben die Beteiligten schließlich die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank bekannt. Dies galt als Meilenstein bei der Neuordnung der deutschen Finanzindustrie. Die Allianz bezifferte den Kaufpreis auf rund 9,8 Milliarden Euro, wobei das Unternehmen Verlustrisiken in Höhe von bis zu 975 Millionen Euro übernahm. Im ersten Schritt sollte die Commerzbank zunächst rund 60 Prozent der Dresdner Bank erwerben, um später die restlichen Anteile zu kaufen.

Es handelte sich um den größten Zusammenschluss zweier Kreditinstitute seit Jahren, wovon sich sowohl Commerzbank als auch Dresdner Bank die Realisierung von Synergien in Millionenhöhe versprachen. Obwohl die Allianz Nachverhandlungen zunächst ablehnte, einigten sich die Beteiligten auf eine Reduzierung des Kaufpreises auf 5,5 Milliarden Euro. Außerdem wurde vereinbart, die Übernahme vom zweiten Halbjahr 2009 auf den Anfang des Jahres vorzuziehen.

Bei Analysten und Investoren stieß die Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank mitten in der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise auf Kritik. Die Transaktion belastete erheblich die Kurse aller beteiligten Unternehmen. Wegen der Ende 2008 offensichtlich gewordenen Kreditrisiken der Dresdner Bank nahm die Commerzbank den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) in Anspruch. Nachdem sich die Deutsche Bundesregierung und die Europäische Kommission über die Details der Hilfen geeinigt hatten, erhielt die Commerzbank eine Stille Beteiligung in Höhe von 8,2 Milliarden Euro.

Die Commerzbank betonte zunächst, die Beteiligung sei durch die Abwertung der Banken erforderlich geworden und nicht durch die Übernahme der Dresdner Bank an sich. Ende 2009 musste diese Einschätzung revidiert werden. Die Commerzbank bemühte sich um weitere Staatshilfen. Daraufhin erwarb die Bundesrepublik Deutschland über 25 Prozent der Aktien der Commerzbank, sicherte sich also eine Sperrminorität. Dabei handelte es sich um die erste teilweise Verstaatlichung eines deutschen Kreditinstituts. Die Stille Beteiligung des SoFFin stieg auf rund 16,4 Milliarden Euro.

Im Januar 2009 wurde die Commerzbank alleinige Eigentümerin der Dresdner Bank und hielt 100 Prozent der Aktien. Die Verschmelzung der Dresdner Bank auf die Commerzbank wurde im Mai desselben Jahres in das Handelsregister eingetragen. Mit den Arbeitnehmergremien wurde ein Interessenausgleich und ein Sozialplan einschließlich einer neuen Organisationsstruktur für die Zentrale vereinbart. Auch nach der Übernahme hielt die Großbank die Vergabe von Krediten an die kriselnde deutsche Wirtschaft aufrecht, um eine Kreditklemme im Mittelstand zu verhindern.

Konsolidierung und Neuordnung

Ende März 2009 bildete die Commerzbank eine eigene interne Bad Bank, genannt PRU (Portfolio Restructure Unit), in die nicht strategisch wertvolle Wertpapiere in Höhe von 15,5 Milliarden Euro und der Dresdner Bank in Höhe von 39,9 Milliarden Euro ausgelagert wurden. Zeitweise war auch eine gemeinsame Bad Bank mit der ebenfalls verstaatlichten Hypo Real Estate im Gespräch.

Die folgenden Jahre waren geprägt von der Integration der Dresdner Bank in die Commerzbank. Dabei entwickelte sich insbesondere die Zusammenführung der IT-Plattformen zur Herausforderung. Die Marke „Dresdner Bank“ wurde schrittweise aufgegeben, wobei die neue Commerzbank einzelne Elemente der alten Corporate Identity der Dresdner Bank übernahm. Die Umfirmierung wurde innerhalb von drei Wochen an den Filialen sichtbar. Im Mai 2011 war die strategische und operative Zusammenführung beider Kreditinstitute weitgehend abgeschlossen. Die Commerzbank selbst wertete den Prozess als Erfolg und hob den positiven Zuspruch aller relevanten Zielgruppen besonders hervor.

