Deutsche Zeitschrift Bravo: Jugendzeitschrift

Die Bravo (Eigenschreibweise: BRAVO) ist ein Jugendmagazin der Bauer Media Group.

Die verkaufte Auflage beträgt 51.926 Exemplare, ein Minus von 94,6 Prozent seit 1998.

Bravo

Deutsche Zeitschrift Bravo: Geschichte, Zielgruppe und klassische Rubriken, Auflage
Beschreibung Jugendmagazin
Sprache Deutsch
Verlag Bauer Media Group (Deutschland)
Hauptsitz Hamburg
Erstausgabe 26. August 1956
Erscheinungsweise monatlich
Verkaufte Auflage 51.926 Exemplare
(IVW 4/2023)
Verbreitete Auflage 57.249 Exemplare
(IVW 4/2023)
Weblink bravo.de
ISSN (Print)

Geschichte

Erfinder der Zeitschrift waren der Journalist Peter Boenisch und der Verleger Helmut Kindler. Sie erschien erstmals am 26. August 1956 mit dem Untertitel „Die Zeitschrift für Film und Fernsehen“ im Münchener Verlag Kindler & Schiermeyer. Die Startauflage betrug 30.000 Exemplare und der Verkaufspreis 50 Pfennig (heute inflationsbereinigt etwa 1,45 €). Auf der ersten Titelseite war Marilyn Monroe abgebildet. Das Heft 13/57 erschien am 31. März 1957 mit dem neuen Untertitel Die Zeitschrift mit dem jungen Herzen und dem Zusatz Film, Fernsehen, Schlager. Ab Heft 34/57 vom 13. August 1957 mit einer Auflage von 200.000 Exemplaren gab es keine Untertitel mehr. Bis Mitte 1959 stieg die Auflage auf 523.000 Exemplare. Im April 1967 wurde Bravo mit OK vereinigt und für kurze Zeit unter dem Titel Bravo/OK geführt. Im August 1968 übernahm der Bauer-Verlag die Zeitschrift vom Verlag Kindler & Schiermeyer, inzwischen eine Tochtergesellschaft für Zeitschriften des Springer-Verlags, nach dem Bericht der Günther-Kommission.

Die verkaufte Auflage überschritt im ersten Quartal 1966 erstmals die Millionengrenze und erreichte im ersten Quartal 1991 mit 1,58 Millionen Exemplaren ihren Höchststand. Im April 2014 wurde im Zuge von Sparmaßnahmen Jutta Stiehler, die langjährige Leiterin des Dr.-Sommer-Teams, nach 16 Jahren bei Bravo entlassen, ebenso Christina Bigl, die Leiterin der Bravo-Fotoredaktion. Im Januar 2015 wurde die Erscheinungsfrequenz von wöchentlich auf zweiwöchentlich umgestellt und im Januar 2020 von zweiwöchentlich auf monatlich. Seit der Auflösung der Münchener Redaktion zum 1. Januar 2021 werden die Inhalte vom Kölner Redaktionsbüro Wipperfürth bezogen.

Zielgruppe und klassische Rubriken

Die Bravo behandelt Themen, die vornehmlich Jugendliche interessieren, darunter aktuelle Informationen über Stars aus Musik und Fernsehen. Daneben betreibt sie (Stand 2013) auch intensiv Beziehungs- und Sexualberatung (Ratgeberjournalismus).

Marie Louise Fischer (damals Erfolgsautorin einiger Liebesromane) gab von 1964 bis 1969 (unter den Pseudonymen Dr. Christoph Vollmer und Dr. Kirsten Lindstroem) erste Ratschläge in Beziehungsfragen; z. B. schrieb sie die Serien Knigge für Verliebte und Liebe ohne Geheimnis.

