Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021)/Vorlesung 12
- Der Satz von Dedekind
Korollar
Es sei ein Dedekindbereichund seien und Ideale in .
Dann gilt genau dann, wenn es ein Ideal mitgibt.
Beiist eindeutig bestimmt.
Beweis
Die Implikation „“ gilt in beliebigen kommutativen Ringen. Die andere Implikation ist richtig, wennist. Wir können also annehmen, dass die beteiligten Ideale von verschieden sind. Die Bedingung impliziert nach Lemma 11.11 (3),dassist. Somit ist
mit einem effektiven Divisor . Nach Satz 11.13übersetzt sich dies zurück zu,so dass mitdie rechte Seite erfüllt ist.
Die folgende Aussage heißt Satz von Dedekind. Sie liefert für jeden Zahlbereich auf der Idealebene einen Ersatz für die eindeutige Primfaktorzerlegung.
Satz
Es sei ein Dedekindbereichundein Idealin .
Dann gibt es eine Produktdarstellung
mit (bis auf die Reihenfolge)eindeutig bestimmten Primidealenaus und eindeutig bestimmten Exponenten, .
Beweis
Wir benutzenSatz 11.13,also die bijektive Beziehung zwischen Idealen und effektiven Divisoren. Auf der Seite der Divisoren haben wir offenbar eine eindeutige Darstellung
mit geeigneten Primidealen . Wendet man auf diese Darstellung die Abbildung an, so erhält man links das Ideal zurück. Es genügt also zu zeigen, dass der Divisor rechts auf das Ideal abgebildet wird. Dies folgt aber direkt ausSatz 11.13.
Korollar
Es sei ein Dedekindbereichund, .
Dann gibt es eine Produktdarstellung für das Hauptideal
mit (bis auf die Reihenfolge)eindeutig bestimmten Primidealenaus und eindeutig bestimmten Exponenten, .
Beweis
Dies folgt direkt aus Satz 12.2.
- Chinesischer Restsatz für Dedekindbereiche
Wir kommen zum chinesischen Restsatz für Dedekindbereiche, der den klassischen chinesischen Restsatz für ganze Zahlen wesentlich verallgemeinert. Dazu erinnern wir kurz an Produktringe und idempotente Elemente.
Definition
Es seien kommutative Ringe.Dann heißt das Produkt
versehen mit komponentenweiser Addition und Multiplikation, der Produktring der, .
Definition
Ein Element eineskommutativen Ringesheißt idempotent, wenngilt.
Die Elemente und sind trivialerweise idempotent, man nennt sie die trivialen idempotenten Elemente. In einem Produktring sind auch diejenigen Elemente, die in allen Komponenten nur den Wert oder besitzen, idempotent, also beispielsweise .
Lemma
Beweis
Der allgemeine Fall folgt aus dem Fall für,so dass wir uns darauf beschränken. Die natürliche Abbildung
hat den Durchschnitt als Kern. Dieser stimmt nachLemma 12.6mit dem Produkt überein und wir erhalten einen injektiven Ringhomomorphismus
Es ist also noch die Surjektivität nachzuweisen. Es sei dazu rechts gegeben. Es seienundmit.Dann ist ein Urbild. Dieses Element wird ja in der ersten Komponente auf
abgebildet und entsprechend in der zweiten Kompoente auf .
Satz
Es sei ein Ideal in einem Dedekindbereichmit der eindeutigen Primidealzerlegung
Dann gibt es einen natürlichenRingisomorphismus
Beweis
Da Dedekindbereiche eindimensional sind und die Primideale in der Zerlegung verschieden sind, giltfür .Dies überträgt sich direkt auf die Potenzen. Somit folgt die Aussage ausLemma 12.7.
Beispiel
Wir betrachten
mit , die beide quadratische Erweiterungen von sind und wobei der Ring der Eisenstein-Zahlenist und die Normalisierung von ist. Der Faserringzu über ist
er ist also nicht reduziert. Der Fasering zu über ist
und dies ist ein Körper mit vier Elementen. In liegt die Zerlegung in Primidealevor. In kann man hingegen das Ideal nicht als ein Produkt von Primidealen schreiben. Das einzige Primideal oberhalb von in ist . Das Quadrat davon ist aber bereits
wobei die letzte Inklusion echt ist. Der Restklassenring besitzt Elemente.
Korollar
Es sei einZahlbereichund einePrimzahl.In gelte die Idealzerlegung
Dann gilt für denFaserringüber die Produktzerlegung
Beweis
Dies folgt direkt ausSatz 12.8.
Wir formulieren explizit die beiden folgenden Spezialfälle des chinesischen Restsatzes.
Korollar
Es sei einHauptidealbereich und, , ein Element mit kanonischerPrimfaktorzerlegung
Dann gilt für denRestklassenring die kanonischeIsomorphie
Korollar
Es sei eine positive natürliche Zahl mit kanonischer Primfaktorzerlegung
(die seien also verschieden und).
Dann induzieren die kanonischen Ringhomomorphismeneinen Ringisomorphismus
Zu gegebenen ganzen Zahlen gibt es also genau eine natürliche Zahl,die die simultanen Kongruenzen
löst.
- Die Multipliktivität der Norm
Satz
Beweis
Nach dem chinesischen Restsatz für Zahlbereicheist
und somit ist
Es ist also nur noch die Aussage für eine Primidealpotenz zu zeigen. Dies geschieht durch Induktion über , wobei der Induktionsanfang klar ist. Es liegt wegeneinekurze exakte Sequenz
vor. Dabei ist
Deshalb ist
Bemerkung
Zu einemZahlbereich und einem Element, ,kann man folgendermaßen den zugehörigen Hauptdivisorbzw. die Primidealzerlegungalgorithmisch berechnen. Dabei arbeitet man im Restklassenring und man setzt voraus, dass für selbst eine Restklassendarstellung über vorliegt. Für den Restklassenring hat man dann ebenfalls eine Restklassendarstellung und man weiß, dass dieser endlich ist, also grundsätzlich algorithmisch beherrschbar ist. Das erste Problem ist, die Primideale in zu bestimmen, in denen enthalten ist, doch diese entsprechen den maximalen Idealen von (die zugehörigen Primideale in seien mit bezeichnet).Dabei liegt dann ein Produktring
vor, wobei die lokalmit Restklassenkörpersind. WegenSatz 12.8weiß man
Man kann nun in die Exponenten jeweils als die minimalen Exponenten mitbestimmen. Bei der Bestimmung der Exponenten hilft auch die Norm. NachSatz 12.13in Verbindung mitLemma 10.6ist
und aus
kann man wieder die Exponenten bestimmen.
<< | Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021) | >> |
---|