2011 begann die Commerzbank, die Stillen Einlagen des SoFFin zurückzuführen. Dies wurde unter anderem mit einer der größten Kapitalerhöhungen der deutschen Geschichte finanziert: Das Volumen von insgesamt 14 Milliarden Euro setzte sich aus elf Milliarden von Investoren und drei Milliarden aus Reserven des Kreditinstituts zusammen. Trotz Kritik stimmte die Hauptversammlung zu.

Im Zuge der Finanzkrise und durch die Teilverstaatlichung hatte die Bank in der Öffentlichkeit an Vertrauen verloren. Ende 2012 startete die Bank eine Werbekampagne, in der sie offen zu Fehlern der Vergangenheit stand und sich als fairen und kompetenten Finanzdienstleister in Szene setzte. Dies stieß auf Kritik in der Branche.

Die griechische Schuldenkrise und deren globale Auswirkungen belastete die Rentabilität der Commerzbank unerwartet stark. Reagiert wurde mit einem radikalen Sparkurs. Dies beinhaltete beispielsweise auch die Einschränkung der Kreditvergabe außerhalb Deutschlands und Polens. Durch den Verkauf der Cominvest an die Allianz besaß die Commerzbank keine eigene Fondsgesellschaft mehr.

Außerdem sollte die Eurohypo verkauft oder aufgespalten werden. Abschreibungen auf Staatsanleihen und Immobilienkredite führten kontinuierlich zu Verlusten, weshalb das Unternehmen nicht mehr lebensfähig war. Daher entschied sich die Bank 2012 letztendlich für eine Abwicklung, wobei man bei einem beschleunigten Abbau des Portfolios auch weitere Verluste in Kauf nahm.

Aktuellere Entwicklungen

Das Jahrzehnt nach Übernahme und Integration der Dresdner Bank brachte für die Commerzbank weitere tiefgreifende Veränderungen mit sich, verursacht durch die Digitalisierung aller Bereiche des öffentlichen Lebens. Als Reaktion kündigte der 2016 angetretene Vorstandsvorsitzende Martin Zielke einen radikalen Umbau an. Die Commerzbank wollte insbesondere das Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland weiter stärken. Der Fokus sollte nun auf einer profitablen Multikanalbank liegen. Hierfür wurde am Filialnetz festgehalten, während viele andere Banken ihre Präsenz vor Ort zurückfuhren. Zudem sollte das profitable Geschäft mit mittelständischen Firmenkunden ungehindert fortgeführt werden.

2019 gab es zudem konkrete Gespräche zwischen der Commerzbank und der Deutschen Bank über einen Zusammenschluss. Nach einer gründlichen Prüfung sahen die Vorstände beider Banken aber keinen ausreichenden Mehrwert, sodass die Fusion letztendlich nicht zustande kam. Die Absage führte zu weiteren Differenzen mit Großaktionären über die strategische Ausrichtung der Commerzbank. Diese waren ein Grund für den gemeinsamen Rücktritt des Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden im Sommer 2020.

Im Januar 2021 übernahm Manfred Knof den Vorsitz des Vorstands der Commerzbank. Unter seiner Führung legte der Vorstand den Fokus auf Profitabilität, Kundenorientierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Basierend auf der Beratungskompetenz der Commerzbank und der Digitalkompetenz der Comdirect wurde das Geschäftsmodell einer digitalen Beratungsbank etabliert. Das Konzept der Multikanalbank wurde weiterentwickelt, um online und offline einen gleichberechtigten Zugang für die Kunden zu schaffen. Ein Beispiel dafür sind die neu eingeführten bundesweiten Beratungscenter.

Um die Eigenständigkeit der Commerzbank zu wahren und Risiken aus der Inflation und der Zinsentwicklung abzufedern, wurden die Kosten massiv gesenkt. Dazu wurden bis Anfang 2023 rund 10.000 Vollzeitstellen abgebaut und etwa die Hälfte aller Filialen in Deutschland geschlossen.