Ab dem 20. Oktober 1969 beantwortete Martin Goldstein (Arzt, Psychotherapeut und Religionslehrer) unter dem (von der Redaktion erdachten) Pseudonym Dr. Jochen Sommer Fragen der Jugendlichen rund um deren Sexualität. Goldstein hatte sich mit der Publikation Anders als bei Schmetterlingen als Jugend-Aufklärer einen Namen gemacht (auch weil er bis dato tabuisiertes Vokabular wie Glied oder Scheide verwendete). Für die speziell sexuellen Fragen schrieb er später als Dr. Alexander Korff, während Dr. Sommer sich überwiegend psychologischen Problemen widmete. 1984 beendete er seine Tätigkeit als Dr. Sommer. 1986 übernahm Diplom-Sozialpädagogin Margit Tetz die Leitung des Dr.-Sommer-Teams.

Seit Beginn der 1970er Jahre beantwortet ein Team Fragen der Leser. Dabei betont die Redaktion, dass in diesem Dr.-Sommer-Team weiterhin Experten arbeiten, zum Beispiel Gynäkologen, Kinder- und Jugendärzte und Jugendpsychologen. In der Hochphase gingen bei Bravo wöchentlich zwischen 3000 und 5000 Briefe zu Fragen der Pubertät und Sexualität ein, in den 1990er-Jahren waren es an die 250 pro Tag, im Jahr 2006 waren es noch etwa 400 pro Woche. Ziel des Teams ist es, jeden Brief zu beantworten.

Neben der Rubrik des Dr.-Sommer-Teams war der sogenannte Bravo-Starschnitt eine frühe Erfindung der Bravo. Bei diesem konnte man (wie bei einem Puzzle) die von Heft zu Heft erscheinenden einzeln auszuschneidenden Teile eines Posters zusammenfügen und so ein Bild des Stars in Lebensgröße erhalten – ein Mittel zur Leserbindung. Die erste Starschnitt-Aktion fand 1959 statt und war ein Poster von Brigitte Bardot.

Auffallend an der Sprache der Bravo erscheinen relativ viele Anglizismen und Denglisch-Begriffe. Diese Entwicklung begann schon Mitte der 1980er Jahre.

Bravo war – vor allem in den 1970er und 1980er Jahren – prägend und stilbildend für viele Jahrgänge von Jugendlichen. Das Heft wurde an einigen Schulen von vielen Lehrern verrissen oder konfisziert. Viele heutige Erwachsene verdanken ihre sexuelle Aufklärung fast vollständig den Artikeln des Dr.-Sommer-Teams, die sie damals lasen.

74 Prozent der Bravo-Leser sind 12–19 Jahre alt, 58 Prozent sind weiblich.

Auflage

Die Bravo gehört zu den deutschen Zeitschriften mit den größten Auflagenverlusten der vergangenen Jahre. Die verkaufte Auflage ist seit 1998 um 94,6 Prozent gesunken. Sie beträgt gegenwärtig 51.926 Exemplare. Das entspricht einem Rückgang von 917.755 Stück. Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage liegt bei 21,8 Prozent.

Entwicklung der verkauften AuflageDie Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.

    Die Erscheinungsfrequenz wurde im Januar 2015 von wöchentlich auf zweiwöchentlich umgestellt und im Januar 2020 von zweiwöchentlich auf monatlich.

Kontroversen

1972 wurden zwei Ausgaben mit Artikeln zum Thema Selbstbefriedigung indiziert; sie wurden als jugendgefährdend eingestuft.

Die meisten Indizierungen der Zeitschrift geschahen im Zuge der Behandlung des Themas Sexualität. Doch in den 1990er Jahren kamen weitere Sachverhalte hinzu. So wurde beispielsweise die Ausgabe Nr. 21 vom 18. Mai 1995 indiziert, weil u. a. in dem Artikel Love & Sex Report ’95, „sich eine 13jährige nackt ablichten und ausfragen läßt“. Eine weitere Indizierung einer Bravo aus dem Jahr 1994 mit dem Fotoroman Im Bann des Teufels (über eine rituelle Vergewaltigung durch Satanisten) scheiterte knapp.

