Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021)/Vorlesung 10
- Die Norm für Zahlbereiche
NachKorollar 7.11ist die Norm eines Elementes eines Zahlbereiches ganzzahlig.
Lemma
Es sei derGanzheitsringeinerendlichen Körpererweiterung.
Dann istgenau dann eineEinheit,wenn ist.
Beweis
Wenn eine Einheit ist, so istmit einemund ausder Multiplikativität der Normfolgt
woraus nachKorollar 7.11folgt. Die Umkehrung folgt ausKorollar 8.6und daraus, dass dann die Multiplikationsabbildung zu aufbijektiv ist.
Lemma
Es sei einZahlbereichvom Grad und .
Dann ist die Normvon in gleich .
Beweis
Dies ist ein Spezialfall vonLemma 8.7 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)).
- Die Norm von Idealen
Definition
Zu einemIdealin einemZahlbereich heißt die(endliche)Anzahl des Restklassenringes die Norm von . Sie wird mit
bezeichnet.
Beispiel
Zu einem von verschiedenen Idealmitist dieNormeinfach gleich , da ja derRestklassenring genau Elemente besitzt.
Lemma
Es seieinIdealin einemZahlbereich.
Dann ist.
Beweis
Wir betrachten die Abbildung
Der Ring rechts hat nach Definition Elemente. Deshalb gehört diese Zahl zum Kern der Gesamtabbildung.
Die Norm eines Ideals berechnet man am besten, indem man nach und nach den Restklassenring vereinfacht. Ein entscheidender Schritt ist dabei, eine ganze Zahlin dem Ideal zu finden, da man dann über dem endlichen Ring arbeiten und weiter vereinfachen kann. Dieses Verfahren hilft aufgrund der folgenden Aussage auch bei der Berechnung der Norm von Elementen.
Lemma
Es sei einZahlbereichund, .
Dann ist der Betrag derNormvon gleich derNormdes Hauptideals .
Beweis
Das Hauptideal ist das Bild des injektiven Gruppenhomomorphismus
Dieser wird unter einer Identifizierung(also der Wahl einerGanzheitsbasisvon )durch die zu gehörende Multiplikationsmatrix beschrieben. Es liegt insgesamt dias kommutative Diagramm
mit vertikalen Isomorpien vor. Die Determinante von ist die Norm von , und die Anzahl der Elemente in der Restklassengruppe ist die Norm des Hauptideals. Daher folgt die Aussage ausSatz Anhang 7.1.
Beispiel
Wir betrachten imquadratischen Zahlbereich zudasIdeal
Wir behaupten, dass es kein Hauptideal ist und verwenden dabei, dass dieNormdieses Ideals gleich ist. Wäre nämlichmit einem,so müsste nach[[Zahlentheorie/Quadratischer Zahlbereich/Norm/Element und Hauptideal/Fakt|Lemma 10.6]]auch
gelten. Allerdings ist die Norm vongleichund dies kann nicht gleich sein.
Die Normhat die Eigenschaft, dass oberhalb von nur Einheiten liegen. Auch für die Elemente aus , deren Norm gleich einer fixierten ganzen Zahl ist, gibt es eine wichtige Gesetzmäßigkeit.
Lemma
Es sei derGanzheitsringeinerendlichen Körpererweiterungund sei.
Dann gibt es endlich viele Elementederart, dass jedesmitzu einem der assoziiertist.
Beweis
Der Restklassenring ist endlich nachLemma 10.2undLemma 10.6.Wir behaupten, dass Elemente aus der gleichen Nebenklasse zu , die beide die Norm besitzen, zueinander assoziiert sind(für die wählen wir zu jeder Nebenklasse von einen Repräsentanten mit Norm aus, falls es überhaupt ein solches Element gibt).Es seien dazu mit
und mit. Dann ist in
und dies gehört zu , da nachKorollar 10.8zu gehört. Dies gilt auch, wenn man die Rollen von und vertauscht. Also teilen sich und gegenseitig und sind daher assoziiert.
- Diskrete Bewertungsringe
Definition
Ein diskreter Bewertungsring ist einHauptidealbereichmit der Eigenschaft, dass es bis auf Assoziiertheitgenau einPrimelementin gibt.
Einen Erzeuger des maximalen Ideals in einem diskreten Bewertungsring nennt man auch eine Ortsuniformisierende. Wir wollen zeigen, dass zu einem Zahlbereich die Lokalisierung an einem jeden maximalen Ideal ein diskreter Bewertungsring ist.
Lemma
Eindiskreter Bewertungsringist
ein lokaler, noetherscherHauptidealbereichmit genau zwei Primidealen,nämlich und dem maximalen Ideal.
Beweis
Ein diskreter Bewertungsring ist kein Körper. In einem Hauptidealbereich, der kein Körper ist, wird jedes maximale Ideal von einen Primelement erzeugt, und die Primerzeuger zu verschiedenen maximalen Idealen können nicht assoziiert sein. Also gibt es genau ein maximales Ideal. NachSatz 9.18 ist ein Hauptidealbereich insbesondere ein Dedekindbereich, so dass es als weiteres Primideal nur noch das Nullideal gibt.
Beispiel
Es sei einKörper, der Polynomringunddie Lokalisierungammaximalen Ideal.Dann ist ein diskreter Bewertungsring.Die beiden einzigen Primidealevon sind,und einHauptidealbereichliegt vor, da ja ein Hauptidealbereich ist. Da es nur ein maximales Ideal gibt, kann es bis auf Assoziiertheitauch nur ein Primelement geben, nämlich .