Im Geschäftsjahr 2022 veröffentlichte die Bank das beste Ergebnis seit mehr als 10 Jahren und konnte sich 2023 über die Wiederaufnahme in den deutschen Leitindex DAX freuen. Beobachter führten das gute Ergebnis unter anderem auf die gestiegenen Leitzinsen der Zentralbanken zurück. Zudem wurde die Entwicklung des Firmenkundengeschäfts herausgestellt. In deutschen Wirtschaftsmedien war von einer „Trendwende“ der Commerzbank nach der Finanzkrise die Rede.

Für das Geschäftsjahr 2022 schüttete die Commerzbank 30 Prozent ihres Gewinns an die Aktionäre aus. Es war die erste Ausschüttung seit 2018. Neben der Zahlung einer Dividende in Höhe von 20 Cent je Aktie führte die Bank im Juni 2023 den ersten Aktienrückkauf in ihrer Geschichte mit einem Volumen von 122 Millionen Euro durch. Die Bank erwartet, die Dividende in den nächsten Jahren weiter zu erhöhen, sodass 50 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden können. Davon würde auch die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland als größter Einzelaktionär profitieren.

Unternehmensstruktur

Grundlagen des Konzerns

Die Commerzbank ist eine deutsche Aktiengesellschaft. Der Geschäftszweck umfasst den „Betrieb von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen aller Art“. Die Commerzbank wird von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) als CRR-Kreditinstitut geführt. Seit der Einführung der Europäischen Bankenaufsicht wird sie von der Europäischen Zentralbank (EZB) überwacht. Die Commerzbank wird derzeit nicht als global systemrelevantes Kreditinstitut eingestuft.

Der Konzernabschluss schließt alle Gesellschaften ein, an denen die Commerzbank direkt oder indirekt beteiligt ist. Die wichtigste inländische Beteiligung ist die hundertprozentige Tochter Commerz Real. Im Ausland gibt es vier wesentliche Tochtergesellschaften, darunter die polnische mBank. Zu den weiteren Beteiligungen zählt die Werbeagentur Neugelb Studios sowie die Innovationseinheit Neosfer, die unter anderem strategisch in Fintechs investiert. Zudem beteiligt sich die Commerzbank über Wagniskapitalfonds an jungen Unternehmen mit Bezug zum Finanzsektor.

Aktie und Anteilseigner

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Historische Aktie der Commerz- und Privat-Bank von 1932; Stempelaufdruck von 1940 mit dem Namen der Commerzbank

Das Grundkapital der Commerzbank ist eingeteilt in rund 1,25 Milliarden auf den Inhaber lautende Stückaktien mit dem Nennwert von einem Euro. Die Aktien werden an der Frankfurter Wertpapierbörse sowie über den Handelsplatz Xetra gehandelt und sind im DAX gelistet.

Mit einer Beteiligung von über 15 Prozent ist die Bundesrepublik Deutschland über den Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) größter Einzelaktionär. Die übrigen rund 85 Prozent sind in Streubesitz. Blackrock und Norges sind mit über 5 Prozent beziehungsweise über 3 Prozent an der Commerzbank beteiligt. Andere institutionelle Investoren kommen zusammen auf rund 52 Prozent. Im Besitz von privaten Investoren befinden sich etwa 25 Prozent der Commerzbank-Aktien (Stand: August 2023).

Vorstand und Aufsichtsrat

Laut Satzung besteht der Vorstand der Commerzbank aus mindestens zwei Mitgliedern. Seit 2021 hat Manfred Knof den Vorsitz. Stellvertretende Vorstandsvorsitzende ist Bettina Orlopp. Des Weiteren sind Bernhard Spalt, Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, Michael Kotzbauer, Sabine Mlnarsky und Thomas Schaufler im Vorstand vertreten.

Der Aufsichtsrat der Commerzbank besteht aus 20 Personen, davon zehn Frauen und zehn Männer (Stand: Juli 2023). Er ist gleichermaßen mit Vertretern der Aktionäre und der Arbeitnehmer vertreten. Im Mai 2023 hat Jens Weidmann den Vorsitz des Gremiums übernommen.