Im Jahr 1996 wurden die Ausgabe 8 vom 15. Februar wegen eines zweiseitigen Konzert-Berichts über die amerikanische Heavy-Metal-Band Gwar, der Fotografien ihrer gewaltverherrlichenden Bühnenshow mit Monster-Kostümen und Kunstblut umfasst, und die Ausgabe 11 vom 7. März aufgrund eines pornographischen Liedtextes indiziert.

In die Kritik kam Bravo durch die Werbekooperation Jobattacke mit der Bundesagentur für Arbeit. Der Deutsche Presserat sprach im März 2010 öffentlich eine Rüge aus. Bravo hatte in der als redaktionell gestalteten Rubrik an keiner Stelle kenntlich gemacht, dass es sich um Werbung der Bundesagentur handelte. Der Bundesrechnungshof rügte den Werbevertrag der Bundesagentur mit Bravo wegen seiner Intransparenz.

Im März 2017 erhielt die Bravo wegen mehrerer Schleichwerbeverstöße auf Instagram gleich zwei Rügen vom Deutschen Presserat. Ebenfalls im März 2017 stand die Bravo erneut in der Kritik, als das Recherchenetzwerk Correctiv aufdeckte, dass ein Bravo-Redakteur nebenberuflich für den Sänger Wincent Weiss Managementaufgaben übernahm.

Ein ehemaliges Modell erzählte zwei Interviewerinnen, dass es nicht wusste, dass sein Nacktbild vom Fotografen an Bravo verkauft werden sollte, um es in That's Me! zu veröffentlichen.

Ableger

Zeitschriften

  • Bravo Girl war eine von 1988 bis 2023 erscheinende Zeitschrift für Mädchen.
  • Bravo Sport ist eine 1994 gestartete Sportzeitschrift.
  • Bravo Screenfun war eine von 1997 bis 2009 erscheinende Zeitschrift über Computer- und Videospiele.
  • Bravo Hiphop Special war eine von 2005 bis 2012 erscheinende Zeitschrift über Hiphop.
  • Yeah! (Sonderheft).

Website

Am 18. April 2001 wurde die redaktionell unabhängige Website Bravo.de gestartet. Am 17. August 2010 fand ein umfassender Relaunch statt.

Fernsehsendungen

Bravo TV lief von Januar 1985 bis Dezember 1986 auf Sat.1, von Mai 1993 bis Dezember 2002 auf RTL II, von Januar 2003 bis Dezember 2004 im ZDF und von November 2005 bis Mai 2007 auf ProSieben. Im Oktober 2010 wurden vier Folgen bei schülerVZ ausgestrahlt.

Von Oktober 2005 bis Juli 2007 wurde im DSF die Sendung Bravo Sport TV gesendet.

Von 1994 bis 2010 wurde außerdem die jährlich stattfindende Bravo Super Show von RTL II, RTL bzw. ProSieben übertragen.

Bravo Hits

Seit 1992 erscheint mit den Bravo Hits eine Serie von Musik-Samplern mit aktuellen Chart-Hits.

Bravo Otto

Von der Zeitschrift wird in mehreren Kategorien der Bravo Otto verliehen, eine kleine Indianer-Statue. Optisch inspiriert ist dieser Preis von der berühmten Spielfilm-Figur Winnetou, verkörpert von Pierre Brice, der in seiner cineastischen Rolle jahrelang eng mit der Bravo verbunden war. Zu den Preisträgern gehörten bereits Pierre Brice (Winnetou), Inge Meysel mit elf Ottos, Manuela, Sandra, Joachim Fuchsberger, Creedence Clearwater Revival, Stefan Raab, David Hasselhoff, Blümchen, Britney Spears, Michael Jackson, Madonna, Mariah Carey, Leonardo DiCaprio, Boris Becker, Bro’Sis, Overground, Eminem, Christina Aguilera, Heike Makatsch, Kate Winslet, Horst Janson, Justin Bieber, Miley Cyrus, Big Time Rush, Y-Titty und viele mehr. Die meisten Ottos bisher (13 Stück) gingen an Bon Jovi, in der Rangliste gefolgt von Pierre Brice mit zwölf Ottos.

