Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021)/Vorlesung 21
- Invariantenringe
Es seieine endliche Körpererweiterung und der zugehörige Zahlbereich. Welche Besonderheiten gelten für , wenn die Körpererweiterung eine Galoiserweiterungist, wenn also die Anzahl der-Algebraautomorphismenvon mit dem Grad der Erweiterung übereinstimmt. Wir werden gleich sehen, dass die Körperautomorphismen auf Ringautomorphismen induzieren und dass daher die Galoisgruppe auch auf operiert. Dies bewirkt, dass es auf bzw. Symmetrien gibt. Wir fixieren einige Sprechweisen. Unter der Operation einer Gruppe auf einemkommutativen Ringals Gruppe von Ringautomorphismenversteht man einenGruppenhomomorphismus.
Definition
Es sei eine Gruppe,die auf einem kommutativen Ring als Gruppe von Ringautomorphismen operiert(von rechts).Dann bezeichnet man
als den Invariantenring(oderFixring)von unter der Operation von .
Dies ist eine Verallgemeinerung des aus der Galoistheorie bekannten Konzeptes eines Fixkörpers. Eineendliche Körpererweiterungist nachSatz 16.6 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019))genau danngaloissch,wenn der Fixkörper von unter der Operation der Galoisgruppe gleich ist.
Satz
Es sei einnormaler Integritätsbereichmit Quotientenkörper und seieineGaloiserweiterung.Es sei derganze Abschlussvon in .
Dann operiert dieGaloisgruppeauf mit Invariantenring.
Beweis
Es seiund.Es sei
eineGanzheitsgleichungfür über . Dann ist
und somit erfüllt auch eine Ganzheitsgleichung über , also.Deshalb lässt sich zu einer Abbildung von nach einschränken.
Die Gleichheit ist klar, da als normal vorausgesetzt wird. Deshalb ist
die umgekehrte Inklusionist klar.
Korollar
Es seieineGaloiserweiterungunddie zugehörige Erweiterung der Zahlbereiche.
Dann operiert die Galoisgruppe auf mitInvariantenring.
Beweis
Dies folgt direkt ausSatz 21.2.
Beispiel
Einequadratische Körpererweiterungmit einer quadratfreien ganzen Zahlist stets eine Galoiserweiterung,wobei die Galoisgruppe neben der Identität aus der Konjugation besteht. Diese Konjugation wirkt nachSatz 21.2oder direkt nachAufgabe 9.3undAufgabe 9.5auch auf dem zugehörigen quadratischen Zahlbereich,mit als Invriantenring.
Wir beschreiben nun generell Eigenschaften von Invariantenringen zu einer Operation einer endlichen Gruppe.
Proposition
Es sei eine Gruppe,die auf einem Integritätsbereich als Gruppe vonRingautomorphismenoperiere. Dann gelten folgende Eigenschaften.
- DerInvariantenring ist ein Integritätsbereich.
- Die Operation induziert eine Operation von auf dem Quotientenkörper als Gruppe vonKörperautomorphismen.
- Es ist.
- Es ist
Beweis
(1) ist wegenklar.
(2). Es seiderQuotientenkörpervon . Zu jedemsetzt sich derRingautomorphismusaufgrund der universellen Eigenschaft der Nenneraufnahmezu einemKörperautomorphismus fort.
(3). Ein Element aus dem Quotientenkörper hat die Form mit invarianten Elementen.Es ist also insbesondere invariant unter der induzierten Operation auf . Daher gilt .
(4). Die Inklusion ist direkt klar. Die andere Inklusion ergibt sich, da die Operation von auf eingeschränkt auf die ursprüngliche Operation ist. Wenn alsoist und aufgefasst in invariant ist, so ist es überhaupt invariant.
Bei einer endlichen Gruppe gilt inProposition 21.5 (3)sogar Gleichheit, wie die folgende Aussage zeigt.
Lemma
Es sei eineendliche Gruppe, die auf einemIntegritätsbereich als Gruppe vonRingautomorphismen operiere.