Hauptversammlung

Die Hauptversammlung der Commerzbank findet laut Satzung am Sitz der Gesellschaft, an einem anderen deutschen Börsenplatz oder in einer deutschen Großstadt mit mehr als 250.000 Einwohnern statt. Aufgrund der globalen Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 entwickelte die Bank, wie viele andere Unternehmen, eine digitale Alternative für die Jahre 2020 bis 2023.

Mitgliedschaften

Die Commerzbank ist Mitglied im Bundesverband deutscher Banken (BdB) und im Arbeitgeberverband des privaten Bankengewerbes (AGV Banken). Zudem engagiert sie sich im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), in der American Chamber of Commerce in Germany (AmCham) und der Arab-German Chamber of Commerce and Industry (Ghorfa), im Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) und im Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft (AV).

Die Commerzbank ist Mitglied im Wirtschaftsbeirat von CDU/CSU und dem Wirtschaftsforum der SPD. Sie hält Kontakte zu allen demokratischen Parteien in Deutschland.

Geschäftstätigkeit

Privat-/Unternehmerkunden

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Innenansicht der Commerzbank-Filiale in Leipzig (2017)

Die Commerzbank ist einer der Marktführer für Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland. Sie bietet verschiedenste Produkte für den Zahlungsverkehr und den Wertpapierhandel sowie die Geldanlage und die Finanzierung sowie entsprechende Beratung über verschiedene Kanäle (on- und offline). Mit dem „kostenlosen Girokonto“ sicherte sich die Bank eine größere Zahl von Kunden. Das Angebot wird bis heute fortgeführt. In Partnerschaft mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) werden etwa Immobilien- und Unternehmenskredite realisiert.

In Deutschland tritt die Commerzbank für Privatkunden zusätzlich unter der Marke Comdirect als reine Direktbank auf, in Polen, Tschechien und der Slowakei mit der Tochtergesellschaft mBank.

Firmenkunden

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Eingangsbereich der Commerzbank in Singapur

Die Commerzbank bietet Firmenkunden eine Vielzahl von Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen. Dazu gehören klassische Produkte wie Konten, Kredite und Zahlungsverkehr. Darüber hinaus werden Unternehmen bei der Strukturierung von Kapitalmaßnahmen unterstützt, etwa der Ausgabe von Aktien und Anleihen.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist das internationale Geschäft. Die Bank bietet Dienstleistungen für deutsche und internationale Unternehmen. Ein Beispiel dafür sind das Devisengeschäft und Lösungen für das Risikomanagement. Die Commerzbank finanziert rund ein Drittel des deutschen Außenhandels. Sie ist damit führend unter den deutschen Großbanken.

Standorte

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Altes Commerzbank Hochhaus in Frankfurt am Main (1974)
Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Commerzbank Tower, aktueller Hauptsitz des Konzerns (2010)

In Frankfurt am Main befinden sich der Hauptsitz und wesentliche Stabsbereiche des Konzerns. Diese verteilen sich größtenteils auf den Commerzbank-Tower (unter anderem Sitz von Vorstand und Aufsichtsrat) in der Innenstadt und das Dienstleistungszentrum (unter anderem für Informationstechnik) an der Mainzer Landstraße sowie einigen weiteren Gebäuden außerhalb der Stadtmitte.

Der Neubau des Commerzbank-Towers in den 1990er-Jahren ersetzte das bereits 1974 errichtete „Zwei-Scheiben-Haus“. Seit 1998 gibt es eine Repräsentanz am Pariser Platz in Berlin in unmittelbarer Nachbarschaft zum Reichstag und dem Kanzleramt, seit 1992 außerdem ein Verbindungsbüro in Brüssel.

Mit rund 400 Filialen betreibt die Commerzbank ein deutschlandweites Filialnetz. Dabei gibt es sowohl größere als auch kleinere Standorte, die ein diversifiziertes Angebot aufweisen. Persönlicher Kontakt und die Beratung stehen an allen Standorten im Mittelpunkt. Ergänzt wird das Filialnetz vom Beratungscenter, das deutschlandweit an zwölf Standorten aktiv ist. Dort stehen den Kunden qualifizierte Berater am Telefon, per E-Mail oder im Video-Chat auch abends und am Wochenende zur Verfügung. Die Prozesse zwischen dem App- und Online-Banking sowie den Filialen sind weitgehend verzahnt.