Beispiel
Es sei einePrimzahlund seidie Lokalisierungammaximalen Ideal.Dann ist ein diskreter Bewertungsring.Die beiden einzigen Primidealevon sind,und einHauptidealbereichliegt vor, da ja ein Hauptidealbereich ist. Da es nur ein maximales Ideal gibt, kann es bis auf Assoziiertheitauch nur ein Primelement geben, nämlich .
Definition
Zu einem Element , in einemdiskreten BewertungsringmitPrimelement heißt die Zahl mit der Eigenschaft,wobei eineEinheitbezeichnet, die Ordnung von . Sie wird mit bezeichnet.
Die Ordnung ist also nichts anderes als der Exponent zum(bis auf Assoziiertheit)einzigen Primelement in der Primfaktorzerlegung. Sie hat folgende Eigenschaften.
Lemma
Es sei ein diskreter Bewertungsringmit maximalem Ideal.
Dann hat die Ordnung
folgende Eigenschaften.
- .
- .
- Es istgenau dann, wenn ist.
- Es istgenau dann, wenn ist.
Beweis
Wir wollen eine wichtige Charakterisierung für diskrete Bewertungsringe beweisen, die insbesondere beinhaltet, dass ein normaler lokaler Integritätsbereich mit genau zwei Primidealen bereits ein diskreter Bewertungsring ist. Dazu benötigen wir einige Vorbereitungen.
Lemma
Es sei ein noetherscherlokaler kommutativer Ring.Es sei vorausgesetzt, dass das maximale Ideal das einzige Primidealvon ist.
Dann gibt es einen Exponentenmit
Beweis
Wir behaupten zunächst, dass jedes Element in eine Einheitoder nilpotentist. Es sei hierzukeine Einheit. Dann ist. Angenommen, ist nicht nilpotent. Dann gibt es nachLemma 3.9ein Primideal in mit.Damit ergibt sich der Widerspruch.
Es ist also jedes Element im maximalen Ideal nilpotent. Insbesondere gibt es für ein endliches Erzeugendensystem von eine natürliche Zahl mit für alle . Sei.Dann ist ein beliebiges Element aus von der Gestalt
Ausmultiplizieren ergibt eine Linearkombination mit Monomen und , so dass ein mit einem Exponenten vorkommt. Daher ist das Produkt .
Satz
Es sei ein noetherscher lokaler Integritätsbereichmit der Eigenschaft, dass es genau zwei Primideale gibt. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
- ist ein diskreter Bewertungsring.
- ist ein Hauptidealbereich.
- ist faktoriell.
- istnormal.
- ist ein Hauptideal.
Beweis
folgt direkt aus derDefinition 10.10.
folgt ausSatz 2.19.
folgt ausSatz 6.12.
. Es sei , . Dann ist ein noetherscher lokaler Ring mit nur einem Primideal(nämlich).Daher gibt es nachLemma 10.16einmit.Zurückübersetzt nach heißt das, dassgilt. Wir wählen minimal mit den Eigenschaften
Wähle mit und betrachte
(es ist).Das Inverse, also,gehört nicht zu , sonst wäre.Da nach Voraussetzung normal ist, ist auch nichtganzüber . Nach dem ModulkriteriumLemma 6.7für die Ganzheit gilt insbesondere für das maximale Idealdie Beziehung
ist. Nach Wahl von ist aber auch
Daher ist ein Ideal in , das nicht im maximalen Ideal enthalten ist. Also ist . Das heißt einerseits und andererseits gilt für ein beliebigesdie Beziehung,also,alsound somit.
. Sei.Dann ist ein Primelement und zwar bis auf Assoziiertheit das einzige. Es sei , keine Einheit. Dann ist und daher.Dann ist eine Einheit oder.Im zweiten Fall ist wiederund.
Wir behaupten, dass manmit einemund einer Einheit schreiben kann. Andernfalls könnte manmit beliebig großem schreiben. NachLemma 10.16gibt es einmit. Beiergibt sichund der Widerspruch.
Es lässt sich also jede Nichteinheit als Produkt einer Potenz des Primelements mit einer Einheit schreiben. Insbesondere ist faktoriell. Für ein beliebiges Idealistmit Einheiten . Dann sieht man leicht, dassist mit.
Korollar
Beweis
Die Lokalisierung ist lokal nachSatz 4.15,so dass es lediglich die beidenPrimideale und gibt. Ferner ist noethersch. Da normalist, ist nachLemma 6.15auch die Lokalisierung normal. WegenSatz 10.17ist ein diskreter Bewertungsring.
Bemerkung
Korollar 10.18besagt in Verbindung mitSatz 10.17,dass wenn man bei einem Dedekindbereich und spezieller einem Zahlbereich zur Lokalisierung an einem maximalen Ideal übergeht, dass dort die eindeutige Primfaktorzerlegung gilt.
Korollar
Es sei einDedekindbereich.
Dann ist der Durchschnitt vondiskreten Bewertungsringen.
Beweis
NachSatz 4.16ist
wobei durch alle maximalen Ideale von läuft. NachKorollar 10.18sind die beteiligten Lokalisierungen allesamt diskrete Bewertungsringe.
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