Brenntag: Deutscher Chemiedistributor

Die Brenntag SE ist die Konzernobergesellschaft der Brenntag-Gruppe mit Sitz in Essen.

Brenntag SE

Brenntag: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftsbereiche
Logo
Rechtsform Europäische Gesellschaft
ISIN DE000A1DAHH0
Gründung 1874
Sitz Essen, DeutschlandBrenntag: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftsbereiche Deutschland
Leitung
  • Kristin Neumann
  • Ewout van Jarwaarde
  • Michael Friede
  • Richard Ridinger, (AR-Vors.)
Mitarbeiterzahl 17.540
Umsatz 19,4 Mrd. Euro
Branche Chemie
Website www.brenntag.com
Stand: 31. Dezember 2022
Brenntag: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftsbereiche
Brenntag-Hauptsitz in Essen (2022)

Das Unternehmen gilt als Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen. Der Konzern ist mit insgesamt rund 600 Standorten in 72 Ländern vertreten.

Geschichte

Gründung

Brenntag: Geschichte, Unternehmensstruktur, Geschäftsbereiche 
Logo bis November 2022

Brenntag wurde 1874 von Philipp Mühsam in Berlin als Eiergroßhandel gegründet. Einen Nebenverdienst erwirtschaftete sich die Firma damals außerdem mit dem Medikamentenhandel, bevor sie 1912 mit dem Verkauf von Chemikalien begann.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

In der NS-Zeit emigrierte die Familie Mühsam in die USA, um der Arisierung zu entgehen. Aus diesem Grund verkaufte sie ihre Firma „Brennstoff-Chemikalien und Transport AG“ 1937 an den Unternehmer Hugo Stinnes. 1938 veranlasste dieser die Umbenennung des Unternehmens in „Brenntag“ und verlegte 1943 den Hauptsitz von Berlin nach Mülheim an der Ruhr, den Sitz der Stinnes AG.

1950 weitete Brenntag seine Warenlagerkapazitäten aus und erweiterte die Produktlinie um anorganische und organische Chemikalien, Lösungsmittel, Kunststoffe, Harze und Spezialchemikalien. In den darauffolgenden Jahren vertrieb Brenntag auch Treibstoffe (Vergaserkraftstoffe, Dieselöl und Heizöl) der Ruhrbau GmbH, die ebenfalls ein Unternehmen von Hugo Stinnes war.

Expansion ins Ausland und Übernahme

1969 akquirierte Brenntag sein erstes Unternehmen, die Firma Balder aus Belgien. Die Expansion in die USA erfolgte 1970. Daraufhin wurde das Geschäft dort durch Übernahmen immer weiter ausgebaut. In den 1980er Jahren übernahm Brenntag u. a. die amerikanischen Distributionsunternehmen Western Chemical (1980), Textile Chemical (1981) und Delta (1986). 1989 übernahm Brenntag die Unternehmen Crown und PB&S Chemicals. Außerdem wurden auch einige europäische Unternehmen erworben. Hierzu gehörte u. a. das niederländische Unternehmen Holland Chemical International N.V., das Brenntag im Jahr 2000 erwarb.

2003 übernahm die Deutsche Bahn die Stinnes AG mitsamt Brenntag. Schon ein Jahr später kam mit dem US-Private-Equity-Unternehmen Bain Capital ein neuer Eigentümer, 2006 reichte Bain Brenntag an BC Partners weiter. Brenntag war bis Ende 2003 schon einmal eine Aktiengesellschaft, bis Bain Capital sie in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umwandelte.

Börsengang und Akquisition

Am 21. Juni 2010 wurde Brenntag in den MDAX aufgenommen. Das Unternehmen kaufte im Laufe der Jahre viele Firmen zu, 99 Firmen seit 2007, in den Jahren 2007 bis 2010 waren es 24. Seit 2008 ist Brenntag auch im asiatischen Raum aktiv, wo sie noch im selben Jahr das indische Unternehmen Rhodia in Mumbai erwarb. 2010 kaufte die Gruppe u. a. den Chemiehändler EAC Industrial Ingredients in Bangkok, mit dem Brenntag seine Position in der Region Asien/Pazifik erweiterte. Im Jahr 2001 gründete Brenntag ein Joint Venture mit Zhong Yung International Chemical Ltd. in China und erwarb 2016 den Distributeur EPChem Group in Singapur. 2021 kaufte Brenntag außerdem JM Swank und Matrix Chemical in den USA. Mit dem Kauf von JM Swank übernahm Brenntag einen großen Lebensmitteldistributor in Nordamerika und konnte so sein Sortiment an Lebensmittelinhaltsstoffen stark erweitern.