Marke

Die ersten Logos der Bank bestanden aus den Kürzeln CDB für Commerz- und Disconto-Bank (vor 1920) und CPB für Commerz- und Privat-Bank (1920 bis 1940). Die Buchstaben wurden miteinander verflochten und häufig von einem Kreis umschlossen, auf dem der Name der Bank stand. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Siegelmarken mit roten und schwarzen CPU-Emblemen benutzt, um Briefumschläge zu verschließen. Ab den 1920er-Jahren wurden sie in den allgemeinen Unternehmensauftritt integriert.

Nachdem 1940 die neue Firma Commerzbank Aktiengesellschaft angenommen worden ist, wurde als Logo ein „C“ mit seitlichen Merkurflügeln eingeführt, das bis in die 1970er-Jahre in Gebrauch war. So wurde die hanseatische Herkunft der Bank und der Zweck ihrer Gründung betont: die Finanzierung des Handels insbesondere im Dienste mittelständischer Unternehmen.

1972 führte die Commerzbank das dynamische „Quatre Vents“-Logo (vents, französisch für Windrichtung) ein. Es besteht aus vier Winkeln mit abgerundeten Ecken, die halbrund nach innen auf einen Kreis ausgerichtet sind. Diese sind einer stilisierten Windrose nachempfunden.

2009 stellte die Commerzbank ihr neues Logo nach Übernahme der Dresdner Bank vor, bestehend aus dem Namen Commerzbank in einer neuen Schrifttype, der Farbe Gelb und dem dreidimensionalen Band, das die Bildmarke der Dresdner Bank aufgreift. Sie warb mit dem Slogan „Gemeinsam mehr erreichen.“

Mit dem Claim „Die Bank an Ihrer Seite“ richtet die Bank ihr Handeln seit 2012 am Kundeninteresse und an der Kundenzufriedenheit aus. Im April 2023 startete die Bank eine breit angelegte Marken-kampagne unter dem Motto „Keine Zeit für aber. Zeit was zu bewegen.“ Mit dieser Kampagne appelliert die Commerzbank an Menschen und Unternehmer, den vielfältigen nationalen und globalen Her-ausforderungen mit Mut, Verantwortung und Gestaltungswillen zu begegnen.

Engagement

Stiftungen

1970 gründete die Commerzbank die gemeinnützige Commerzbank-Stiftung. Als selbstständige Stiftung des bürgerlichen Rechts verfolgt sie das Ziel, das gesellschaftliche Engagement der Commerzbank zu fördern und zu unterstützen. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Soziales. Die Commerzbank Stiftung unterstützt benachteiligte Menschen, etwa bei der beruflichen Integration. Außerdem fördert sie zeitgenössische Kunst.

Neben den Sozialstiftungen für Mitarbeiter ist die Commerzbank eng verbunden mit der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler wie auch mit der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank.

Frauenfußball

Commerzbank: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftstätigkeit 
Außenansicht der ehemaligen Commerzbank Arena

Die Commerzbank ist seit 2008 Partner des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Bis 2021 war sie Partner der Männer-Nationalmannschaft, seitdem fokussiert die Bank sich auf die Nationalmannschaft der Frauen. Vom 1. Juli 2005 bis zum 30. Juni 2020 hielt die Commerzbank die Namensrechte am heutigen Deutsche Bank Park (ehemals Commerzbank Arena).

Zur Fußballweltmeisterschaft der Frauen im Jahr 2019 produzierte die Commerzbank eine Werbekampagne mit der Nationalmannschaft. Mit einem provokanten Motto („Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze.“) fand der Werbespot national wie international hohe Beachtung.

Klima und Umwelt

Die Commerzbank unterstützt das im Übereinkommen von Paris definierte Ziel, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Bereits 2006 hat die Bank den Global Compact der Vereinten Nationen unterschrieben. Das Institut gehört zudem zu den ersten Unterzeichnern der 2019 entwickelten Principles for Responsible Banking.