2022 wurde die Statue des Bravo Otto in ein Kid mit Basecap und Hoodie umgestaltet.

Bravo Charts

Wöchentlich wählen die Leser die Bravo Charts, die manchmal im Gegensatz zu den deutschen Media Control Singles-Charts stehen. So erreichen häufig Songs die Spitze bzw. die Top 10 der Bravo-Charts, die kommerziell weniger erfolgreich sind. Dennoch gelten diese Charts als Gradmesser für die Popularität der Künstler der jeweiligen Zeit. Einen Überblick der jeweiligen Jahre geben die Bravo-Jahrescharts.

Zum 50-jährigen Jubiläum

Im Jahr 2006 wurde zum Jubiläum ein Sammelband herausgegeben, der einen Überblick über die Sichtweise der Bravo auf die Welt in den letzten 50 Jahren bietet.

Kritischer mit der Bravo und ihrer Wirkung und Möglichkeiten setzt sich der Band 50 Jahre Bravo aus dem Archiv der Jugendkulturen auseinander, der bereits im Herbst 2005 erschien und in stark erweiterter Auflage im Dezember 2006 erneut auf den Markt kam.

Auf ProSieben wurde im Herbst 2006 die fünfteilige Reihe 50 Jahre Bravo ausgestrahlt.

Filme

  • 65 Jahre „Bravo“ – Liebe, Stars und Dr. Sommer, ZDFzeit-Dokumentation, 2021

Literatur

  • Archiv der Jugendkulturen: 50 Jahre Bravo. 2. stark erweiterte Auflage. Tilsner, Bad Tölz 2006 (Erstausgabe: 2005). ISBN 978-3-940213-34-1.
  • Erwin In het Panhuis: Aufklärung und Aufregung. 50 Jahre Schwule und Lesben in der BRAVO. Archiv der Jugendkulturen, Berlin 2010, ISBN 978-3-940213-58-7 und ISBN 978-3-940213-80-8 (E-Book)
  • Manfred Berger: Bravo: 50 Jahre Pubertätserotik und Teenie-Pop, in: Unsere Jugend, 58. Jhg. 2006, S. 341–344.
  • Manfred Berger: Bravo BRAVO! – 50 Jahre Leitmedium (?) der Jugend in: Kinder-/Jugendliteratur und Medien in Forschung, Schule und Bibliothek, 59. Jhg. 2007, S. 63–67.
  • Teddy Hoersch (Hrsg.): Bravo 1956–2006. Heyne, München 2006. ISBN 978-3-89910-307-6.
  • Joachim H. Knoll, Elke Monssen-Engberding (Hrsg.): Bravo, Sex und Zärtlichkeit. Forum-Verl. Godesberg, Mönchengladbach 2000. ISBN 3-930982-54-4.
  • Lutz Sauerteig: Die Herstellung des sexuellen und erotischen Körpers in der westdeutschen Jugendzeitschrift BRAVO in den 1960er und 1970er Jahren. In: Medizinhistorisches Journal. 42. 2007, S. 142–179.
  • Herrwerth Thommi: Partys, Pop und Petting. Die Sixties im Spiegel der BRAVO, Jonas, Marburg 1997. ISBN 3-89445-219-6.
  • Heiko Trimpel: Seelsorge bei Dr. Sommer. Religion und Religiosität in der Jugendzeitschrift BRAVO. Don Bosco, München 1997. ISBN 3-7698-1062-7.
Wiktionary: Bravo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

Tags:

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