Weil Brenntag in der bisherigen Zentrale am Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim an der Ruhr keine Expansionsmöglichkeiten mehr hatte, bezog das Unternehmen 2017 das „House of Elements“ in Essen-Rüttenscheid als neuen Hauptsitz. 2018 führte sie außerdem ihre neue Marke „Brenntag Food & Nutrition“ ein, unter der sie Inhaltsstoffe für die Lebensmittelindustrie vertreibt.

2021 wurde Brenntag von einer deutschen Aktiengesellschaft (AG) in eine europäische (Societas Europaea, SE) umgewandelt. Zum 20. September 2021 wurde das Unternehmen im Zuge einer Indexreform und der Erweiterung von 30 auf 40 Unternehmen in den DAX aufgenommen.

Unternehmensstruktur

Aktionärsstruktur

(Stand: Januar 2024): Gemäß der Definition der Deutschen Börse befinden sich 100 % der Brenntag-Aktien in Streubesitz.

Geschäftsmodell

Brenntag kauft in großen Mengen Industrie- und Spezialchemikalien von Herstellern ein, kommissioniert diese in bedarfsgerechte Mengen und Größen und verkauft sie an seine Kunden weiter. Dabei versteht sich das Unternehmen als Bindeglied zwischen den Chemieproduzenten und der weiterverarbeitenden Industrie.

Für seine Kunden übernimmt Brenntag außerdem die Beschaffung, Lagerung und Lieferung benötigter Grundstoffe im Rahmen einer abgestimmten, prozessorientierten Lieferkette sowie verschiedene Prozesse wie etwa das Mischen von Rohstoffen oder das Verpacken oder Umpacken.

Geschäftsbereiche

Brenntag ist seit 2021 in zwei globale Geschäftsbereiche gegliedert. Brenntag Essentials liefert auf lokaler Ebene Prozesschemikalien für breite Anwendungsbereiche, während Brenntag Specialties sich auf Inhaltsstoffe und Dienstleistungen für ausgewählte Fokusindustrien wie Pharma und Ernährung konzentriert.

Zu den wichtigsten Branchen von Brenntag gehören Nahrungsmittel, Pharma, Kosmetik, Öl und Gas, sowie Trinkwasseraufbereitung.

Der Produktkatalog von Brenntag umfasst über 10.000 Positionen von Säuren, Laugen und Lösungsmitteln bis hin zu Substanzen für die Ernährungs-, Kosmetik-, Futtermittel- und Pharmaindustrie. Das Unternehmen entwickelt und liefert auch Aromastoffe für vegane Wurst oder Spirituosen.

Kontroversen

Im Rahmen des PIP-Skandals um Brustimplantate mit nicht für medizinische Anwendungen vorgesehenem Silikon wurde bekannt, dass Brenntag das betreffende Material „Baysilone“ vom Hersteller Momentive Performance Materials an das französische Unternehmen Poly Implant Prothese (PIP) geliefert hatte. Dieses Silikonöl ist ein Standardprodukt, das in vielen verschiedenen industriellen Anwendungsbereichen eingesetzt wird. Beispielsweise dient das Silikonöl in Produktionsprozessen als Trennmittel, in der Körperpflegebranche wird es bei Shampoos und Hautcremes verwendet, und in der Bauindustrie kommt es in Dichtungsmassen zum Einsatz. Nach eigenen Angaben soll Brenntag allerdings darauf hingewiesen haben, dass die Produkte ausschließlich für industrielle Zwecke und Körperpflegeprodukte genutzt werden dürften.

Kritik an Brenntag kam 2017 und erneut 2021 auf, da es Chemikalien nach Syrien lieferte. Dabei geht es um die Lieferung von Grundstoffen für Schmerzmitteltabletten an die syrische Firma MPI durch die in der Schweiz ansässige Brenntag-Tochter. Es halten sich die Vermutungen, dass aus den gelieferten Stoffen Chemiewaffen wie Sarin hergestellt worden sein könnten. Brenntag dementierte allerdings wiederholt eine Verletzung der EU-Exportbeschränkungen. Die Duisburger Staatsanwaltschaft stellte im August 2019 die Ermittlungen gegen Brenntag ein.

Einzelnachweise

Tags:

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