In den 1980er-Jahren begann die Commerzbank, Projekte im Bereich erneuerbarer Energien zu finanzieren. In den folgenden Jahren wurde das Engagement schrittweise ausgeweitet. Daneben begibt die Commerzbank nachhaltige Anleihen, sogenannte Green Bonds. Bis Juni 2022 legte die Commerzbank drei eigene Green Bonds mit einem Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro auf.

Um ihre Portfolios in Richtung der Emissionsfreiheit zu steuern, setzt die Commerzbank auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Methoden der Science Based Targets Initiative (SBTi), der die Bank im Jahr 2022 beigetreten ist. Im Jahr 2023 wurden die Reduktionszwischenziele für 2030 validiert. Damit ist die Commerzbank die erste deutsche Bank mit dem entsprechenden Prüfsiegel.

Auf nationaler Ebene unterstützt die Commerzbank den Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und hat die Klimavereinbarung des Deutschen Finanzsektors unterzeichnet. Die Bank hat ein betriebliches Umweltmanagement etabliert, das auf die Reduzierung der direkten und indirekten Treibhausgasemissionen abzielt. In Deutschland wird seit 2013 ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien verwendet.

Kritik und Kontroversen

Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung

Im Februar 2015 durchsuchten Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft die Zentrale der Commerzbank wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit der Luxemburger Tochtergesellschaft Commerzbank International sowie dem panamaischen Rechtsdienstleistungsunternehmen Mossack Fonseca.

Das Amtsgericht Köln verhängte ein Bußgeld von 17,1 Millionen Euro gegen die Tochtergesellschaft. Der Vorwurf lautete, sie habe ihren Kunden in der Vergangenheit ermöglicht, Einkünfte der Besteuerung zu entziehen. Die Commerzbank führte eine interne Untersuchung bei der Tochtergesellschaft durch und kooperierte mit den Behörden.

Dividendenstripping

Die Commerzbank sah sich mehrfach Vorwürfen ausgesetzt, Kunden beim Dividendenstripping unterstützt zu haben. Solche Geschäfte sind häufig durch die Erlangung von Steuervorteilen motiviert. Dabei wird generell zwischen dem Handel von Aktien mit Dividendenanspruch (Cum-Cum) und ohne Dividendenanspruch (Cum-Ex) in zeitlicher Nähe zum Dividendenstichtag unterschieden. Anders als bei Cum-Ex-Geschäften, die zu einer mehrfachen Steuererstattung geführt haben, ist in Deutschland bislang (Stand: Juli 2023) noch nicht entschieden, welche Cum-Cum-Transaktionen steuerlich an- oder aberkannt werden. Ebenfalls diskutiert wird die strafrechtliche Behandlung bestimmter Cum-Cum-Geschäfte.

2016 veröffentlichte ein Rechercheverbund eine Analyse zu Cum-Cum-Geschäften, in die auch die Commerzbank involviert war. Im selben Jahr entschied sich die Bank, keine steuerlich motivierten Cum-Cum-Transaktionen mehr durchzuführen, da diese gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert sind. Im Jahr 2017 wurden Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und in 2019 Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit Cum-Ex-Transaktionen bekannt.

Zusammenarbeit mit Rüstungsherstellern

2008 verabschiedete die Commerzbank eine verbindliche Richtlinie zu Rüstungsgeschäften. Sie wurde 2023 weiterentwickelt und bezieht sich inhaltlich auf Positionen der Bundesregierung, der Europäischen Union, der Vereinten Nationen, anderer internationaler Abkommen sowie verschiedener Nichtregierungsorganisationen. Die Richtlinie formuliert klare Ausschlüsse und Grenzen, beispielsweise im Hinblick auf autonome Waffensysteme. Die Commerzbank finanziert nach wie vor keine Rüstungsgeschäfte in Konflikt- und Spannungsgebiete oder mit Bezug zu kontroversen Waffen. Geschäftsbeziehungen zu Rüstungsunternehmen, die verbotene und geächtete Waffen herstellen, schließt die Bank ebenso aus wie neue Geschäftsbeziehungen zu Rüstungsunternehmen, die Phosphorbomben oder andere Waffensysteme mit weißem Phosphor herstellen.

