Bischofshaus Limburg: Bischofsresidenz des Limburger Bischofs

Das Bischofshaus am Domplatz der mittelhessischen Stadt Limburg an der Lahn ist seit 2013 die Residenz des Limburger Bischofs.

Bischofshaus Limburg: Bestandteile, Rezeption, Literatur
Das Limburger Bischofshaus 2013
Bischofshaus Limburg: Bestandteile, Rezeption, Literatur
Kapelle St. Maria, Innenhof (links), Privatwohnung (hinten)

Das Grundstück des Bischofshauses wird beidseitig von historischen Stadtmauern eingefasst und grenzt unmittelbar an das Diözesanmuseum des Bistums Limburg. Der Komplex umfasst das grundsanierte Haus Staffel (die sogenannte Alte Vikarie), das ebenfalls sanierte ehemalige Domküsterhaus sowie einen Neubaukomplex.

Das am 29. Juni 2013 als Diözesanes Zentrum St. Nikolaus eingeweihte Haus war schon während seiner Errichtung Gegenstand nationaler wie internationaler Berichterstattung, da die hiermit verbundenen Kosten zentraler Bestandteil der Kontroverse um den damaligen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst waren. Die maßgeblich durch den Bischof zu verantwortenden Mehrkosten führten schließlich im März 2014 zu dessen Rücktritt. Der Nachfolger im Bischofsamt, Georg Bätzing, bezog die Bischofswohnung im Haus nicht. Sie wurde 2019 Teil des benachbarten Limburger Diözesanmuseums.

Bestandteile

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Teil der historischen Mauer und Alte Vikarie

Historische Mauern

Das Gelände ist an Nord- und Südseite von Resten der ehemaligen Stadtmauern begrenzt. Bei den Arbeiten am Diözesanen Zentrum wurden Fundamente eines Wehrturms freigelegt. Diese wurden, wie auch die Mauern, aufwändig saniert und in situ erhalten.

Alte Vikarie

Die Alte Vikarie wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet und ist seitdem bildprägend für den Domplatz. Seit 1903 im Besitz des Bistums Limburg, beherbergt sie nach der 2011 begonnenen zweijährigen Sanierung die Büros des Bischofs und seines Referenten, einen Besprechungsraum und im ausgebauten Dachstuhl einen weiteren Besprechungsraum, der auch als Archiv genutzt werden soll.

Im Zuge der Bauarbeiten wurden große Schäden an Fachwerk und Dachstuhl bekannt, die den Einbau einer Stützstruktur erforderlich machten. Dies kostete nach Angaben des Bischöflichen Ordinariats etwa 2,6 Millionen Euro, während der eigentliche Umbau knapp 1,6 Millionen Euro kostete.

Domküsterhaus

Das Domküsterhaus wurde 1903/1904 als solches im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats erbaut; es war bis 2011 zusammen mit dem gleichzeitig erbauten Dompfarrhaus das jüngste Gebäude am Domplatz. Seit der Sanierung und Integration in das Diözesane Zentrum dient das Domküsterhaus als Wohnung für zwei Ordensfrauen der Dernbacher Schwestern, die mit der Bewirtschaftung der Anlage betraut sind.

Mariengarten

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Mariengarten

Der Mariengarten, der frühere Domgarten, am unteren Hang des Dombergs wurde 2011 von den Kölner Landschaftsarchitekten Club L94 grundlegend neugestaltet. Einzusehen ist der Garten über den Hof des Bischöflichen Dommuseums. An der Mauer des Gartens befinden sich 14 Bronzetafeln mit Reliefs, die die 14 Stationen des Kreuzwegs darstellen.

Neubaukomplex

Kapelle St. Maria

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Kapelle St. Maria

Die Kapelle St. Maria ragt als einziger Neubau aus dem sonst eingeschossig gehaltenen Neubaukomplex heraus und hebt sich von außen auch durch die dunkle Fassadenbekleidung mit schwarzem Basalt von dem in helleren Farben gehaltenen Flachbau ab. Sie soll als Privatkapelle des Bischofs dienen.

Neubauten

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Brunnen im Innenhof
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Reste des Wehrturms Im Untergeschoss
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Reliquienraum

Der Haupteingang zum Bischofshaus liegt vom Domplatz aus gesehen hinter einem Vorhof zwischen Küsterhaus und Alter Vikarie. Die dem Domplatz zugewandte Eingangswand wird von einem großflächigen Bronzerelief von Thomas Duttenhoefer bedeckt. Es zeigt das Bistumswappen und vier mit dem Bistum besonders verbundene Selige bzw. Heilige. Von links nach rechts zeigt es:

Die Neubauten sind bis auf die markant herausragende Kapelle St. Maria mit den Aposteln im Abendmahlssaal gegenüber den Bestandsgebäuden flach gehalten und graben sich teilweise zwei Geschosse tief in den Fels des Domberges ein. Hinter dem Eingang ist ein Foyer. Es leitet zum zentralen Atrium über, in dem sich ein von Richard Heß gestalteter Brunnen befindet. Südlich des Atriums befinden sich Konferenzräume und westlich die Bischofswohnung. Zwischen Bischofswohnung und Kapelle liegt die Bibliothek. Im Untergeschoss des Bischofshauses sind Reste der Fundamente der Stadtmauer und eines Wehrturms in situ konserviert. Davon leitet sich die Bezeichnung „Fundamentum“ für das Begegnungszentrum im Untergeschoss ab. Unterhalb der Kapelle im Fundamentum befindet sich ein Teil der Domsakristei, in der Paramente und Reliquien aufbewahrt werden.