Dann ist
Beweis
Die Inklusiongiltnach Proposition 21.5 (3)für jede Gruppe. Zum Beweis der Umkehrung seien, ,mitgegeben. Wir betrachten
Dann gelten in die Identitäten
Nach Voraussetzung ist der Bruch und in dieser Darstellung offenbar auch der Nenner(sieheAufgabe 21.7)invariant. Also muss auch der Zähler invariant sein und somit ist.
Lemma
Es sei einkommutativer Ring,auf dem eineendliche Gruppe durchRingautomorphismenoperiere.
Dann isteine ganze Erweiterung.
Beweis
Zubetrachten wir das Produkt
Die Koeffizienten dieses Polynoms gehören zumInvariantenring. Ferner ist normiert und es ist(da jaein Linearfaktor ist).Somit liefert eine Ganzheitsgleichungfür über und daher istganz.
- Invariantenring und Quotientenraum
Es sei ein kommutativer Ring, eine endliche Gruppe, die auf als Gruppe von Ringautomorphismen und damit nachProposition 5.1auch aufals Gruppe von Homöomorphismenoperiere. Dann hat man einerseits den topologischen Quotienten und andererseits den Invariantenring und damit dessen Spektrum . Der topologische Quotient ist einfach der Bahnenraumversehen mit derBildtopologie.Wir zeigen nach einigen Vorbereitungen, dass diese zwei geometrischen Objekte gleich sind, also dass
gilt. Dabei werden wir zeigen, dass die Spektrumsabbildung
(die zur Inklusiongehört)die Eigenschaften eines topologischen Quotienten erfüllt.
Korollar
Es sei einkommutativer Ring, auf dem eineendliche Gruppe durchRingautomorphismen operiere.
Dann ist die Spektrumsabbildung
Insbesondere trägt dieBildtopologieunter dieser Abbildung.
Beweis
Dies folgt ausLemma 21.7und ausSatz Anhang 5.3.
Lemma
Es sei einkommutativer Ring,auf dem eineendliche Gruppe durchRingautomorphismenoperiere und es sei
die zugehörigeSpektrumsabbildung.
Dann gilt für die Äquivalenz:genau dann, wenn es ein mitgibt.
Das heißt, dass die Bahnen der Operationvon auf mit den Fasernvon übereinstimmen.
Beweis
Wennist und, so ist auch,also ist
Primideale in derselben Bahn besitzen also den gleichen Bildpunkt unter der Spektrumsabbildung.
Zum Beweis der Umkehrung betrachten wir die Faser über und es sei ein Element dieser Faser, welches esnach Korollar 21.8gibt. Wir müssen zeigen, dass jedes Primideal der Faser in der Bahn durch liegt, dass es also einmitgibt. Wir nehmen an, dass dies nicht der Fall sei, und es sei ein Primideal der Faser über , das aber nicht zur Bahn durch gehört. Aus(für alle)folgt,da andernfalls die Faser im Widerspruch zuLemma Anhang 5.5nicht nulldimensional wäre.Nach Lemma 11.10 (Kommutative Algebra)ist dann auch
Sei, .Die Menge wird unter der Gruppenoperation auf sich selbst abgebildet, daher ist auch.Somit ist auch. Andererseits ist aberund,also ergibt sich der Widerspruch.
Satz
Es sei einkommutativer Ring, auf dem eineendliche Gruppe durchRingautomorphismen operiere und es sei
die zugehörigeSpektrumsabbildung.
Dann ist derQuotientder Gruppenoperation von auf .
Beweis
Die Abbildung
istnach Korollar 21.8surjektiv,so dass nach Lemma 21.9die Punkte aus den Bahnen der Gruppenoperation entsprechen. Daher ist ein mengentheoretischer Quotient.Nach Korollar 21.8 trägt dieBildtopologie,so dass es sich auch um einen topologischen Quotienten handelt.
Korollar
Es seieineGaloiserweiterungunddie zugehörige Erweiterung der Zahlbereiche.Es sei eine Primzahl und seienPrimidealeoberhalb von .
Dann sind die lokalen Ringe und und die Restekörper und zueinander isomorph.
Beweis
NachKorollar 21.3ist.Wenn und auf das gleiche Primideal in runterschneiden, so gibt es nachLemma 21.9einen Automorphismus
mit.Dazu gehört ein Isomorphismus
und ein Isomorphismus der Restekörper.
<< | Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021) | >> |
---|