Beobachter kritisieren, dass die Commerzbank etwa Rheinmetall, Thyssenkrupp und Krauss-Maffei Wegmann als Kunden hat, die Waffen in Konflikt- und Spannungsgebiete lieferten.

Kreditvergabe an Kohleindustrie

Im Jahr 2016 verabschiedete die Commerzbank eine verbindliche Richtlinie zu Finanzierungen im Bereich Kohle. Diese wurde 2022 zu einer Richtlinie für Geschäfte und Kundenbeziehungen mit Bezug zu fossilen Brennstoffen weiterentwickelt und reguliert nun Geschäfte und Geschäftsbeziehungen mit Bezug zu Kohle, Öl und Gas. Es werden klare Ausschlüsse und Beschränkungen formuliert.

Die Richtlinien zur Einschränkung der Finanzierung der Kohleindustrie werden generell als nicht ausreichend erachtet. Beobachter werfen der Commerzbank vor, die eigenen Ansprüche zu verfehlen. Die Bank befinde sich regelmäßig unter den größten Geldgebern der globalen Industrie. Diese Einschätzung basiert auf Zahlen aus den Jahren 2019 bis 2021. Konkrete Beispiele sind Kredite an Anglo American.

Geschäfte in Belarus

Im Rahmen der Proteste in Belarus 2020 und deren gewaltsame Niederschlagung erhielt die Commerzbank und andere Unternehmen Briefe von Vertretern der belarussischen Diaspora in Deutschland. Diese forderten, die Zusammenarbeit mit staatlichen Unternehmen in Belarus und der Regierung des Diktators Alexander Lukaschenko zu beenden. Ein Beispiel hierfür ist die Lieferung von Gasturbinen des schwedischen Unternehmens Siemens Industrial Turbomachinery an das belarussische Staatsunternehmen Brestenergo.

Die Commerzbank argumentierte, ihr Geschäft in Belarus würde der Absicherung und Finanzierung von deutschen und europäischen Exporten ins Land dienen. Sämtliche Geschäfte in diesem Bereich würden einer restriktiven Einzelfallprüfung unterzogen. Zudem betreibe die Commerzbank selbst keine Geschäfte in Belarus, sondern konzentriere sich auf die Finanzierung deutscher Exporte in dieses Land.

Bekämpfung von Geldwäsche

2012 forderte das US-amerikanische Federal Reserve Board (FRB), das ausländische Bankgeschäfte in den Vereinigten Staaten reguliert, von der Commerzbank und der Filiale New York, Mängel in ihrem Compliance-Programm und Prozessen zur Bekämpfung der Geldwäsche zu beheben. Die Durchsetzungmaßnahmen sind mittlerweile aufgehoben.

2015 musste die Commerzbank eine Milliardenstrafe in den Vereinigten Staaten zahlen. Anlass waren unter anderem Mängel in der Bekämpfung von Geldwäsche, die im Zusammenhang mit dem Betrug um den japanischen Olympus-Konzern offenbart wurden.

Im Juni 2020 verhängte die britische Finanzmarktaufsicht FCA eine Strafe von 38 Millionen Pfund (42 Millionen Euro) gegen die Commerzbank. Grund waren erneut Mängel in der Bekämpfung von Geldwäsche. Nach Ansicht der Behörde habe es die Commerzbank versäumt, effektive Schritte zu unternehmen, um die Mängel zu beheben.

Literatur

  • Detlef Krause: Commerzbank 1870–2010. Eine Zeitreise: Fakten und Bilder. Eugen-Gutmann-Gesellschaft, Dresden / Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-9812511-4-2.
  • Dieter Ziegler, Friederike Sattler, Stephan Paul: Hundertfünfzig Jahre Commerzbank 1870-2020. Siedler, München 2020, ISBN 978-3-8275-0134-9.
Commons: Commerzbank – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

50° 6′ 38,7″ N, 8° 40′ 29,7″ O

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