Kostenentwicklung

Im Juli 2013 wurde bekannt, dass das Projekt insgesamt deutlich über 10 Mio. Euro kosten werde, schon allein die Kosten für die Arbeiten am historischen Bestand des Areals (ohne die Neubauten) wurden dabei mit 9,85 Millionen Euro benannt. In einem Artikel vom 1. September 2013 schrieb Der Spiegel, vermutlich betrügen die Kosten etwa 15 bis 20 Millionen Euro. Am 7. Oktober bezifferte das Bistum die Gesamtkosten des Bauvorhabens Diözesanes Zentrum St. Nikolaus mit 31 Millionen Euro. Der Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls warf dem Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst daraufhin vor, ihn getäuscht und nicht ausreichend informiert zu haben.

Unter Berufung auf den Architekten Michael Frielinghaus berichtete die Süddeutsche Zeitung am 13. Oktober, der Bischof habe von Anfang an über die Kosten Bescheid gewusst. Die Deutsche Bischofskonferenz annoncierte am 24. Oktober 2013 die Einrichtung einer Kommission zur Prüfung der Finanzaffäre im Limburger Bistum unter der Leitung des Paderborner Weihbischofs Manfred Grothe. Der Abschlussbericht der Prüfkommission über die Baumaßnahme auf dem Domberg in Limburg mit einführenden Erläuterungen wurde am 26. März 2014 veröffentlicht.

Rezeption

Im Oktober 2013 bewertete der Architekturkritiker Rainer Haubrich das Bischofshaus als „exzellentes Beispiel zeitgenössischer Baukunst“. Abgesehen von den Baukosten sei das Gebäude „nicht protzig“, der Gestus der Architektur sogar „ausgesprochen bescheiden“. Die Architektur dränge sich „nicht in den Vordergrund“ und nehme Traditionen, Materialität und Maßstäblichkeit des historischen Ortes auf. Zweifelsfrei sei der Architekt seinem Anspruch gerecht geworden, ein Bauwerk zu schaffen, das „noch in 100 Jahren voller Würde ist“. Die Kosten von rund 30 Millionen Euro seien „nicht übertrieben“. Haubrich ist eher überrascht, „wie dieses Bauvolumen jemals auch nur auf einen einstelligen Millionenbetrag geschätzt werden konnte.“

Till Briegleb, der Architekturkritiker des Kunstmagazins art, würdigt den Gesamtplan so: „Im reduzierten Spiel mit Grundformen auf sehr beengtem Raum, mit dem schönen Hofraum und einer geglückten Umarmung denkmalgeschützter Altbauten an der Vorderfront ist den Architekten aus Friedberg im Taunus in Limburg ein absolut würdiges modernes Ensemble gelungen, das man schwerlich als Pomp bespucken kann.“

Auch Dieter Bartetzko lobte in der FAZ die spektakuläre Architektur und insbesondere die hohe Qualität des Ensembles von Michael Frielinghaus. Der Architekt habe das Evangelienwort vom Fels, auf den Christus seine Kirche bauen wollte (Mt 16,18 EU), zum Entwurfsleitbild gemacht. Das Miteinander von Neubau, Archäologischen Resten und Felsgrund sei ein „tröstliches Zeichen geschichtlicher Kontinuität“ und schaffe „generationenübergreifende Geborgenheit“. Er beschrieb die spätantike Anmutung der Reliquienaufbewahrung im Untergeschoss, die an die Katakomben Roms erinnere. Die Rettung der vom Einsturz bedrohten Alten Vikarie sei ein „Musterfall an nachhaltiger Denkmalpflege“ und das Denkmalverzeichnis Hessens spreche von diesem Limburger Gebäude als „bedeutendsten unter den dortigen spätmittelalterlichen Wohnbauten“. Das Zusammenbringen von Neu- und Altbauten sei eine Herausforderung für den Architekten gewesen, die durch „tastende Übergänge“, wie beispielsweise der respektvollen Zurückhaltung der Schauseite des Neubaus neben den beiden Altbauten geprägt sei. Bartetzko stellte Vergleiche der Kapelle, die kein privater Luxus des Bischofs, sondern fester Bestandteil jedes bischöflichen Amtssitzes sei, mit anderen zeitgenössischen Bauten her, wie der neuen Stadthalle Gent von Robbrecht & Daem, dem „Portikus“ in Frankfurt von Christoph Mäckler und dem „Quartier 65“ in Mainz von Max Dudler. Er äußerte die Befürchtung, dass die Architektur „die Hybris ihres selbstherrlichen Bauherrn büßen“ müsse. Die „hypertrophe Bischofswohnung, die für Unsummen aus dem Ausland importierten Materialien, die selbstherrlichen Umplanungen“ könne man dagegen nur ein „Denkmal eines blinden Ästhetizismus und maßloser Verschwendung nennen.“ Bartetzko bedauert, dass dafür „nun der gesamte Amtssitz büßen“ müsse.

Inzwischen wird die Wohnung vom Diözesanmuseum genutzt, was zu einem Ansturm der Besucher geführt hat. Das Schlafzimmer im Untergeschoss wird als Lager genutzt.

Literatur

Commons: Bischofshaus Limburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

50° 23′ 19,4″ N, 8° 3′ 56,2″ O

Tags:

Bischofshaus Limburg BestandteileBischofshaus Limburg RezeptionBischofshaus Limburg LiteraturBischofshaus Limburg WeblinksBischofshaus Limburg EinzelnachweiseBischofshaus LimburgBischofsresidenzDomplatz (Limburg an der Lahn)Limburg an der Lahn

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